Globalisierung - "Die Bürde des weißen Mannes" ?

keshkau schrieb:
@Daedalus
[...] Wichtig finde ich die Betonung des Themas AIDS, worunter allein 26 Mio. Menschen südlich der Sahara zu leiden haben. Kein Wunder, dass es dort wirtschaftlich nicht vorangeht. Da kann niemand kommen und sagen, die böse Globalisierung hätte sich in die Schlafzimmer geschlichen und dieses Desaster angerichtet.

Geht es eigentlich noch kaltschnäuziger und menschenverachtender?
Dieser von dir selbstkonstruierte Einwand wird von keinem normal denkenden Menschen angeführt. Selbst wenn er noch so heftige Kritik an dem Verhalten der multinationalen Konzerne übt.

In meinen Augen ist es völlig degeneriert, die Lösung derartiger menschlicher Probleme nach den Gesetzen des Freien Marktes als nicht ertragsträchtig auszublenden. Was hindert denn die in Gewinnen ersaufende Pharmaindustrie, Medikamente zur Durchführung von Tritherapien zur Behandlung von AIDS oder Impfstoffe gegen Epidemien billiger anzubieten? Stattdessen wird schon dazu übergegangen, die eigenen Aktien aufzukaufen, weil man nicht mehr weiß, wohin mit dem Geldüberschüssen.

Sorry, für meinen Rückfall: Ich wollte mich ja eigentlich nicht mehr in eure gegenseitige Schulterklopferei einmischen.
 
Zuletzt bearbeitet: (Schreibfehler berichtigt)
@MacII:
Wenn Du absolut keinen Zusammenhang herstellen kannst, dann will ich das gerne für Dich übernehmen. Beispiel Makindu, zwei Autostunden von Nairobi (Kenia) entfernt. Die Deutsche Welthungerhilfe betreibt dort mit einer kenianischen NGO ("ActNow") ein Programm zur HIV-AIDS-Prävention. Die Europäische Union betreibt in der Gegend zugleich Entwicklungshilfe und baut eine Straße aus.

Jetzt kommt die Globalisierung ins Spiel. Man denkt an die höchst unterschiedlichen Lebensumstände zwischen der EU und Kenia, man will nicht für die Ausbeutung der Menschen vor Ort verantwortlich sein, man möchte die Armut im Land bekämpfen usw.

Deshalb bekommen die Straßenarbeiter keine landestypischen Hungerlöhne, sondern werden für ihre Verhältnisse überdurchschnittlich bezahlt. Nun komt der Trupp der Wanderarbeiter mit dem Straßenbau in Makindu an. Was passiert? Zahlreiche Frauen aus dem Ort und aus den Dörfern des Umlandes möchten sich einen Anteil an den hohen Löhnen der Straßenarbeiter sichern. Zwei Diskotheken sind fast jede Nacht hindurch in Betrieb und die Prostitution hat Hochkonjunktur. Da beißt sich die Katze doch in den "Schwanz", möchte man fast sagen.

Um es deutlich zu machen. Es geht hierbei nicht um die Entwicklungshilfe (Straßenbau). Es könnte ebenso gut ein ausländisches Unternehmen sein, das in Kenia oder in einem anderen Staat Afrikas investiert. Die Entstehung der Arbeitsplätze ist dann eine Folge der Globalisierung. Aber dass die Löhne in Bordellen durchgebracht werden oder dass Prostituierte wider besseren Wissens nicht auf Kondome bestehen, ist allein das Problem der Einwohner vor Ort. Mir ist klar, dass dies nicht alle 26 Mio. Infektionen zu erklären vermag. Aber es ist einer der Bausteine für die Pandemie.

Sicher muss man etwas gegen AIDS machen, das ist schon klar. Aber warum ist das eine Angelegenheit, für die man allein die Hersteller der Medikamente in die Pflicht nimmt? Man könnte ebenso gut eine Sonderabgabe erheben (ähnlich wie die Pflegeversicherung) und damit die Medikamente kaufen, die selbstverständlich auch günstiger werden müssten. Aber ganz befriedigend sind solche Lösungsansätze nicht, weil sie die Menschen vor Ort von ihrer Eigenverantwortung entbinden und unmündig machen. Darüber mag man in diesem konkreten Fall hinwegsehen. Aber so lief doch auch ein Großteil der Entwicklungshilfe in den letzten Jahrzehnten.

Neulich hat in Nigeria die Rebellenorganisation MEND (Bewegung für die Emanzipation des Nigerdeltas) drei Bombenanschläge auf Ölpipelines verübt hat. Sollen dann auch die Autofahrer in Deutschland dafür aufkommen, die dadurch verursachten Umweltschäden zu beseitigen?
 
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Da Der Daedalus mich im "Schwarzer-Block-Thread" darauf hingewiesen hat, meine Globalisierungskritik besser hier abzuladen, versuch ich das mal:


Also dass der G8 Gipfel in seiner eigentlichen Bedeutung überschätzt wird, wenn man glaubt, dass dort acht Präsidenten über das Schicksal der Welt entscheiden, denke ich auch.
Aber ein G8 Gipfel ist halt ein Symbol für den gesamten Golbalisierungsprozess mit seinen unangenehmen Seiten weswegen er (und seine Medienpräsenz) von Globalisierungskritikern so gut genutzt werden kann. Solche Demonstrationen sind ja ebenso ein Symbol der Kritik - und wo sollte man ein Kritiksymbol am besten anbringen als am Symbol, dessen was man kritisieren will?


Wie schon gesagt, die Globalisierung ist ein Prozess. Un dieser Prozess müsste ja quasi den Übergang von einem System bzw. einer Situation in die andere Darstellen.
Also im konkreten Fall quasi von der unglobalisierten Welt mit vielen getrennten Wirtschaften zur globalisierten Welt mit einer grossen Wirtschaft.
Im Grunde genommen keine schlechte Idee (Spezialisierung, Arbeitsteilung usw. können ja alles sehr positive Faktoren sein).
Das blöde daran ist nur:
Der Ablauf dieses Prozesses wird, soweit er steuerbar ist, von denjenigen gesteuert, die jetzt bereits das Kapitel haben, also von den Reichen Ländern und ihren Unternehmen.
Und gesteuert wird er nicht zum Vorteil aller (oder gar zum Vorteil der armen Staaten, die ihre Armut ja nicht unbedingt selbst verschulden sondern deren Armut oft zu einem guten Teil die historische Folge von Verbrechen der Reichen Staaten ist) sondern zum Vorteil derjenigen, die keinen Vorteil benötigen, nämlich der Reichen Staaten und Unternehmen.
USA.. EU.. alle Sprechen sie ja von der Globalisierung der Märkte und wie toll und wichtig das ist, schützen aber ihre eigenen Märkte mit Schutzzöllen welche die armen Länder weiter in den Ruin treiben oder tragen sogar aktiv zum Ruin der Drittweltwirtschaften bei (eines der gängigen Beispiele ist hier wohl die Zuckermarktmanipulation mit der die EU nicht nur den eigenen Markt abschottet sondern auch gleich noch den Weltmarkt ruiniert).

Und ich denke gegen diesen ABLAUF des Globalisierungsprozesses, der von den G8 (nicht nur) natürlich mutwillig (um nicht zu sagen böswillig) beeinflusst wird, protestieren die G8-Kritiker.

Denn wenn man den armen Ländern sagt, sie sollen ihre Märkte komplett öffnen und alle Schutzmassnahmen abbauen, damit ihre Wirtschaftslage besser wird, dann verfolgt man dabei auch eigennützige Ziele für die eigene Wirtschaft.
Das schlimmere daran ist aber noch, dass man selbst ja die Märkte auch nicht öffnet, sondern weiterhin schützt, zum Nachteil der anderen, die ihre Märkte aber schonmal komplett öffnen sollen.

Zudem gibts unzählige Unternehmen, die die Globalisierung als erweitertes Jagdrevier für ihre unethischen Geschäfte ansehen - auch diese werden in ihren Heimatländern kaum gerügt. Wenn Beispielsweise ein europäisches Unternehmen in einem afrikanischen Land Mensch & Umwelt ausbeutet, dann fühlt sich Europa nicht zuständig und schiebt die Verantwortung auf die Behörden des afrikanischen Landes, die aber natürlich aufgrund von Korruption und Geldmangel total Handlunsunfähig sind... zudem kriegen sie ja ständig gesagt, sie sollen die Märkte öffnen und durch genau diese Tore fallen solche Unternehmen ja ein.

So könnte man noch lange weiter Argumentieren.

Aber um nochmal auf die Kernfrage der Globalisierungsgegner zurückzukommen:

Ich würde die mal in zwei Zweige aufteilen:

- Die Gegner des Ablaufs des Globalisierungsprozesses und nicht der Globalisierung selbst (eine solche Perspektive habe ich bisher ien bisschen aufzuzeigen versucht)

- Die wirklichen Globalisierungsgegner, die sich eine Idealwirtschaft wohl eher in der Form von unzäligen weitgehend selbstversorgenden Kleinkommunen sehen.

Auf letzteren Zweig bin ich bisher noch nicht eingegangen, aber ich denke man könnte generell mal sagen, dass diese Leute einfach nicht daran glauben, dass der Golbalisierungsprozess jemals zu einem guten Ende finden wird/kann und den Gedanken deswegen ganz abgeschafft wissen wollen. (Denn auch wenn eine erfolgreich vervollständigte Globalisierung vielleicht der beste Zustand wäre, so ist überhaupt keine Globalisierung möglicherweise immernoch der bessere Zustand als ein halbherziger Globalisierungsprozess, einer Art von 'Rosinenpickerglobalisierung', in dem die Reichen sich die Positiven Punkte 'raussteuern'.)

Möglicherweise spiegelt sich in diesen zwei Zweigen in den Grundzügen auch der "Innerlinke" Konflikt zwischen einem sozialistischen Weltstaat oder anarchistischen Kleinkommunen wieder.
 
Es stimmt, dass der Medienrummel um dem G8-Gipfel die Motivation der Globalisierungsgegner erhöht, gerade dort ein Zeichen zu setzen, das hat Symbolkraft, wie Du schreibst.

Der Ablauf dieses Prozesses wird, soweit er steuerbar ist, von denjenigen gesteuert, die jetzt bereits das Kapitel haben, also von den reichen Ländern und ihren Unternehmen.

Das ist richtig, wenn man etwa an Direktinvestitionen im Ausland denkt: Investitionen erfordern Kapitel und wenn man keines hat, kann man nicht investieren. Insofern findet hier eine Kapitalverlagerung von den entwickelten Industrieländern in die Entwicklungs- bzw. Schwellenländer statt. Das ist ein Merkmal der Globalisierung, aber nicht unbedingt ein Kritikpunkt: Wenn adidas und Puma ihre Turnschuhe nicht in Fernost produzieren ließe, gäbe es dort die entsprechenden Jobs nicht (und die ehemaligen Arbeitnehmer in Deutschland hätten ihre Arbeitsplätze womöglich behalten.

Und gesteuert wird er nicht zum Vorteil aller …, sondern zum Vorteil derjenigen, die keinen Vorteil benötigen, nämlich der reichen Staaten und Unternehmen.

Nun ja, wenn ein deutsches Unternehmen beispielsweise in China eine Firma gründen möchte, dann geht das oft nur über ein Joint-Venture. Man braucht dazu einen chinesischen Partner, wodurch man einen Teil der Steuerung schon wieder abgibt. Aber in anderen Ländern ist das anders. Wichtiger erscheint mir hier folgende Überlegung: Wenn ich als deutscher Unternehmer im Inland oder innerhalb der EU investiere, dann habe ich die volle Kontrolle über meine Investition. Nun soll ich in einem Entwicklungsland investieren und diese Kontrolle abgeben? Dann verzichte ich doch lieber komplett darauf. Der Investor, der zugleich das unternehmerische Risiko des Scheiterns trägt, hat den Anspruch auf den Gewinn, den er aus der Investition zieht. Wenn man diesen Grundsatz aufgibt, kann man die gesamte Marktwirtschaft an den Nagel hängen, was die Mehrheit der Menschen aber nicht unbedingt möchte. – Das Unternehmen investiert also z. B. in Kamerun. Die Leute vor Ort bekommen Jobs und erzielen Einkommen. Und die Unternehmensgewinne fließen zum Investor zurück. Das ist nicht unbedingt unfair, denn ohne den Investor hätten die Menschen in den Entwicklungsland noch weniger.

alle Sprechen sie ja von der Globalisierung der Märkte und wie toll und wichtig das ist, schützen aber ihre eigenen Märkte mit Schutzzöllen welche die armen Länder weiter in den Ruin treiben

Dazu habe ich etwas an anderer Stelle geschrieben im Thread: „G8 Gipfel Heiligendamm 2007“, Seite 13, Beitrag-Nr. 249, Absatz 7). Aber im Kern kann ich Dir zustimmen.

Denn wenn man den armen Ländern sagt, sie sollen ihre Märkte komplett öffnen und alle Schutzmaßnahmen abbauen, damit ihre Wirtschaftslage besser wird, dann verfolgt man dabei auch eigennützige Ziele für die eigene Wirtschaft.

Das muss man im Detail betrachten. Die Entwicklungsländer sind meist hoch verschuldet, verlangen aber weitere Kredite. Da ihre Wirtschaft marode ist (ebenso wie oftmals das Rechts- und Regierungssystem) werden diese Gelder nicht aus dem hohlen Bauch heraus gewährt, was nur allzu verständlich ist. Und so gibt es eine Reihe von Auflagen: Die Staaten sollen ihre Einnahmen durch Exporte erhöhen (etwas anderes haben sie nämlich gar nicht zu bieten), sie sollen die Inflation niedrig halten. Das sind alles Faktoren, die es einem Gläubiger erst ermöglichen, dorthin Geld zu transferieren. Die Öffnung der Märkte hat außerdem den Zweck, dass ausländische Unternehmen dort investieren können, was wiederum die Wirtschaft ankurbelt.

[quote[Wenn beispielsweise ein europäisches Unternehmen in einem afrikanischen Land Mensch & Umwelt ausbeutet, dann fühlt sich Europa nicht zuständig und schiebt die Verantwortung auf die Behörden des afrikanischen Landes[/quote[

Wer soll denn sonst verantwortlich sein, wenn nicht die Menschen (Regierungen) in ihrem eigenen Land? Auch Korruption ist eine Machenschaft, die stets im Einzelfall zwischen zwei Menschen abläuft: der eine besticht, der andere lässt sich bestechen. Das müssen die Menschen in den jeweiligen Ländern schon unter sich ausmachen. Das ist kein Problem der EU.

Selbst das Öffnen der Märkte ist kein Argument, um sich gleich bei den ausländischen Investoren zu beschweren. Jedes Land hat sein eigenes Rechtssystem und kann im Idealfall selbst entscheiden, unter welchen Bedingungen ein Engagement von Fremd-Unternehmen möglich ist. Wenn man keinen gesetzlichen Mindestlohn hat, darf man sich nicht darüber wundern, wenn die Menschen schlecht bezahlt werden. Wenn es nicht – wie bei uns – ein Bundesarbeitszeitgesetz gibt, wird entsprechend länger gearbeitet usw. Die Unternehmen nutzen lediglich die Chancen, die sich ihnen bieten. Das machen sie in Deutschland bei der Ausnutzung von Steuervorteilen ebenso wie woanders. Die Frage ist doch, was man gesetzlich zulässt und was nicht.

Ich bin der Meinung, dass die Globalisierung ein Fakt ist, den man nicht wegdiskutieren oder rückgängig machen kann. Deshalb lasse ich mich nur ungern auf Diskussionen ein, die darauf abzielen, diese abzuschaffen. Es gibt darüber hinaus genügend Stimmen, die sich eine andere Form der Globalisierung wünschen. Und mit denen kann man glücklicherweise meist noch reden.

Wir reden in Deutschland fast täglich davon, wie uns die Globalisierung zu schaffen macht: Die Textilproduktion haben wir schon fast vollständig verloren und Tausende Metzger sind arbeitslos, weil ihre Jobs von Kollegen aus Polen übernommen wurden. Es wäre weltfremd zu glauben, dass die Entwicklungsländer sich nicht ebenfalls anpassen müssten. Manche haben das bereits getan, vielen anderen ist das noch nicht gelungen.
 
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-> Kontrolle / Investition

Ja, die Tatsache, dass derjenige mit Kapital (also derjenige aus dem Reichen Land) primär mal die Kontrolle hat war an sich ja noch kein Kritikpunkt, sondern ein Hinweis.
Dass er die Kontrolle nicht abgeben will ist klar, aber das ist auch nicht notwendig.
Was er tun sollte, ist diese Kontrolle die er über den Ablauf des Prozesses hat gut nutzen.
Und zwar im Sinne von "gut für alle Beteiligten" anstatt "so gut wie möglich für die eigene Bilanz". Und das ist eben oft nicht der Fall, denke ich.
An deinem Kamerun-Modell ist grundsätzlich auch nichts auszusetzen... nur haben wir hier halt das Problem, dass es oft nicht so einfach ist. Denn die globalisierte Wirtschaft ist ja in Wirklichkeit keine grosse Arbeitsbeschaffungsmaschine für Afrika, sondern sie zieht unter anderem mal Ressourcen aus Afrika ab. Und dies oft weit unter ihrem eigentlichen Wert (indem eben das Elend ausgenutzt wird). Da gibt es einerseits materielle Ressourcen die dann einfach mal unter ihrem Wert für immer weg sind (also Rohstoffe) aber auch Humanressourcen die zwar nicht abtransportiert werden (wobei die vermutlich gerne in den Westen abtransportiert würden...) aber unter ihrem Wert ausgenutzt.
Und wenn man jeweils beispielsweise diese krassen Statatistiken sieht wo irgendwie 30 cent des 100€ Schuhs an den Arbeiter gehen aber mal eben die Hälfte an die Werbung, dann fällt es einem zunächst mal schwer irgend einen guten Grund zu finden, wieso die Arbeiter so kurz gehalten werden müssen... immerhin könnte man den Lohn des Arbeiters verdreifachen oder verzehnfachen ohne den zurückfliessenden Gewinn merklich zu schmälern. Denn interessanterweise kann man mit verdammt wenig von 'unserem' Geld schon ziemlich viel in diesen Ländern erreichen - aber anstatt sich zu freuen dass deswegend ie Produktion dort viel günstiger ist versucht man die Löhne auch noch weit unter ein dort angemessenes Niveau zu drücken.
Im Grunde ist es ja auch ein bisschen eine Frage der Produktionsmittel. Mit dem 'vielwertigen' West-Kapital können sich unsere Konzerne Land und Fabriken kaufen. Und wenn natürlich alles den Konzernen gehört, bleibt den Arbeitern der dritten Welt nichts anderes mehr übrig als für diese Konzerne zu arbeiten was sie total abhängig macht und verursacht, dass sie eigentlich zu jedem Lohn arbeiten müssen.


-> Schutzzölle

Schön wenn du mir im Kern zustimmen kannst, ist schliesslich etwas nicht ganz unwichtiges :)
Hab das was du in anderem Thread geschriebn hast gelesen - die Situation ist auch beim Getreide ziemlich paradox, das stimmt. Aber Paradox wird es eben hauptsächlich durch diese Halb-Globalisierung.
Das tragische ist ja: Der Westen produziert Überschüsse aber zu teuer. Deswegen schützt er seine eigenen Märkte vor 3. Welt Getreide damit die eigenen Bauern überleben. Ergo werden die 3. Welt Bauern ihr Getreide nie los obwohl sie günstiger produzieren und verdienen somit auch kein Geld. Die Überschüsse des Westens nützen der 3. Welt auch nichts, weil sie ja kein Geld verdienen konnten um irgendwas zu kaufen. Aber selbst an 'Drittstaaten' (hier meine ich nicht 3. Welt) können sie nicht wirklich was verkaufen, weil der Westen seinen eigenen Getreideüberschuss teilweise so stark mit Steuergeldern verbilligt, dass er wieder günstiger ist als das 3. Welt Getreide, obwohl die Produktion eigentlich viel teurer war. Und hier zeigt sich ja auch wieder, dass man sich im Westen gar nicht überall auf die Globalisierung einlässt. Denn würde man das wirklich tun, dann würde man aufhören die eigenen Getreideproduzenten die nicht konkurrenzfähig sind zu schützen worauf diejenigen die Chance hätten im Agrarsektor Geld zu verdienen, deren Wirtschaftslage eben eigentlich dazu geeignet wäre. Aber eben... Dienstleistungs und Industriestaaten wollen sich trotzd Globalisierung nicht komplett vom Agrarsektor lösen und produzieren mit hunderten von Subventionsmilliarden weiter was die eigentlichen Agrarstaaten auf den globalen Märkten killt.

( -> Exporte erhöhen natürlich. Aber gleichzeitig wird mit Abschottung und Subvention der eigenen Märkte ja dafür gesorgt, dass sie dies nicht tun können)



-> Korruption / Ausbeutung

Naja, das ist eben meiner Meinung nach nicht so einfach.
Europa (und natürlich auch die USA usw.) sollte sich moralisch verpflichtet fühlen, seine eigenen Unternehmen an die Leine zu nehmen und nicht wildern zu lassen, in Staaten, in denen offensichtlich die Behörden allesamt korrupt und geschmiert sind.
Einfach zu sagen "Pech für die Afrikaner, gut für unser Unternehmen" ist doch keine Haltung, wenn ein eigenes Unternehmen die Situation in krimineller Weise ausnutzt.
Zudem kommt ja noch, dass einige dieser Korrupten Regierungen sogar durch Westliche Intervention an die Macht gehievt wurden. Insbesondere die USA hat ja desöfteren demokratisch legitimierte oder halbwegs legitimierte Regierungen gestürzt und durch korrupte & hörige Diktaturen ersetzt, wenn sie ihre Wirtschftsinteressen gefährdet sahen.
Man kann also einfach nicht davon ausgehen, dass solche Staaten in der Lage sind (bzw. gewillt sind), das beste für ihr Volk zu beschliessen oder es durchzusetzen, das ist eine Realitätsferne Annahme.
(Und auch der Beschluss eines Mindestlohnes wäre zwecklos... erstens kann er nicht durchgesetzt werden, weil die Leute dann einfach alle schwarz unter dem Mindestlohn arbeiten würden, zweitens wäre er abschreckend für diese Dumping-Investoren weil die sich ja wahrschienlich fürchten vor Ländern die dahingehend Aktiv würden. Ganz nebenbei vertossen Mindestlöhne auch gegen diese Markttheorien welche die Globalisierung hochjubeln.)



-> Globalisierung als Fakt

Jap, genau. Deswegen habe ich ja in meinem Posting vorallem auf dem Zweig der "Humanen Globalisierung" argumentiert und nicht auf demjenigen des Abschaffens von Globalisierung.


Und genau dein Deutschlandbeispiel zeigt es ja auch ein Stückweit schön auf.
Ich selbst bin Schweizer und natürlich gibts bei uns auch Probleme (obwohl die vielleicht momentan noch ien bisschen kleiner sind... auf jedenfall wandern die Deutschen schon fleissig ein ;)) zum Beispiel geben die Bauern Reihenweise auf obwohl sie immer noch unglaublich subventioniert werden.
Dies erfordert in der Tat eine Anpassung an die Globalisierung und wie man an den Arbeitslosenzahlen usw. sieht, ist diese nicht ganz so schnell und einfach durchzuführen.
Aber dabei muss man immer bedenken: Hier im Westen ist verdammt viel Kapital vorhanden, womit wir diese Anpassungsprobleme ein Stückweit 'abfedern' können, dass dies dies Entwicklungsländer so einfach können, kannst du auch nicht einfach annehmen.
Vorallem weil mit dem hiesigen 'Pufferkapital' (Subventionen) ja nicht nur die Anpassung hier verlangsamt wird, sondern auch in den Entwicklungsländern behindert.
Es ist also im rahmen der Globalisierungstheorie nicht nur so, dass sich die Enwticklungsländer nicht anpassen würden, sondern vielmehr, dass die darunter leiden, dass wir es nicht schnell genug tun.
(Und wie gesagt: Wir haben das Kapital und die Kontrolle - wenn es also an der Anpassung hapert, dann sicher auch zu einem schönen Teil bei uns!)
 
Was er [der Investor] tun sollte, ist diese Kontrolle, die er über den Ablauf des Prozesses hat, gut nutzen. Und zwar im Sinne von "gut für alle Beteiligten" anstatt "so gut wie möglich für die eigene Bilanz".

Denn die globalisierte Wirtschaft … zieht unter anderem mal (materielle und Human-)Ressourcen aus Afrika ab.

Du sprichst von Rohstoffen, die unter Wert aus den Entwicklungsländern exportiert werden und von Beschäftigten, die unter Wert bezahlt oder anderweitig ausgenutzt werden. Die Rohstoffpreise kommen entweder auf internationalen Börsen zustanden (Blumen, früher auch Kaffee) oder werden zwischen den Produzenten (bzw. ihren Vertretern) und den Abnehmern verhandelt. Weiter oben gab es das Beispiel mit Starbucks und den Kaffeebohnen aus Äthiopien, bei dem die Kaffeebauern trotz vorhandener Genossenschaft scheinbar über den Tisch gezogen werden. Das ist eine Frage der Preisbildung am Markt und eine Frage des Machtverhältnisses zwischen Angebot und Nachfrage. Wir können uns hierzulande auch nicht den Ölpreis aussuchen, sondern müssen das Rohöl zu den Preisen einkaufen, zu denen es angeboten wird. Auf manchen Märkten bekommen die Lieferanten aber scheinbar nicht die Marktmacht zusammen, um entweder das Angebot künstlich zu verknappen oder um die Preise zu diktieren. Das ist eben Marktwirtschaft.

Bei dem zweiten Punkt, der Bezahlung von Arbeitskräften, sehe ich mich persönlich kaum in der Lage, ein qualifiziertes Urteil abzugeben. Dabei lenke ich den Blick vorab einmal auf Deutschland. In einem der anderen Threads hier im Forum geht es um Mindestlöhne. Da beschweren sich manche darüber, dass gering qualifizierte Arbeitnehmer, die in gering qualifizierten Jobs arbeiten, zu wenig verdienen würden. Bezogen auf viele Entwicklungsländer sprechen wir nicht selten von Analphabeten, also von Leuten, für die es nach unserem Verständnis im Berufsleben so gut wie überhaupt keine Verwendung gibt.

Zudem herrscht in diesen Ländern zugleich noch ein ausgeprägtes Überangebot an Arbeitskräften. In welche Richtung bewegen sich dann wohl die Löhne? Hinzu kommt, dass selbstverständlich die örtlichen Lebensstandards und Lebenshaltungskosten in die Bewertung einfließen müssen. Wenn in einem Land das durchschnittliche Jahreseinkommen bei lediglich 600 Euro liegt, dann liegt es für einfache Arbeiter sicher noch einmal deutlich darunter. Und wenn so jemand 300 Tage im Jahr arbeitet, weil das landestypisch ist und mit 300 Euro nach Hause geht, dann mag das für uns eine Zumutung sein. Für den Arbeitnehmer, der so einen Job hat, mag es dagegen reichen, um die ganze Familie durchzubringen. Das muss man im Einzelfall genau hinschauen.

Ich habe weiter oben (#42) sogar ein Beispiel dafür gebracht, warum eine „zu hohe“ Bezahlung durch ausländische Arbeitgeber sogar Schaden anrichten kann.

Mit dem 'vielwertigen' West-Kapital können sich unsere Konzerne Land und Fabriken kaufen. Und wenn natürlich alles den Konzernen gehört, bleibt den Arbeitern der Dritten Welt nichts anderes mehr übrig als für diese Konzerne zu arbeiten

Ok, die Entwicklungsländer öffnen also ihre Märkte und die ausländischen Firmen drängen in das Land. Aber wer entscheidet darüber, unter welchen Bedingungen dies geschieht? Das sind doch die Entwicklungsländer selbst! Wenn ein Land wie Nigeria große Ölvorkommen hat, dann ist die Regierung nicht dazu gezwungen, die Förderrechte zum Spottpreis an die Ölmultis zu verscherbeln und tatenlos mit anzuschauen, wie die Umwelt verschmutzt wird. Aber genau solche Sachen sind passiert. In Deutschland müssen die Unternehmen auch an die Leine genommen werden, was man über Gesetze regelt. Wenn man woanders ähnliche Schranken haben möchte, dann müssen entsprechende gesetzliche Regelungen verabschiedet oder Vereinbarungen getroffen werden.

Zum Getreide: Die Überproduktion im Westen hilft den Entwicklungsländern nicht wirklich, weil diese Güter zu teuer für sie sind. Andererseits produzieren die allermeisten Entwicklungsländer aber selbst nicht genug, um die eigene Bevölkerung zu versorgen. Daher haben sie gar keine Exportkapazitäten übrig. Ein Hemmnis ist der politische Wille, bei der Getreideproduktion autark zu sein, zumindest innerhalb der westlichen Staaten.

Um mal kurz abzuschweifen: In der Energiepolitik wäre es kein allzu großes Problem, wenn man in der Sahara die Energie der Sonne nutzen würde, um dann den dort erzeugten Strom über Leitungen auf dem Boden des Mittelmeeres nach Westeuropa zu transportieren. Dann könnte man sich den ganzen Zirkus um Atomkraft oder Windenergie und Sonnenenergie bei uns klemmen. Aber man will in der Energiepolitik um keinen Preis noch abhängiger oder erpressbarer werden!

Einfach zu sagen "Pech für die Afrikaner, gut für unser Unternehmen" ist doch keine Haltung, wenn ein eigenes Unternehmen die Situation in krimineller Weise ausnutzt.

Schön und gut. Aber es ist noch gar nicht so lange her, dass Bestechungsgelder steuerlich abgesetzt werden konnten. Die deutsche Politik hat ganz bestimmt kein Interesse daran, dass der eigenen Exportwirtschaft Steine in den Weg gelegt werden. Deshalb sind die Exportkartelle erlaubt. Änderung ausgeschlossen, würde ich sagen.

Zudem kommt ja noch, dass einige dieser Korrupten Regierungen sogar durch Westliche Intervention an die Macht gehievt wurden

Selbstverständlich war das so üblich. Erstens ist die Kolonialzeit noch nicht ganz so lange her, zweitens bot der Kalte Krieg immer wieder einen Anlass, die Geschicke in fremden Ländern zu beeinflussen. Sogar der Vormarsch des Islam in Afrika taugt als Grund, um gegenzusteuern. Heute steht der Westen vor dem Problem, dass China absolut keine Skrupel hat, mit Diktatoren oder Militärmachthabern über Rohstoffe zu verhandeln, die auch mal gerne mit (alten) Waffen bezahlt werden. Die westliche Welt kann heute offiziell nicht länger auf diese Weise agieren, weil ihr sonst die NGOs die Hölle heiß machen würden, was wiederum schädlich für die nächsten Wahlen wäre

Über Mindestlöhne brauchen wir nicht streiten, weil ich aus den Gründen dagegen bin, die ich in dem gleichnamigen Thread dargestellt habe: Mindestlöhne, die über dem Marktpreis liegen, führen zwangsläufig zu mehr Arbeitslosigkeit.

Hier im Westen ist verdammt viel Kapital vorhanden, womit wir diese Anpassungsprobleme ein Stückweit 'abfedern' können, dass dies die Entwicklungsländer so einfach können, kannst du auch nicht einfach annehmen.

Das ist wohl wahr. Aber die Entwicklungsländer stecken vor allem deswegen in der Zwickmühle, weil sie trotz ihrer hohen Verschuldung neue Kredite haben wollten. Nur deswegen haben Organisationen wie die Weltbank und die WTO die Öffnung der Märkte verlangt.

Die Subventionen, die Du ansprichst, gehen mir ebenfalls auf den Wecker. Sie behindern eben sehr stark die Marktanpassungen, wie man beim Schiffsbau und beim Bergbau in Deutschland gesehen hat. Das ist reine Geldverschwendung, weil man nur Symptome bekämpft. Der Wandel muss irgendwann ohnehin durchgeführt werden, weil die Grenzen offen sind.

Und noch ein Punkt, der gerne ausgeklammert wird. Im kleinen Kreis (z. B. G 8) ist man doch heilfroh darüber, dass wir, also die Industrieländer, diesen riesigen Vorsprung vor den Entwicklungsländern haben. Sie haben niedrige Lohnniveaus und ermöglichen unseren Firmen eine kostengünstige Produktion. Wir haben doch einzig und allein Angst davor, dass die EU-Außengrenzen dem stetigen Ansturm der Massen nicht gewachsen sein könnte, der wiederum eine Gefahr für unseren Wohlstand darstellen würde. Aber das nur ein böser Gedanke von mir, den ich an dieser Stelle niemals verlauten lassen würde.

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Auf Phoenix läuft gerade eine kleine Diskussionsrunde zum Thema Afrika. Eines der angesprochenen Themen war die Bildung, wobei einige interessante Aspekte zur Sprache kamen. So wurde von der Gründung einer Elite-Universität in der Republik Malawi berichtet, an der weiße Professoren lehrten. Das Problem war, dass die begehrten Absolventen durchwegs Jobs außerhalb Afrikas annahmen und das ausbildende Land gar nicht von ihnen profitieren konnte.

Im Zusammenhang damit wurde bemängelt, dass afrikanische Uni-Absolventen, die eine Weile in den USA oder in Europa waren bzw. dort ausgebildet wurden, anschließend gar nicht unbedingt in ihren Heimatländern willkommen sein müssen. Erstens stellen sie eine Konkurrenz für die einheimischen Akademiker dar, zweitens sind sie ein potenzieller Unruheherd, weil sie europäisches bzw. amerikanisches Gedankengut mit ins Land bringen und daher z. B. als zu stark europäisiert gelten.

Selbst wenn ein afrikanischer Ingenieur mit Europa-Erfahrung sich entschließen würde, in sein Heimatland zurückzukehren, um dort ein Unternehmen aufzubauen, mangelt es vor Ort meist an den notwendigen Rahmenbedingungen. Wer in Europa bereits gutes Geld verdient hat, will in Afrika zudem nicht beim Lebensstandard ins Bodenlose fallen. Und noch ein Punkt erschwert Investitionen in Afrika ungemein: Es fehlen ausgebildete Arbeitskräfte (mit Berufserfahrung) in praktisch allen Bereichen. Dieser Mangel wird teilweise dadurch verstärkt, dass in manchen Ländern ausgebildete Fachkräfte (Krankenschwestern) vom Ausland abgeworben werden.

Insgesamt sind das nicht die besten Voraussetzungen.
 
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Ja, sehr interessant zu beobachten wie einfach sich manche Leute die Welt erklären. Da wird einfach die Globalisierung auf den Umstand abgeschoben, dass nicht die Politik sondern die technische Entwicklung die Globalisierung notwendig macht.
Eine simple Frage hebt diese komplette Argumentation schon auf: Wer wenn nicht der Mensch ist verantwortlich für a) technischen Fortschritt und b) für den Umgang mit ihr und somit auch für die Globalisierung. Es ist ein Witz, dass der Artikel Globalisierung als unumgänglich darstellt.
Und dann noch der größte Lacher: Da wird von China als "Erfolgsgeschichte" gesprochen. Klar, ein Land in dem noch die Todesstrafe praktiziert wird und die Arbeiter Waren für den Westen produzieren müssen unter Bedingungen, die nicht einmal Tiere in westdeutschen Zoos haben und mit 30cent pro Stunde entlohnt werden. Ich finde leider gerade den passenden Spiegelartikel nicht...edit folgt.
 
Ich weiß sehr wohl, dass die Arbeitsbedingungen z. B. in China oft unter aller Sau sind - zumindest nach westeuropäischen Maßstäben. Du brauchst Dir nur einen Film wie "The Road to Guantanamo" anschauen. Was Du dort auf den Straßen von Pakistan und Afghanistan (vor den US-Angriffen) zu sehen bekommst, spottet in europäischen Augen auch jeder Beschreibung. Da würde man am liebsten sofort die Bulldozer losschicken und alles plättmachen. Aber die Menschen vor Ort leben eben in solchen Verhältnissen. Sie kennen es nicht anders und haben sich daran gewöhnt. - Wir würden auch nicht 2 Stunden lang zu Fuß durch die Gegend laufen, um frisches Wasser zu holen. In manchen Teilen Afrikas ist das allerdings völlig normal. Daher muss man mit solchen Vergleichen immer vorsichtig sein.
 
Wobei einfach anerkannt werden muss, dass sich gerade in China vieles zum Positiven wendet. Man stelle sich vor heute würde es wieder zu Ereignissen kommen bei denen Studentenproteste mit Panzern niedergewalzt werden.
So etwas ist heute in China undenkbar, da China eben auch von uns abhängig ist.

War erwarten wir? Das von heute auf morgen alles toll wird in China?

Und eine positive Entwicklung ist erst dann eine positive Entwicklung, wenn das Non Plus Ultra erreicht wird?!


Und ja der technische Fortschritt "erzwingt" die Globalisierung. Und dieser technische Fortschritt ist von den Menschen (von uns allen gewollt). Sollte dies bei einigen wenigen nicht der Fall sein, dann empfehle ich diesen Personen auf die Früchte dieses technischen Fortschrittes zu verzichten.
 
Ich glaub gerade in Deutschland,wir sehen uns ja gerne als Exportweltmeister , kann keiner auf die Globalisierung verzichten.
Schließlich gehts uns ja auch deshalb so schlecht nicht.

Ich weis das dies nicht für alle zutrifft für die meisten aber schon.

OMaOle
 
Ich empfehle zum Unterthema "Entwicklungshilfe" noch etwas ketzerische Lektüre:

Der Fluch der guten Taten ("Die Zeit")
http://www.zeit.de/2004/42/IWF-Tagung?page=1

Artikel von Prof. Dr. Klaus Otto Nass, Staatssekretär a.D.; Honorarprofessor für Völker- und Europarecht
http://www.internationalepolitik.de...db8cfb71ad9b4e14c214c2/original_Nass_9604.pdf

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Edit:
Dieser Thread entstand im Dunstkreis des G8-Gipfels in Heiligendamm. Und normalerweise bedeutet das Ende eines solchen Ereignisses zugleich das Ende für den Thread. Dabei hieß es doch, dass z. B. das Thema Afrika auf der Tagesordnung bleiben müsse.

Aus diesem Grund präsentiere ich die Ergebnisse einer neuen Studie, die sich mit der Frage beschäftigt, was mit all dem Geld passiert ist, das mal als Entwicklungshilfe gegeben hat.

http://www.handelsblatt.com/News/Ko...px/wohin-ist-das-ganze-geld-verschwunden.html
 
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Ein Beweis mehr dafür das Entwicklungshilfe nicht wirklich immer was mit Globalisierung zu tun hat, sondern vielmehr der Sicherung von Absatzmärkten und der Möglichkeit in solchen Ländern Fuß zu fassen um diese besser Ausbeuten zu können .
Weil all das unter dem Deckmantel der Entwicklungshilfe geschieht, ist es schlimmer als jede Sklaverei die man sofort als solche erkennen kann.
 
Wenn ich mir die aktuelle Story aus dem Sudan ansehe, wo eine britische Lehrerin wegen eines Teddys in den Knast gesteckt worden ist, dann frage ich mich schon, ob man überhaupt noch jemandem aus unserem Breitengrad empfehlen kann, einen Fuß dorthin zu setzen.

Der Hintergrund: Eine Klassenlehrerin tauft einen Teddy als Maskottchen und fragt die Schüler, wie sie ihn nennen wollen. Ein Schüler namens Mohammed schlägt "Mohammed" als Namen vor und die Mehrheit stimmt dafür. Anschließend beschweren sich einige Eltern und die Lehrerin wird verhaftet. Die Schule ist aus Angst vor Übergriffen bis Ende Januar geschlossen. Der Mob fordert sogar die Todesstrafe.

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,520699,00.html

Solche Vorfälle machen die Entwicklungshilfe nicht gerade einfacher.
 
Das sehe ich anders. Entwicklungshilfe setzt ja einen Missstand voraus, denn sonst gäbe es ja kein Bedarf für eine Hilfe zur Entwicklung.
Die Kultur eines Landes / einer Region sollte einfach als gegeben angenommen werden. Eine fundamentalistische Einstellung zu religiösen Fragen gehört dann ebenso dazu wie z.B. eine ungerechte Behandlung von Frauen.

Entwicklungshelfer sollten niemals den Fehler machen diese Kultur und die Werte des Landes in dem sie helfen zu missachten oder zu ändern versuchen.
Dann wären sie nicht besser als die Missionare des Mittelalters.

Nein Entwicklungshilfe muss bedeuten, dass man den Menschen die Chance gibt sich selbst zu entwickeln. Dies können sie aber erst, wenn das Leben nicht vom täglichen Kampf ums Überleben, von der Angst vor AIDS, ... dominiert wird.

Aber der Entwicklungshelfer muss die Gesetze / Werte / Normen des Landes ebenso achten wie jeder Andere es tut. Der Name des Propheten ist streng gläubigen Moslems nun mal heilig. Und so unverständlich es auch für uns erscheinen mag (ich schüttle bei solchen Nachrichten auch nur den Kopf), so hätte die Lehrerin den Kindern aufzeigen müssen, dass es in dem Land nicht erlaubt ist seinen Teddy Mohammed zu nennen.
 
Für den eingefleischten Entwicklungshelfer vor Ort mag die Beachtung der geltenden Normen einfacher sein. Ich glaube, die Britin war noch nicht so lange dort (ok, sie war auch wohl keine klasssiche Entwicklungshelferin). Aber es ist schon blöd, dass das z. B. einem Newbie passieren kann. Da wird ein THW-Mitarbeiter zur Beseitigung von Tsunami-Schäden ins Land geholt. Und wenn er Pech hat, bekommt er für irgendeine Dummheit 200 Peitschenhiebe. Wenn so etwas Schule macht, dann könnte ich schon verstehen, wenn die Helfer in Zukunft lieber dankend absagen.

Das ändert aber nichts an der grundsätzlichen Notwendigkeit von Entwicklungshilfe, das stimmt schon.
 
Naja du solltest hier jetzt aber nicht alles in einen Topf werfen. Der Helfer des THW hat ja, wenn überhaupt, dann nur einen sehr oberflächlichen Kontakt zu den Menschen vor Ort. Ich selbst kenne Leute die nach dem Tsunami in Indonesien geholfen haben (nicht vom THW). Die konnten ja nicht einmal die Landessprache und hatten kaum Kontakt zu den Einheimischen.

Wenn es denn dann um Hilfeleistungen geht wo der Kontakt zu den Einheimischen nicht so oberflächlich ist (z.B. bei Ärzte ohne Grenzen) dann sind im Regelfall die "Schulungen" im Umgang mit der Bevölkerung sehr tiefgehend und eben jene kulturellen Aspekte werden vorher erwähnt.

In solchen Fällen (THW) läuft man auch kaum Gefahr, dass man ins Visier der Einheimischen "Ordnungshüter" gerät, denn diese müssen ja nichts befürchten.
Bei einer Lehrerin allerdings, welche ja einen sehr großen Einfluss auf die Kinder haben kann, ist es fast schon verständlich, dass die Eltern der unterrichteten Kinder kritisch reagieren und vorsichtig sind.

Und selbst mir als jemandem der mit Entwicklungshilfe nun wirklich fast gar nichts am Hut hat ist bewusst, dass man in Ländern wie dem Sudan seinen Teddy nicht Mohammed nennen sollte. Da dann doch lieber etwas übervorsichtig sein ...
 
Adam, wenn ich Dich richtig verstehe muss Entwicklungshilfe erst im Kopf der Menschen der dritten Welt erfolgen um Ihnen klar zu machen dass die Leute die in Ihr Land kommen nur Gutes bringen.
Genau das erfolgt aber nicht, nur warum?
Beispiel für die bornierte Sturheit der Moslems.
Der Rettungsdienst wird zu einer etwa 30 jährigen Moslemfrau mit Schmerzen im Unterleib gerufen.
Bei Eintreffen liegt die Frau voll bekleidet auf einem Sofa umringt von etwa 6 Männern die dem Rettungsdienst nicht gestatten wollen die Frau zu untersuchen. Der herbeigerufene Notarzt der auch kein Moslem aber eine Frau ist wird auch nicht an die Patientin herangelassen, so dass die Transport ins Krankenhaus ohne Diagnose erfolgt und die Schwangerschaft erst drei Stunden später festgestellt werden kann. Mutter und Kind sterben! Dazu muss noch gesagt werden das besagte Familie bereits 5 Jahre in Deutschland lebt und zumindest die Männer die Gepflogenheiten kennen müssten.
( Geschichte ist frei erfunden und hat keinerlei Ähnlichkeit mit bestehenden Fällen)

Daran erkennt man doch wo die Entwicklungshilfe ansetzen muss, die Lehrerin aber auch die Richter als intelligente Menschen hätten das erkennen müssen.
 
Dieser Fall findet allerdings in Deutschland statt, dass ist etwas völlig anderes.

Nein ich sage nicht, dass die Menschen des Landes in dem Entwicklungshilfe erfolgt ihre Geisteshaltung ändern müssen.
Ich sage, dass jene die Entwicklungshilfe leisten wollen die Gesetze, Werte und Normen des jeweiligen Landes akzeptieren, respektieren und sich ihnen unterordnen. So menschenverachtend diese Gesetze auf uns wirken mögen, sie müssen dennoch von den Entwicklungshelfern befolgt werden.

Eine Abkehr von diesen, teils abstrusen, Gesetzen muss dann von innen heraus durch die Menschen selbst erfolgen. Aber nicht indem man sie in Missionarsmanier zu bekehren versucht.
 
Ja, hm ich dachte mir schon das das Beispiel hinkt. Mir geht es darum, das es in diesen Problemländern, wenn wir sie mal so nennen wollen, noch viel schwerer sein muss mit den Menschen dort klar zukommen als hier in Deutschland, wo sie sich auch nach 5 Jahren und mehr nicht in unsere Gesellschaft einzugliedern sind.

Natürlich hast Du recht mit der Anpassung der Entwicklungshelfer an die Gegebenheiten des jeweiligen Landes, letztlich verlangen wir von den Ausländern ja auch nichts anderes.
 
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