Hauptschulen am Ende

Relict schrieb:
Und was prädestiniert dann gerade die Hauptschule besonders zur Lösung dafür ggü. anderen (bereits vorhandenen) Schuleinrichtungen? Absolut nichts, weil sie wie gesagt mit diesem Thema nichts zu tun hat und von sich aus überflüssig ist, ein unnötiges eingeschobenes Mittelding zwischen Hilfs- und Realschule, mit innerem und äußerem Entscheidungsdruck im frühen Reifestadium. Nicht selten inzwischen zum Glücksspiel entartet.

Habe mit keinem Wort erwähnt, dass die Hauptschule diese Aufgabe übernehmen soll, wollte hiermit vielmehr auf das Problem hinweisen, wesshalb diese massive Sondererziehung meist keine Früchte trägt und somit leider meist rausgeschmissenes Geld ist.
Ich höre nur kostenlos und allumfassend, wie soll das bezahlt werden? Hier werden zurecht die Familien auf die Barrikaden gehen, welche sich um eine ordentliche Erziehung bemühen, anstatt nach ihrem 7h Tag vorm TV auf der Couch zu lungern und Bier zu trinken.

Relict schrieb:
Abschaffung der Hauptschule bzw. vorläufig mindestens flächendeckende Modelle wie in den neuen Bundesländern, zb. Mittelschule oder Regelschule

Die einzige Änderung die ich hier sehe ist ein neuer Name. Vorläufig Flächendecken disqualifiziert sich schon von selbst, immense Kosten für eine Haudrauf Methode, welche ihren Nutzen noch schuldig ist.

Relict schrieb:
Lehrplan komplett überarbeiten und länderübergreifend identisch einführen, erheblich größerer Anteil aller naturwissenschaftlichen Fächer (selbstverständlich auch Geographie/Erdkunde^^), Deutsch und Sport (mit Benotung bzw. Belohnung).
Disziplin, Ordnung, Fleiß, Mitarbeit haben wieder verstärkten Einfluss auf das Abschlusszeugnis. Das kann jeder schaffen, egal mit welchem IQ er/sie aktuell gesegnet ist.

Gerade in dem letzten Punkt sehe ich ein großes Problem. An sich sehr wichtig, das gebe ich zu, doch nunmal nicht für jeden Beruf und aus diesem Grund muss hier auch getrennt werden. Fleiß, Disziplin sind zwar wichtig, doch dies sind Haupteigenschaften welche ich mal ganz Frech dem Handwerk zuschreibe. Gymnasium hingegen arbeitet auf einen ganz anderen Berufsbereich hin, hier sind diese Eigenschaften zwar ebenso wichtig, doch überwiegt die Hirnleistung hier deutlich, wodurch diese beiden Dinge in den Hintergrund rücken. In solchen Berufen interessiert es am Ende oftmals keinen, wie lange man dafür nun benötigt hat, das Ergebnis zählt. Ein Bauarbeiter hingegen muss sich reinhängen um seinen Zeitplan zu schaffen, da hierbei Ausdauer und Disziplin zählen. Ich behaupte nicht, dass man diese Trennung so einfach ziehen kann, wie ich es jetzt getan habe, doch sehe ich es als wichtig an, dass unterschiedliche Schulen die Schüler auf unterschiedliche Bereiche unterschiedlich vorbereiten. Das mag vielen aus Gleichheitsgründen etc.. nicht schmecken, interessiert den Markt jedoch nicht die Bohne.

Relict schrieb:
Vorschule und Ganztagsbetreuung ausbauen, Freie Plätze für jedes Kind!
Bei der Grundschule außerunterrichtliche Betreuung von 6:00 Uhr - Schulbeginn und im Anschluss bis 17:00 Uhr einführen, um die Eltern (beruflich) zu entlasten. Kostenlos!

An sich sehr lobenswert, hier sehe ich jedoch ein Finanzierungsproblem. Ja der Osten machts, der Osten hat jedoch ein weitgehend bestehendes System und bekommt immer noch enorme Finanzspritzen aus dem Westen, Dank welchen hier bereits Ortschaften in die Insolvenz getrieben werden und manche ExDDR Städte gar nicht mehr wissen wo das Geld zuerst reinstecken. Ob sie das ganze so aufrecht erhalten könnten, wenn diese Gelder nicht mehr fließen würden, wage ich mal leicht zu bezweifeln, lasse mich jedoch gerne eines besseren belehren.

Relict schrieb:
Migranten mit mangelhaften Deutschkenntissen in Vorschule bereits erfolgreich auf Schulbeginn vorbeiten, zusätzliches Vorbeitungsjahr für Ältere und Pflichtnachhilfeunterricht. Wer nachweislich der deutschen Sprache im Wort ausreichend mächtig ist, darf die reguläre Schule besuchen.

Stimme ich zu, aber was mit jenen, welche das nicht annehmen? Ich sehe weniger das Problem in der Bereitstellung, als vielmehr in der Annahme des ganzen.

Relict schrieb:
mehr Schul-organisierte betreute Freizeiteinrichtungen und Freizeitangebote.
Erheblich mehr staatliche finanzielle Unterstützung der Einrichtungen. Kommt mir niemand mit Kassen leer: Wer Versagerbanken großzügig finanzieren kann, kann und muß erstrecht auch Bildung, Familie und Soziales finanzieren.
Vllt. täte eine Fortbildung so manchem Versager-Bankier und Politiker auch ganz gut. ^^

Erstens, Versagerbanken werden nicht finanziert, sie werden gestützt. Hierzu vllt erst einmal genauer informieren, bei einer Bürgschaft ist das Geld noch lange nicht geflossen.
Freizeitangebote gibt es, zumindest bei uns, zuhauf. Jedoch werden sie kaum angenommen und wenn dann sind es meist jene Kinder, welche es nicht nötig hätten. Funktioniert, bei uns zumindest, schonmal nicht.

Relict schrieb:
mehr Einflussmöglichkeiten und Kompetenzen der Schuleinrichtung und Jugendämter auf die Erziehung, Entwicklung und Freizeitgestaltung der Schüler. Wenn jetzt wieder auf das Selbstbestimmungsrecht, Religionsfreiheit & co gepocht wird, brauchen wir gar nicht weiterdiskutieren. Schule ist keine Hobby- und Spassveranstaltung. Sie kann aber durchaus Spass machen, mit den richtigen Voraussetzungen.

Die Ämter sind doch jetzt schon hoffnungslos überfordert. Einfluss auf die Freizeitgestaltung halte ich für bedingt sinnvoll, im Rahmen ja, doch sicher nicht, dass der Staat den Kindern vorschreibt, was sie zu tun und zu lassen haben. Um das effizient und sinnvoll umzusetzen wären unmengen an hochqualifizierten und sehr kompetenten Fachkräften nötig, muss wohl nicht erwähnen, dass das nicht finanzierbar ist.

Gemeinsame Schulaktivitäten, Elternbeirat und Betreuung, bei uns längst Standart, wird jedoch, wie wäre es anders zu erwarten, nur von einer einzigen Schicht von Eltern angenommen und aktiv unterstützt. Ausnahmen bestätigen hier zwar ebenfalls die Regel, doch wenn Eltern schon bei der Erziehung kein Interesse zeigen, so wird man sie für solche Dinge erst recht nicht begeistern können.
 
Odium schrieb:
Ich bin mit deinem Punkt 2b nicht einverstanden. Man fordert mehr Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder von arbeitenden Eltern. Hier treffen ja zwei absolut unterschiedliche Ziele aufeinander:
Einerseits wollen und sollen Männer und Frauen eine möglichst gute Ausbildung genießen und später auch Vollzeit arbeiten. Kinder wiederum kann man in Kitas o.ähn. bringen. Dieses System ist fragwürdig und ein unglücklicher Kompromiß. Die Erziehung des Kindes wird leiden, wenn die Eltern zuwenig Zeit investieren (etwa das Vorlesen).

Wegen den Lehrplänen habe ich auch lange Zeit gedacht wie du. Das fängt an bei Gedichten, klassischer Musik oder Ethik. Erst heute merke ich, dass viele Fächer (etwa Erdkunde) Wissen vermitteln, die man außerhalb der Schule kaum freiwillig anfassen würde. Auch wenn sie später keine praktische Bedeutung mehr haben, so sind sie dennoch wichtig, damit wir aufgeklärte Menschen werden. Sie prägen uns, bieten eine Grundlage um uns zu entfalten und zeigen uns Möglichkeiten, von denen wir nichts wussten. Ändern wir die Lehrpläne so, dass nach wir ein paar Jahren vollwertige Schulabgänger (sei es Hautschüler oder Abiturienten) haben, schaffen wir nur Arbeitsdrohnen, die außer Konsum und Arbeit nichts kennen.
Prinzipiell gebe ich dir im ersten Punkt recht. Die Haupterziehung sollte im Optimalfall natürlich durch die Eltern stattfinden. Nur leider ist das heute in vielen Fällen nur eine Wunschvorstellung, die nicht erfüllt wird. Das sind halt die Nachteile das Kapitalismus. Man kann die Eltern schließlich nicht dazu zwingend, sich ausreichend mit ihren Kindern zu beschäftigen.

Zum Lehrplan: Ich habe ja nicht geschrieben, dass man solche Punkte komplett rausstreichen soll, aber zumindest deutlich reduzieren. Es ist ja nicht grundlegend verkehrt, eine sehr gute Allgemeinbildung zu besitzen, aber davon kann man nunmal nicht seine Familie ernähren. In einigen Fächern ist der Detailgrad in meinen Augen einfach zu hoch. Beispiel Geschichte: Die hauptsächlich prägende Epoche in unserer Gesellschaft ist das 20. Jahrhundert mit den beiden Weltkriegen und dem kalten Krieg bzw. die DDR-Zeit. Das sind Sachen, die heute noch an manchen Stellen unser Leben prägen. Hier kann man meinetwegen auch ruhig ins Detail gehen. Wenn ich dann aber sehe, dass von 1000 v.Chr. bis 2000 n.Chr fast jedes Datum gelehrt wird, geht das in meinen Augen einfach zu weit. Sowas ist sicherlich nett zu wissen und vielleicht kann man bei Jauch damit auch einen Blumentopf gewinnen, für das Alltägliche Leben spielt das einfach kaum eine Rolle. Oder das Thema Deutsch: Bei uns wurde ab der 7. Klasse quasi die Rechtschreib-Lehre eingestellt. Danach wurden nur noch Gedichte und Kurzgeschichte interpretiert und von allen möglichen Seiten betrachtet. Folgen: Selbst in der 13. Klasse baut so mancher auf eine DIN A4-Seite ein Dutzend Rechtschreib- und Komma-Fehler ein. Wer sich da noch wundert, dass seine Bewerbung gleich im Papierkorb landet, dem ist dann auch nicht mehr zu helfen. Auch wenn es einem nicht passt: Letzten Endes sind wir Arbeitsdrohnen und Konsumenten. Willkommen im Kapitalismus des 21. Jahrhunderts.

mfg Simon
 
botskiller schrieb:
Die einzige Änderung die ich hier sehe ist ein neuer Name. Vorläufig Flächendecken disqualifiziert sich schon von selbst, immense Kosten für eine Haudrauf Methode, welche ihren Nutzen noch schuldig ist.
Und die Hauptschulen kosten kein Geld? Pure Ressourcenverschwendung. Die Gebäude werden ja nicht abgerissen oder Lehrpersonal entlassen.

botskiller schrieb:
Fleiß, Disziplin sind zwar wichtig, doch dies sind Haupteigenschaften welche ich mal ganz Frech dem Handwerk zuschreibe. Gymnasium hingegen arbeitet auf einen ganz anderen Berufsbereich hin, hier sind diese Eigenschaften zwar ebenso wichtig, doch überwiegt die Hirnleistung hier deutlich, wodurch diese beiden Dinge in den Hintergrund rücken.
Naja, ein undisziplinierter Schlauer ist genauso ein Problem wie ein schlampiger Handwerker. ;)
Und ich denke schon, das dies viele Firmen interessiert, wenn man sich mal etwas umhört.
Ein bevorstehendes Abi heißt noch lange nicht Lizenz zum Gelddrucken oder Zukunftssicherheit. Auch hier sind es noch "nur" Schüler, die erstmal was werden wollen/ sollen.
botskiller schrieb:
Ja der Osten machts, der Osten hat jedoch ein weitgehend bestehendes System und bekommt immer noch enorme Finanzspritzen aus dem Westen, Dank welchen hier bereits Ortschaften in die Insolvenz getrieben werden und manche ExDDR Städte gar nicht mehr wissen wo das Geld zuerst reinstecken.
Das sehe ich anders. Auch im Osten leidet noch die Bildung, trotz Erfolgen. Bzw. es ist noch lange nicht dort wo es sein sollte. Wenn es im Westen abwärts geht, liegt das sicher sehr wenig an den Sozialtransfers.
botskiller schrieb:
Erstens, Versagerbanken werden nicht finanziert, sie werden gestützt.
Dafür die Schüler nicht/ zu wenig. Es mangelt an Lehrpersonal, Ausstattung, Nachhilfe und Sozialarbeiteern. Genauso wie an einfachsten Dingen wie stark vergünstigtes Schulessen, Schulmaterialen usw.
botskiller schrieb:
Freizeitangebote gibt es, zumindest bei uns, zuhauf. Jedoch werden sie kaum angenommen und wenn dann sind es meist jene Kinder, welche es nicht nötig hätten. Funktioniert, bei uns zumindest, schonmal nicht.
Vielleicht auch eine Folge des Umfeldes, der quasi Schichtentrennung? Zudem kenne ich genug geschlossene Freizeiteinrichtungen in sozialen Brennpunkten.
Die Ämter sind doch jetzt schon hoffnungslos überfordert.
Ja weil sie entweder vor Inkompetenz, Bürokratie nur so strotzen und andererseits wenig Einflussmöglichkeiten und Finanzmittel haben.
botskiller schrieb:
doch wenn Eltern schon bei der Erziehung kein Interesse zeigen, so wird man sie für solche Dinge erst recht nicht begeistern können.
Ja eben das ist das Problem. Lassen wir dann die Kinder weiterhin verrotten, weil wir uns nicht in deren Erziehung und Umfeld einmischen möchten?
Hier muss eine durchgreifende Änderung her.
 
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