7hyrael schrieb:
Ich gebe dir da recht, der Populismus ist ein großes Problem, der in sich selbst ein Extrem darstellt:
Leider bedienen die Parteien der Mitte das gegenteilige extrem: Sie reden viel aber nie über Dinge die irgend wen von der Bevölkerung groß interessieren und/oder betreffen.
Naja. Die großen Aufregerthemen der Bevölkerung sind aber auch oft auf falschen Fakten aufgebaut oder zumindest heillos übertrieben.
Die echten Probleme, mit denen sich seriöse Politik beschäftigen muss, sind hingegen meist langweilig und bürokratisch. (Was nicht heißt, dass sie nicht gewaltige Auswirkungen auf unser Leben haben.)
Hinzu kommt, dass eine gemäßigte Partei mit Fake News-Themen naturgemäß nicht wirklich umgehen kann. Zählt sie die ganzen, langweiligen Fakten auf, die sie entkräften, dann wird ihr von den hysterischen, aufgeputschten Massen sofort Verschwörung und Vertuschung vorgeworfen. Die glauben nur, was sie glauben wollen.
Verschwörungstheoretiker und Menschen mit extremistischem Weltbild werden sich niemals durch sachliche Argumentation umstimmen lassen.
Was kann so eine seriöse Partei also tun, außer die "gefühlten" Probleme links liegen zu lassen? Soll sie sich Fake News selbst zu eigen machen? Soll man wie die Populisten unbegründete Ängste befördern und Vorurteile bedienen?
Tatsächlich erliegen die vermeitlich regierungsfähigen Volksparteien viel zu oft der Versuchung "die Sorgen der Menschen ernst zu nehmen", oder anders gesagt, selbst in populistischen Gewässern zu fischen. Man kann ja nicht zusehen, wie die Wähler nach links oder rechts abhauen...
Ehrlich gesagt, fällt mir auch nicht wirklich viel ein, wie man damit umgehen sollte.
Ich hatte meine Hoffnungen damals auf die Piraten gesetzt, die immerhin eine Methodik der transparenten, ideologiefreien,"wissenschaftlich/technischen" Meinungsbildung hatten, die mich als Ingenieur sehr anspricht. Es ging um Fakten und praktikable Lösungen.
Das "Traue keinem Plakat"-Plakat war die beste Wahlwerbung aller Zeiten und dass die Piraten ohne "sympatisch lächelnde Persönlichkeiten", nur mit Themen auskamen, hat mir besonders gefallen. Aber das war halt auch nicht das, was die aufgeregten Massen haben wollten.
Ich wähle die Piraten noch immer, trotz der hoffnungslosen Ergebnisse (und teilweise komischen Vögel, die als einzige in der gescheiterten Partei verblieben sind, nachdem die anderen enttäuscht hingeschmissen haben). Was besseres steht im Augenblick einfach nicht auf dem Wahlzettel.
Ich würde mir eine technokratische "Partei der Vernunft" wünschen. Aber hätte sowas eine Chance in unserer heutigen, einerseits sensationslüsternden, andererseits gleichgültigen Gesellschaft?