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Tandeki
Gast
Noxiel schrieb:Da würde mir spontan Art. 16a GG einfallen: "Politisch Verfolgte genießen Asylrecht."
Ein Gesetz mit Verfassungsrang, dass in seiner Formulierung so knapp wie eindeutig ist.
So funktioniert die Deutung von Recht jedoch nicht. Wie in Wikipedia treffend nachzulesen ist, handelt es sich beim Artikel 16 ganz und gar nicht um ein eindeutiges und damit uneingeschränktes Asylrecht:
Nach heftiger öffentlicher Debatte im Jahr 1993 wurde das bis dahin schrankenlos gewährte Asylgrundrecht aus Art. 16 Abs. 2 Satz 2 GG herausgenommen und nach Art. 16a Abs. 1 GG übertragen. In die vier folgenden Absätze sind die im Asylkompromiss beschlossenen Einschränkungen eingearbeitet worden:
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Asylrecht_(Deutschland)#Neuregelung_des_Asylrechts_1993
Noxiel schrieb:Da kann ich dir schlicht nicht folgen. Die Ergebnisse der Asylrechtsreform von 1993 werden aktuell angewandt und führen, deiner Behauptung zum Trotz, allenthalben zu Forderungen aus dem konservativen Lager Obergrenzen für Asylbewerber einzuführen.
Bitte die Äußerungen nicht ohne Betrachtung der ursprünglichen Diskussion beantworten. Mir ging es darum, dass ein Nicht-Vorhandensein rechtlicher Rahmenbedingungen für eine Obergrenze nicht mit dem Umkehrschluss beantwortet werden kann, Deutschland nehme daher unbegrenzt Flüchtlinge auf. Das Schaffen rechtlich verbindlicher Obergrenzen existiert schlichtweg aus dem Grund nicht, weil die Einschränkung des Artikel 16 dazu geführt hat, dass jeder Flüchtling über einen sicheren Drittstaat kommen muss. Oder ist jemandem ein angrenzender Staat bekannt, deren Bürger asylberechtigt sind?
Noxiel schrieb:Frau Merkel im Wissen um die Reform und die Auslegung des Gesetzes, hat einer Obergrenze jedoch nachhaltig eine klare Absage erteilt. "Das deutsche Asylrecht kennt keine Obergrenze"
Natürlich. Als langjähriges Mitglied einer Partei, die vernünftige Regelungen zu Einwanderung, Asylrecht und zur Sozialen Frage seit Jahrzehnten geflissentlich ignoriert und die in der Asylkrise vor allem dadurch geglänzt hat, den Bundesländern beim Arbeiten zuzusehen, kann sie natürlich ungestraft dumme Sprüche von sich geben. Ihr Kumpel de Maizière redet sich mit diesem Zitat seit etlichen Tagen um Kopf und Kragen und wird sicher auch diesen "Skandal" politisch überleben.
Noxiel schrieb:Womit Mazedonien faktisch Rechtsbruch begeht. Menschen ohne Prüfung als Wirtschaftsflüchtlingen die Einreise zu verwehren verstößt gegen EU-Recht.
Sicher. Nur ist doch auch klar, dass es den anderen Europäern gar nicht so unrecht ist, wenn Mazedonien ein paar tausend Flüchtlinge von den Grenzen Kerneuropas zurückhält. Das ist so menschlich, wie der Katastrophe im Mittelmeer mit dem Einsatz von Aufklärungsdronen zu begegnen.
Noxiel schrieb:Grenzzäune halten die Menschen möglicherweise von der Einreise ab, jedoch nicht von der Anreise.
Mir ging es in der Diskussion vor allem um die Behauptung, Zäune hielten keine Menschen von der Einreise ab. Was die Anreise betrifft, so wäre schon interessant, wie und ob sich die Migrationsströme in den Wochen nach der Berichterstattung über die Befestigung der Außengrenzen verändert haben. Unbestritten ist wohl der Fakt, dass die Berichterstattung einen Einfluss auf die Anzahl der Flüchtlinge hat. Und die Wahl des Bestimmungsortes, die auch durch Angela Merkels obigen Spruch beeinflusst wurde.
Noxiel schrieb:Jetzt hat Mazedonien 1500 Menschen, die frieren, hungern und deren Situation sich ohne weiteres Zutun in kürzester Zeit massiv verschlechtern wird. Zäune lösen keine Probleme, sie haben nur aufschiebende Wirkung.
Da kann ich Dir nur 100%ig zustimmen!
Noxiel schrieb:Alle Artikel die ich zum Thema finden konnte, sehen eine deutliche Korrelation zwischen der Höhe der Grenzzäune und einem Anstieg der Schleuserkriminalität.
Das kann ich aus den von Dir verlinkten Seiten nicht herauslesen. Dennoch danke für die Mühe.
Overbeck spricht von ertrunkenen Flüchtlingen und spricht das Thema der Schlepper generell an. Einen Zusammenhang zwischen Zäunen und zunehmenden Schlepperaktivitäten zieht er nicht: http://www.domradio.de/themen/kirch...-wirft-eu-der-fluechtlingskrise-scheitern-vor
Diese Artikel stammen aus der Zeit vor Errichtung der Zäune:
http://www.merkur.de/politik/bundespolizei-geht-staerker-gegen-schlepperbanden-zr-5448696.html
http://www.merkur.de/politik/bundespolizei-geht-staerker-gegen-schlepperbanden-zr-5448696.html
http://www.wdr2.de/aktuell/fluechtlinge-pro-asyl-100.html
http://www.deutschlandradiokultur.d...eine-neue.1008.de.html?dram:article_id=329621
http://www.bz-berlin.de/deutschland/innenminister-zuwachs-der-schleuserkriminalitaet-ist-alarmierend
Hier geht es um Flüchtlinge, die überwiegend mit der Bahn kommen (komischer Artikel...):
http://www.luzernerzeitung.ch/nachr...rbanden-steckt-auch-die-Mafia;art46447,642387
Das ist kein Nachrichtenartikel, sondern Parteipoltik ohne Angabe von Quellen oder konkreten Fällen:
http://www.linksfraktion.de/pressem...bschottungspolitik-eu-helfen-schlepperbanden/
Dieser Artikel widerspricht sich selber, denn er spricht von Zäunen, die Schlepperbanden begünstigen, begründet dies aber mit Routen über Länder, durch die man aktuell wegen der Zäune gar nicht mehr einreisen kann:
http://www.mdr.de/brisant/schlepper102_zc-d3f5b083_zs-199ad683.html
Dieser Artikel beschäftigt sich nur generell mit der Schleuserproblematik und geht dabei zurück bis zu den Ereignissen auf Lampedusa:
http://www.handelsblatt.com/politik...ge-in-frankfurt-ich-bin-illegal/10867172.html
Um das klar zu stellen: die Schleuserproblematik ist ernst. Dass die Errichtung von Zäunen die Schleuseraktivitäten verstärkt, wird zwar gerne behauptet, ist aber in keiner Form belegt. Und das ist für mich eines der zentralen Probleme, wie gesagt seit Jahrzehnten. Es gibt nur krasse Gegner oder Befürworter, mit Details oder gar Fakten wollen sich die wenigsten Menschen beschäftigen. Und so entsteht weder ein Dialog, noch eine Vorstellung darüber, was wirklich wichtig ist.
Out_of_CTRL schrieb:Aus dem Kontext, der hier diskutiert wird. Die Menschen werden verfolgt, folglich haben sie ein Recht auf Asyl.
Eben nicht. Weder das Menschenrecht noch das Deutsche Grundgesetz sieht ein solches uneingeschränkte Recht vor.
Out_of_CTRL schrieb:So spekulativ wie deine Behauptung:
Das war weder eine Behauptung, noch war es spekulativ. Ich habe lediglich die Nachrichten auf Spiegel Online zitiert.
Out_of_CTRL schrieb:Aha, hast du also die Deutungshoheit?!
Hehe, Du bist echt süß. Die Behauptungen stammen doch von Dir und nicht von mir.
Out_of_CTRL schrieb:Ich behaupte, dass Zäune a: das Problem nicht lösen und b: dass Menschen, die tausende Kilometer hinter sich haben nicht einfach umkehren.
Ja nun, da stimme ich Dir uneingeschränkt zu. Nur sind das nicht die Aussagen, die Du in Beitrag #163 von Dir gegeben hast.