Flutopfer im Ahrtal werden bis zu 80% entschädigt. Wie gerecht ist das?

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Die Flutopfer im Ahrtal sollen ja bis zu 80% ihrer Schäden über Steuergelder erstattet bekommen.

https://meta.tagesschau.de/id/14973...lutopfer-bekommen-bis-zu-80-prozent-erstattet

Ich frage mich jetzt, wie gerecht das Ganze denn ist?

Was ist mit den Leuten, die z.B. 1 Jahr vorher irgendwo anders in Deutschland mal abgesoffen sind?
Diese haben ja vom Staat nichts bekommen.

Kann man sowas denn überhaupt rechtlich bringen?
 
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Derbysieger1995 schrieb:
Was ist mit den Leuten, die z.B. 1 Jahr vorher irgendwo anders in Deutschland mal abgesoffen sind?
Diese haben ja vom Staat nichts bekommen.
Wo waren denn im Jahr davor 7m Hochwasser?

Meine Meinung: Kann eine außerordentliche Hilfeleistung (bei einer Katastrophe) überhaupt "ungerecht" sein? Wenn man nicht bekommt, was einem zusteht, dann ist das ungerecht, aber wenn man darüber hinaus mehr bekommt, als einem zusteht, warum sollten andere sich darüber beschweren? So lange die davor bekommen haben, was ihnen zusteht, finde ich persönlich das nicht "ungerecht", kann aber verstehen, warum man ggf. so denkt. Ansonsten könnte man sich mit der Ansicht gleich gegen jegliche humanitäre Hilfe, die aus steuergeldern gezahlt wird, aussprechen.

Die meisten in dem betroffenden Gebiet sollten wohl (wie in jedem hochwasser-gefährdeten Gebieten) gegen solche Schäden versichert sein. Wenn jetzt aber statt der Versicherungen der Staat zahlen sollte, um die Versicherungen zu entlasten, dann würde ich da ein ganz anderes Problem sehen als eine ungerechte Behandlung der Bürger...
 
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Neben dem Umstand, dass @Aphelon wohl nich versteht, das immer jemand die Zeche zahlt. Ist das eine reine Frage wie man die Solidargemeinschaft betrachtet.

Im Sinne von Indiviueller Verantwortung und persönlichem Risiko gibt es gar keinen Grund das hier Sonderhilfe geleistet wird.

Im Sinne einer Solidargemeinschaft wird jedem die helfende Hand gereicht. Dann ist die Frage "geht es allen gut" und nicht wer dazu beiträgt das es allen gut geht.

Da wird man nie auf einen Nenner kommen.

In anbetracht, das ein Hochwasser diesen Aussmasses in den Regionen nicht absehbar war, und hier der Aufwand für eine individuelle beurteilung des Risiko jeden einzelenen hier nicht angebracht ist kann ich damit leben.
Grundsätzlich bin ich aber ein Freund von persöhnlicher Verantwortung und würde diese Hilfen lieber eher etwas eingeschränkter sehen.
Betrachte ich wie wir die Lufthansa in der Corona Zeit von ihrem unternehmerischen Risiko mit der Solidargemeinschft gestützt haben sehe ich die Hilfe beim Hochwasser hier durchaus angebrachter.
 
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Das Ding hier ist zwar ohnehin gleich wieder zu aber um es mal so zu sehen:

Ja, es ist in gewisser Weiße Unfair. Unfair dahingehend, dass es recht subjektiv ist, dass hier jetzt in der Höhe geholfen wird.
Es fehlen einfach verbindliche Regelungen für solche Hilfsaktionen für alle und überall. Das geholfen werden muss, ist mMn nicht die Frage. Das WIE darf man mMn aber durchaus hinterfragen.

Für mich setzt das z.T. ein fragwürdiges Zeichen. Warum noch versichern lassen? Im Zweifel springt ja eh der Staat ein.....
Mich würden mal ganz konkret die Bedingungen dafür interessieren, an was fest gemacht wird, wer für was wie viel bekommt.
Ich bin der Meinung, dass Familien, die sich hätten Versichern KÖNNEN, das aber aus Sparsamkeit nicht getan haben, sollten maximal 50% erhalten (=Schadensteilung).
Bin mal gespannt, wenn die Formulare da sind, was so die Kriterien dafür sind.
Dazu wird dann fraglich sein, 80% von was? Welche Schadenssumme nimmt man an? Zählt das nur für Gebäude oder auch Inventar? Wie wir das alles bewertet? Insbesondere bei denen, wo alles weg ist?
Wie schätzt man da einen realistischen Wert?
Da sind für mich als außenstehenden noch sehr viele Fragen offen.
Ergänzung ()

Keylan schrieb:
In anbetracht, das ein Hochwasser diesen Aussmasses in den Regionen nicht absehbar war,
Das sehe ich persönlich etwas anders. Es hat keiner damit gerechnet, aber allein schon aufgrund der Topographie war das möglich. Und es wäre schon Tage vorher absehbar gewesen, hätte man auf so manchen Wetterdienst gehört. Spätestens 24h vorher war die Katastrophe absehbar.
Ich hoffe, dass es den ein oder anderen mal zum Nachdenken bringt und das Dinge wie "sowas passiert bei uns nie" nicht mehr so leichtfertig in den Mund genommen werden.
Hochwassermodelle sollten nicht auf Abschmelzhochwasser im Januar sondern auf Starkregenhochwasser im Juni ausgelegt werden. 200l in 24h sollte da mal eine neue Bemessungsgrundlage werden. Und nicht nur in den Staulagen der Alpenregion.
Das kann genauso im Harz, Thüringer oder Schwarzwald passieren.
 
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Keylan schrieb:
Neben dem Umstand, dass @Aphelon wohl nich versteht, das immer jemand die Zeche zahlt.
Welcher Teil in meinem Beitrag suggeriert bitte, ich würde nicht verstehen, dass einer für den Schaden aufkommen muss? Weil genau das sag ich ja indirekt mit aus: Jemand muss zahlen, Versicherung, Staat, oder der Eigentümer selbst. Ich würd nur ein Problem darin sehen, wenn Zahlungen der Versicherungen mit steuergeldern ersetzt werden.


Edit:
Keylan schrieb:
Im Sinne von Indiviueller Verantwortung und persönlichem Risiko gibt es gar keinen Grund das hier Sonderhilfe geleistet wird.
Naja, es wurde einiges versäumt. Man hätte zwar nichts machen können um die Sachschäden zu verhindern, aber eine Evakuierung wäre, in anbetracht der kurz vor dem Desaster bekannten Fakten (welche einfach versäumt wurden an die Bevölkerung weiterzugeben), durchaus möglich gewesen. Dort stehen also entsprechende Institutionen staatlicher Seite in der Verantwortung.
 
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Aphelon schrieb:
Die meisten in dem betroffenden Gebiet sollten wohl (wie in jedem hochwasser-gefährdeten Gebieten) gegen solche Schäden versichert sein.

Hier fängt bei vielen das Problem an, denn es gab einfach keine Versicherungen die das Risiko tragen wollten.

Zum Thema selber, ich finde es völlig in Ordnung das finanziell geholfen wird und halte auch die Höhe für in Ordnung. Denn selbst die verbleibenden 20% Eigenanteil sind für viele ein batzen Geld und nicht zu stemmen, wenn du alles verloren hast.

Selbst wenn innerhalb von 24h alles evakuiert worden wäre, hätte es vermutlich Personen Schäden (weitestgehend) verhindert, aber der Sachschaden wäre ähnlich hoch.
 
knoxxi schrieb:
Hier fängt bei vielen das Problem an, denn es gab einfach keine Versicherungen die das Risiko tragen wollten.
Dann stellt sich aber die Frage ob die Leute nicht selbst dran Schuld sind wenn Sie in so einer Region leben wollen.

Ansonsten bin ich ganz bei Dir. In dem Fall ist so viel schief gelaufen das man den Leuten helfen muss, aber für die Zukunft sollte man das schon mal überlegen. Wenn keine Versicherung möglich ist - dann selber Schuld
 
Legolas schrieb:
Dann stellt sich aber die Frage ob die Leute nicht selbst dran Schuld sind wenn Sie in so einer Region leben wollen.

viele der zerstörten Häuser sind älteren Semesters, stehen also schon ein paar Tage oder auch Jahrhunderte schon da. Selbst wenn einige Häuser unbewohnt geblieben wären, irgendjemandem hätten sie trotzdem gehört. :)
 
Legolas schrieb:
Dann stellt sich aber die Frage ob die Leute nicht selbst dran Schuld sind wenn Sie in so einer Region leben wollen.
Naja - mal wissenschaftlich betrachtet, warum es überhaupt zu solchen Hochwassern kommt, kann man auch dort eine Verantwortung beim Staat sehen.
  • Begradigung der Flüsse, ohne ausreichende Ausgleichbecken
  • Bebauung von natürlichen Überschwemmungsgebieten
  • Abholzung von Wäldern, deren Boden als Schwamm besser das Wasser aufnehmen
  • Bodenversiegelung - Bebauung größerer Flächen, in denen Regen nicht mehr normal in den Boden versickern kann
  • etc.
Der Klimawandel gibt dann halt seinen kleinen Teil dazu...

Jetzt wohnen manche ggf. schon seit Generationen in dem Gebiet. Sollten die einfach ihr Haus (jetzt eher wertloses Grundstück) verkaufen und wegziehen? Oder ist doch der Staat mit dafür verantwortlich, dass man dort halbwegs sicher wohnen kann? oder sollte der Staat ein Umsiedlungsprogramm mit Entschädigung starten, ähnlich wie man es z.B. im Kohleabbau macht.
 
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Legolas schrieb:
Wäre eine Option über die man diskutieren kann.
Würde ich da wohnen, wäre ich einem Umzug auch nicht abgeneigt. Nur es könnte halt Leute geben (da bin ich mir jetzt einfach mal sogar recht sicher, dass es die gibt) die da ggf. einfach nicht wegziehen wollen - ist ja beim Kohleabbau nicht anders. Da gibt's teilweise Entschädigungen, die über den Verlust ein gutes Stück hinaus gehen und die Leute finden das trotzdem blöd. Da guck ich mir Bilder von der Bruchbude davor und den jetzigen Neubau an und naja... ich bin aber auch nicht so der sentimentale Typ, der in ideellen Werten schwärmt... in den Medien kommt dann so eine "Zwangsumsiedlung" auch nie gut an/ wird immer so gedreht, dass die Leute ihre geliebte Heimat verlassen müssen...
 
War nicht die Erste und wird nicht die letzte Überflutung gewesen sein.
Kann ebenso in Hamburg, Köln etc. passieren. Daher stellt sich die Frage eher nicht, ob hier mal umgezogen wird "wie bei der Kohle".
Stand selbst schon Knietief im Kellerwasser -> jeder Ort, der auch nur an einem Bach liegt, müsste ja dann umziehen. Und da man früher Orte fast ausschließlich an Gewässern gegründet hat, sind das eine ganze Menge.

Das Geld was man Jahrzehntelang mit Kohleverbrennen gemacht hat, investiert man halt jetzt in die Folgen.
In China übrigens auch.
 
Bald sind Wahlen und die CDU lag zuletzt weiterhin vorne, hatte aber kontinuierlich Stimmen eingebüßt. Jede Stimme die sich bestechen lässt zählt und kostet die CDU an sich ja auch nichts.
 
Bin da recht entspannt. Wer Hilfe braucht, kriegt sie auch. Ist für mich selbstverständlich. Ob das irgendwie zuviel oder zu wenig ist, oder ob und wer jetzt an irgendwas schuld oder nicht schuld ist, das kann man alles im Nachhinein klären. Erstmal brauchen die Leute wieder ein Dach über dem Kopf und alles weitere, was in unserer Gesellschaft als elementar angesehen wird. Alles andere hat Zeit.
 
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OdinHades schrieb:
Bin da recht entspannt. Wer Hilfe braucht, kriegt sie auch. Ist für mich selbstverständlich.

Genau das meine ich aber.
Mal angenommen dein Haus wäre in den letzten Jahren auch mal abgesoffen wegen Hochwasser.
Du lebst aber nicht im Ahrtal, sondern irgendwo anders in Deutschland.

Du hättest dann vielleicht auch Hilfe gebraucht.
Wieviel Geld hättest du vom Staat bekommen?
 
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Das weiß ich nicht, darüber hab ich mich ehrlich gesagt niemals auch nur ansatzweise informiert.

Wenn da irgendwo irgendwann mal zu wenig passiert ist, ist das aber eine Geschichte für sich und kein Grund, jetzt nichts zu tun.
 
Also ist die eigentlich Frage nicht ob Helfen oder nicht. Sondern ob wir als Solidargemeinschaft mehr darauf bedacht sein sollten solidarische Hilfe mehr nach festen Regeln zu gewähren und weniger nach emotionalen (politischen/medienwirksamen) Gesichtspunkten?
 
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Ich sehe hier das Problem, dass Ahrtal durch die Medien ging und dass bald Wahlen sind.

Die Politik will sich hier einen Bonus bei den Wahlen verschaffen, weil sie den Leuten so unkompliziert hilft.

Aber genau hier sehe ich die Krux bei der Sache.

Ist dein Haus im Ahrtal abgesoffen, hast du Glück im Unglück, weil der Staat dir große Teile davon bezahlt.

Ist dein Haus aber zu einem anderen Zeitpunkt woanders abgesoffen, hast du nicht nur dein eigenes Haus selber bezahlen müssen, bzw. die Versicherungsprämie dafür, sondern musst dich jetzt auch noch in Form von Steuergeldern an den Zahlungen für das Ahrtal beteiligen.
Du bist also sogar 2x derjenige der bezahlt.
 
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Es macht m. E. schon einen Unterschied, ob einige Häuser oder ganze Gemeinden betroffen sind. Im ersten Fall kann das weiterhin intakte Umfeld helfen, z. B die Kinder den Eltern oder umgekehrt. Im zweiten Fall gibt es kein Umfeld mehr, alles weg. Deshalb bin ich etwas unschlüssig ob die Hilfen gerechtfertigt sind oder nicht. Da der Staat nicht ohne Grundlage Geld ausbezahlen darf, werden sich sicher die Gerichte damit beschäftigen müssen.

Was ich mich aber Frage ist, was die Menschen, welche vergebens versucht haben eine Versicherung zu bekommen, gedacht haben? Wenn eine Versicherung ein Geschäft ablehnt, dann muss ich doch bzgl. des Risikos ins Grübeln kommen.
 
Ich finde, man müsste als erstes prüfen, ob das Haus versicherbar gewesen ist.

Falls ja, sollte es kein Geld vom Staat geben.
Mir zahlt der Staat auch kein neues Dach, wenn es mir der Wind abdeckt.
Oder wenn ich mein Auto selbstverschuldet schrotte.

Falls der Ort nicht versicherbar war, dann sollte man auch prüfen, wie lange derjenige dort schon wohnt.
Ist er dort hingezogen, obwohl er keine Versicherung bekommen hat, dann ist er doch auch selber Schuld.
Dann war die Gefahr vom Hochwasser ja schon bekannt.
Da bin ich doch ann auch selber Schuld, wenn ich dieses Risiko ignoriere.

Aber darum gehts mir eigentlich gar nicht.
Mir gehts eher darum, ob es in Ordnung ist, manchen Menschen mit Steuergeldern zu helfen, während man andere sitzen lässt.
Meine Meinung: Entweder allen helfen oder keinen.
Alles andere ist ungerecht.

Aufgabe des Staates in der Gegend sollte es sein, die Infrastruktur wieder herzustellen.
Aber nicht das Privatvermögen der Leute wieder herzustellen, während andere ihr Privatvermögen verlieren, wenn sie woanders, nicht so medienwirksam, absaufen.
 
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