Hauptschulen am Ende

Relict schrieb:
Es geht hauptsächlich um die Masse, den Durchschnittsschüler und da ist weder ein Armer dümmer, noch ein reicher schlauer. Sondern alle haben ihre ähnlichen Stärken und Schwächen. Nur leider haben aktuell beide Schichten unterschiedliche Chancen und Steine im Weg. Und daran ist maßgeblich dieses Schulsystem Schuld.

Hat nie jmd behauptet dass sich die Intelligenz vom Geldbeutel der Eltern abhängt... Dass man mit vermögenden Eltern es im Leben leichter hat lässt sich nicht vermeiden, doch sehe ich das in der Schule nicht zwingend, ich sehe den Hauptgrund darin, dass die Eltern deutlich mehr Wert auf eine hohe Bildung legen und entsprechend auch dahinter her sind.

Relict schrieb:
Und auch heute wird Nachhilfeunterricht nicht gerade wenig in Anspruch genommen, nur das es davon abgesehen garnicht erst dazu kommen sollte, nein, es kann sich auch nicht jeder diesen leisten.

Hat in meinen Augen nichts mit den verschiedenen Schultypen sondern mit den Lehrern zu tun. Dem Großteil sind die Schüler nunmal egal, die kassieren ihr Gehalt, bieten einen oftmals mehr als unterirdischen Unterricht und das wars. Hier würde nur ein Ende des Beamtenstatus für Lehrer helfen.

Relict schrieb:
Was ist denn grundsätzlich so schlimm daran den Durchschnittsschüler - und dazu zähle ich auch viele Gymnasiasten, welche nicht die absoluten Einser-Schüler sind - bis zur 9. bzw. 10. Klasse in einem anforderungsgemäßem "Zwischending" zwischen Realschule und Gymnasium von vornherein zusammen gemeinsam zu unterrichten? Und anschließend die geeigneten noch 2-3 Jahre aufs Gymnasium oder eben in die Lehre gehen zu lassen?
Da wird keiner ausgebremst. Die besseren Schüler werden die Schwächelnden schon aus Eigeninteresse und für den gemeinsamen Klassendurchnitt (Wettbewerb) unterstützen. Auch die Lehrer müssten verstärkter darin eingebunden werden und nicht nur ihren Tag rumbringen. Doch angesichts des Systems würde ich als Lehrer wahrscheinlich auch irgendwann resignieren.

Durchschnittsschüler vom Gymnasium auf die selbe Stufe mit Realschülern und im Falle der kompletten Zusammenfassung sogar mit Hauptschülern zu stellen halte ich für Grundlegend falsch. Das Gymnasium hat ein deutlich höheres Niveau das durfte ich mehrmals fest stellen. Im Gymnasium war ich eher einer der schwachen, meinen Quali machte ich ohne Aufwand mit einer 1 und als ich dann auf der FOS gemeinsam mit Realschülern war war das ganze eher ermüdent, da nichts neues mehr kam!
Als ich dann erfuhr was auf Realschulen so los ist, und nicht falsch verstehen, viele meiner besten Freunde waren dort, war ich erst einmal baff. Null Interesse von kompletten Klassen, Schlägereien auf und vor dem Schulgelände waren nahezu alltäglich und Respekt vor den Lehrern nicht existent. Sie kamen und gingen wann sie wollten und die Lehrer waren machtlos.
So sehr man es sich schön reden mag, hier sieht man einen enormen Unterschied zum Gymnasium und das primär in der Erziehung des Elternhauses. Am Gymnasium hatten wir in einigen Klassen zu Beginn einen recht hohen Ausländeranteil (natürlich auch Deutsche), welche sich um nichts scherten. Die guten dieser Klassen liessen sich schnell in andere versetzen und von jenen Unruhenstiftern war nach der 8ten Klasse keiner mehr an der Schule.
Die Erziehungsaufgabe den guten Schülern zuzuschieben ist in meinen Augen der komplett falsche Weg und wieso auch? Die etwas lernen wollen sollen das in Ruhe machen und sich nicht sorgen müssen, dass sie gehänselt und verarscht werden weil sie lernen.

Relict schrieb:
Im übrigen wäre ich wieder für eine Benotung von Ordnung, Disziplin, Mitarbeit und Fleiß. Denn dies ist für den späteren Lebensweg nicht unwichtiger, als das Wissen über Nero oder die Schlacht im Teuteburger Wald & co. ;)
Das ist auch das, was ich akltuell vorallem bemängele, ein Haufen Spezial- und Fachstoff wird vermittelt und gepaukt, aber die einfachsten und grundlegensten Dinge und auch Allgemeinwissen bleiben auf der Strecke. Kein Wunder, dass es abwärts geht. Und das nicht nur auf den Hauptschulen.

100% dafür, leider sehen es kaum Lehrer als ihre Aufgabe an, hier müsste man endlich mal konsequent ansetzen und das ewige Nachkomma gerechne lassen.

Relict schrieb:
In der 5. Klasse dieses entscheidende Auswahlverfahren zu treffen halte ich ehrlich gesagt für geradezu pervers. Ich wäre wahrscheinlich auch nicht aufs Gymnasium gekommen, da ich erst in der 7. Klasse richtig durchstartete und vorher andere Interessen als Schule und Zukunft hatte bzw. deren Wichtigkeit mir noch nicht bewusst war. Die Reife und das Bewusstsein kommen nun mal meist erst mit zunehmendem Alter. Bei dem einen eher, beim anderen später. Davon sollten aber nicht die Chancen abhängig gemacht und der Lebensweg im Kindesalter festgelegt werden.

Interesse an Beruf oder sonstwas haben die wenigsten in diesem Alter, doch kann man gerade hier recht gut sehen, wer eine gewisse Begabung hat und wer nicht. Dass hier leider immer öfter gravierende Fehler gemacht werden, vor allem aus Blauäugigkeit der Lehrer, kann man jedoch nicht bestreiten, das ist aber nicht Schuld des Schulsystems. Die Chancen sind jedoch gewahrt, es ist den Schülern jederzeit möglich auf die höheren Schulen zu wechseln, wenn ihnen erst später klar wird, dass sie doch mehr wollen. Und selbst wenn diese Einsicht erst mit dem Realschul- Hauptschulsabschluss kommt bietet die FOS immer noch die möglichkeit den selben Abschluss wie die Gymnasiasten zu belegen.

Ich behaupte, man kann am Schulsystem soviel rumschrauben wie man will, hierbei geht es primär um Ansichten und Einstellungen, doch es steht und fällt mit den Lehrern und hier muss dringend etwas getan werden.
Dass Systeme wie die DDR eine gute Bildung hatten liegt wohl weniger am Schulsystem, als vielmehr an der Tatsache, dass viel Wert darauf gelegt wurde und so die Lehrkräfte entsprechend dazu angetrieben wurden da auch tunlichst darauf zu achten.
Ein vollständiges Rahmenprogramm zu bieten wäre sicher sinnvoll, doch schätze ich, dass das zu enormen Mehrkosten führen würde, wo es doch eigtl Job der Eltern ist?!
 
zitat relict

Nur leider haben aktuell beide Schichten unterschiedliche Chancen und Steine im Weg. Und daran ist maßgeblich dieses Schulsystem Schuld

Den "Haupt Stein" legen einige Eltern ihren Kindern selbst in den Weg, nämlich in dem sie diese schlecht oder gar nicht erziehen. Das Schulsystem hat daran wenig Schuld, obwohl ich auch viel am bestehenden System ändern würde - siehe mein letzter Post.

Voraussetzung für Bildung ist eben auch die Erziehung.

Der latent aggresive Ronny wird weder dem Gymi Lehrer noch sonst einem Zuhören wenns um Mathe Deutsch und Englisch geht, der schwänzt, stört den Unterricht und prügelt sich mit Kollegen - schlimmtenfalls auch mit en Lehrrn.
Mir ist nach wie vor unklar, was die Abschaffung der Hauptschule daran ändern soll.
 
Der latent agressive Ronny ist ein 11 jähriger Junge, wenn er auf die Hauptschule kommt.. also noch weit weg vom Schwerverbrecher.
Und seine zukünftige Entwicklung hängt eben auch von der Schule ab. Wenn er auf einer Hauptschule abhängt, wo die Kinder quasi tatsächlich schon abgeschrieben wurden und der Unterricht für die Lehrer darin besteht, ohne größere Zwischenfälle den Tag zu überstehen.. und 80% der Schüler ebenso eine Nullbock Mentalität an den Tag legen, dann ist der Weg von Ronny tatsächlich wohl schon vorbestimmt.

Soll heißen.. entweder weg der mit der Hauptschule oder gravierende Verbesserungen hier.
 
Mal ein paar Worte zur Situation in einer ländlichen Gegend in Schleswig-Holstein.

Ich weiss, in den großen Städten haben die Schulen viele Sprach- und auch kulturelle Probleme.
Das ist auf dem Land nicht unbedingt der Fall. Trotzdem bekommen Hauptschüler eine absolut miserable Ausbildung.
Das wirklich Schlimme daran ist - es scheint so gewollt zu sein. Die Hauptschüler sind sicherlich nicht dumm, aber sie bekommen mittlerweile so wenig beigebracht, dass man sie kaum in einem Beruf ausbilden kann.
Vor Beginn meines Studiums habe ich im Radio- und Fernsehtechnikerhandwerk gearbeitet und dabei zahlreiche Praktikanten und Auszubildende betreut - natürlich auch von den örtlichen Hauptschulen.
Die mathematische und naturwissenschaftliche Ausbildung ist viel schlechter, als sie sein müsste.
Die 9t-Klässler beherrschen praktisch keine Bruchrechnung oder gar "kompliziertere" Sachen.
Überspitzt gesagt kann ich so jemanden nichtmal den halben Hof fegen lassen, weil er dann nicht weiss, was er zu tun hat . . .
Selbst das einfachste Atommodell war unbekannt -- obwohl es die Fächer Physik und Chemie gibt. Da habe ich mir dann mal das Lehrmaterial mitbringen lassen:
Beide Fächer zusammengefasst in einem Buch mit der Dicke meines Mittelfingers . . .
Einer hat mich mal gefragt, warum ich mit Buchstaben rechne. Dem war tatsächlich das Konzept von Variablen unbekannt. War ganz schön gruselig, aber wenigstens eine Ausnahme . . .
Da waren wirklich motivierte junge Leute bei. Aber bei der Vorbildung haben die praktisch keine Chance, die ersten 1-2 Blöcke der Berufsschule zu überstehen. Das tut einem richtig in der Seele weh! ( Versucht haben wir es. Aber es bringt nichts, mit einem Azubi ein Jahr lang Grundlagen zu üben, damit der dann in den Stoff des ersten Lehrjahres einsteigen kann . . . )

Bevor man großartig das Schulsystem umstürzen will, sollte man vielleicht erstmal das Jetzige vernünftig benutzen!
Lehrpläne verbrennen und mit Verstand Brauchbare schaffen wäre ein guter Ansatz.
Die Schüler sind ganz sicher dazu in der Lage, mehr zu leisten. Man muss sie nur lassen und richtig unterstützen.
Freude am Lernen - das ist der Schlüssel zu einer guten Ausbildung und sollte im Kindergarten oder der Grundschule vermittelt werden. Das scheint aber schon seit einiger Zeit in Vergessenheit geraten zu sein.

Kürzlich habe ich erfahren, dass in meinem alten Heimatort die Haupt- und Realschule zusammengefasst und mit einem Gymnasialzweig ergänzt wurde.
Das kostet Geld und bringt sicher nichts an Bildungsqualität.
Es drängt sich wie immer die Vermutung auf, dass das auch gar nicht gewollt ist.
 
@DugDanger
das sind nun wieder die typischen Argumente die von konservativer Seite immer angeführt werden. Sei es das "die Werte" verkommen oder aber früher eh alles besser war und überhaupt die bösen 68er an vielem Schuld seien.

Nun wird sogar noch behauptet das deutsche Kinder besonders unerzogen seien. Mit solchen Argumenten disqualifiztierst du dich selber. Jedes Land hat seine "Problemschüler" und Deutschland nimmt hier überhaupt keine Sonderrolle ein. Diese Entwicklung ist in vielen Ländern vorzufinden und wird aber auch gerne überzogen. In Deutschland mag dieses bloß aufgrund des selektiven Schulsystems besonders augenfällig sein.

Eine Sonderrolle nimmt Deutschland nämlich ganz gewiss im Umgang mit diesen Schülern ein weil nirgendwo sonst so sozial selektiert und ausgegrenzt wird wie im deutschen Schulsystem. Das ist tatsächlich eine traurige Eigenart in diesem Land und deine Äußerungen zeigen wie richtig ich in meiner Annahme liege das hier latent die Meinung vorherrscht Randgruppen auszugrenzen. Der Schritt zum kasernierten Erziehungslager ist da nicht mehr weit.
 
Zuletzt bearbeitet:
zitat aspuros

Mit solchen Argumenten disqualifiztierst du dich selber

Wieso disqualifiziere ich mich für diese Diskussion? Nur weil ich eine andere Meinung habe wie du? Nur weil du in deinen Denkmustern festgefahren bist?

Ich habe kein Problem damit, dass du eine andere Meinung vertrittst.
Dass meine Einschätzung zu 100 % falsch ist, und deine zu 100 % richtig hast du auch mit keinem Wort oder einer Quelle belegt.

Du erfüllst eher genau das KLischee, welches ich Teilen der 68' unterstelle; nämlich, dass Ihr über - empfindlich / ablehnend auf eine Wertediskussion reagiert, ohne den Inhalt zu prüfen.

Somit hätte ich hier schon mal einen ersten Beleg für meine Behauptungen, währen du derer schuldig bleibst und Phrasen kloppst. (Die Konservativen und der Werteverfall).

11 Posts und für mich eine sehr schlechte Ausgangsposition zum weiterdiskutieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
botskiller schrieb:
Durchschnittsschüler vom Gymnasium auf die selbe Stufe mit Realschülern und im Falle der kompletten Zusammenfassung sogar mit Hauptschülern zu stellen halte ich für Grundlegend falsch.

Die sind auch im Prinzip nicht schlauer, haben nur bessere Bedingungen und Umfeld. Genau das, was eigentlich überall so sein müsste. Aber leider nicht ist.
Es ist ein Problem, das selbst aktuelle Realschulen ein Niveau unterhalb der DDR-POS haben. Das muss nicht sein. Darum schrieb ich ja "Zwischending" Real-Gym.
Grundauf zu doof für die Realschule ist aber einfach niemand. Ansonsten hätte unsere Gesellschaft geistig einen großen Rückschritt gemacht. ^^

Höchstens zu faul, kriminell, verzogen oder desinteressiert.
DAS ist aber kein unlösbares Problem und rechtfertigt noch lange keine Hauptschule. Diese zeigt eher die Unbeholfenheit und das Versagen in Sachen Erziehung, Freizeitgestaltung und Betreuung unserer Politik und das ursächlich herrührend von ganz anderen Problemfeldern und Versäumnissen an anderer Stelle.

Entweder ist man behindert und braucht sowieso entsprechende Lehralternativen oder man ist überdurchschnittlich intelligent/ hochbegabt, dann geht man eben auf eine Spezialschule. Der Rest kann zusammen unterrichtet werden. Ich sehe da keinen Konflikt oder irgend ein Problem.

Ich bleibe dabei. 3 Jahre Gymnasium reichen, die Schule davor macht alle so gut es geht dafür fit. Und wer nicht die entsprechenden Noten hat oder lieber in die Lehre gehen will macht es halt so. Ist ja auch keine Schande.
Aber bis zur 9. oder 10. sind halt alle irgendwo mal bessere oder schlechtere Durchnittsschüler.
Das würde auch die Wertigkeit eines Realschulabschlusses wieder verbessern und zugleich die des Abiturs , welches meines Eindruckes nach auch gesunken bzw. zuu normal geworden ist.
 
@DugDanger
sorry, aber wer pauschal behauptet "dass deutsche Kinder extrem schlecht erzogen sind" diqualifiziert sich selber. Das kann durch nichts belegt werden. Auch in anderen Ländern gibt es solcherlei Probleme. Dieses jetzt auf deutsche Kinder zu fokussieren, sogar im Kontext mit den 68ern finde ich, mit verlaub, unter aller Kanone und extrem Oberflächlich.
 
Zuletzt bearbeitet:
es ist meine Meinung.diese ist weder unter aller Kanone noch diqualifiziere ich mich dadurch für irgendetwas. Unterlasse bitte deine Persönliche Abwertung meiner Meinung und argumentiere sachlich.
 
Gegen deine Meinung habe ich ja nichts, aber gegen diese "Argumente" die du hier anfürst schon.
 
Zuletzt bearbeitet:
@DugDanger
sorry, aber wer pauschal behauptet "dass deutsche Kinder extrem schlecht erzogen sind" diqualifiziert sich selber. Das kann durch nichts belegt werden. Auch in anderen Ländern gibt es solcherlei Probleme. Dieses jetzt auf deutsche Kinder zu fokussieren, sogar im Kontext mit den 68ern finde ich, mit verlaub, unter aller Kanone und extrem Oberflächlich.

Ich würde mal behaupten, dass die Erziehung leider nicht mehr so strikt verläuft, wie noch vor einigen Jahrzehnten. Diese Tatsache nur auf deutsche Kinder zu beschränken ist mit Sicherheit nicht richtig, in anderen Ländern wird es ähnliche Probleme geben.
Allerdings herrschte früher noch eine sehr strenge, autoritäre Erziehung. Keiner hätte sich angemaßt, den Lehrer zu beleidigen, seine Mitschüler physisch oder psychisch anzugreifen etc. Und wenn doch, dann gab es mit dem Rohrstock mächtig auf die Finger. Das soll nicht heißen, dass ich solche brutalen Methoden befürworte. Dennoch war es aber für Lehrer und die Mitschüler untereinander einfacher, da alle eine gewisse Disziplin und Anstand von zu Hause mitgebracht haben - das war selbstverständlich (im Gegensatz zu heute).
Mit diesem Mangel an Erziehung entstehen natürlich auch Probleme. Da kann man am Schulsystem ändern was man will, denn wenn zunehmend mehr unerzogene Schüler rumlaufen, wird es nichts an der Sache ändern.
Am Gymnasium gibt es auch solche Schüler, zum Glück ist der Anteil jedoch geringer aus bereits genannten Gründen.

Die besseren Schüler werden die Schwächelnden schon aus Eigeninteresse und für den gemeinsamen Klassendurchnitt (Wettbewerb) unterstützen.
Es kann nicht das Ziel sein, dass bessere Schüler die schlechteren erziehen. Das sollte immer noch in erster Linie Aufgabe der Eltern sein.

Im übrigen wäre ich wieder für eine Benotung von Ordnung, Disziplin, Mitarbeit und Fleiß.
Eine Benotung für Ordnung, Disziplin, Mitarbeit, Fleiß und Betragen gibt es seit Jahren (zumindest da, wo ich mein Abi gemacht habe).

Denn dies ist für den späteren Lebensweg nicht unwichtiger, als das Wissen über Nero oder die Schlacht im Teuteburger Wald & co.
Das ist natürlich richtig. Wenn ich überlege, was ich in meiner Schullaufbahn gelernt habe... Ich wusste alles über das 1., 2. und 3. deutsche Reich, über Bismarck, Weimarer Republik und Co. Dinge des alltäglichen Lebens waren jedoch kaum ein Thema. Schade eigentlich. Aber wie gesagt wird sich hierbei auch in den nächsten Jahren nichts ändern. Wenn man der Meinung der Lehrplanautoren folgt, ist es eben Allgemeinbildung über geschichtliche Fakten und sprachliche Stilmittel des Sturm und Drangs Bescheid zu wissen. Diese Leute haben keine Ahnung und so wenig Bezug zur Schule, dass sie nicht einschätzen können, welche Inhalte ein junger Mensch wirklich braucht.
 
@8core schrieb:
Da kann man am Schulsystem ändern was man will, denn wenn zunehmend mehr unerzogene Schüler rumlaufen, wird es nichts an der Sache ändern.
Dennoch wäre ich für eingschränktere Freiheiten in der Schule, mehr Einfluß der Lehrer mit folglich mehr Disziplinierung. Schlechtes Elternhaus darf keine Rechtfertigung für schlechtes Benehmen der Schüler in der Schule sein. Schließlich gehen nicht die Eltern zur Schule, sondern die Kinder. Lehrer sollten daher auch Erziehungsmaßnahmen wahr nehmen (dürfen). Die Schule sollte nicht zur Hobbyeinrichtung verkommen, sondern höher gewertet sein und in die Pflicht genommen werden.

Das erstmal grundsätzlich als Voraussetzung, ganz unabhängig von Hauptschule ja oder nein. Der (Un-)sinn der Hauptschule steht auf einem anderen Blatt, Gründe dagegen wurden bereits genannt. Die obigen Voraussetzungen ergänzen diese natürlich weiter.
Eine Benotung für Ordnung, Disziplin, Mitarbeit, Fleiß und Betragen gibt es seit Jahren (zumindest da, wo ich mein Abi gemacht habe).
Das war mir nicht bekannt, zumindest nicht in Bezug auf direkten Einfluß in die Gesamtnote.
Es kann nicht das Ziel sein, dass bessere Schüler die schlechteren erziehen. Das sollte immer noch in erster Linie Aufgabe der Eltern sein.
Nicht erziehen. Ich meinte mit "unterstützen" in schulischen Fragen zum Lehrstoff, damit alle Schüler gemeinsam das Klassenziel erreichen. Die schwächeren Schüler würden dadurch in vielerlei Hinsicht profitieren und die stärkeren Schüler ihr Wissen verfestigen ungebremst.
Wenn man der Meinung der Lehrplanautoren folgt, ist es eben Allgemeinbildung über geschichtliche Fakten und sprachliche Stilmittel des Sturm und Drangs Bescheid zu wissen.
Ja, das ist eben der Irrglaube. Und auch die Folgen daraus, wenn viele zb. nicht mal mehr geographische Kenntnisse zum eigenen Land vorweisen können oder schon bei einfachsten Rechenaufgaben des täglichen Lebens und Kopfrechnen scheitern.
Zuviel theoretischer Fachstoff und zu hoher Anteil an Kunst- und Geisteswissenschaften im Lehrplan. Fachwissen ist gut, Bestreitenkönnen des Alltags hingegen essentiell.
 
Wenn es schon an Erziehung fehlt, dann muss die Hauptschule als Auffangbecken für jene, welche keine genossen haben, eben so umgebaut werden, dass sie eine erhalten.
Nur weil ich gelernt habe andere zu respektieren ziehe ich mir sicherlich nicht den Schuh an und hänge mir die Last solcher Unwilligen an den Hals. Die Erziehungsaufgabe nicht den Eltern, sondern anderen Kindern in die Schuhe zu schieben ist schon fast eine Frechheit.

Und für unsere DDR Freunde, machen wir dann auch mit der absolut unbegründeten Abiturbegrenzung weiter? Man hängt an einem System welches dafür da war, einerseits ein wahnwitziges System zu rechtfertigen und andererseits der Unterschicht ein Gefühl von Gleichheit vorzugaukeln.
Die Gleichheit sehe ich in unserem System deutlich eher gegeben, hier wird eben nicht mit Fassaden gearbeitet, sondern man sieht durch den Schultyp wer man ist. Ob man dazugehört liegt bei einem jeden selbst und wenn jeder gleich Intelligent ist, so sehe ich keinen Grund dieses System zu ändern, benachteiligt es doch im Grunde niemanden. Wer sich nicht anpassen kann ist in einem System nicht Willkommen denn er schadet ihm, aber um das zu ändern sehe ich nur einen Nutzen im ändern der HS nicht im abschaffen.
 
Relict schrieb:
Die Schule sollte nicht zur Hobbyeinrichtung verkommen, sondern höher gewertet sein und in die Pflicht genommen werden.
Die Schule sollte allerdings auch kein Erziehungskurs, für Kinder deren Eltern ihrer Pflicht nicht nachkommen, werden.

Ich würde sagen, dass das Problem vor allem an der Motivation der Schüler liegt.
Ein Kind wird mit ~10 Jahren, durch Entscheidung der Eltern und Lehrer, in eine Ecke manövriert, aus der es selten wieder herauskommt.
Dazu kommen eine mangelhafte Erziehung, der "falsche" soziale Umgang und fertig ist der Clichee-Hauptschüler.
Keine Motivation, keine Zukunft und überhaupt ein vorlautes Mundwerk.

Wenn man sich die Kinder, die eine Hauptschule besuchen, genauer unter Lupe nimmt, sieht man das nicht alles einfach nur sinnloses Dahergerede ist.
Aus eigenem Freundeskreis weiß ich, dass diese Probleme mit der Erfassung und Erarbeitung des Stoffes haben, Mängel bei der Konzentration oder auch weitere Faktoren.
Das heißt nicht, dass ich es befürworte, dass die Hauptschulen ein "Lager für Doofe" sind.
Viel mehr müssen solche Schüler verstärkt betreut werden - Man muss ihnen viel mehr Aufmerksamkeit schenken!
Allerdings wenn man diese mit Realschülern(auch diese sind nicht lupenrein!) in eine Klasse setzt, bleibt eine "Fraktion" auf der Spur.
Entweder die eventuellen Hauptschüler, weil der Stoff, zu schnell, zu umfangreich, zu eigenständig erarbeitet wird
oder die eventuellen Realschüler, weil diese unter ihren Möglichkeiten arbeiten.
Was die gemeinsame Unterstützung angeht: Es klingt schön und möglich aber in der Realität sieht es anders aus.
Es bilden sich Gruppen, die für sich arbeiten und ich gemeinsam steigen und fallen.
Und vielen fehlt einfach der Mut oder die Initiative über den eigenen Schatten zu springen und vllt. mal jemanden etwas zu fragen.
Das machen viele Schüler selbst bei den Lehrern nicht!

Auf jeden Fall sollte eine Trennung der Grundschüler später erfolgen - Die 4. Klasse ist zu früh!
Erziehung sollte verstärkt erfolgen und es sollten auch wieder Maßnahmen zur Disziplin geben,
allerdings sollte die Arbeit der Eltern nicht, von den Lehrern, übernommen werden!
Und man muss den Hauptschülern vor allem zeigen, dass auch aus ihnen was werden kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
DugDanger schrieb:
Mir ist nach wie vor unklar, was die Abschaffung der Hauptschule daran ändern soll.
Die Abschaffung ändert dahingehend nichts. Aber die Nichtabschaffung verbessert auch nichts. Die Hauptschule ist einfach so oder so völlig unnütz und überflüssig. Wir haben genug Alternativen. (Schulformen von Förder- über Privat- bis Spezial-)
botskiller schrieb:
Die Erziehungsaufgabe nicht den Eltern, sondern anderen Kindern in die Schuhe zu schieben ist schon fast eine Frechheit.
Wieso kommst du jetzt schon wieder damit? Wer hat das behauptet?
Unter seinesgleichen lernt und versteht es sich oft besser.
botskiller schrieb:
Und für unsere DDR Freunde, machen wir dann auch mit der absolut unbegründeten Abiturbegrenzung weiter?
Nein, genauso wenig wie mit Fahnenappellen, Wehrerziehung und Staatsbürgerkundeunterricht. Aber grundauf war das Schulsystem nicht schlecht und ist bis heute in den skandinavischen Ländern ähnlich. Das aktuelle ist jedenfalls lange angestaubt und international längst überholt.
botskiller schrieb:
Ob man dazugehört liegt bei einem jeden selbst
Eben nicht! Entschieden wird durch Lehrer, Elternhaus/Status und Notendurchschnitt.
"Nicht anpassen ans System wollen" hat absolut nichts mit Intelligenz oder nicht zu tun, eher mit Reife, Erziehung und Umfeld.
Fachliches Wissen begreifen hat auch viel mit schneller Auffassungsgabe und abstrakten und logischem Denken zu tun. Wenn bspw. ein Kind aus schlechtem Elternhaus oder Freizeitumfeld den Kopf durch andere Sachen nicht frei bekommt, lässt nun auch mal die schulische Leistungsfähigkeit nach. Wirklich zu dumm für die Realschule sind dabei die wenigsten.

Und dazu gehen Kinder ja in die Schule, weil sie sich eben noch im Entwicklungsstadium befinden und noch nicht ausgereift sind, weder auf sozialer, noch fachlicher Ebene.
Und deshalb hat die Schule aus meiner Sicht durchaus gleichwertig eine Erziehungsaufgabe und Erziehungspflicht.
Denn mindestens die halbe Tageszeit wird darin verbracht und nicht bei und mit den Eltern.
Wer hier von Erziehungslager spricht, spricht dann wohl auch beim Elternhaus davon?
Den Eltern kann man sicher einen Vorwurf machen, den Schulen - der Bildungs- und Familienpolitik aber mindestens den gleichen!
 
Relict schrieb:
Die Abschaffung ändert dahingehend nichts. Aber die Nichtabschaffung verbessert auch nichts. Die Hauptschule ist einfach so oder so völlig unnütz und überflüssig. Wir haben genug Alternativen. (Schulformen von Förder- über Privat- bis Spezial-)

Sie mag noch nichts ändern doch sehe ich in dieser neuen Form auch keine wirklichen Besserungen. Primäres Problem, die POS mag in der DDR wunderbar gewesen sein, doch ob sie heute desshalb genauso gut funktioniert?

Relict schrieb:
Wieso kommst du jetzt schon wieder damit? Wer hat das behauptet?
Unter seinesgleichen lernt und versteht es sich oft besser.

Relict schrieb:
Die besseren Schüler werden die Schwächelnden schon aus Eigeninteresse und für den gemeinsamen Klassendurchnitt (Wettbewerb) unterstützen.

Die anderen Zitate zu suchen fehlt mir jetzt die Zeit.

Relict schrieb:
Aber grundauf war das Schulsystem nicht schlecht und ist bis heute in den skandinavischen Ländern ähnlich. Das aktuelle ist jedenfalls lange angestaubt und international längst überholt.

Die ewige heiligsprechung des skandinavischen Systems halte ich für sehr kurzsichtig, bezweifeln doch sogar Verfechter dieser Lehrmethoden, dass dieses für und in Dt wirklich umsetzbar sei. Dr. Werler ist mir da geläufig, selbst ein paar Jahre dort gelernt und hat nun an einem Lehrstuhl in Dt dieses System eingeführt. Es mag seine Vorteile haben, doch weil es in einem Land funktioniert, bedeutet es nicht gleichzeitig eine ultimative Lösung für alle anderen. In diesen Ländern hat sich das ganze seit 200 Jahren in die Gesellschaft eingegliedert.

Relict schrieb:
Eben nicht! Entschieden wird durch Lehrer, Elternhaus/Status und Notendurchschnitt.
"Nicht anpassen ans System wollen" hat absolut nichts mit Intelligenz oder nicht zu tun, eher mit Reife, Erziehung und Umfeld.
Fachliches Wissen begreifen hat auch viel mit schneller Auffassungsgabe und abstrakten und logischem Denken zu tun. Wenn bspw. ein Kind aus schlechtem Elternhaus oder Freizeitumfeld den Kopf durch andere Sachen nicht frei bekommt, lässt nun auch mal die schulische Leistungsfähigkeit nach. Wirklich zu dumm für die Realschule sind dabei die wenigsten.

Folglich muss hier bereits im Kindergarten daran gearbeitet werden, spätestens in der Grundschule. Erst ab der 5ten Klasse das Problem anzugehen bedeutet viel Arbeit und ist oftmals schon beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, da sich gerade in dieser Pupertären Phase viele der Welt von Aussen versperren und man mit einer Wand besser kommunizieren kann.

Relict schrieb:
Und dazu gehen Kinder ja in die Schule, weil sie sich eben noch im Entwicklungsstadium befinden und noch nicht ausgereift sind, weder auf sozialer, noch fachlicher Ebene.
Und deshalb hat die Schule aus meiner Sicht durchaus gleichwertig eine Erziehungsaufgabe und Erziehungspflicht.
Denn mindestens die halbe Tageszeit wird darin verbracht und nicht bei und mit den Eltern.
Wer hier von Erziehungslager spricht, spricht dann wohl auch beim Elternhaus davon?
Den Eltern kann man sicher einen Vorwurf machen, den Schulen - der Bildungs- und Familienpolitik aber mindestens den gleichen!

Witzlos wenn im Elternhaus nichts passiert, sehe das immer wieder bei einem Bekannten, Leiter eines Internats für "Problemfälle". Sie arbeiten monatelang mit den Kindern, bekommen sie auf eine geregelte Bahn und dann sind sie für ein Wochenende zu Hause und die Arbeit war Sprichwörtlich für die Katz. Dies passiert in jenen Fällen, in welchen das Elternhaus schon Probleme hat, sei es Alkohol, Drogen oder Perspektivlosigkeit. Lediglich bei jenen Fälle, welche sie bereits im Kindesalter ~3 bekommen, haben sie eine Chance wirklich etwas zu verändern und das auch dahingehend, dass sie durch ein schlechtes Umfeld nicht in die selben Muster zurückfallen.
Doch auch hier wäre es falsch, die Hauptschule sofort abzuschaffen, denn mit dem Streichen eines Zweiges ändert man nur das Aussehen aber nicht die Ursachen.
 
Zitat von Relict
Eben nicht! Entschieden wird durch Lehrer, Elternhaus/Status und Notendurchschnitt.

Das ist so pauschal definitiv falsch.
Lehrer und Elternhaus spielen eine riesengroße Rolle. Aber letztendlich liegt auch ein entscheidender Anteil bei jedem selbst. Es gibt genug Leute, die aus schlechten sozialen Verhältnissen gekommen und sicher auch nicht immer auf die besten Lehrer getroffen sind, heute aber trotzdem ganz oben schwimmen.
Lehrer und Eltern können ein Kind so erziehen, dass es zum Beispiel zielstrebig und fleißig arbeitet. Was es daraus macht, ist aber noch offen. Es gibt auch genauso viele Fälle, in denen gute Vorausssetzungen vorliegen, das Kind aber nichts draus macht.
Letztendlich muss jeder selber seinen Arsch bewegen, wenn er was erreichen möchte. Und somit liegt die Entscheidung u.a. bei jedem selber.
 
So, nun geb ich auch mal meinen Senf dazu ab:

1) Man sollte sich nicht der Illusion hingeben, ein perfektes System entwickeln zu können. Irgendetwas wird immer auf der Strecke bleiben.

2) Wird man mit der Abschaffung der Hauptschule und der Änderung von Schulsystemen kaum etwas erreichen, solange:

a) es viele Kinder mit Migrationshintergrund gibt, die zum Zeitpunkt der Einschulung nur sehr schlecht oder garkein Deutsch beherrschen. Das ist für mich ein absolut essenzieller Punkt, der sich später kaum aufholen lässt. Es muss gewährleistet werden, dass jedes Kind der deutschen Sprache soweit mächtig ist, dass es aktiv dem Unterricht folgen kann

b) es nicht ausreichend Betreuungsmöglichkeiten für (Klein-)Kinder gibt, wo Mama und Papa, die aufgrund der aktuell Lohnsituation in vielen Fällen praktisch dazu gezwungen sind oder es nicht anders wollen, jeweils einen Ganztagsjob in Anspruch zu nehmen. Schon im Vorschulalter wird heutzutage viel liegen gelassen. In den entsprechenden Betreuungsstätten findet dann zwangsläufig auch ein gewisser Grad an Erziehung statt. In erster Linie ist hier natürlich ein sauberer sozialer Umgang gemeint. Sprachdefizite können und müssen ggf. ebenfalls in derartigen Einrichtungen ausgeglichen werden. Ich gebe den Leuten prinzipiell völlig recht, die meinen, dies sei Aufgabe der Eltern, aber: Was ist, wenn Mami und Papi selbst kaum Deutsch sprechen? Wenn Mami und Papi getrennt leben und der erziehungsberechtigte Eltern-Teil auch arbeiten gehen muss? Hier gibt es mittlerweile auch tausende derartige Fälle, wo es praktisch vom Elternhaus fast unmöglich ist, das Kind angemessen auf die Schulzeit vorzubereiten, bzw. in dieser Zeit das Kind entsprechend zu begleiten. Die Zeiten, wo "Ausländer" meistens nur als Gastarbeiter in Deutschland gelebt haben und wo die Löhne und Preise auf dem Niveau waren, dass Familien mit einem Verdiener problemlos über die Runden gekommen sind, sind nunmal vorbei.

Daher ist es leider mittlerweile unabdingbar, dass heute in vielen Fällen ein nicht unwichtiger Teil der Erziehung außerhalb des Elternhauses stattfindet. (stattfinden muss)

c) die Lehrpläne in der aktuellen Form eigentlich komplett in die Tonne geworfen und der modernen Gesellschaft angeglichen werden. Wer meint, mit Lehrplänen aus der Mitte des letzten Jahrhunderts zu einer guten schulischen Ausbilung im Jahre 2008 gelangen zu können, liegt in meinen Augen falsch. Das zieht sich aber praktisch durch alle aktuellen Schulen, sei es Grundschule, Hauptschule, Realschule oder Gymnasium.

Wenn ich mir alleine überlege, was ich während meiner Schulzeit für Zeitstunden in vergleichsweise "unwichtige" Fächer wie Musik, Kunst, Geschichte oder Religion gesteckt habe, bekomm ich echt Tränen in den Augen. Sowas ist heute in meinen Augen einfach größtenteils verschwendete Zeit. Solche Fächer kann man bis zur 6. oder 7. Klasse als Pflicht lassen, ab dann aber nur noch als Wahl-Kurs. Die gewonnene Zeit kann man dann in Dinge investieren, die heuer meiner Ansicht nach in der Wirtschaft gelten:

- Sicheres Englisch (jeder Abiturient sollte fließend Englisch sprechen können)
- selbstständiges Arbeiten
- Team-Play (in Maßen!)
- Sicheres Auftreten
- Solide Rechtschreibung (mein Chef hat mich noch nie nach einer Interpretation einer Novelle gefragt)
- Grundlegende Wirtschaftskenntnisse
- Grundlegende EDV-Kenntnisse (jeder Schulabgänger sollte einen brauchbaren Geschäftsbrief verfassen können)

Hier könnte man noch stundenlang weiter schreiben. Eine Stunde Sport pro Tag könnte auch gegen die fortschreitende Überfettung der Kinder helfen. So mancher Grundschüler bringt mehr auf die Waage als ich. Ist zudem ein sinnvoller Ausgleich zur geistigen Anstrengung.

d) wir die Lehrer immernoch unbewertet unterrichten lassen - sprich ohne großartige Kontrolle ihres Jobs. Eine Abschaffung des Beamten-Status für Lehrer könnte hier u.U. schon einen großen Stein ins Rollen bringen. Einmal im Jahr dürfen die Schüler dann die Arbeit des Lehrers bewerten und wenn die Abweichungen groß genug sind, muss die Schulleitung entsprechend hinterher sein, dass eventuelle Probleme gelöst werden. Hier muss ein grundlegendes Qualitätsbewusstsein entstehen. Wenn der Lehrer unmotiviert ist, braucht man sich nicht zu wundern, dass die Schüler es auch sind. Solange der Umgang nicht offener wird und Lehrer weiterhin "nur stur ihren Stoff durchziehen" können, wird es auch immer unmotivierte Schüler in den Schulstunden geben.
Auch das Einführen von Bonus-Systemen halte ich generell nicht für dumm. Wenn der Lehrer von den Schülern nach einem Jahr entsprechend gute Bewertungen bekommt, darf es ruhig auch mal einen saftigen (finanziellen) Bonus geben.

e) wir die Klassengrößen nicht dringend reduzieren. Bei 18-20 sollte hier die absolute Obergrenze liegen. Leider aufgrund des Lehrermangels momentan kaum zu realisieren.

________

Die reine Abschaffung der Hauptschule führt m.E. zu nichts. Ich kann ein Stück Scheiße gold anmalen, es bleibt aber immernoch ein Stück Scheiße. Es sieht zwar besser aus, stinken tut es aber noch genauso.

mfg Simon
 
Ich bin mit deinem Punkt 2b nicht einverstanden. Man fordert mehr Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder von arbeitenden Eltern. Hier treffen ja zwei absolut unterschiedliche Ziele aufeinander:
Einerseits wollen und sollen Männer und Frauen eine möglichst gute Ausbildung genießen und später auch Vollzeit arbeiten. Kinder wiederum kann man in Kitas o.ähn. bringen. Dieses System ist fragwürdig und ein unglücklicher Kompromiß. Die Erziehung des Kindes wird leiden, wenn die Eltern zuwenig Zeit investieren (etwa das Vorlesen).

Wegen den Lehrplänen habe ich auch lange Zeit gedacht wie du. Das fängt an bei Gedichten, klassischer Musik oder Ethik. Erst heute merke ich, dass viele Fächer (etwa Erdkunde) Wissen vermitteln, die man außerhalb der Schule kaum freiwillig anfassen würde. Auch wenn sie später keine praktische Bedeutung mehr haben, so sind sie dennoch wichtig, damit wir aufgeklärte Menschen werden. Sie prägen uns, bieten eine Grundlage um uns zu entfalten und zeigen uns Möglichkeiten, von denen wir nichts wussten. Ändern wir die Lehrpläne so, dass nach wir ein paar Jahren vollwertige Schulabgänger (sei es Hautschüler oder Abiturienten) haben, schaffen wir nur Arbeitsdrohnen, die außer Konsum und Arbeit nichts kennen.
 
botskiller schrieb:
Folglich muss hier bereits im Kindergarten daran gearbeitet werden, spätestens in der Grundschule.
Ja genau. Das sagte ich auch schon. Genauso wie Kinder mit Migrationshintergrund und unzureichenden Deutschkenntnissen bereits wenn möglich in der Vorschulzeit, also bspw. im Kindergarten die Sprache aktiv erlernen oder eben durch ein Vorbereitungsjahr. Es nützt niemanden was, wenn man sie ins kalte und ernste "Wasser" wirft und folglich nicht nur sie, sondern auch andere darunter leiden müssen.
botskiller schrieb:
Witzlos wenn im Elternhaus nichts passiert, sehe das immer wieder bei einem Bekannten, Leiter eines Internats für "Problemfälle". Sie arbeiten monatelang mit den Kindern, bekommen sie auf eine geregelte Bahn und dann sind sie für ein Wochenende zu Hause und die Arbeit war Sprichwörtlich für die Katz.

Und was prädestiniert dann gerade die Hauptschule besonders zur Lösung dafür ggü. anderen (bereits vorhandenen) Schuleinrichtungen? Absolut nichts, weil sie wie gesagt mit diesem Thema nichts zu tun hat und von sich aus überflüssig ist, ein unnötiges eingeschobenes Mittelding zwischen Hilfs- und Realschule, mit innerem und äußerem Entscheidungsdruck im frühen Reifestadium. Nicht selten inzwischen zum Glücksspiel entartet.

Und natürlich muss man Erziehung wenn überhaupt in allen Segmenten, Familie, Schule und Freizeit durchführen, wenn es Erfolg haben soll. Das Wohn- und Freizeitumfeld spielt eine große Rolle und besteht nicht nur aus Eltern, schon gar nicht bei älteren Schülern. Hier müsste auch viel verstärkter angesetzt werden, nicht nur in den sozialen Brennpunkten. Und generell durch kostenlosen betreute Freizeiteinrichtungen und flächendeckenden Nachhilfeunterricht.

Auch das kann mindestens zum Teil durch die Schuleinrichtung aktiv realisiert werden.
Wer die Schule heute immer noch als reine Bildungsinstitution betrachten will, hat deren Umfang und Einflußmöglichkeiten nicht ganz begriffen, unterschätzt sie gewaltig und unterschlägt sich damit ein nützliches und (anderorts) bewährtes Handwerkszeug.

Was machen wir jetzt? Wir jammern und verlassen uns vollständig auf die Eltern. Durch Appellierung, wie armseelig.
Etliche sind zudem unfähig dafür, entweder persönlich oder finanziell überfordert oder aus Zeitmangel.
Zudem bestrafen wir quasi Schüler für ihre verfehlte Erziehung, ihr Umfeld, ihr Elternhaus oder mangelnde Sozialkompetenz mit folglichem Leistungsdefiziten. Indem wir ihnen den Lebensweg verbauen bzw. schwerer machen.
Das kann man alles auch innerhalb der 10 Jahre Regulärschulzeit regeln und richten und bräuchte es nicht auf später künstlich ausdehnen.


Mal ein paar Grobvorschläge:

- Abschaffung der Hauptschule bzw. vorläufig mindestens flächendeckende Modelle wie in den neuen Bundesländern, zb. Mittelschule oder Regelschule

- Lehrplan komplett überarbeiten und länderübergreifend identisch einführen, erheblich größerer Anteil aller naturwissenschaftlichen Fächer (selbstverständlich auch Geographie/Erdkunde^^), Deutsch und Sport (mit Benotung bzw. Belohnung).
Disziplin, Ordnung, Fleiß, Mitarbeit haben wieder verstärkten Einfluss auf das Abschlusszeugnis. Das kann jeder schaffen, egal mit welchem IQ er/sie aktuell gesegnet ist.

- Vorschule und Ganztagsbetreuung ausbauen, Freie Plätze für jedes Kind!
Bei der Grundschule außerunterrichtliche Betreuung von 6:00 Uhr - Schulbeginn und im Anschluss bis 17:00 Uhr einführen, um die Eltern (beruflich) zu entlasten. Kostenlos!

- Migranten mit mangelhaften Deutschkenntissen in Vorschule bereits erfolgreich auf Schulbeginn vorbeiten, zusätzliches Vorbeitungsjahr für Ältere und Pflichtnachhilfeunterricht. Wer nachweislich der deutschen Sprache im Wort ausreichend mächtig ist, darf die reguläre Schule besuchen.

- mehr Schul-organisierte betreute Freizeiteinrichtungen und Freizeitangebote.
Erheblich mehr staatliche finanzielle Unterstützung der Einrichtungen. Kommt mir niemand mit Kassen leer: Wer Versagerbanken großzügig finanzieren kann, kann und muß erstrecht auch Bildung, Familie und Soziales finanzieren.
Vllt. täte eine Fortbildung so manchem Versager-Bankier und Politiker auch ganz gut. ^^

- mehr Einflussmöglichkeiten und Kompetenzen der Schuleinrichtung und Jugendämter auf die Erziehung, Entwicklung und Freizeitgestaltung der Schüler. Wenn jetzt wieder auf das Selbstbestimmungsrecht, Religionsfreiheit & co gepocht wird, brauchen wir gar nicht weiterdiskutieren. Schule ist keine Hobby- und Spassveranstaltung. Sie kann aber durchaus Spass machen, mit den richtigen Voraussetzungen.

Mir ist auch die bisherige Problematik bei Jugendämtern und manchem Lehrer durchaus bewusst. Mir geht es erstmal grundsätzlich ums Prinzip und die Richtung, noch nicht um Details. Hausbesuche durch Lehrer oder entsprechender Soziologen bei Problemfällen mit wirkungsvollen Konsequenzen, Auflagen, Anreizen für Eltern und Kinder.
Die Eltern in die Schulaktivitäten einbinden, zb. durch gemeinsame Veranstaltungen, Elternbeiräte und Betreuung. Anreize schaffen.

Aber den Eltern einzig die Erziehungsaufgabe und uneingeschränkte Entscheidungsgewalt zu überlassen und sich darauf zu verlassen und anderweitig ausruhen, kann nur schief gehen, wie bislang. Hier müssen wirklich alle Seiten ran und an einem Strang ziehen.
 
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