Dass sich in und rund um Köln bis hin zum Ruhrgebiet viele Größen der Branchen nieder gelassen haben, hat mit dem Standortwechsel nichts zu tun. Die Messestände werden vor Ort angefordert und montiert. Der größte Teil des Personals wird ebenfalls vor Ort angeheuert und der ganze Kleinkram wie Give-Aways wird auch nicht aus den Deutschland-Zentralen heran gekarrt, sondern von den Produzenten und Zwischenhändler gleich zur Messe verfrachtet. Die wenigen tatsächlichen Mitarbeiter, die bis 2008 nach Leipzig geflogen werden mussten und nun mit dem Bus zum Hotel nahe der Messe transportiert werden können, haben den Publishern nicht weh getan.
Viele Menschen verkennen schlichtweg die Bedeutung der Messe. Die Messe war und ist keine Gefälligkeit für die Massen und die deutschen Zockernasen, und die GC war auch nicht so erfolgreich, weil sie in Leipzig statt gefunden hat. Die Games Convention/Gamescom war und ist eine Messe für Europa und die Welt, und sie war und ist erfolgreich, weil sie dem Business die richtige Plattform liefert - an dem Punkt ist die einstige Leitmesse "ECTS" in London gescheitert. Das wahre Herzstück der Messe ist nicht der Stand von Blizzard sondern das Business-Center. Und ein großer Vorteil von Köln ist - neben dem größeren Einzugsgebiet und der guten Erreichbarkeit für halb Westeuropa und den Kapazitäten für die nötige Expansion (will man die Messe nicht an London, Paris oder Barcelona verlieren) - dass die Business-Partner Köln relativ bequem erreichen können, selbst aus Übersee, und in Deutschland nicht nochmal in einen Inlands-Flieger umsteigen müssen, um die Messe zu erreichen.
Kurzum, Leipzig war und ist für eine Messe, die die europäische Leitmesse für Videospiele sein will, einfach unterdimensioniert. Zu kleines Messegelände, zu wenige Gäste-Kapazitäten, zu kleiner Flughafen, zu kleines Einzugsgebiet, zu lange Anreisewege für die wichtigen Business-Partner aus dem Ausland. Ob da nun "Ossis" oder "Wessis" - oder aber Deutsche oder Briten - über die Messe flanieren, spielt für den Standort keine Rolle. Und wer das Thema ein wenig versteht, muss froh sein, dass die Messe umgezogen ist, denn die Messe wäre so oder so nicht ewig in Leipzig geblieben. Wenn die Messe nicht nach Köln umgezogen wäre, hätte sich irgendwann London oder Paris den Status der europäischen Leitmesse unter den Nagel gerissen, was das Aus für jede Messe in Deutschland gewesen wäre. Und dann würden sich wahrscheinlich alle darüber aufregen, wie die Bitkom diese Entwicklung nicht kommen sehen konnte.
Denn dass die Verkehrsanbindung schlechter ist oder der Platz nicht reichte ist nach wie vor falsch. Bei der letzten Games Convention stand immer noch eine Halle fast leer und die riesige Glashalle (von einem solchen Gebäude kann die Messe Köln nur träumen war auch nur leicht bestückt.
Ja, eine Halle stand leer. Wie lange hätte dieser Platz noch gereicht? Eine Messe expandiert nicht erst dann, wenn das Gelände keinen Quadratmeter mehr her gibt. In Köln stehen zusätzliche Flächen zu Verfügung, in denen man noch eine zweite GC unterbringen könnte. Damit kann man wirklich für die Zukunft planen. Und du willst doch nicht wirklich noch zusätzliche Mini-Stände auf die überglasten Gänge und Freiflächen der Leipziger Messe, die schon ohne weitere Bebauungen nicht ausreichend dimensioniert gewesen sind.
Und die Verkehrsanbindung in Leipzig mag regional betrachtet exzellent sein, aber global gesehen ist ein kleiner Flughafen, der nur sehr eingeschränkt aus dem Ausland angeflogen wird, ein hübscher HBF und ein bisschen Autobahn schlichtweg nicht aus, mal abgesehen von den unzureichenden Hotel-Kapazitäten.
Ich spreche aus der Sicht eines (Fach)besuchers und kenne Aussteller die sehr unzufrieden in Leipzig waren.
Ich weiß, was du meinst. Die vielen angeblichen Stimmen, die gesagt haben sollen, dass man in Leipzig bleiben will, waren wohl vor Ort angeworbene Hostessen. Mir ist kein Aussteller begegnet, der in höchsten Tönen von Leipzig geschwärmt hat und die Vorteile eines Standort-Wechsels nicht begrüßt hat. Überhaupt ist es den Ausstelern wumpe, ob sie in Köln, Leipzig, Berlin, Frankfurt, Paris oder London gastieren. Außer dem Messegelände, dem Hotel und der Businnes-Party sehen die sowieso nichts vom Standort. Für die Aussteller sind nur die Rahmenbedingungen interessant, und die sind Köln nun mal besser.