Eines lässt sich mit Sicherheit sagen: Die Regierungsbildung hat deshalb so lange gedauert, damit der Koalitionsvertrag direkt frisch in der Karnevalszeit als Büttenrede verwendet werden kann.
Ein kurzer Vorgeschmack, wie es in den nächsten Jahre weitergehen wird.
SPD:
Der Mitgliederentscheid wird positiv zugunsten einer neuen GroKo ausfallen. Mit den jüngsten Aktionen hat man jedoch das Schicksal der Partei in Deutschland besiegelt und die Sozialdemokratie wird sich wie in vielen anderen europäischen Ländern mittelfristig im politischen Nirgendwo wiederfinden. Der Schaden ist fast irreparabel. Ob man wirklich den Mut zu einem Neuanfang findet, halte ich bei dem aktuellen Spitzenpersonal erst einmal für fraglich. Eher ist es denkbar, dass es zu einer Zersplitterung der Partei kommt, z.B. unter Führung von K. Kühnert. Martin Schulz wird bei dem ersten Fehltritt als Außenminister nicht mehr zu halten sein. Dem gebe ich keine zwei Jahre. Und unter Rüpel-Nahles könnte es in den nächsten Landtagswahlen auch heftige Klatschen geben - in Bayern wird es dieses Jahr bestenfalls noch zur dritten Kraft reichen.
CDU:
Die Tage von Merkel sind gezählt. Dadurch, dass man selbst Leute wie Jens Spahn bei der Verteilung der Kabinettsposten außen vor gelassen hat, wird der Druck im christlichen demokratischen Kessel auf absehbarer Zeit ziemlich groß. Sollten im Bundestag harte Entscheidungen hinsichtlich einer europäischen Schuldenunion oder dem Aufbau eines Euro-Finanzministers anstehen, werden einige Stimmen auf der Kippe stehen. Solche Maßnahmen sind in der Partei längst nicht bei allen sonderlich populär. Dort hat man längst realisiert, dass der Preis für eine erneute Kanzlerschaft Merkels eigentlich zu groß war. Sobald Merkel weg ist, wird sich die Partei auch wieder etwas konservativer orientieren.
CSU:
Hier kommt es vor allem darauf an, wie die Landtagswahl in Bayern dieses Jahr ausgeht. Zumindest war man hier clever genug und hat mit Söder zumindest auf Landesebene einen Mini-Generationswechsel vollzogen. Seehofer wird in Berlin als Innenminister (oder neuerdings "Heimatschutzminister" schnell merken, dass ein spürbarer Kurswechsel in der Asylpolitik gegen den Widerstand der SPD nicht durchzusetzen ist. Aber in der CSU sind ohnehin einige in ihrer Ansicht näher bei der AfD als bei der SPD (oder gar den Grünen in einem Jamaika-Bündnis). Langfristig wird man dort zwangsläufig weiter versuchen die rechte Flanke zu schließen.
Grüne:
Die Grünen befinden sich in einer Identitätskrise. Mittelfristig eher wieder ein Kandidat nur knapp über der 5-Prozent-Hürde. Müssten sich endlich mal von ihrer grauen Eminenz Jürgen Tritt loseisen.
Linke:
Schwer zu sagen. Die großen Väter Lafontaine (samt Tochter Wagenknecht) und Gysi werden über oder oder lang aus Altersgründen raus fallen und so lange sich extreme Tendenzen in der Partei halten, nicht regierungsfähig.
AfD:
Dort haben vermutlich bei der Verkündung des Koalitionsvertrages und der potenziellen Kabinettsliste ordentlich die Korken geknallt, weil sie ganz genau wissen, dass "mehr Europa" (im Sinne der SPD = Scheckbuch aufmachen) und einer weiterhin unbegrenzten Migration weiter der Verdruss in der Bevölkerung steigen dürfte, erst recht, wenn durch die nächste Rezession in der Wirtschaft oder einem Kollaps des Finanzsystems irgendwann nicht mehr genügend Geld da ist, um alle möglichen Probleme mit reiner Scheckbuchpolitik und stupider Umverteilung zu lösen. Dann werden noch mehr Leute sich die Frage stellen, warum Milliarden für irgendwelche Wohltaten in irgendwelche Himmelsrichtungen fließen, der vermeintlich länger lebende Bürger jedoch den Gürtel immer enger schnallen muss oder die Mittelschicht durch Steuern und Abgaben soweit ausgeblutet wird, dass auch dort irgendwann die Tendenzen in vermeintlich extremere Richtungen fließen.