Wie allgemein bekannt sein sollte, ist Südkorea ebenso wie Japan oder Indien eine staatlich gelenkte Planwirtschaft, die im Falle Südkoreas von einer Handvoll Familien, den Chaebol (Jaebol), geführt wird, die auch für den staatlich gelenkten Aufbau der Großkonzerne, den heutigen Mischkonzernen, verantwortlich sind.
Korruption und Vetternwirtschaft sind dabei natürlich ständige Begleiter dieser Planwirtschaften, von daher wundert eher das Ausmaß und nicht die Ereignis als solches.
Wer sich nur ein wenig mit der Südkoreanischen Geschichte auskennt, dem ist dies alles nichts Neues, den anderen gerne zur Erinnerung und Auffrischung:
„Einzelne Konzerne bilden Basis für Erfolg
Ausgerechnet ein Militärdiktator hat die Samen für die Früchte gesät, die Südkorea erntet: General Park Chun-hee eroberte die Macht 1961 mit einem Putsch, regierte das Land bis 1979 mit brutaler Unterdrückung und setzte auf Wohlstand durch Export. Er förderte handverlesene, loyale Familienunternehmen, die bis heute in Industriekonglomeraten die Wirtschaft des Landes beherrschen. Diktator Park glaubte an den Staat und nicht an den Markt. Südkorea folgte einer Planwirtschaft nach japanischem Vorbild: Der Staat bestimmt, welche Industrien er fördert, und schützt die heimischen Unternehmen vor Wettbewerb.
Nur einige wenige Großkonzerne bilden die Basis des wirtschaftlichen Erfolgs, die bis heute von den Gründerfamilien aus der Park-Ära kontrolliert werden. Die 60 großen Konglomerate des Landes, auf koreanisch Chaebol - „reiche Clans“ - genannt, erwirtschaften mehr als zwei Drittel des südkoreanischen Bruttoinlandsprodukts, beschäftigen aber nur ein Zwanzigstel der Erwerbstätigen.
Doch die Chaebol, von denen Samsung und Hyundai wohl die im Westen bekanntesten sind, garantieren bis heute den wirtschaftlichen Aufstieg Südkoreas. (…)
Als Produkte eines Staatskapitalismus, wie er liberalen Ökonomen ein Greuel sein muss, haben Politik und ehrgeizige Unternehmer diese wenigen Unternehmen zu internationalen Konzernen gemacht, die heute vom Schiffbau bis zu Smartphones die Weltmärkte beherrschen. Immer wieder schaltete die Politik bei diesem Höhenflug den Wettbewerb aus. (…)
Geballte politische Macht
Doch dass der südkoreanische Erfolg gewaltige Schatten wirft, sehen die Südkoreaner immer mehr. In den Chaebols ballen sich riesige politische Macht und immenser Reichtum. Diese Wirtschaftselite tut alles, um Wettbewerb auf dem Heimatmarkt zu verhindern. Je mehr die mächtigen Familien sich in Branchen wie Bäckereien und Mode engagieren, desto schwieriger wird die Lage für die kleinen Unternehmen. Dem Erfolg der Konzerne stehen eine schwache Binnennachfrage und eine hohe private Verschuldung gegenüber.
Es fehlt soziale Gerechtigkeit
Als Park Geun-hye im Dezember zur neuen Präsidentin gewählt wurde, spielte im Wahlkampf die „Demokratisierung der Wirtschaft“ eine zentrale Rolle. Park Geun-hye ist die Tochter des einstigen Diktators Park und soll nun die Macht der Unternehmerdynastien beschneiden.
„Die Menschen sagen, dass dieses Land und seine Wirtschaft gewachsen ist, dass ihr Leben aber nicht besser geworden und ihr Glück nicht gewachsen ist“, sagte sie nach ihrer Wahl. Doch Park wird es kaum wagen, den Einfluss der Konzerne gesetzlich zu beschränken. Ob sie es schafft, die wachsenden sozialen Spannungen einzudämmen und gleichzeitig die wirtschaftliche Dynamik zu erhalten, wird darüber entscheiden, wie weit Südkorea wirklich zum Vorbild taugt.“ (1)
Südkoreakenner wissen, soviel kann ich verraten, daß sie es natürlich nicht geschafft hat.
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(1)
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/suedkorea-vorbild-mit-schattenseiten-12023836.html