Bericht HEC und Andyson: Einblicke in die Fertigung von Netzteilen in China

kelzinc schrieb:
Mit 2000 brutto ist man noch gut dabei, im lager von amazon zalando usw bekommst deine 1400€ brutto in deutschland da verdienen die in china teilweise mehr

Man kann einen Gesellen wohl kaum mit einem Ungelernten vergleichen. Und angesichts der Qualifikation verdient ein amazon-Picker mit 10,67 € die Stunde nicht so schlecht wie vielfach dargestellt. Bei den Handwerksberufen liegt da oft mehr im Argen, wobei die Branchenunterschiede freilich sehr groß sind.

Die Diskussion um die Arbeitslöhne der chinesischen Bandarbeiter ist sicherlich wichtig, entbehrt manchmal aber nicht einer gewissen Scheinheiligkeit. Klar ist es einfach, sich mal kurz im Internetforum über die Lage der armen Ausgebeuteten öffentlich zu empören. Anschließend aber auch im Privaten für sich persönlich Konsequenzen zu ziehen, fällt doch ungleich schwerer. Weshalb man sich dann doch lieber auf Ersteres beschränkt.

Den Bericht finde ich recht interessant, der Autor dürfte sich bei solchen Themen m.M.n. aber auch gerne mal an einer Reportage versuchen.
 
Hanfyy schrieb:
Stelle sich mal einer vor auf so einem Plastikhocker ne 10 Stunden Schicht zu absolvieren...

Du der Plastikhocker da ist sogar noch gut bzw. besser als der Holzhocker zuvor. Denn der Plastikhocker kann etwas federn, das Holzmodell ist einfach nur knüppelhart! Wobei nach einer schicht da jeder Hocker einfach nur hart ist. Ich fand jedoch das gekrümmte Sitzen der meisten Bandarbeiter da wesentlich heftiger....
 
Peter_Shaw schrieb:
Man kann einen Gesellen wohl kaum mit einem Ungelernten vergleichen.

Du hast die angelernten Arbeitskräfte vergessen.

Peter_Shaw schrieb:
Und angesichts der Qualifikation verdient ein amazon-Picker mit 10,67 € die Stunde nicht so schlecht wie vielfach dargestellt.

Vergiss nicht, dass bei 10€ pro Stunde die Altersarmutsgrenze liegt, das ist also ein schlechter Lohn, für den ich persönlich nicht arbeiten würde.

Und vergiss nicht, dass Amazon eine der größten und reichsten Firmen der Welt ist. Wenn eine 08/15 Firma hierzulande schon besser bezahlt ist das einfach zu wenig.
 
Die Arbeitsbedingungen sind echt nicht gut, die "gute Nachricht" ist aber, dass in 10 Jahren dort mur noch 10 Leute arbeiten werden um die Maschinen zu überwachen...

Wird hier auch nicht anders aussehen...
 
Es gibt Netzteil-Fabriken, die haben Fertigungslinien, die im Regelbetrieb von 3 Mann betreut werden. Wäre das aber überall so gäbs massenhaft Arbeitslosigkeit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Piktogramm schrieb:
Win98 auf dem Steuerrechner von CNC Geräten sind in Deutschland genauso üblich. Solang der Kram läuft wird er auch genutzt.

Da kann ich gegenhalten: Unser RasterElektronenMikroskop wird mit Windows 95 befeuert :D
 
Fujiyama schrieb:
Sehr schlimm das wir solche Arbeitsbedingungen unterstützen.
Tun wir nicht.
Wir kaufen das, was verfügbar ist, und das, was wir uns leisten können.

Und ganz egal, worauf du verzichtest, oder an welcher Stelle du mehr Geld ausgibst ... es wird an den Arbeitsbedingungen in China überhaupt nichts ändern.
Das ist die traurige Wahrheit.

Die Lage in China kann nur durch die Chinesen selbst verbessert werden.
Das selbe gilt für Deutschland und andere Länder natürlich auch.
Die Regierungen und mächtige Firmen haben es in der Hand. Der herkömmliche Konsument nicht.
 
Philipus II schrieb:
Wäre das aber überall so gäbs massenhaft Arbeitslosigkeit.

Gut erkannt und da geht es auch zwangsweise hin.
Arbeit braucht aber auch kein Mensch, was die meisten Menschen in diesem System brauchen ist Geld^^
 
"PC-Netzteile kosten nicht viel Geld."

Also ich kaufe in der Regel Netzteil um die 50€ und das ist für mich viel Geld, für so ein paar 3cent Bauteile. Eine gewisse Quali muß schon sein. Dabei gibt es noch weit teurere Netzteile.
Ergänzung ()

Robo32 schrieb:
Arbeit braucht aber auch kein Mensch, was die meisten Menschen in diesem System brauchen ist Geld^^

Sehr gut erkannt. Was der Mensch brauch, ist eigentl. nur was er zum überleben brauch...mal ganz früher musste man ein Mammut jagen oder Beeren sammeln. Heutzutage muss man eben so was abstraktes wie "Arbeit machen".:evillol:
 
Finde solche Artikel immer sehr interessant, danke dafür.
Erstaunt war ich tatsächlich über die technischen Geräte und das Gebäude selbst.

Bezeichnend auch wieder das Gejammer über die Arbeitsbedingungen dort. Hört endlich auf die Welt zu "missionieren" und fangt mal vor der eignen Haustür an (Stichwort Lohnsklaven bei Paketdiensten/ Versandhäusern). Aber klar, dann funktioniert "prime" nicht mehr, das will ja auch niemand.:rolleyes:
 
Klar hier 5 Euro mehr für bessere chinesische Arbeitsbedingungen, dort 5 Euro mehr für Bio-Lebensmittel etc. Tja dann machts halt ihr, ich mach's nicht. Mein Lohn ist nicht in den letzten Jahren explodiert, meine Miete schon. 25% mehr als vor 5 Jahren. Und dann soll man noch fürs Alter vorsorgen, Geld für Autoreperatur und die Haushaltsgeräte muss auch zurückgelegt werden usw.

Ganz ehrlich, was interessieren mich chinesische Arbeiter. Gibt genügend Obdachlose und Arme hier in D.
 
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Neronomicon schrieb:
"PC-Netzteile kosten nicht viel Geld."

Also ich kaufe in der Regel Netzteil um die 50€ und das ist für mich viel Geld, für so ein paar 3cent Bauteile. Eine gewisse Quali muß schon sein. Dabei gibt es noch weit teurere Netzteile.

Kann dich ja verstehen, aber Netzteile waren nie niedrigpreisig.
Labornetzteile mit mitunter weniger Leistung, insb. Ampère bei 12V, kosten da viel mehr.
https://www.conrad.de/de/labornetzgeraete-o2110330.html

Besonders, wenn es sich um hochwertige Trafonetzteile handelt..
(Das erinnert mich an meine CB-Funk Zeit. :) )
 
Schöner und informativer Bericht!

Gerne mehr davon, wäre super wenn auch andere Hersteller solche transparenten Reportagen ermöglichen würden. :)
 
Hui, auf einem Bild habe ich sogar das Programm, das auf dem PC lief erkannt. Die nutzen Furmark für Stresstests - genau wie ich! :D

Aber die Arbeitsbedingungen sind nicht sehr schön, auch wenn das natürlich nichts neues ist. Fließbandarbeit an sich finde ich nicht verwerflich, ordentliche Arbeitszeiten, Bezahlung und bessere Ausstattung hätten die Leute aber schon verdient. Einigen sieht man auf den Bildern auch an, dass sie ziemlich fertig sind. Tja, so läuft das, wenn auf'm Land nix los ist, alle in die Stadt gehen und da dann so viele Arbeitssuchenden sind, dass die Firmen die Konditionen weit runterschrauben können.
 
Zebrahead schrieb:
Das Durchschnittsgehalt in 32 Großstädten in China liegt bei 6.070 Yuan (845 Euro) in Stellenausschreibungen, die online für den Winter 2015 ausgeschrieben waren, wobei Beijing die Liste mit 9.227 Yuan anführt, gefolgt von Shanghai (8.664 Yuan) und Shenzhen (7.728 Yuan)

Dann hast du leider was falsches ergoogled.
Der Durchnittslohn von Stellen die online ausgeschrieben wurden, hat mit einen Fabrikarbeiter am Fliessband ueberhaupt nichts zu tun.

Die Leute kriegen den Mindestlohn oder ganz wenig darueber. Der ist in Shenzhen 2030 RMB im Monat und das ist der hoehste in China.

Solche Arbeitsplaetze sind hoch begehrt, da relative leicht und in einer sauberen Umgebung. Die Leute stehen Schlange um einen zu bekommen.

http://www.clb.org.hk/en/content/guangdong-finally-announces-plans-increase-minimum-wage-19-percent
 
Zuletzt bearbeitet: (typo)
Wenn Nico Polemik und Zeigefinger weglaesst (wie in diesem Artikel), sind seine Artikel eigentlich immer interessant - danke.
...und trotz gesponsorter Reise, relativ kritisch, super.
 
Ich kenne die Fabrik von HEC Compucase auch, die Netzteile sind ja nur ein Teil der alten Produktion. Je nach Auftraggeber sehen die Insertion Lines aber sehr unterschiedlich aus. Auftraggeber wie Be Quiet setzen mehrere QC-Stationen dazwischen, andere leider weniger. Das mit dem Wellenlöten ist so eine Sache, die man differenziert betrachten muss. Am Anfang wird mit dem Infrarot-Strahler die richtige Platinentemperatur sichergestellt, bevor das Lot erreicht wird. Je nach Geschwindigkeit der ganzen Linie muss auch das Wellenlöten natürlich optimiert werden. Wer viele Netzteile rausballert und die Line schneller laufen lässt, muss immer mit Fehlern rechnen, weil zu schnell aufgeheizt und gelötet wird. Da ist es eine Frage der Kalkulation, wie sehr die möglichen Fehler das Gesamtergebnis betriebswirtschaftlich beeinflussen (oder nicht).

Es gab dort in der Fabrik fast schon einen Aufstand, weil die Mädels einer bestimmten Line von uns einheitliche T-Shirts mit dem betreffenden Firmenlogo angezogen bekommen haben und die anderen mit großen Augen neidisch zugesehen haben. Ergo gabs dann T-Shirts für alle und der Frieden war wiederhergestellt. Übers Zweitgewerbe in den Abendstunden schreibe ich mal besser nichts, aber die Löhne sind sehr niedrig, wenn auch mittlerweile nicht mehr ganz so extrem. Die versorgen oft die ganze Familie mit, die irgendwo Landwirtschaft betreibt und die Kohle für die erntelose Zeit gut gebrauchen kann. Da wird gespart, bis der Arzt kommt.

Zu Aerocool und Andyson muss man nichts ergänzen, ich sage nur StrikeX und Netzteile mit ausgetauschten Supervisor-Chips / Golden Samples. Lässt sich googeln. :D

@Nico:
Ich finde es gut, wenn man auch mal die Fabrikation besucht, auch wenn das natürlich meist unter Aufsicht und mit viel PR im Background passiert. Man kann Dinge nur objektiv testen, wenn man auch die Herstellung kennt und weiß, was praktisch machbar ist und was nicht. Reisen bildet und man muss solche Gelegenheiten unbedingt ergreifen, egal wer da eingeladen hat. Man lernt es für sich und nicht den Gastgeber. :)
 
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