"Fitna" von Geert Wilders – Motivation und Wirkung

keshkau

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Im November 2004 wurde der Regisseur Theo van Gogh in Amsterdam ermordet, nachdem er in seinem Film „Submission“ die Unterdrückung der Frau durch den Islam thematisiert hatte.

Jetzt erhält der niederländische Politiker Geert Wilders Morddrohungen. Bereits die bloße Ankündigung seines islamkritischen Kurzfilms „Fitna“ löste heftige Kontroversen aus, obwohl zu diesem Zeitpunkt niemand den Inhalt kannte und es nicht einmal sicher war, ob das Projekt überhaupt existierte.

Der Film kann online gesehen werden, beispielsweise (nach Anmeldung) bei YouTube.

http://de.wikipedia.org/wiki/Fitna_(Film)
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,544263,00.html
http://www.tagesspiegel.de/politik/international/Geert-Wilders;art123,2503262
http://www.netzeitung.de/internet/952818.html

Der Film ist stark polarisierend und meiner Meinung nach wenig hilfreich, das Verhältnis von Muslimen und Nicht-Muslimen in Europa zu verbessern. Besonders tragisch ist die einseitige Darstellung, weil der Film zu keinem Zeitpunkt zwischen dem Islam als Religion und dem politisch motivierten Islamismus unterscheidet.

Ist der Film notwendig, überflüssig, dumm, verheerend, aufrüttelnd, verblendend oder hilfreich? Wer profitiert von dem Film? Wer nimmt Schaden?
 
Zuletzt bearbeitet:
Sicher ist es notwendig, dass eine Diskussion angestoßen wird. Ich bin auch dafür, dass man in einer derartigen Diskussion die Religion nicht mit Samthandschuhen anfassen sollte.

Die "islamische Welt" muss früher oder später notgegrungen den Prozess vollziehen, der in der christlichen Welt schon lange statt gefunden hat. Auch kann man durchaus hinterfragen ob von der Religion als solches vielleicht wirklich Gefahren ausgehen bzw. ob es in dieser Religion ein schlummerndes Gewaltpotential gibt (was nicht bedeuten soll, dass jeder Anhänger der Religion gleich zum Gewalttäter wird).

Doch wenn ein holländischer Rechtspopulist eine sachliche Diskussion anregen will, indem er Koran Verse zitiert, dann passt irgendwas nicht. Ich glaube kaum, dass sich Wilders wirklich mit den Inhalten des Koran und dessen Interpretation befasst hat. Und somit ist dies Verhalten eben so als würde ein Moslem eine Diskussion zum Christentum mit der Unterstellung (zumindest versuchen derartiges zu suggerieren) beginnen, dass jeder Christ an "Auge um Auge, Zahn um Zahn" glauben würde ...
 
Ich bin gerade nicht wirklich auf dem Laufenden was diese generelle Debatte um diese Filme, Comics oder sonstwas angeht, aber zwei Dinge wollte ich nur kurz anmerken:

1) "Besonders tragisch ist die einseitige Darstellung, weil der Film zu keinem Zeitpunkt zwischen dem Islam als Religion und dem politisch motivierten Islamismus unterscheidet."

Es gibt massig Leute, die diese Unterscheidung nicht vornehmen weil es sie ihrer Meinung nach gar nicht gibt. Für sie ist der politisch motivierte Islamismus in den entsprechenden Suren bereits "angelegt".


2) "Die "islamische Welt" muss früher oder später notgegrungen den Prozess vollziehen, der in der christlichen Welt schon lange statt gefunden hat."

Vorsicht, das würde ich nicht so schnell behaupten. Das Christentum hat doch zb schon mal eine komplett andere Kulturschiene durchlaufen, ganz andere Werte, Bräuche etc. gehabt. Ob man die Entwicklung des Abendlandes quasi einmal auf die arabische Welt übertragen und annehmen bzw. voraussetzen kann, da wäre ich mir nicht sooo sicher.
 
Adam_Smith schrieb:
Doch wenn ein holländischer Rechtspopulist eine sachliche Diskussion anregen will, indem er Koran Verse zitiert, dann passt irgendwas nicht. Ich glaube kaum, dass sich Wilders wirklich mit den Inhalten des Koran und dessen Interpretation befasst hat.

Ganz im Gegenteil. Er hat sich sehr wohl mit dem Koran befaßt. Man muß nicht seiner Meinung sein, aber der Vorwurf der "Nichtauseinandersetzung" ist dann doch zu einfach.

Wie stellst du dir eine "Auseinandersetzung" überhaupt vor? Ich wage zu behaupten, daß sich viele Gottesstaaten nicht mit dem Koran auseinadndergesetzt haben, denn die Scharia ist nirgendwo im Koran festgehalten. Dennoch wird in vielen Nationen dieser dieser Welt dieses absolut brutale, veraltete und ungerechte Gesetzbuch angewandt.

Nein, dein Einwand ist mit viel zu einfach. Ein Mann, der so einen Film dreht hat sich sehr wohl mit dem Koran "auseinandergesetzt", ob dir seine Meinung paßt oder icht, ist eine andere Frage.

Und somit ist dies Verhalten eben so als würde ein Moslem eine Diskussion zum Christentum mit der Unterstellung (zumindest versuchen derartiges zu suggerieren) beginnen, dass jeder Christ an "Auge um Auge, Zahn um Zahn" glauben würde ...

"Auge um Auge, Zahn um Zahn" ist ein alttestamentarisches Gebot, dem die Juden folgen (heute noch!), nicht aber die Christen. Fast alle Moslems wissen das.

Und selbst wenn Moslems das behaupten würden: GLaubst du wirklich, daß sich unter Christen eine Protestwelle, die den Kopf des Autors fordert, bereitmachen würde?

Wilders Film zeigt doch nur, wie fanatisch viele der Moslems sind. SIcherlich gibt es auch fanatische Christen aber cum generis sind diese doch eher die Ausnahme.
 
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Zum Spiegel-Link: Henryk M. Broder ist einer der Menschen die von solchen Filmen profitieren. Er kanalisiert diese "eigentlich hat der Filmemacher ja recht"-Stimmung in eine Rechtfertigung, warum der Mann eigentlich ein missverstandener Held ist. Denn er sagt ja nur die Wahrheit. Und selbstverständlich ist Wahrheit auch, wenn man alle anderen Fakten weglässt und Dinge solange durcheinander wirft, bis ein völlig verzerrtes Bild dabei rauskommt. Wenn man dies zum Maßstab nimmt dann muss man alle anderen Verschwörungsfilme auf YouTube auch als "eine brachiale Aufforderung, die Wirklichkeit wenigstens zur Kenntnis zu nehmen" sehen. Öl ins Feuer gießen, als Mittel zum Kulturkampf.

Seine Kolumnen zum Thema könnten ebenso gut auf politicallyincorrect erscheinen...

Das sich das selbe Konzept auf Seiten der Islamisten ebenso wiederfindet, auf Provokation mit Eskalation zu antworten, macht die Sache nicht besser. Denn somit geben sie dem Zerrbild eben auch den Teil Authentizität, auf den Wilders baut. Aber Islamismus und Terrorismus sind ein Problem, was man nicht mit gleichen Mitteln bekämpfen kann. Die Hintergründe will man aber erst gar nicht wissen. Ein Mensch sprengt sich nicht einfach so in die Luft, sonst würden es die Anführer ja auch machen. Alleine der Glaube macht es nicht. Und Glaube alleine macht keine Kultur, sonst wäre die Problematik auch vor 30 Jahren schon vorhanden gewesen, als der Islam als friedfertigerer, gerechterer und befreiender Glaube galt.

Dass die Proteste z.b. über die Mohammed-Karikaturen nämlich durchaus gelenkt waren und hier ja auch vorallem machtpolitische Dinge eine Rolle spielen, dass interessiert den Westen überhaupt nicht. Und so wie früher jeder Linke potentieller Terrorist war, so ist es nun mal auch jeder Moslem. Gerade auch das Recht auf Unterschiede, die man als westliches Kulturgut so gerne hochhält, verschwimmen in dem Populismus solcher Kulturkämpfer wie Broders und Wilders.
 
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HappyMutant schrieb:
Wenn man dies zum Maßstab nimmt dann muss man alle Verschwörungsfilme auch als "eine brachiale Aufforderung, die Wirklichkeit wenigstens zur Kenntnis zu nehmen" sehen.

EIn schöner Satz. Ich finde, manche "Verschwörungstheorien" (und die, die als solcher diskredieiert werden) sollten uns zumindest zum Nachdenken anregen. Und das meine ich ganz ernst.
Letzendlich ist unsere westliche Welt nichts weiter als ein Konglomerat von 1 Mrd Menschen, die von vielleicht 1000 Menschen gesteuert wird. Der "Gemeine Bürger" hat doch soweiso nichst zu melden.

In diesem Sinne also....
 
Ja wenn es Broder denn so meine würde. Aus seiner Kolumne schließe ich aber nicht die Aufforderung zum Nachdenken, sondern die Aufforderung diesen Film als Wahrheit anzuerkennen. Und da wird es halt schon ziemlich knapp. Auch durch Auslassungen kann man Wahrheit fundamental verfälschen. Aber an der Wahrheit dieses Zusammenschnitts zweifelt man erst gar nicht.

Und so ist es auch mit den Verschwörungstheorien. Man nimmt sie nicht als den Anfang eines Zweifels, sondern als Endprodukt eines Prozesses. Bloß weil jemand so ein hübsches Filmchen zusammen geschnitten hat. Da kann aber Wilders noch was lernen bei YouTube. Auch von islamistischer Seite.
 
Das Problem an der Sache ist, unabhängig davon ob man sich über diesen Film beschwert (ich habe ihn nicht gesehen, nur die Tagesschau-Meldungen dazu), ist die Sache wie.
Wenn in diesem Film der Koran oder der Islam oder was auch immer kritisiert wird, und die Muslime (Moslems/Muslime? Was ist sprachlich richtig?) als fast allesamt gewaltbereit und radikal angeprangert werden, ist es nicht gerade förderlich zu einer Widerlegung, wenn eben jene dann auf die Straße gehen und antiwestliche Hassparolen publizieren, Autos, Flaggen, etc anzünden, sprich einen wütenden Mob darstellen (unabhängig der emotionalen Aufladung).
Es wäre doch weitaus klüger, sich sachlich damit auseinander zu setzen als das Vorurteil zu bestätigen, immer wieder aufs neue (siehe Mohammed-Karrikaturen und Dänemarkflagge, als ob eine Zeitung bzw. der/die Autoren Dänemark darstellen würden.)
 
HappyMutant schrieb:
Bloß weil jemand so ein hübsches Filmchen zusammen geschnitten hat. Da kann aber Wilders noch was lernen bei YouTube. Auch von islamistischer Seite.


Und die Islamisten könnten endlich endlich auch mal was lernen: Nämlich nicht noch weiteren Zünsdtoff zu liefern und mal gelassen über Mohammed Karrikaturen und Kritiker wegzublicken. Es *muß* möglich sein, Islam-Kritik zu üben, es muß möglich sein Bücher wie die von Salman Rushdie zu schreiben und es muß auch möglich sein, Filme zu drehen, ohne daß gleich zum Jihad aufgerufen wird.
 
In der öffentlichen Debatte rund um islamisch geprägte Themen stelle ich immer wieder eine Gleichmacherei fest, die keiner objektiven Prüfung standhält. Genau diese Kritik muss sich auch Geert Wilders gefallen lassen.

Schauen wir zum Beispiel auf die Situation in Deutschland. Ein Großteil der hier lebenden Muslime stammt aus der Türkei. Viele von ihnen sind Aleviten. Ihr humanistisch geprägter Glaube stellt das Verhältnis zu den Mitmenschen in den Vordergrund. „Die Frage nach dem Tod und den Jenseitsvorstellungen ist demgegenüber für sie nebensächlich.“ (Wikipedia). Aufgrund ihrer Geisteshaltung werden sie von vielen sunnitischen Gelehrten nicht einmal als Muslime betrachtet. Dieses Beispiel zeigt, dass man die Menschen keinesfalls alle in einen Topf werfen darf.

Wir sollten auch nicht so tun, als seien alle Muslime streng gläubig. Tatsächlich verhält es sich wohl eher wie bei den meisten Christen, die zwar getauft sind, aber sich im Alltag nicht allzu viel aus ihrer Religion machen.

Es wird von niemandem bestritten, dass die zitierten Textstellen genau so im Koran stehen. Aber man muss zugleich den historischen Zusammenhang sehen und die Tatsache, dass es zugleich ganz andere Koranverse gibt, die zum friedlichen Miteinander aufrufen.

Die Fundamentalisten lassen nur diejenigen Koranverse gelten, die zu ihrem Weltbild passen. Alles andere wird verdrängt. Diese Textstellen werden anschließend so ausgelegt, wie man es gerade braucht. Aber das ist nicht die religiöse Praxis der überwiegenden Mehrheit der Muslime, sondern das „Hobby“ einer kleinen Schar vernebelter Geistlichen, die leider zu viel Einfluss haben.

Genau das ist das Problem des Films „Fitna“. Er beleuchtet einseitig eine fanatische Minderheit, vor der sich die friedlichen Muslime in Europa ebenso fürchten wie die dadurch bedrohten Christen. Die Muslime, die am 11. September 2001 im World Trade Center arbeiteten, dürften wohl eher gegen ihren Willen zu „Märtyrern“ gemacht worden sein.

Geert Wilders stört das nicht weiter. Er setzt jedes Kopftuch mit einem kulturellen Dschihad gleich. Doch seine undifferenzierte Kritik macht ihn angreifbar und unglaubwürdig. Seine islamistischen Gegner kann er nicht beeindrucken, das weiß er. Die Muslime in Europa fühlen sich auch nicht angesprochen, weil sie keine Terroristen, sondern höchstens potenzielle Opfer sind. Und die Christen machen hoffentlich nicht den Fehler, den Unterschied zwischen Wilders‘ Sichtweise und ihrer selbst erlebten Realität im Umgang mit Muslimen aus den Augen zu verlieren.


Bei allem Zorn, der sich jetzt über Geert Wilders zusammenbraut, sollten wir nicht vergessen, dass die stark säkularisierte Welt ein Phänomen Westeuropas ist. Ich kenne keinen anderen Kontinent, in dem die Rolle der Kirche (in der Politik) so massiv zurückgedrängt wurde wie bei uns. Gotteslästerung zum Beispiel ist keine große Sache mehr, über die man sich in Deutschland ernsthaft Gedanken machen müsste. In anderen Ländern außerhalb Westeuropas sieht das bis zum heutigen Tag noch ganz anders aus. Und damit meine ich nicht nur muslimische Staaten.

Wenn jemand in dieser Weise über den Koran oder über die Bibel herzieht, dann ist ihm massiver Widerspruch gewiss. Man stelle sich einen vergleichbar bibelkritischen Film vor, der in den USA läuft [Zitate wie „Auge und Auge“ zusammen mit Bildern von Luftangriffen auf Bagdad]. Die 20 Millionen Anhänger des Evangelikalismus in den USA (und viele andere) würden auch toben.
 
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Schön geschrieben keshkau.

Ich denke, dass die säkularisierte Gesellschaft durchaus etwas ist, was wir uns erhalten sollten. Aber genau deswegen finde ich eben auch, dass wir uns tunlichst von jedem Fundamentalismus fern halten sollten. Aber eben auch von fundamentaler Kritik an Andersgläubigen. Wilders macht aber genau das, er schürt die Angst vor dem Islam. Dabei differenziert er mit keiner einzigen Silbe und mit keinem einzigen Wort seines Beitrages.

Man stelle sich vor, heute würde jemand in Deutschland einen derartigen Film über das Judentum veröffentlichen. "Auge um Auge, Zahn um Zahn" zitieren und nebenbei die Bilder der Bombenangriffe auf Palästina. Ein Aufschrei würde durch das Land gehen und all die jüdischen Interessenverbände würden, vollkommen zu recht, lauthals gegen einen solchen Film protestieren. Dass dabei vermutlich nur vereinzelt deutsche Flaggen brennen würden, bzw. diese Sicht in Deutschland kaum gezeigt werden würde, liegt wohl vor allem daran, dass die radikalen Juden, welche es zweifelsohne ja gibt, keinen besonderen Einfluss, und auch kein Medieninteresse genießen.

Natan schrieb:
Ganz im Gegenteil. Er hat sich sehr wohl mit dem Koran befaßt. Man muß nicht seiner Meinung sein, aber der Vorwurf der "Nichtauseinandersetzung" ist dann doch zu einfach.

Wie stellst du dir eine "Auseinandersetzung" überhaupt vor? Ich wage zu behaupten, daß sich viele Gottesstaaten nicht mit dem Koran auseinadndergesetzt haben, denn die Scharia ist nirgendwo im Koran festgehalten. Dennoch wird in vielen Nationen dieser dieser Welt dieses absolut brutale, veraltete und ungerechte Gesetzbuch angewandt.

Ich hättte es anders ausdrücken müssen.

Er hat sich nicht differenziert mit dem Koran befasst. Denn hätte er dies getan, dann würde er eben nicht nur die Stellen des Koran zitieren in denen zum Krieg gegen die Ungläubigen aufgerufen wird. Er müsste ebenso jene Stellen zitieren in denen Nächstenliebe und Respekt vor den Mitmenschen gepredigt werden.

Und genau dies ist dann auch eine "Außeinandersetzung" mit dem Koran. Zu hinterfragen welche Wiedersprüche es in diesem Buch gibt und sich darüber Gedanken machen wie man diese Schrift (unter Beachtung anderer Faktoren) interpretieren kann / sollte.

Natan schrieb:
Und selbst wenn Moslems das behaupten würden: GLaubst du wirklich, daß sich unter Christen eine Protestwelle, die den Kopf des Autors fordert, bereitmachen würde?

Wilders Film zeigt doch nur, wie fanatisch viele der Moslems sind. SIcherlich gibt es auch fanatische Christen aber cum generis sind diese doch eher die Ausnahme.

Es fällt uns Einwohnern Westeuropas immer so leicht über die Protestwellen der moslemischen Erdbevölkerung zu erzürnen und zu behaupten, dass Christen etwas derartiges nie machen würden.

Ich erinnere dich an das Mittelalter. Als ein Martin Luther den Ablasshandel und das Verhalten des Papstes angeprangert hat (was unter beachtung der christlichen Lehre durchaus angebracht war) stand er deswegen vor der Inquisition. Nur weil die deutschen Kurfürsten (allen voran der Sächsische Kurfürst) den deutschen Kaiser unter Druck setzten ist Luther mit dem Leben davon gekommen. Sein engster Gefährte hatte unterdes nicht dieses Glück ist ist auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden.

Man denke an Gallileo. Hätte er nicht wiederrufen, so wäre er hingerichtet worden und dies nur, weil er mit seiner wissenschaftlichen Arbeit das Weltbild der Kirche zerstörte.

Während dieser Zeiten war das Volk zu einem großen Teil an der "Hexenjagd" beteiligt und half freudig mit die Feuer der Scheiterhaufen zu schüren.

Es fällt uns immer so leicht diese Zeit auszublenden ...

Alles was man der Islamischen Welt vorwerfen kann ist, dass sie länger braucht um dieses hohe Maß an Aufgeklärtheit zu erreichen wie wir es geschafft haben. Was wenn die Moslems schneller gewesen wären, und wir jetzt an ihrer Stelle wären?
 
Adam_Smith schrieb:
Er hat sich nicht differenziert mit dem Koran befasst. Denn hätte er dies getan, dann würde er eben nicht nur die Stellen des Koran zitieren in denen zum Krieg gegen die Ungläubigen aufgerufen wird. Er müsste ebenso jene Stellen zitieren in denen Nächstenliebe und Respekt vor den Mitmenschen gepredigt werden.

Diese Stellen des Korans sind den fanatischen Moslems wohl auch gänzlich unbekannt oder werden einfach ignoriert. Insofern hat der Mann Recht.

Es fällt uns Einwohnern Westeuropas immer so leicht über die Protestwellen der moslemischen Erdbevölkerung zu erzürnen und zu behaupten, dass Christen etwas derartiges nie machen würden.

Ich erinnere dich an das Mittelalter. Als ein Martin Luther den Ablasshandel und das Verhalten des Papstes angeprangert hat (was unter beachtung der christlichen Lehre durchaus angebracht war) stand er deswegen vor der Inquisition.

Nunja, wir sind aber nicht mehrim Mittelalter und den Moslems fehlt ein Martin Luther. Übrigens war Luther - anders als volkstümlich angenommen - keinesweges derart in Gefahr.

Es fällt uns immer so leicht diese Zeit auszublenden ...

Nein, diese Zeit gab es, aber wir leben im 21. Jahrhundert.
 
Natan, was vertrittst du eigentlich gerade für eine Ansicht/Meinung? Ich werde aus deinen manchmal recht lapidaren Beiträgen nicht so schlau.
 
@ th3o:

Ist das nicht hinreichend deutlich, ich habe es in einem meiner vorigen Beiträge sehr offen gesagt:

Ich finde, daß Beiträge wie der von Wilders möglich sein müssen. Ich finde, daß Bücher wie die von Salman Rushdie möglich sein müssen. Und ich finde, daß Mohammed-Karrikaturen möglich sein müssen.

Solange eine Horde (es sind ja nicht nur einzelne, sondern schon eine große Menge) an fanataischen Moslems den Kopf von Kritikern fordern und die Scharia glorifizieren, solange haben Populisten wie Wilders leider zumindest teilweise Recht.

Es stände den Moslems gut zu Gesicht, diese Geschichten gelassen und wie Menschen des 21. Jahrhunderts hinzunehmen, dann entstehen solche Kommentare erst gar nicht: Es gäbe keinen Anlaß.

Aber die brutale Ausübung der Scharia und fanatische Moslem-Massen, die die hetzenden und kämpferischen Parolen des Korans über alles loben, sind nunmal leider keine Einzelfälle.
 
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Natan schrieb:
Diese Stellen des Korans sind den fanatischen Moslems wohl auch gänzlich unbekannt oder werden einfach ignoriert. Insofern hat der Mann Recht.

Hat er? Wenn er explizit auf fanatische Moslems und ihre Intentionen ein gegangen wäre, dann hätte er sicher recht.

Er macht dies aber nicht. Am Ende seines Filmes ruft er sogar dazu auf die "islamische Ideologie" zu bekämpfen. Damit ruft er zum Kampf gegen den Islam (wohlgemerkt nicht zum Kampf gegen den Islamismus) auf.


Natan schrieb:
Nunja, wir sind aber nicht mehrim Mittelalter und den Moslems fehlt ein Martin Luther.

Genau wir sind nicht mehr im Mittelalter. Viele Kulturkreise der islamischen Welt haben die Entwicklung die wir durchgemacht haben allerdings noch nicht geschafft.
Es ist wohl reichlich vermessen wenn wir, ausgehend von unserem "Vorsprung", heute verlangen, dass sich die gesamte islamische Welt schon morgen geändert hat.

Welch Vater würde seinem Kind derart wehement dessen geringere "Aufklärung" vorwerfen?

Des weiteren ist es falsch zu behaupten, es gäbe bei den Moslems keinen Martin Luther. Die Islamische Kultur ist weitaus dezentraler Organisiert als es die Christen seiner Zeit waren. Somit gibt es heute auch nicht "den einen" sondern es gibt viele kleine ... Die von keshkau ins Felde geführten Aleviten sind da nur ein Beispiel.

Übrigens führte Martin Luther ja auch nicht zur neuausrichtung der katholischen Kirche. Er spaltete lediglich einen Teil der Kirche ab und gab dem Teil eine neue Ausrichtung. Auch der durch Luthers Initiative vollzogene Wandel in der Gesellschaft fand erst sehr langsam statt und dauerte teilweise sogar bis Mitte des letzten Jahrhunderts an.

Natan schrieb:
Übrigens war Luther - anders als volkstümlich angenommen - keinesweges derart in Gefahr.

Luther stand unter dem Schutz des sächsischen Kurfürsten, einzig dieses Tatsache hat ihm damals den Hals gerettet. Die Kirche verfolgte durchaus das Ziel ihn Mundtot zu machen und ihn vor die "Gerichtsbarkeit" der Inquisition zu stellen.
Wie ernst man es damit nahm zeigt sich an der Tatsache, dass Luthers Weggefährten und enge Vertraute durchaus mit dem Tod rechnen mussten, bzw. durch das Feuer gestorben sind.

Natan schrieb:
Nein, diese Zeit gab es, aber wir leben im 21. Jahrhundert.

Und deswegen muss der Rest der Welt heute so weit sein wie wir es bereits sind?

Wir mussten uns diese Entwicklung die wir durch gemacht haben über 2000 Jahre hart erkaufen. Viele Millionen Menschen starben in dieser Zeit durch religiös motivierte Kriege / Verfolgungen und Willkühr. Und selbst in der längst aufgeklärten Zeit des 20. Jahrhunderts waren wir bereit willends einem Menschen zu folgen der Millionenfach Andersgläubige ermorderte. Dabei waren wir weitaus empfänglicher für die Ideologie des Hasses als es die überwiegende Mehrzahl der heute in Deutschland lebenden Moslems jemals sein wird.

Wie vermessen muss man sein um aus der Position des "Wissenden" derart über die "Unwissenden" her zu ziehen?

Wie weit ist es denn mit deiner Aufgeklärtheit?
Mit keinem Wort gehst du auf die von mir und keshkau angeführten Argumente über die Vielfältigkeit der islamischen Welt und die Tatsache, dass dem Islamismus nur ein sehr kleiner Teil der Moslems verfallen ist, ein.

/edit:

Natan schrieb:
Es stände den Moslems gut zu Gesicht, diese Geschichten gelassen und wie Menschen des 21. Jahrhunderts hinzunehmen, dann entstehen solche Kommentare erst gar nicht: Es gäbe keinen Anlaß.

Ach ja ... das 21. Jahrhundert ...
Es stünde uns nicht schlecht, wenn wir mal nicht so überheblich argumentieren würden.

Das Beispiel mit "Auge um Auge, Zahn um Zahn" in Verbindung mit der jüdischen Gemeinde brachte ich ja bereits.

Auch ist die Kritik&Karikatur von Religionen bzw. Religiösen Symbolen in Deutschland dann unter Strafe verboten, wenn sie geeignet ist den öffentlichen Frieden zu stören. Man stelle sich vor, es würde jemand Gott zeichnen wie er den Scheiterhaufen anzündet auf dem Luthers Anhänger stehen. Eine derartige Karrikatur würde in Deutschland niemals veröffentlicht und falls doch, dann sicherlich bestraft werden.

Sicher, wir nutzen Gesetze und verbrennen keine Flaggen. Aber inhaltlich ist da gar nicht sooo viel Unterschied.

http://www.qantara.de/webcom/show_article.php/_c-469/_nr-470/i.html

Qantara schrieb:
# 1979: In dem Film "Das Leben des Brian" der britischen Komiker-Truppe Monty Python singt Jesus-Doppelgänger Brian fröhliche Lieder am Kreuz. Der Film wird in Schottland verboten.

# 1983: In Herbert Achternbuschs Film "Das Gespenst" wird Jesus zum Kellner. Eine Anklage wegen Religionsbeschimpfung wird erhoben.

# 1988: Im Film "Die letzte Versuchung Christi" von US-Regisseur Martin Scorcese steigt Jesus vom Kreuz und heiratet Maria Magdalena. Weltweite Proteste vor den Kinos erfolgen, Bombendrohungen werden ausgesprochen.

# 1998: Die schwedische Fotografin Elisabeth Ohlson inszeniert Jesus als schwulen AIDS-Kranken. Bei der Ausstellungseröffnung von "Ecce homo" werfen Demonstranten Steine auf sie.

# 1998: Die französische Fotografin Bettina Rheims zeigt Jesus auf dem Buch-Cover "I.N.R.I." als gekreuzigte, barbusige Frau. Der Bildband darf laut Gerichtsbeschluss im Handel nicht öffentlich ausgelegt werden.

# 1999: Der Karikaturist Walter Moers zeichnet Jesus als "kleines Arschloch". Eine Strafanzeige wegen Religionsbeschimpfung wird erhoben.

# 2001: Gegen die Kölner Aufführung des Stückes "Corpus Christi" von US-Autor Terence McNally wird heftig protestiert. Es stellt Jesus und die Jünger als trinkfreudige Homosexuelle dar.

# 2003: Der Zeichner Gerhard Haderer zeigt Jesus als bekifften Spät-Hippie in dem Band "Das Leben des Jesus". Proteste erfolgen vom österreichischen Bischof Schönborn, Schmähbriefe und Lynchdrohungen laufen im Verlag ein.

# 2005: "Jerry Springer- the Opera" zeigt einen schwulen Jesus, der in Windeln über die Bühne tanzt. Die Oper läuft monatelang im Londoner Westend und wird von der BBC ausgestrahlt. Die Lobbygruppe Christian Voice sammelt 55000 Klagen gegen die BBC, zahlreiche, aber friedliche Proteste erfolgen.

Oh jaa ... wir aufgeklärten Menschen in der säkularisierten, westlichen Welt des 21. Jahrhunderts sind ja sooo viel besser!
 
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Ich habe großen Respekt vor der Courage, so einen Film zu veröffentlichen, wenn man damit sein Leben riskiert. Das ist ja historisch eher selten, dass ein Euopäer für die Meinungsfreiheit soviel auf das Spiel setzt.

Natürlich ist der Film ansich eine bloße Provokation. Er soll vermutlich auch nichts anderes sein. Muss er auch nicht. Er ist ja nichtmal gut gemacht.
 
BessenOlli schrieb:
Ich habe großen Respekt vor der Courage, so einen Film zu veröffentlichen, wenn man damit sein Leben riskiert. .....

Es ist doch generell etwas faul, wenn man mit einem solchen Film sein Leben riskiert. Die Muslime erklären doch immer, wie friedlich ihre Religion doch ist, aber ein Kritiker muß um sein Leben fürchten. :(
 
Wenn nun nicht sein Leben bedroht werden würde, hätte er den Film überhaupt nicht gemacht. Eine Provokation macht ohne entsprechende Reaktion quasi überhaupt keine Sinn und die ist völlig einkalkuliert gewesen. Und wenn man sich des Schutzes des Staates und damit des Steuerzahlers gewiss sein kann, dann ist das Risiko nur noch halb so groß. Pfeif doch drauf, was in der Welt vor sich geht. Hauptsache man hat das alles ganz groß angekündigt und möglichst gleich den Märtyrertod angekündigt, dann klappt das auch mit der Publicity. Der selbe Film, wie üblich anonym, von jemanden einfach auf YouTube gestellt, hätte kein Aas gekümmert.

Und so wie oben genannte Beispiele bei der christlichen Religion, so ist auch hier das Ziel zu provozieren, nicht unbedingt irgendwas zu verändern. Und selbstverständlich findet man immer einen der drauf anspringt. Sich also sehenden Auges für einen Film voller Plattitüden diesem Riskio auszusetzen, das ist halt auch schlicht Fanatismus. Allerdings wohl die einzige Form von Fanatismus die für einige scheinbar im Ideal der Aufklärung steht. Wenn man damit die westlichen Werte verteidigen will, dann gute Nacht. In Sachen blinden Glauben kommt man einfach nicht an den Religionen vorbei.

Im übrigen dachte ich sind wir über das Stadium hinaus, wo man nicht alles in einen Topf wirft. Warum sollte eine Morddrohung oder eine Terroristengruppe die mehrheitliche Denkweise der Muslime darstellen? Als ob man ganz Deutschland an der NPD messen würde, weil deren Mitglieder ebenfalls alles Deutsche sind.

Am schönsten ist aber echt dieser Amerika-Fetischismus, den man wohl echt zu jeder unpassenden Gelegenheit mit einbringen kann. :lol:
 
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Wird gelesen, was hier bereits beigetragen wurde?

Bullayer schrieb:
Die Muslime erklären doch immer, wie friedlich ihre Religion doch ist, aber ein Kritiker muß um sein Leben fürchten.

Wie ich bereits anhand diverser Beispiele belegte, gibt es auch im christlich religiösen Umfeld Menschen die auf eine Verunglimpfung ihrer Religion / religiösen Symbole gerne mal mit Morddrohungen und Gewaltakten reagieren.

Wir Christen erklären doch immer wie friedlich unsere Religion ist, aber Kritiker müssen um ihr Leben fürchten ...


BessenOlli schrieb:
Ich habe großen Respekt vor der Courage, [...] Meinungsfreiheit [...]

Natürlich ist der Film ansich eine bloße Provokation. Er soll vermutlich auch nichts anderes sein. Muss er auch nicht. Er ist ja nichtmal gut gemacht.

Findest du nicht, das du da etwas durcheinander bringst? Wenn du selbst schreibst, dass das Filmchen eine bloße Provokation ist, wie kann es dann, dass du es als Ausdruck der Meinungsfreiheit deklarierst?

"Kampf dem Islam" ist in meinen Augen eine Aussage die mit Meinungsfreiheit nun wirklich nichts zu tun hat.

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Wilders ruft zum Kampf der Kulturen auf. Er verunglimpft jeden Moslem vollkommen unabhängig von dessen wirklicher Gesinnung und wirft alle die an Mohammed und den Koran glauben in einen Topf.
Er ruft dazu auf islamische Ideologie zu bekämpfen. Er fordert also dazu auf sämtliche islamischen Wertvorstellungen und die gesamte Weltanschauung zu bekämpfen.

Ein derartiger Aufruf kann weder Ansatz für eine sinnvolle Diskussion sein, noch ist es ein Beitrag der zu einer friedlichen Koexistenz der beiden Kulturkreise beiträgt.

Zwischen "Kampf gegen islamische Ideologie" und "Kampf gegen das Interantionale Judentum" sehe ich keinen nennenswerten Unterschied.

Erschreckend finde ich die Tatsache wie wenige Menschen in der Lage sind dies aus dem Film heraus zu filtern. Zeigt doch, dass wir so viel dann doch noch nicht gelernt haben.
 
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Ich finde diesen Film eigentlich nicht wirklich schlecht. Denn letztendlich zeigt er die Wahrheit, auch wenn diese etwas falsch in den Bezug gesetzt wird.
Es ist mir schon klar, das man die im Film gezeigt "Einstellung" des Islams auf jeden Mosel beziehen kann. Aber auf einen gewissen Anteil schon, doch wie groß dieser ist, weiß meiner Meinung nach niemand wirklich.
Doch fakt ist, das es radikale Moslems gibt, welche eine Gefahr darstellen. Vieleicht sind diese auch keine wirklichen Moslems, sondern begründen ihre Taten nur mit dem Islam.
Doch woher wollen wir wissen wie der "normale" Moslem ist? Wer von euch kennt Moslems um eine konkrete Aussage darüber zu treffen.
Achtung, das soll keine Anspielung sein, das eure Meinung falsch ist. Nein, ich möchte nur einfach mal einen Bericht "aus dem Leben" da ich selbst die Moslems nur aus den "Medien" kenne. Somit möchte ich einfach mal eine "direkte" Meinung hören.

Letztendlich sehe ich gewissen Paralellen zum nationalsozialistischen Deutschland, denn dabei war es ja auch der Fall das nicht alle Deutschen Nazis waren, dies aber allgemein anders gesehen wurde. Doch wieviele Personen wirklich hinter dem Staat standen weiß man auch nicht.

Auch finde ich diese Kritik könnte man auch auf das Christentum ausweiten, da hier auch eine gewisse Unfähigkeit zur Selbstkritik besteht.
 
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