Eorzorian schrieb:
Ich finde mittlerweile diese Entwicklung einfach ekelhaft. USA druckt Geld ohne Ende für ihren "Imperium" und zieht damit massenhaft die Industrie auf Kosten der ganzen Welt an.
Wir, EU, können dem natürlich nicht viel entegegen setzen, da hier die "Geldruckmaschinen" nicht angeworfen "werden können".
"Importierte Dollarinflation" sei Dank..... für "nichts"
Wenn man sich Schuldenstände der EU-Staaten so ansieht, kann man zu dieser Schlussfolgerung eigentlich nicht kommen. Die Frage ist eben nur, für was das Geld in Europa in der Vergangenheit ausgegeben wurde. In Italien hat man beispielsweise ausbleibendes Wachstum lange Zeit via Kreditaufnahme zu kompensieren versucht, ohne dabei jedoch nachhaltig zu investieren und so künftigem Wachstum effektiv Vorschub zu leisten. Für die Menschen dort und die EU insgesamt kann man nur hoffen, dass das viele Geld, das diese Volkswirtschaft aus dem Wiederaufbaufonds des Staatenbundes erhalten hat, effektivere Verwendung findet.
Deutschland ist indes von diesem Problem eigentlich nicht betroffen, hier scheut man schlicht die Aufnahme neuer Schulden, weil man Angst hat, die Kontrolle über deren Rückzahlung zu verlieren. Dabei wären schuldenfinanzierte Investitionen durchaus sinnvoll möglich - der Investitionsstau in Sachen Infrastruktur ist eines der größten Probleme des Standortes. Schnell und gerne wird die Steuerbelastung in diese Position gerückt und sicherlich auch nicht ganz zu unrecht, aber es gibt Studienergebnisse, die suggerieren, dass eher zwei ehemalig sehr große deutsche Stärken - sehr gute Infrastruktur und viele gut gebildete Arbeitskräfte - sich durch Vernachlässigung und Demographie totgelaufen haben und nun das Wachstum bremsen. Schlechte Einwanderungs- und Integrationspolitik tun gemeinsam mit ebenjenen fehlenden Ausgaben für Straßen, Brücken, Schienen und Digitalisierung hier ihr Übriges.
Fighter1993 schrieb:
China erkauft sich den Fortschritt halt mit extremen Schulden.
Mal sehen wie lange das noch gut geht.
Wie eben auch die USA. Generell ist die Weltwirtschaft von der liberalen Haushaltspolitik der Supermächte weit abhängiger als es uns lieb sein kann. Kommt der Zeitpunkt, zu dem diese ihre Gürtel enger schnallen müssen, wird uns das letztlich sehr stark betreffen.
Freilich gab es lange Phasen, in denen wir auch sehr stark von dieser Ausgabenpolitik profitiert haben. Nun aber, da der Nationalismus stärker in die Welt zurückdrängt, hat sich das eher geändert.
Fighter1993 schrieb:
Aber sie machen es wenigstens.. Hier in Deutschland steigen die Sozialausgaben und die Schwarze Null muss stehen.
Obwohl ich selbst für eine Reform derselben bin, haben die Freunde der Schuldengrenze nicht gänzlich unrecht - ein großes Problem des deutschen Staates ist die Ausgabenseite. Aus meiner Sicht führt mittelfristig nichts an einem Kahlschlag auf Seiten der Sozialausgaben vorbei, das Ausgabenvolumen dort wächst einfach zu stark an. Bis 2035 werden die Ausgaben der Rentenkassen, unter Einbezug der neuen Gesetzgebung, die ein Rentenniveau von 48% auf Dauer garantieren soll, voraussichtlich auf 800 Milliarden Euro klettern. Natürlich bleibt das Umlagesystem bestehen, so dass nicht alles davon Steuergeld sein wird, es ist aber trotzdem absehbar, dass die heute schon sehr hohen Steuerzuschüsse zur Rente (mindestens 100 Mrd. € im Jahr aus dem Bundeshaushalt) sich vervielfachen werden.
Die Menge des rechtlich nicht fest gebundenen Steuergeldes schrumpft also. Sobald der Leidensdruck stark genug ist, wird der Punkt kommen, an dem Ausgaben stark beschnitten werden, um das zu ändern. Bis dahin kann man nur hoffen, dass kurzfristige Lösungen, etwa in Form von leichterem Schuldenmachen (und ja, langfristig verursacht das dann andere Probleme, aber strukturelle Lösungen werden eben weit mehr Zeit brauchen), gefunden werden, um dringend notwendige Ausgaben bestreiten zu können. Stand heute ist nämlich eben eher keine Bundesregierung ohne Beteiligung einer Partei des Mitte-Links-Spektrums denkbar - und gegen eine solche wird es schwierig, Sozialausgaben zu kürzen.
Fighter1993 schrieb:
Ein Paradoxon, sollen zu sehen das alle nicht gerechtfertigten Sozialausgaben eingespart werden.
Was ist gerechtfertigt? Was nicht? Wer entscheidet das? Wie gesagt, ich bin selbst der Ansicht, dass der Kahlschlag irgendwann kommen muss und auch wird. Aber was einmal gewährt ist, ist eben trotzdem nicht ganz so einfach wieder zurückgenommen. Man setzt die Gesellschaft mit solchen Maßnahmen immer Fliehkräften aus, die nicht unerhebliche Risiken mit sich bringen. Ich verweise nur mal auf die Bauernproteste.
Fighter1993 schrieb:
Genauso wie das die Bundeswehr z.B. bei zu wenig Arbeit in Kurzarbeit gehen muss.
Und wer würde dann noch Soldat werden wollen? Woher käme das Personal der Bundeswehr? Genauso gut kannst du fordern, dass Versicherungen dich nur in Versicherungsfällen etwas kosten sollen oder dass es eine Feuerwehr nur dann geben möge, wenn es dann auch brennt. Das ist hanebüchener Unsinn.
Fighter1993 schrieb:
Statt bei Vollen Bezügen länger Pause zu haben am Tag.... das würde den Steuerzahler weniger belasten.
Die Steuerzahler wären technisch gesehen auch dann weniger belastet, wenn es keine Straßen gäbe, die man unterhalten, keine Brücken, die man instandhalten und keine Wasserklärsysteme, die man betreiben müsste. Gäbe es keine Bundeswehr, würdest du das im Alltag weniger merken, das ist klar - aber ein sicheres Staatsgebiet möchtest du im Zweifel dennoch haben, verlass' dich drauf.
Gerade, wenn die eigene Generation noch keinen Krieg erlebt hat - meine hat das beispielsweise nicht - sollte man sich doch bewusst machen, dass das Risiko doch immer besteht, solange es Menschen gibt. Die Notwendigkeit einer funktionsfähigen Armee ist unbestreitbar, das Geld dafür muss eben einfach eingeplant werden. Den Fehler, das zu vergessen, machen wir hoffentlich nie wieder.