Globalisierung - "Die Bürde des weißen Mannes" ?

Zunächst einmal gibt es eine ganze Reihe von Vorteilen, die eine globalisierte Wirtschaft für alle Beteiligten mit sich bringt. Da wäre zum einen die Internationalisierung, die von den einzelnen Staaten ausgeht. Sie führt dazu, dass Rohstoffe, Produkte, Dienstleistungen, Arbeit und Kapital grenzüberschreitend ausgetauscht werden. Zur Unterstützung dieses Austauschs entstand nach dem 2. Weltkrieg das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT), das in mehreren Verhandlungsrunden zu spürbaren Zollsenkungen führte. In den letzten 40 Jahren wurden in drei mehrjährigen Runden durchschnittliche Zollsenkungen in Höhe von 36 %, 34 % und 40 % erzielt. Heute profitieren wir in Deutschland vom EU-Binnenmarkt, während zwischen den USA und Kanada das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) gilt.

Der zweite Aspekt ist die Multinationalisierung (= Transnationalisierung), bei der Unternehmen sowohl Kapital als auch Arbeit zwischen den Volkswirtschaften transferieren. Die Ziele für die Verlagerungen von Produktions- und Vertriebsstandorten sind meist Kosteneinsparungen und die Erschließung neuer Märkte. So gesehen kann man kritisieren, dass VW ein Werk in Shanghai gebaut hat. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass es dabei um die Bedienung eines neu zu erschließenden Marktes ging.

Man kann die Globalisierung als das Bestreben der Staaten verstehen, die internationalen Zoll- und Handelsschranken zu deregulieren und zu liberalisieren. In der Folge nimmt der Einfluss der Staaten ab, während die Marktkräfte an Macht gewinnen. Wenn sich die Wirtschaft internationalisiert, muss die Politik das ebenso machen. Daher ist es zwingend, in einem vereinigten Europa mehr Kompetenzen aus den Nationalstaaten abzuziehen, weil viele Problemlösungen dort gar nicht länger als Insellösungen greifen können.

Als dritten Vorteil der Globalisierung kann man den Anstieg des Lebensstandards (zumindest in den Industrienationen) nennen, ebenso die Entstehung von Arbeitsplätzen, die der erzwungene und beschleunigte Strukturwandel mit sich bringt. Wenn die Entwicklungsländer in die Globalisierung einbezogen werden (z. B. durch die Abschaffung von Schutzzöllen), eröffnen sich ihnen ganz neue Entwicklungsmöglichkeiten, die sie ohne die Globalisierung in dieser Form nicht hätten. Schließlich ist mit einer zunehmenden Demokratisierung im Zuge der Globalisierung zu rechnen. Das Beispiel China wurde bereits genannt, aber auch in Afrika ist vorstellbar, dass man die Teilnahmemöglichkeit am Welthandel von der politischen und rechtlichen Situation in einem Land abhängig macht.

Die Globalisierung führt auch dazu, dass international tätige Unternehmen stärker von NGOs überwacht werden. Organisationen wie Greenpeace, WWF, Amnesty International oder Human Rights Watch verfügen über ein weltweites Kommunikations- und Informationsnetz und nehmen die Aktivitäten der Konzerne immer genauer unter die Lupe.

Die Globalisierung wirkt sich auch auf die Anspruchsgruppen aus, mit denen die Unternehmen zu tun haben. Die Aktionäre drängen darauf, Unternehmensbereiche mit niedriger Ertragskraft zu schließen oder abzustoßen, um die Rendite zu verbessern. Im Fokus stehen dabei Kostensenkungen, der Abbau freiwilliger sozialer Leistungen und Produktivitätssteigerungen.

Aber auch die Beschäftigten fordern ihren Tribut. Sie verlangen nach einem betrieblichen Vorschlagswesen, um selbst Potenziale zur Effizenzsteigerung benennen zu können. Weiterhin nutzen sie die Möglichkeiten der Arbeitszeitflexibilisierung (Zeitkorridore, Gleitzeit) und Leistungsanreize in Form von Leistungsbewertungen und Erfolgsbeteiligungen. Neue Arbeitsformen wie Telearbeit oder Heimarbeit stehen ebenso auf der Forderungsliste wie die Altersteilzeit oder in Deutschland die Krippenplätze oder der Betriebssport. In diesen Punkten müssen die Unternehmen den (gut ausgebildeten) Beschäftigten entgegenkommen.
 
Zunächst einmal gibt es eine ganze Reihe von Vorteilen, die eine globalisierte Wirtschaft für alle Beteiligten mit sich bringt. Da wäre zum einen die Internationalisierung, die von den einzelnen Staaten ausgeht. Sie führt dazu, dass Rohstoffe, Produkte, Dienstleistungen, Arbeit und Kapital grenzüberschreitend ausgetauscht werden.

Den grenzüberschreitenden Warenverkehr gab es nach den Schulbüchern meines Ur-Großvaters auch schon zu seiner Zeit. Die verheerende Wirkung der Globalisierung heutigen Verständnisses entsteht durch den unkontrollierten Kapitalverkehr, da der durch die Arbeit erwirtschafte Gewinn nicht mehr zwangsläufig auch der eigenen Volkswirtschaft zu Gute kommt. Hier von einem Vorteil zu reden, ist doch wohl sehr abhängig vom Standpunkt des Betrachters.

Sie fördert darüber hinaus die Machtkonzentration. Wenn heute nur noch etwa 30 Konzerne den gesamten Weltgetreidehandel beherrschen und in der Welt immer mehr Menschen Hungers sterben, weil überschuldete Staaten kein Geld haben, um ihren Bevölkerungen Getreide auf dem Weltmarkt zu kaufen, sind die Vorteile wohl etwas einseitig verteilt


Der zweite Aspekt ist die Multinationalisierung (= Transnationalisierung), bei der Unternehmen sowohl Kapital als auch Arbeit zwischen den Volkswirtschaften transferieren.

Zu diesem „Vorteil“ ein Beispiel aus dem von mir schon zitierten Buch von Jean Ziegler :

“Werfen wir ein Blick auf Brasilien. Nestlé erzielt dort phantastische Gewinne. Ein Teil davon wird in die 25 Fabriken und örtlichen Niederlassungen im Land rückinvestiert. Ein anderer Teil dient zur Finanzierung der Expansion und der Eroberung des neuen lokalen Marktes, jenes für Haustierfutter zum Beispiel. Doch der größte Teil des verdienten Geldes fließt nach Vevey, ins Hauptquartier von Nestlé.
Dieser Aderlass wird von der Banco do Brasil, der brasilianischen Staatsbank, finanziert. Denn Nestlé transferiert natürlich keine Reales, eine Währung ohne konsistenten Tauschwert, sondern Dollars (oder andere sogenannte harte Währungen). Es werden also Devisenreserven der Zentralbank des Gastlandes verwendet, um den Transfer der Profite und der Produkte der Gebühren aus Patentrechten, die in der Landeswährung erzielt wurden, zu ermöglichen. Diese überqueren sofort den Atlantik und erhöhen die Auslandsverschuldung des Gastlandes.“


Ähnliche „Monopoly-Spielereien“ des Kapitals haben vor einigen Jahren den gesamten südostasiatischen Wirtschaftraum verwüstet. Aus Thailand weiß ich, daß nur durch eine fast selbstaufopfernde Spendenbereitschaft der Thais von Gold und anderen Wertgegenständen der totale finanzielle Zusammenbruch des Staates knapp verhindert werden konnte.

Von wessen Vorteilen sprichst du hier eigentlich?

Man kann die Globalisierung als das Bestreben der Staaten verstehen, die internationalen Zoll- und Handelsschranken zu deregulieren und zu liberalisieren. In der Folge nimmt der Einfluss der Staaten ab, während die Marktkräfte an Macht gewinnen.


In anderen Worten sagst du: Die Staaten sind bestrebt, ihren Einfluß zu verlieren?! Wohl kaum, welcher Staat sollte das wollen. Richtig ist dagegen, daß nicht die Staaten, sondern die multinationalen Konzerne den politischen Einfluß und deren Kontrolle – soweit überhaupt noch vorhanden – zurückdrängen. Und genau da liegt doch der Hase im Pfeffer: Das gemeine Volk kann sich dann mit einer „Placebo-Wahl“ einer ohnmächtigen Regierung beschäftigen, während die Wirtschaftkreise die wirkliche Politik bestimmen. Eine Reinkarnation des Feudalismus erster Güte; nur daß die Fürsten sich nunmehr Vorstandsvorsitzende nennen.

Schon erstaunlich, dass du hier so offen die Karten aufdeckst. Nachdem schon zu meinem Post https://www.computerbase.de/forum/threads/die-linke-im-landtag-bremen-als-alternative.285455/page-6#post-2814956 keine Reaktion kam, hätte ich nicht mehr erwartet, daß du das langfristige Ziel des Neoliberalismus so offen bestätigst.

Als dritten Vorteil der Globalisierung kann man den Anstieg des Lebensstandards (zumindest in den Industrienationen) nennen, ebenso die Entstehung von Arbeitsplätzen, die der erzwungene und beschleunigte Strukturwandel mit sich bringt.

Ich vermute deine Lehrbücher nicht mehr auf dem neuesten Stand, denn die relative Bedeutung Europas für die multinationalen Konzerne sinkt ständig. Die ertragreichen neuen Märkte entstehen in Asien, Afrika und Süd-/Mittelamerika. Als Beispiel das Portefeuille von Nestlé: Die europäischen Profite stellten 1994 45 % des Umsatzes dar, 2004 nur noch 33 %.

Die Globalisierung führt auch dazu, dass international tätige Unternehmen stärker von NGOs überwacht werden. Organisationen wie Greenpeace, WWF, Amnesty International oder Human Rights Watch verfügen über ein weltweites Kommunikations- und Informationsnetz und nehmen die Aktivitäten der Konzerne immer genauer unter die Lupe.

Sollen die NGOs etwa die zurückgedrängte politische Kontrolle ersetzen? Eine „freiwillige Selbstauskunft“ der Konzerne anstatt gesetzlich verankerter und sanktionierbarer Mechanismen? Ich kann mich vor Lachen kaum noch halten.


Aber auch die Beschäftigten fordern ihren Tribut. Sie verlangen nach einem betrieblichen Vorschlagswesen, um selbst Potenziale zur Effizenzsteigerung benennen zu können.[…] In diesen Punkten müssen die Unternehmen den (gut ausgebildeten) Beschäftigten entgegenkommen.

Ich vermute, die Beschäftigten möchten auch mitbestimmen, wohin der nächste Betriebsausflug geht.

Ich glaube, daß Brigitta mit ihrer Einschätzung 100 %ig richtig lag: Das kann nur Satire sein!

Ich breche hier ab …bevor ich vor Lachen zusammenbreche.
 
Zuletzt bearbeitet: (Schreibfehler berichtigt)
Ich weiß ja nicht, über welche Kompetenzen der von Dir zitierte Jean Ziegler im Detail verfügt. Aber nehmen wir das von Dir eingebrachte Beispiel Brasilien. Das Land gilt als einer der größten Rohstoff-lieferanten der Welt. Und mit welchen Währungen wird auf den internationalen Rohstoffbörsen gehandelt? Richtig, z. B. mit dem US-Dollar. Jedes Mal, wenn an der Kaffeebörse ein Sack Kaffeebohnen gehandelt wird, fließt harte Währung in das Land. – Und selbst wenn Nestlé dort in der Landeswährung verdient, ist es ja nicht so, dass faktisch gefüllte Geldbeutel das Land verlassen würden. Hier handelt es sich doch lediglich um Zahlen in der Gewinn- und Verlustrechnung, die entsprechend den Richtlinien für Konzernabschlüsse in eine einheitliche Währung umgerechnet werden. Dafür braucht man die Devisen der brasilianischen Zentralbank überhaupt nicht.

Und was den Machtverlust der Politik angeht, so habe ich von einer Folgeerscheinung geschrieben. Das primäre Ziel war die Senkung der Zölle, weil alle Beteiligten davon profitieren, wie man innerhalb der EU täglich sieht. Dieses Ziel wurde aber nicht von den Unternehmen verfolgt, sondern von den Staaten. Die Unterschriften unter den EU-Verträgen stammen schließlich von Politikern, nicht von Unternehmern. Allerdings ist es ein Ausfluss dieser Politik, dass die Macht der Parlamente durch die Öffnung der Grenzen insgesamt eher nachlässt. Genau das habe ich geschrieben. Als Korrektiv habe ich vorgeschlagen, z. B. der EU mehr Rechte zu geben und die Befugnisse der Einzelstaaten zu beschneiden. Das ist immer dann von Bedeutung, wenn es um die Lösung von Problemen geht, die ein Staat allein nicht lösen kann. Als Beispiel fällt mir hier die Angleichung der Steuersysteme und der Wirtschaftspolitik ein. Wenn die nicht europaweit einheitlich ist, kommt es immer wieder zu den Verwerfungen, die wir hierzulande z. B. mit dem Entsendegesetz zu bekämpfen versuchen.

Was ich in #21 aufgezählt habe, sind grundsätzliche/mögliche Vorteile der Globalisierung. Dass es daneben auch Nachteile gibt, will ich ja gar nicht bestreiten. Das auszuführen hätte Dein Part werden können.

Worauf ich noch eingehen will: Du schreibst mit Bezug auf die NGOs, dass eine freiwillige Selbstauskunft die gesetzlich verankerten und sanktionierten Mechanismen ersetzen würde. Das ist natürlich grober Unfug. Selbstverständlich gelten in den Ländern weiterhin die Gesetze. In Deutschland mögen sie in machen Bereichen recht restriktiv sein (etwa beim Umweltschutz), in anderen Ländern etwas weniger. Aber es gibt darüber hinaus auch Länder, in denen Gesetze so gut wie gar nichts bedeuten. Das trifft dort zu, wo Korruption regiert. Und das gilt auch für mein Beispiel Somalia, wo der Mob regiert. Überall dort, wo die Adminstration versagt, bringt eine freiwillige Verpflichtung für den Moment mehr als das Chaos, das mancherorts gilt.

Den letzten Punkt mit den Beschäftigten scheinst Du nicht richtig verstanden zu haben (Absicht?). Wer heute über eine gute berufliche Qualifikation verfügt, kann sich seinen Job europaweit aussuchen. Um diese Leute entbrennt ein ganz neuer Wettbewerb, wenn sich diese Arbeitnehmer nicht länger nur auf ihrem heimischen Arbeitsmarkt bewegen, sondern wegen des Rechts auf Freizügigkeit auch im Ausland auf Jobsuche gehen. Dann geht es nicht allein um Gehälter, Dienstwagen und Dienstwohnung, sondern um einiges mehr. Das ist für die Unternehmen eine völlig neue Situation. Schau Dir doch an, wie verbissen die Konzerne um die Absolventen bestimmter Studiengänge kämpfen. Die Leute kommen manchmal nciht mehr dazu, ihr Diplom zu machen, weil sie direkt von der Uni abgeworben werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich vermute, die Beschäftigten möchten auch mitbestimmen, wohin der nächste Betriebsausflug geht.

Sorry, aber hast du jemals in einem Unternehmen, welches über ein betriebliches Vorschlagswesen verfügt gearbeitet?
Bei mir ist das zufällig der Fall. Und ich kann dir versichern, dass die Vorschläge die dort von Arbeitnehmerseite kommen weitaus mehr betreffen als den nächsten Betriebsausflug.
Bei uns kommen von den Arbeitnehmern fast täglich Vorschläge die wirklich zu sinnvollen Optimierungen des Fertigungsprozesses führen.
Und dafür bekommt der Arbeitnehmer bares Geld, genauer gesagt 25% der erzielten Einsparung bis zu einem Maximalbetrag von 250.000€. Ob du es glaubst oder nicht, diese Beträge werden auch tatsächlich ausbezahlt.

Und da die Gewerkschaften und Betriebsräte maßgeblich an der Einführung dieses Vorschlagswesens beteiligt waren hat keshkau schon ganz recht, wenn er meint, dass dies eine Forderung der Arbeitnehmerseite war...

Ich glaube, daß Brigitta mit ihrer Einschätzung 100 %ig richtig lag: Das kann nur Satire sein!

Ich breche hier ab …bevor ich vor Lachen zusammenbreche.

Sagt einmal was für Probleme habt ihr eigentlich?
Weil die Gegenseite unfähig zu sein scheint eine inhaltliche Diskussion zu führen wird dieser Thread in dem größtenteils ein einseitiger Meinungsaustausch statt findet zur Satire deklassiert?

Für was haltet ihr euch?!

Ich habe meine Meinung zum Thema Globalisierung zum besten gegeben. Es steht dir also frei diese in jeder erdenklichen Form zu kritisieren, so lang du natürlich nicht, wie weiter oben geschehen, meine Aussagen verdrehst und verfälschst.
 
RicmanX schrieb:
So und da es hier ja an "echten" Gegenargumenten mangeln soll, verweis ich einfach mal auf das so oft angepriesene YouTube Video, aus dem man sich vielleicht bedienen könnte:

Ok, ich habe mal aufgeschrieben, was der erste Teil des großes G8-Mobilisierungsclips zu bieten hat, den ich hier gefunden habe: http://www.move-against-g8.de/mobilisierungsclip/pages/start/grosse-version.php

„Für mich repräsentieren die G8 Diktatur und Imperialismus. Die Idee, dass 8 Menschen das Schicksal von 8 Milliarden Menschen kontrollieren, ist inakzeptabel, sie müssen herausgefordert und gestoppt werden.“

„Nein zum Imperialismus! Nein zum Kolonialismus! Nein zur Ausbeutung des Menschen durch den Menschen!“

„Die G8 verfolgen eine ökologisch und sozial absolut unverträgliche Politik.“

„Es wird dort geschachert, es werden Deals ausgehandelt, die nicht legitim sind.“

„Diese Leute, die sich da treffen, sind halt wesentlich verantwortlich für diese Scheiße. Und dafür gehören sie schlicht und ergreifend offensiv angegriffen und als solche auch sichtbar gemacht. Und das werden sie sicherlich nicht in eigenen Pressemitteilungen machen. Folglich muss das wohl irgendjemand anders tun.“

„Es geht darum, ein deutliches Nein zu artikulieren gegen die G8, die Symbol sind für einen globalisierten Kapitalismus.“

„Wir sagen nein, es reicht. Ja, basta.“

Das ist nicht mehr als ein bisschen Stimmungsmache mit Worthülsen. Im weiteren Verlauf wird es zumindest spannender:

Unser Protest und die Absage an die G8 müssen lautstark sein! Beides, symbolisch gesehen, um den Menschen ein Gefühl für ihre Macht zu geben, um so das Machtgleichgewicht zu kippen, und so das Monopol dieser, entschuldigt meine Sprache, 8 Bastarde brechen zu können, deswegen ist es doppelt wichtig, die Mobilisierung gegen die G8 zu verstärken. Es ist wichtig, sie zu stoppen!

Diese Formulierung hat es immerhin bis in die Endfassung des Videos geschafft. Und sie lässt ein seltsames Verständnis von Demokratie durchblicken, wenn man die gewählten Volksvertreter so tituliert.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Daedalus
Euere Argumente lassen sich in der Form umdrehen, als man daraus immer den großen Nationen den Strick drehen kann, dass sie die Ärmeren Länder unter dem Deckmantel der Hilfe dennoch ausbeuten.
Das Bemühen der G8 zB die Hungersnot in Afrika einzudämmen könnte man genausogut dazu umdrehen, dass die großen Nationen verzweifelt versuchen zu kitten wovor Jahrzehntelang die Augen verschlossen wurde.
Dass der Handel zwischen Nationen "erleichtert" oder "verbessert" wird dient weniger dem Wohl der Menschen in den Ländern als den jeweiligen Konzernen in diesen Ländern die miteinander Handel treiben sollen damit die etablierte Politik ordentliche Wirtschaftszuwächse vorlegen kann.
Für mich ist die Globalisierung deswegen heuchlerisch weil unter dem eben schon angesprochenen Deckmantel des Fortschrittes für den Menschen und allgemein für die Menschheit einfach nur sich bloß noch eine Ölung für die kapitalistische Maschinerie verbirgt.
Klar kannst du Daedalus jetzt mit deiner "unbestechlichen" Mathematik und der Statistik ankommen und zeigen wieviel besser es vielen Leuten durch die Globalisierung geht, aber Fakt ist, dass eben deine Rechnungen und Statistiken immanent den Kapitalismus in sich tragen und wenn man diese Wirtschaftsform, wie ich es tue, allgemein ablehnt dann bringt es überhaupt nichts darauf einzugehen.
Mir gehen die Argumente aus ja, aber nur die, die so oder so gewendet dennoch nur den Kapitalismus fördern würden. Darum dreht sich ohnehin die komplette Diskussion. Ob hier oder in Berlin oder sonstwo. Es wird allgemein ein Wirtschaftssystem akzeptiert und alles rumdrehen verhilft diesem System, selbst da wo mit sachlichen "Argumenten" dagegen argumentiert wird. Und das mache ich eben nicht mit und genau deshalb denkt ihr (daedalus, keshkau) dass die Globalisierungkritiker dumpf "dagegen" sind. Ja, sind sie, aber nur für euch. Einzusehen wann diskutieren nichts mehr bringt hat nichts mit Unsachlichkeit zu tun. Das Gegenteil wäre sogar der Fall. Einer der auf Zwang versucht zu diskutieren wird notwendig immer unsachlicher wenn sich kein Kompromiss ergibt. Dann kann man doch lieber gleich damit schließen, dass man nun mal verschiedene Meinungen hat. Manchmal frage ich mich wirklich wer von uns derjenige ist, der mit seiner Gesellschaftsdoktrin alles "gleich" machen möchte. Euere Verbissenheit auch ja immer das letzte Wort zu haben und egal was kommt dennoch immer noch ein Argument draufsetzen mutet teilweise schon zwanghaft an. Bloß nicht mal etwas zugestehen, bloß nicht mal ein paar Nächte über bestimmte Sachen schlafen...
Das ist der Grund weshalb ich zumindest in diesen Wirtschaftsthreads auf diese Weise mit euch diskutiere.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es wird allgemein ein Wirtschaftssystem akzeptiert und alles rumdrehen verhilft diesem System, selbst da wo mit sachlichen "Argumenten" dagegen argumentiert wird.

Wenn das marktwirtschaftliche System mit Privateigentum an Produktionsmitteln nun aber „allgemein akzeptiert“ wird und damit mehrheitsfähig ist, braucht man gar nicht lange darüber streiten, ob ein alternatives System besser wäre. Denn das scheint keine Mehrheiten zu finden.

Die Folge ist, dass man nach Lösungen innerhalb des bestehenden Systems suchen muss. Da könntest Du jetzt behaupten, dass es keine Lösungen gäbe, aber das glaube ich nicht. Wenn man den Staaten Afrikas helfen will, wird man ihnen auch wirtschaftlich helfen müssen, z. B. durch Handel. Nun ist es aber so, dass bei einem Handelsgeschäft stets beide Seiten profitieren, also nicht nur die Entwicklungsländer, sondern auch die Unternehmen in den Industrieländern, die mit den Entwicklungsländern handeln. Welche der beiden Seiten (Angebot oder Nachfrage) den größeren Nutzen hat, hängt von den jeweiligen Marktpreisen ab.

Nun könntest Du eine andere Art von Hilfe vorschlagen, die nicht wirtschaftlich ist. Aber letzten Endes muss jede Form der Hilfe finanziert werden. Das gilt für einen Brunnenbau ebenso wie für die Einrichtung einer Schule, den Transfer von Know-how oder den Aufbau von Behörden. Das gilt selbst für personelle und sachliche medizinische Hilfe. An der Ökonomie führt also niemals ein Weg vorbei – nicht in diesem System und auch in keinem anderen.

Ich finde es traurig, dass die Argumente der Globalisierungsgegner, die hier und da feilgeboten werden, oft nur sehr dünn sind. Entweder es wird mit einer Art Doktrin argumentiert (Ausbeutung der Arbeiterklasse durch die Kapitalisten usw.) oder es wird versucht, "wirtschaftliche" Gründe anzuführen, die allzu leicht zu widerlegen sind. Wenn ich z. B. schreibe, dass die Globalisierung insgesamt zu einer Steigerung des Wohlstands führt, kontert MacII damit, dass Nestlé in Europa innerhalb von 10 Jahren weniger Gewinne erzielt hat. Das sollte ein Gegenargument sein. Richtig ist jedoch, dass die Globalisierung schon länger anhält und schon fast 30 Jahre auf dem Buckel hat. In dieser Zeit hat Europa davon bereits reichlich profitiert. Das sehen wir daran, wie günstig wir heute manche Importartikel aus China beziehen können.

Und nun kommt der Clou: Wenn Nestlé mittlerweile auch außerhalb Europas gute Geschäfte macht, dann ist das ein Zeichen dafür, dass es mittlerweile auch woanders bergauf geht, also dass es neue Staaten gibt, die von der Globalisierung profitieren. Da verweise ich auf Fernost, wo so viele neue Jobs entstanden sind, die es ohne die Globalisierung nie gegeben hätte. Natürlich sind die Arbeitsbedingungen dort selten mit unseren Maßstäben zu messen. Aber wir sollten nicht so tun, als ob es bei uns vor 100 Jahren anders ausgesehen hätte. Mit der Globalisierung wurden einige Regionen dieser Welt aus dem finstersten Mittelalter in die Neuzeit katapultiert. Die Anpassungen daran, die vor allem in den Köpfen stattfinden müssen, dauern dann ihre Zeit. Die positiven Wirkungen sind sichtbar. In China steigen z. B. die Löhne rasant, kein Wunder bei einem jährlichen Wirtschaftswachstum von ca. 8 Prozent. Das gab es zuvor ohne die Globalisierung nicht.

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Oder nehmen wir diesen Einwand von MacII, der sich auf meine Feststellung bezieht, dass die Globalisierung zum grenzüberschreitenden Austausch von Rohstoffen, Produkten, Dienstleistungen, Arbeit und Kapital führt.

MacII schrieb:
Den grenzüberschreitenden Warenverkehr gab es nach den Schulbüchern meines Ur-Großvaters auch schon zu seiner Zeit. Die verheerende Wirkung der Globalisierung heutigen Verständnisses entsteht durch den unkontrollierten Kapitalverkehr, da der durch die Arbeit erwirtschafte Gewinn nicht mehr zwangsläufig auch der eigenen Volkswirtschaft zu Gute kommt.

Hier kann ich entgegnen, was ich zum Thema Zölle geschrieben habe. Erst durch die internationalen Abkommen (GATT, EU-Verträge) wurde es in den letzten Jahrzehnten wirtschaftlich möglich bzw. interessant, den Warenaustausch in der jetzigen Form zu betreiben. Erinnern wir uns doch einmal daran, wie es zu den Zeiten der Vielstaaterei in deutschen Landen war. Auf dem Weg von München nach Hamburg musste die Ware unzählige Zollschranken passieren, wodurch die Preise in die Höhe getrieben wurden, bis sich der Handel schließlich überhaupt nicht mehr lohnte. Im noch nicht vereinigten Europa sah es nicht viel besser aus, auch wenn es später bereits den steuerfreien Transit gab. Heute ist das völlig anders. Wir haben einen verbundenen Wirtschaftsraum und sogar eine gemeinsame Währung, was das Leben ungemein erleichtert. Damit können die Schulbücher von MacIIs Ur-Großvater nicht mithalten.

Der zweite Einwand von MacII bezieht sich auf den unkontrollierten Kapitalverkehr. Das kann man als Hindernis betrachten, aber auch als Chance. Wenn ein deutsches Unternehmen in Bulgarien oder meinetwegen in China investieren möchte (oder umgekehrt), dann ist der freie Kapitalverkehr eine Grundvoraussetzung dafür. Das Geld für den Bau der Betriebe und für die Anschaffung der Anlagen und Maschinen muss schließlich irgendwo herkommen. Und ebenso selbstverständlich ist es, dass der Investor die Möglichkeit haben muss, auf die Gewinne seines investierten Kapitals zuzugreifen. Es muss daher auch möglich sein, Geld in die andere Richtung zu transferieren. Gäbe es diesen freien Kapitalverkehr nicht, gäbe es auch keine Globalisierung und wir würden unsere Marken-Sportschuhe nicht aus China oder Taiwan beziehen und die Menschen dort hätten ihre Jobs nicht. Und warum ist das außerdem noch wichtig? Die Unternehmen sind in der Regel Aktiengesellschaften. Wenn jemand Aktien eines solchen Unternehmens kauft, dann verzichtet er auf den Zins, den eine Geldanlage bei der Bank bringen würde. Er leiht dem Unternehmen stattdessen sein Geld, um z. B. eine Investition im Ausland durchzuführen. Aber irgendwann möchte der Kapitalgeber dafür entweder eine Kurssteigerung oder eine Dividende sehen. Würde das Geld nicht ungestört zurückfließen können, gäbe es dieses wirtschaftliche Engagement im Ausland erst gar nicht.

Wenn das Problem darin bestehen soll, dass einer Volkswirtschaft nicht der Gewinn zu Gute kommt, den es erwirtschaftet, dann klingt das ebenfalls problematisch, muss es aber nicht sein. Erstens stelle ich fest, dass die Arbeitnehmer in einem Land X auch ihren Lohn im Land X bekommen. Sie sind also schon einmal versorgt. Und wenn nun der Gewinn, den das Unternehmen Y erwirtschaftet hat, nicht im Land X verbleibt, dann kommt es eben dem Land Z zu Gute. Das ist auch ein Teil der Globalisierung! Aber man sollte nicht so tun, als sei das Geld aus der Welt. Es wird lediglich woanders investiert oder konsumiert. Und genau darin liegt die Herausforderung. Ein Standort wie Deutschland muss zusehen, dass er für das Kapital attraktiv bleibt. Das erreicht man durch eine gute Infrastruktur, ein funktionierendes Rechtssystem, eine schlagkräftige und zuverlässige Bürokratie und durch hoch qualifizierte Arbeitnehmer. Auch das Steuersystem bzw. die Wirtschaftspolitik ist hier von Belang. Und damit sich die Staaten nicht gegenseitig über- bzw. unterbieten, ist eine Absprache notwendig, die ich oben bereits angesprochen habe. Man kann die EU oder die G8 als ein Bemühen betrachten, solche Absprachen zu treffen.

Also Jungs, Ihr habt doch sicherlich mehr auf dem Kasten!
 
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@th3o:

Ich sagte bereits an anderer Stelle, dass ich deine Art der Kritik durchaus verstehe. Doch was nützt es unrealistische Maßstäbe bei der Beurteilung der Realität anzulegen?

Wie ich bereits mehrfach sagte ist es doch im Grunde "unfair" (finde kein besseres Wort) die G8 Staaten unter Zugrundelegung eines theoretischen und utopischen Bewertungsmodells zu kritisieren.

Keshkau hat das weitere ja schon geschrieben.

Es muss doch möglich sein, wenn man denn wirklich Kritik üben will, diese Kritik eben auch unter Zugrundelegung der Realität zu artikulieren.

Klar kannst du Daedalus jetzt mit deiner "unbestechlichen" Mathematik und der Statistik ankommen und zeigen wieviel besser es vielen Leuten durch die Globalisierung geht, aber Fakt ist, dass eben deine Rechnungen und Statistiken immanent den Kapitalismus in sich tragen[...]

Die Zahlen mögen auf kapitalistischen Fundamenten fußen.
Doch die Wirkung dieser Zahlen auf die Menschen ist doch keinesfalls "rein kapitalistischer Natur"...

Wenn in China die Zahl der Armen Menschen rapide sinkt, dann ist dies doch keine Erkenntnis, deren Beurteilung zwangsläufig unter Zugrundelegung eines kapitalistischen Systems erfolgen muss.
 
Aber gerade China dient doch als das perfekte Beispiel wo nur ein geringer Anteil der Bevölkerung vom Aufschwung profitiert und die altbekannte "Schere" zwischen arm und reich bloß zunimmt. Unterm ökonomischen Strich gibts tolles Wachstum, aber nur, weil die, die ohnehin Verfügungsgewalt hatten, bloß noch reicher wurden. Und das präsentiert man oh Wunder als etwas was jedem zugutekommt. Aber die Realität vor allem in den Provinzen sieht wahrlich anders aus und das belegen seriöse Dokumentationen wie auch einschlägige Literatur (die ich gerade nicht zur Hand habe zum Zitieren).
Und dass China den Kapitalismus in brutalerer Weise praktiziert als die westlichen Nationen steht für mich sowieso außer Frage. Da haben sich nämlich die autoritären Überbleibsel des praktischen Kommunismus mit der Eigendynamik des Kapitalismus gefunden. Ob das ein so tolles Pärchen abgibt bin ich mir nicht sicher.
 
@th30:
Speziell bei China muss man ganz genau hinsehen: Das will ich kurz begründen:

Im Jahr 2000 verdiente ein chinesischer Arbeiter 10.000 RMB (Renminbi). Bei einem seit 1994 konstanten Umrechnungskurs zum US-Dollar von ca. 8:1 entsprach das 1.250 Dollar. Zum damals gültigen Wechselkurs von 0,92 Dollar je Euro entsprach das 1.150 Euro. Ein Arbeiter in Deutschland kam im selben Jahr durchschnittlich auf etwa 25.000 Euro (etwa Faktor 20).

In Deutschland lag die Produktivität pro Arbeitsplatz bei 50.000 Euro, während die Arbeiter in China nur auf 12.000 RMB bzw. 1.400 Euro kamen. Die effektiven Lohnstückkosten lagen in China also eigentlich noch höher als in Deutschland (was durch den Einsatz moderner Produktionsstätten hier oder dort im Einzelfall wieder ganz anders aussehen kann).

Für eine aktuelle Bewertung der Situation muss allerdings noch berücksichtigt werden, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar inzwischen massiv aufgewertet wurde und der Euro mehr als 1,30 US-Dollar kostet. Unter Berücksichtigung heutiger Wechselkurse verdiente der chinesische Arbeiter im Jahr 2000 nur 960 Euro, was in Eurowährung einer Senkung um 20 % entspricht (10.000 RMB geteilt durch 8 Dollar/RMB = 1.250 Dollar; 1.250 Dollar : 1,30 Dollar/Euro = 960 Euro).

Die Dollarabwertung innerhalb der letzten Jahre hat dazu geführt, dass die chinesischen Arbeitskosten, in Euro gerechnet, stark gesunken sind, wodurch China nunmehr einen erheblichen Wettbewerbsvorteil hat.

Man muss ebenso anmerken, dass sich der Aufschwung in China in den Städten vollzieht. Viele Chinesen sind aber noch Bauern, die verstreut auf dem Land wohnen und davon wenig mitbekommen. Trotzdem boomt es dort, weil in den Metropolen sehr viele Menschen leben (19 Mio. in Shanghai, 15 Mio. in Peking, 10 Mio. in Guangzhou, 9 Mio. in Wuhan).
 
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Sorry, aber ich habe keine fundierten Informationen über diese große Ungerechtigkeit speziell in China.

Worüber ich Informationen habe ist die Tatsache, dass die Gehälter die für Arbeitnehmer ausländischer Investoren über dem üblichen Durchschnitt habe. Ferner habe ich die Information, dass die Zahl der Armen in wenigen Jahren um weit mehr als 50% gesunken ist.

Das die Schere weiter auf geht wäre ja nur dann verwerflich, wenn auf Grund dieser Entwicklung viele Menschen auf der Strecke bleiben. Und gerade dies erkenne ich nicht.

http://www.taz.de/dx/2004/01/12/a0124.1/text

Dieser Artikel ist vielleicht etwas älter, aber dennoch im Grunde eine gute Widergabe dessen, was ich sagen will.

Ich denke wir sind uns alle Einig, dass nicht alles Gold ist, was die jetzige Form der Globalisierung bringt. Doch bin ich weiter der festen Überzeugung, dass dies kein Fehler im "Grundkonzept" ist.

China z.B. halte ich für ein Land, welches über kurz oder lang selbst den richtigen Weg finden wird. Davon werden dann (fast) alle Chinesen profitieren. In Sachen Menschenrechte und Freiheit tun sie es heute schon.

Natürlich gibt es auch massive Probleme die Auftreten. Beispielsweise AIDS, die Überbevölkerung unserer Welt und auch die Gesamtsituation in Afrika.

Doch hier geht es eben um Detailfragen und genau hier wäre es interessant Kritik zu hören die auch unter Zugrundelegung der aktuellen Gesellschaftsform funktioniert.

Denn nur so kann doch auch was bewegt werden.

Die Globalisierung an sich bringt viele Vorteile, man muss sie halt nur nutzen.

Und wenn sich nun wieder die G8 Staaten an einen Tisch setzen, dann sollte man konkrete und sinnvolle Forderungen stellen. Aber eben keine "alles ist Scheiße" Kritik sondern gezielt indem man z.B. eine andere Form der Entwicklungshilfe für Afrika fordert.
Doch die wenigen Stimmen gehen unter bei dem ganzen Getöse.

Man hört und sieht eben immer nur "alles ist Scheiße" Stimmen in den Medien. Und genau daher fragte ich, wie denn nun die "sinnvolle" Kritik aussieht.
Bisher habe ich da hier leider auch nicht viel von gehört.
 
Aber die Sache ist auch, dass du nur Kritik als solche gelten läßt wenn sie sich direkt mit den von dir genannten Argumenten auseinandersetzt. Tut sie das nicht so heißt es gleich, dass man keine Argumente hätte, ausweichen würde etc. Ich sehe das definitiv anders und das muss ich nicht erst dann so sehen, wenn ich deine Argumente ausgehebelt habe. Das geht auch unabhängig davon, genauso wie man unabhängig von Statistiken und "vernunftbasierten" Beweisen eine Sache dennoch anders beurteilen kann.
Mal ne Gegenfrage: Vertrittst du immer und überall rein vernunftbasierte Meinungen/Ansichten oder denkst du, dass es da auch etwas anderes gibt womit sich Meinungen und Ansichten bilden?
 
Es spricht nichts dagegen, einen neuen Thread aufzumachen, bei dem es ganz konkret darum geht, welche Stellschrauben in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in welcher Weise verändert werden müssen, damit am Schluss das herauskommt, was Du Dir vorstellst. Und wenn das Ergebnis zusätzlich dazu beitragen kann, Frieden zu stiften, den Hunger in der Welt zu beseitigen usw., dann wäre das doch eine Motivation, oder nicht?

Mich würde brennend interessieren, wie man ausgehend von der jetzigen Ausgangssituation vorgehen soll, um schrittweise die einzelnen Veränderungen vorzunehmen. Das Problem ist nämlich immer, dass man nicht nur bei Punkt A anfangen kann, ohne damit die Punkte B und C zu beeinflussen. Genau das kritisiere ich, wenn ich solche Sachen lesen wie: "Unternehmen und Reiche stärker besteuern und das Geld den Armen geben." Das funktioniert nämlich nicht, weil die Reichen dann schneller weg sind als der Finanzminister seine Kasse öffnen kann. Und das wird leider zu oft ausgeblendet.

Denn es ist doch so: Die Globalisierung ist seit langer Zeit Realität. Als "Globalisierungsgegner" kann man sie reformieren oder abschaffen wollen. Aber wenn man sie abschaffen will, dann entsteht ein Vakuum, das mit etwas Anderem gefüllt werden muss. Und dazu höre und lese ich nirgendwo etwas Konkretes.
 
Zuletzt bearbeitet:
@th3o

Hast du Kritik und Ansätze wie man es besser machen könnte die unter Zugrundelegung des momentan vorherrschenden Gesellschaftssystems Geltung hat?
Bisher hast du da nichts gebracht.

Das geht auch unabhängig davon, genauso wie man unabhängig von Statistiken und "vernunftbasierten" Beweisen eine Sache dennoch anders beurteilen kann.

Natürlich kann man das... Doch bringt dies uns hier in keiner Weise weiter. Dann können wir uns jetzt tagelang Meinungen um die Ohren werfen ohne auch nur Ansatzweise auf die Kernprobleme zu kommen.

Mal ne Gegenfrage: Vertrittst du immer und überall rein vernunftbasierte Meinungen/Ansichten oder denkst du, dass es da auch etwas anderes gibt womit sich Meinungen und Ansichten bilden?

Ich verstehe die Frage nicht recht...

Aber einfach mal ins Blaue:

Ich denke, dass man Meinungen/Ansichten zur Gesellschaft immer eben auf die "Vernunft" (soll meinen sachliche Betrachtung möglichst aller Faktoren) stützen sollte.
Natürlich geht es auch anders. Nur auf Meinungen und Ansichten die keinerlei "vernünftige" Grundlagen haben gebe ich in der Regel nichts.


Um das ganze jetzt auf den Kern zu bringen:

Hab die Meinung die du haben willst. Die spricht dir hier ja keiner ab.
Aber mit Meinungen die sich fern jeder Realität bewegen kann man in Themenbereichen die eben im Kern mit der Realität zu tun haben irgendwie nicht weiter kommen.

Wir diskutieren hier über alles, nur nicht über das eigentliche Thema.

Und das zeigt doch, dass all die Kritik dann im Grunde zu nichts führt. Denn was bewegt sich dadurch?

Ich verstehe auch gar nicht, warum du jetzt immer und immer wieder darauf zurück kommst...
Ich habe dir nirgendwo deine Meinung abgesprochen. Ich habe lediglich gesagt, dass diese Art der Kritik die du übst keinen Erfolg bringen wird.
 
@Daedalus
Ich habe erst jetzt den taz-Artikel gelesen, den Du empfohlen hast. Ein schöner Test, wie ich finde. Das ist endlich einmal eine etwas differenziertere Darstellung als das, was üblicherweise präsentiert wird. Wichtig finde ich die Betonung des Themas AIDS, worunter allein 26 Mio. Menschen südlich der Sahara zu leiden haben. Kein Wunder, dass es dort wirtschaftlich nicht vorangeht. Da kann niemand kommen und sagen, die böse Globalisierung hätte sich in die Schlafzimmer geschlichen und dieses Desaster angerichtet.

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Heiner Geißler, inzwischen ein Mitglied von Attac, hat sich zur Globalisierung geäußert. Ein besonderes Augenmerk legt er dabei auf die Kluft zwischen Arm und Reich. Seiner Meinung nach sollte niemand mit weniger als der Hälfte des weltweiten Durchschnittseinkommens auskommen müssen. Die Tatsache, dass nur 12,5 Prozent der Weltbevölkerung diese Messlatte beim Einkommen überspringen, bezeichnete er als „Sozialapartheid in der schlimmsten Form“.

In der gegenwärtigen Lage und auf den Globus bezogen mag die von Geißler gezogene Trennlinie gerade noch angehen. Aber selbst in Deutschland wird der Median (Zentralwert) aus der Einkommensverteilung halbiert, um die Armutsgrenze zu definieren. Im Jahr 2003 lag diese Grenze bei 938 Euro.

In meinen Augen ist das kein geeignetes Kriterium. Würden sich in Deutschland alle Einkommen zum 1. Januar 2008 verdoppeln (konstante Preise vorausgesetzt), hätte dies automatisch eine Verdopplung der Armutsgrenze zur Folge. Wer an dieser Armutsgrenze lebt, hätte ein Einkommen in Höhe von 1.876 Euro (vorher 938 Euro) und könnte kaum noch als arm gelten, selbst dann nicht, wenn das unsere Definition so vorsieht.

Dieser Aspekt müsste auf die Situation in den Entwicklungsländern übertragen werden. Wenn das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner in Sambia bei 823 US-Dollar liegt und in Gabun bei 6.527 US-Dollar, wo zieht man dann fairerweise die Armutsgrenze? In dem einen Land lebt man vielleicht in kleinen Dörfern und betreibt Vieh- und Landwirtschaft mit einem hohen Grad an Selbstversorgung. Dann spielt Geldeinkommen eine vergleichsweise geringe Rolle. In einem anderen Land wird viel mehr arbeitsteilig gearbeitet, die Menschen wohnen in großen Städten zur Miete und können sich gar nicht selbst versorgen. Hier ist Geldeinkommen wichtiger, weil man sich die Güter des täglichen Bedarfs kaufen muss. Zwischen diesen beiden Lebenswirklichkeiten besteht ein himmelweiter Unterschied. Deshalb lehne ich die von Heiner Geißler gewählte Messlatte ab. Das gilt auch für den Begriff der Sozialapartheid, wenn er so pauschal verwendet wird.
 
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@Daedalus
Ich habe diese besseren Alternativen wirklich nicht. Wenn ich mich mit dem gegebenen Wirtschaftssystem identifizieren könnte dann würde ich wahrscheinlich welche finden oder eueren unisono zustimmen. Da ich das aber nicht tue sind für mich jegliche realen Alternativen einfach nur der verzweifelte Versuch zu kitten was systematisch spätestens ab der Industrierevolution falsch gelaufen ist. Nämlich auf die eine oder andere Weise die Ausbeutung des Menschen. Tut mir leid, so scheiße und dogmatisch das klingt.
Nur habe ich die Hoffnung, dass ein paar Leute das hier lesen und einfach mal zur Kenntnis nehmen, dass man sich auch wirklich entschieden dagegen stellen kann und sich soweit es geht dem Ganzen verweigern kann wenn man denn möchte. Nicht konstruktiv soll meine Kritik sein, denn was soll es mir bringen etwas konstruktiv zu kritisieren was ich von der Basis her ablehne, sondern destruktiv soll sie sein.
 
@th30
Suche Dir etwas aus!

A) Du gründest die Partei "Alles anders" und gewinnst damit die absolute Mehrheit im Bundestag. Was machst Du anders als Regierungschef?
B) Nach einem Militärputsch wirst Du als Diktator eingesetzt. Was ist Dein Plan?
C) Du wirst zu den Treffen in Davos eingeladen und hältst eine Rede. Was schlägst Du vor?
D) Du wirst Chef der UN. Auf welche Veänderungen wirkst Du hin?

Man muss doch irgendwo anfangen. Dabei wird das bestehende (Wirtschafts- und Gesellschafts-)System entweder verändert oder sogar beseitigt. Aber wenn man keine konkrete Zielsetzung hat, bleibt nur planloser Aktivismus übrig. Wer soll Dir dann nacheifern und auf Dich hören?
 
Ich bin der Meinung, die meisten, die von der Ausbeutung des Menschen schreiben haben überhaupt keinen Plan was des bedeutet. Da regt man sich drüber auf, das man 2-3h mehr die Woche arbeiten muss oder etwas weniger verdient. Wenn man sich mal anschaut, wie Menschen woanders oder vor 100-200 Jahren gearbeitet haben, kann man hier nur von paradisischen Zuständen sprechen.
Die Menschen müssen endlich einsehen, das unterschiedliche Tätigkeiten unterschiedlich entlohnt werden und eben auch körperliche Arbeit heute nichtsmehr einbringt. Was können denn die besser verdienenden dafür, das die Jugend heute in den Schulen verblödet? Warum soll ich als jemand der hart dafür arbeitet mehr als die breite Masse verdienen, Leuten was abgeben, die sich in ihren Leben nur vorgenommen haben einen einfachen Job zu verrichten.
Jedesmal das Geschrei "oh die reichen müssen den Armen ihr Geld geben" blabla. Ich sehe ein, das es auch Leute gibt, die es nicht können (aus welchen Gründen auch immer) aber die halte ich einfach für eine Minderheit.

Ich finde es unverschämt, wie überall eine Diskussion mit dem Motte "Die reichen habens ja also nehmen wir es von denen" entsteht, statt die Möglichkeiten des bestehenden Systems zu nutzen. Die Leute die das fordern, sollen selbst erst einmal ein Unternehmen aufbauen oder zu Reichtum kommen und es dann nach ihren Gutdünken verteilen, statt einfach nur von anderen was zu fordern.

-> Ich kann Menschen einfach nicht ausstehen, die selbst effektiv nichts leisten und dann von anderen fordern etwas abzutreten. Ich kann auch eine laut schreien: "Gebt mir all euer Geld, ich gebs den armen".

@eigentliches topic:
Mir schleicht sich der Eindruck auf, das man hauptsache gegen etwas sein muss und dann am besten noch voll radikal, wie es dieser dumpfe Propagandefilm auf der Setie zuvor darstellt.
 
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Ich bin kein Politiker und auch kein Ökonom. Ich bin, wenn überhaupt Soziologe oder Sozialphilosoph (wenn ich mit dem Studium fertig bin :D). An mir liegt es nicht haarklein die einzelnen Probleme zu lösen. Das sollen die machen, die etwas davon verstehen. Ich kann mir nur das Ganze anschauen und sagen wie ich es interpretieren würde ungeachtet aller Marktgesetze und was es da sonst noch gibt. Und das geht sehr wohl. Wie gesagt, meine Hoffnung ist, dass Leute, die davon im einzelnen viel mehr verstehen sich bestimmte Analysen zu Herzen nehmen und innerhalb ihrer Möglichkeiten die Welt dann praktisch verändern, wenn auch logischerweise nicht in dem Maß wie es die Utopie vorgibt. Deshalb ist Utopie ja auch nicht Realität und deshalb sind die Menschen verschieden veranlagt um unterschiedliches in der Welt zu leisten. Der eine baut Häuser, der andere schreibt Bücher, wieder ein anderer baut etwas auf seinem Land an etc. Und wenn einer, der ein Buch schreibt sich darüber beschwert, dass sein Haus so und so nicht gut geartet ist, dann wäre es äußerst unfair ihm vorzuwerfen, dass er es ja nicht besser bauen könnte.
 
@fandre
Das Argument der Ausbeutung wrid leider in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen gebraucht. Hier im Forum gibt es Mitglieder und Sympathisanten der Linksparte.PDS, die schon dann von Ausbeutung sprechen, wenn entweder der Filialleiter das Vierfache dessen verdient, was ein Kassierer bekommt oder wenn ein AG-Vorstandsvorsitzender mit einer Million Euro und mehr nach Hause geht, während die einfachen Angestellten und Arbeiter deutlich weniger verdienen. Und die Krönung der Ausbeutung ist dann, wenn es einen Unternehmer gibt, der sich den Gewinn (Erlöse minus Kosten) einstreicht. Darunter fallen theoretisch auch alle Kleinaktionäre, denen ein Teil des Unternehmens gehört. Diese Sichtweise stammt zwar noch aus den Zeiten, als die ersten großen Fabrikanten ihre Familienbetriebe führten, aber egal.

Im Zusammenhang mit Globalisierung sehe ich den Begriff der Ausbeutung ganz anders. Und nur hier würde ich überhaupt von Ausbeutung sprechen. Die findet überall dort statt, wo Menschen unter unwürdigen Bedingungen arbeiten und dennoch weniger verdienen als sie für das nackte Überleben bräuchten.

Ob der brasilianische Kaffeebauer darunter fällt, ist stittig, zumindest habe ich da eine sehr differenzierte Meinung.


@th30
Soziologie und Sozialphilosophie also. - Na, dann habe ich keine Fragen mehr und fühle mich pudelwohl in der Bestätigung meiner tief verwurzelten Vorurteile gegenüber ausgewählten Bereichen der Sozialwissenschaften.
 
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