Ich habe für einen Bekannten ein System im Define 7 Compact gebaut und bin eher so semi-zufrieden.
Ich fange mal mit der Liste der Fertigungsmängel an:
- Verbogene Netzteilblende.
- 2 der 4 Gumminoppen, auf denen das Netzteil unten aufliegt, wurden nicht ordentlich geklebt und fallen ab.
- 2 kleine Lackfehler im Gehäuseinnenraum. Einer wird später vom Board verdeckt, einer gut sichtbar auf der Trennung zwischen unterer Kammer und Hauptkammer.
Mein Bekannter wollte nicht extra auf ein neues Gehäuse warten, weil er das System endlich nutzen wollte und die Fehler an im Alltag nicht sichtbaren Stellen des Gehäuses liegen, was ihn weniger interessiert. Wäre es meine Entscheidung, wäre das eine Retoure geworden.
Hab es dann so gut es geht selbst gelöst, Netzteilblende zurechtgebogen, Gumminoppen festgeklebt, Lackfehler notdürftig mit Edding kaschiert. Sieht zwar nicht perfekt aus, aber immerhin etwas besser.
Gedanken zum Gehäuse an sich:
Die Konstruktion des Top-Panels ist echt mal was Neues. Der Staubfilter ist auch bei Nutzung des geschlossenen Deckels unter dem Deckel vorinstalliert. Man kann das Cover komplett werkzeugfrei innerhalb von unter einer Minute tauschen. Kleiner Nachteil einer solchen Konstruktion: das Gehäuse ist durch das Stapeln von Filter und Panel 2 cm höher als der Vorgänger.
Der eingelassene IO-Bereich wirkt in Kombination mit dem aus einem Stück gefertigten Cover deutlich, deutlich hochwertiger als noch beim Define C. Auch die IO selbst wurde deutlich erweitert, statt nur 2x USB 3.0 und Kopfhörer / Mikro gibt es jetzt 2x USB 3.0 2x USB 2.0 1x USB-C und Kopfhörer / Mikro. Auch der Power Button fühlt sich etwas knackiger an und leuchtet nicht mehr penetrant hell in Blau, sondern etwas gedämpfter in Weiß.
Das Front-Panel wurde im Vergleich zum Define C auch noch mal etwas verbessert. Neben der optischen Aufwertung durch Alu statt Plastik wurden die Staubfilter direkt hinter die Luftschlitze am Rand verlegt. Beim Vorgänger war es noch ein großer Staubfilter komplett hinter dem Panel. Die neue Position ermöglicht es, die Filter von Außen grob mit dem Staubsauger zu reinigen, ohne wie bisher das Panel entfernen zu müssen.
Die Seitenteile werden nun nicht mehr geschraubt, sondern lassen sich einfach abklipsen. Der Mechanismus wirkt solide, das Panel hält trotzdem sehr gut und dürfte kaum ausversehen abgehen. Schöne Detail-Verbesserung.
Das Gehäuse ist trotz der Bezeichnung Compact insgesamt deutlich gewachsen, aber es ist schwieriger geworden, seine Kabel vernünftig zu verlegen. Der Platz zum Seiten-Panel ist sehr eng und die Kabelkanäle wurden meiner Meinung nach verschlimmbessert. Diese haben nun mehr Führungen und Halterungen, sind dafür jedoch weniger tief und weit. Ich musste schon ein wenig überlegen, wie ich den 24 PIN und den dicken USB 3.0 da am besten reingequetscht bekomme.
Die Position des Festplattenkäfigs hilft auch wenig, dieser liegt genau unterhalb des Hauptkanals sowie der Öffnungen und blockiert damit schön den Weg zum Netzteil. Weiter nach vorne verschieben lässt dieser sich jedoch auch nicht, obwohl das Gehäuse länger geworden ist und dort noch Platz wäre. Spielraum besteht nur in Richtung des Netzteils, da will man ihn jedoch erst recht nicht haben. 24 PIN und 2x 8 PIN müssen irgendwie zwischen Festplattenkäfig und Seitenpanel durchkommen, was zwar möglich ist, aber um einiges mehr Hantier war, als man es von Fractal gewohnt ist. Mit den dicken und steifen Standard-Kabeln ist das Millimeterarbeit, wer individuell gesleevte Custom-Kabel nutzt, wird da weniger Probleme haben.
Fazit:
Dass es trotz Compact im Namen deutlich gewachsen ist, ist schade, das Kabel-Management könnte besser sein, aber alles in allem ist es doch ziemlich deutlich ein höherwertigeres Gehäuse als das Define C. Wäre es zum selben Preis verfügbar, wäre die Entscheidung mMn sehr klar.
Bei einem Aufpreis von aktuell 50% (63 -> 95) ist die Erwartungshaltung jedoch auch eine ganz andere und die schönen Verbesserungen sind kein netter Bonus, sondern eine Selbstverständlichkeit. Dass es dann noch Abstriche bei der Größe und dem Kabel-Management gibt und mehrere gravierende Fertigungsfehler nicht in der Qualitätskontrolle auffallen, ist dann um so unverständlicher.
Wenn ich die Fertigungsmängel ignoriere, wären mir die Verbesserungen wohl trotz der kleineren Abstriche die 30€ wert. Eine klare Kaufempfehlung würde ich jedoch nicht aussprechen. Kann man kaufen, muss man aber nicht.