Manche hier haben hier scheinbar eine Ahnung von der Technik, die bei der Aufzählung der Specs aufhört...
NoD.sunrise schrieb:
Das kommt noch dazu - manche tun immer so als würden die Smartphones nach 1 Jahr Nutzung in den Müll geschmissen.
Das ist schon mal das erste. Ich kenne eigentlich niemanden, der je ein Smartphone (oder Handy) nach einem Jahr "weggeworfen" hätte. Dagegen kenne ich einige, die hauptsächlich gebrauchte Geräte benutzen. Teilweise noch 2-3 Jahre nachdem es vom Vorbesitzer für "zu alt" befunden wurde.
Tiremo schrieb:
Für mich war es ein interessantes Konzept. Ich vermute einfach mal das die Zeit für solch "fortgeschrittene" Technologie noch nicht reif ist. Hoffe mal das google das in der Schublade behält und es irgendwann Salon fähig ist. Denn es löst auch die Probleme der wegwerfkultur die bedingt durch kurzlebige Smartphones entstanden ist.
Nochmal: Kurzliebige Smartphones? Meiner Erfahrung nach halten neue Smartphones IMMER LÄNGER. Mich würde interessieren, woran die Beobachtungen hier festgemacht werden.
Aber das Problem in dem Posting ist was anderes: Fortschrittliche Technologie? Schon mal was von SOCs gehört? Heißt "System on a Chip" - und steht für massive Integration in einem Chip. Das sorgt für kompakte Bauweise, niedrigen Energieverbrauch und geringe Kosten. Genau die Faktoren, die Smartphones erst möglich gemacht haben. Das gilt nicht nur für die Anzahl an Chips, sondern auch für die Platinen, die zugehörige Peripherie, Verbindungtechnik, die EMV-Schutzmaßnahmen etc. Integration verringert daher nicht zuletzt auch den Produktionsaufwand und den Ressourcenverbrauch.
Für ein Project ARA-Phone müsste man die Integrationsdichte wieder massiv senken. Und das ist eben nicht fortschrittlich, das wäre sogar ziemlich primitiv. Wie das aussieht, zeigt genau das Entwicklergerät. Natürlich kann man an der Stelle optimieren, aber es bleibt ein grundsätzliches Problem: Das Grundgerüst braucht ein Gehäuse zum Schutz und jedes Einzelne Modul ebenso. Dazu eine Platine, Verbinder und nicht zuletzt die Komponente selbst. Macht pi mal daumen mindestens die doppelte Dicke gegenüber einem normalen Phone.
Badmerlin schrieb:
Daher wurde es vermutlich eingestellt, da es vllt zu instabil insgesamt war.
Eher: Alles lief nach Plan, nur der Plan war Mist. Das ursprüngliche Konzept sah die volle Modularität vor. Allein die Recheneinheit auseinander zu nehmen ist schon zum scheitern verurteilt gewesen. Binde mal einen 4GB-RAM-Modul an...am gleichen Interface wie eine Kamera, ein Sensormodul, ein Display...ein wenig Basiswissen an Microcontroller-Technik reicht, um zu wissen, dass man hier ein Komplexitätsmonster erschafft. Man schaue sich mal die Anschlüsse eines handelsüblichen SODIMM-Moduls an...viel kleiner geht's nicht - wegen den Anschlüssen. Wenn man dann noch die Positionen tauschen lässt...handelst du dir an dem Ende nochmal EMV- und Latenzprobleme deluxe ein.
D708 schrieb:
Und die Wegwerfkultur ist schon viel älter. Ressourcen werden jetzt schon seit 100Jahren sinnbefreit verschwendet. Das Problem sind nicht die weggeschmissenen Smartphones sondern das jene nicht zu Wertstoffhöfen kommen. Wenn wir den Müll wiederverwerten, ist der Müll nicht das Problem.
Right: Es wird noch viel zu wenig für Recycling getan.
Corros1on schrieb:
Eigentlich ist oder war das ein sehr Interessantes Konzept.
Ich denke es ist daran gescheiter, weil der Lebenszyklus von so einem Smartphone länger ist als von den anderen, weil ein kaputtes Modul muss nur ausgetauscht werden nicht das ganze Gerät.
Die eine Frage ist doch auch, wie lange wird es mit Updates versorgt?
Naja, ein wirkliches technisches Konzept war's ja wohl nicht, nur ne Nutzungsidee. Die aus meiner Sicht selbst noch nicht ausgereift war. Und ähnlich wie "better place" falsche Erwartungen geschürt hat.
Was die Reparierbarkeit angeht setzt das Fairphone (2) die Maßstäbe, indem es die hochintegrierten Komponenten in sinnvolle Baugruppen teilt, die für den Nutzer idiotensicher austauschbar sind. Das Project ARA geht aber in eine ganz andere Richtung. Da soll nämlich alles beliebig austauschbar sein und dazu upgradebar. Das funktioniert in der PC-Welt sogar in den letzten Jahrzehnten schon nur sehr begrenzt. Neue CPU? Neues Board! Manchmal gleich noch mit neuem RAM...
Du sprichst aber nen wichtigen Punkt an: Die Updatesituation bei Android ist oft der Grund, warum Geräte "obsolet" werden, weil schlicht die Updates ausbleiben.
Raucherdackel! schrieb:
...Nokia hätte es besser hinbekommen...
Nokia hatte bis zu den Lumias hervorragend reparierbare Geräte. Das Problem ist nur: Das ist alles Spekulation. Das Problem ist aber, dass Nokia über Jahre ein vollkommen unfähiges Management hatte. Man sehe sich nur die MeeGo-Geschichte an.
pminnieur schrieb:
Warten wir mal ein paar Jahre, das Konzept ist definitiv nicht für die Tonne. Stand der Technik gibt es wohl einfach noch nicht her.
Ich hätte mir jedenfalls mein persönliches Handy bauen können: gutes Display, Audio Jack, SD-Karte/SSD, fetter Akku. Das wars!
Siehe oben: Das Problem ist halt, dass es nicht funktioniert. Und eben nie kommen wird. Weil das Konzept für die Tonne ist. Und halt wesentliche Dinge auch nicht gehen, weil die Software oft nicht mitmacht. Bevor ich mich noch mehr wiederhole:
Bei einem guten Smartphone ist alles aufeinander abgestimmt: Display, SOC, Speicher, Akku, Kamera, Ausstattung...Gehäuse. In deinem SOC hast du alle wichtigen und einige weniger wichtige Komponenten versammelt: Grafikchip, Speichercontroller, mittlerweile oft auch das Modem, Kameracontroller...damit bist du mit deinem SOC schon darauf festgelegt, welche Displays du betreiben kannst, welche Kameras, welche Modems etc.
Nokia brauchte beispielsweise für das Lumia 1020 eine spezielle Custom-Version von Qualcomm für die Anbindung ihrer 41MPx-Kamera.
Und das ist jetzt allein die Hardwareseite. Ich hatte bei Android-Phones bisher nur solche mit SD-Karten-Slot. Das Problem damit ist, das sich Google mit fast jeder Android-Version neue Dinge für die SD-Karte einfallen lässt. Ich hab regelmäßig Stress mit der Speicherauslastung, weil mal ein Update dafür sorgt dass die vorher auf der SD-Card auslagerbare App nur noch vom internen Speicher läuft etc. oder Bloatware den internen Speicher verstopft. Auf der anderen Seite kannst du eine SD-Karte nicht wie internen Speicher behandeln, immerhin können die Daten ja einfach mal weg sein (Nutzerbedingt). Übertrag das auf ein Smartphone mit austauschbarem Speichermodul...Usabilitykatastrophe vorprogrammiert.
Ich fände es ja toll, wenn die austauschbaren Akkus mal wieder zurückkehren. Austauschbarer Akku & Wireless Charging via Qi ... wäre top.
ebc^BIOHAZARD schrieb:
Interessant, dass ein Technologiegigant das nicht hinbekommt, aber zum Beispiel eine kleine niederländische Firma "Fairphone" das ziemlich gut geschafft hat..
Fairphone hat aber nur die Reparierbarkeit im Fokus, das ist schon was anderes als ARA. Das was Fairphone macht ist auch gut und richtig, auf jeden Fall eine Empfehlung wert. Leider ist das Teil halt noch nicht fertig...
Iapetos schrieb:
Mein Fairphone 2 ist modular und bekommt jeden Monat ein Sicherheits-Update. Außerdem kann ich zwischen einem Google-Android und AOSP wählen. Warum sollte ich mich mit so einem Ara-Design einschränken?
Soviel ich sehe kann man das Fairphone 2 bisher aber nur vorbestellen...kannst du mehr dazu erzählen?
D708 schrieb:
Ein handy muss nicht nur ein Technischer Erfolg sein sondern auch ein finanzieller Erfolg. Für "uns" paar Technikfreaks ein Handy mit X Entwicklungskosten in Module rauszuhauen, würde sich nicht lohnen.
Das ist auch ein guter Punkt, denn Android ist seit dem Release eigentlich für fast alle ein ziemliches Verlustgeschäft. Du musst aber nicht nur die Kosten eines Geräts rechnen - die bisherige Vielfalt hat technisch immer eine recht ähnliche technische Basis. Für ein Project ARA müsstest du aber die komplette technische Basis neu entwickeln und dazu noch einige "best practices" über Bord werfen.
Turrican101 schrieb:
Das war doch eher der Grund. Ein modulares, langlebiges Gerät ist doch fast automatisch gescheitert, wenn auf dem Android installiert wird.
So true...