Der Neuroheini kann den Entwicklern z.B. sagen: Während einer psychotischen Episode sind areale XY und endokrinologisch folgende Stoffe beteiligt, was dazu führt, dass Betroffene alles
so und so wahrnehmen (meinetwegen: grellle Farben, verzerrte Objekte etc.). Das ist die pure '
innere Psychophysik'. Kann man so machen, damit sie das grafisch so umsetzen können.
Die Entwickler blasen das aber ja auch ein wenig auf: Das Spiel habe auch noch einen 'prosozialen Mehrwert', man sensibilisiere dafür, wie sich das für Betroffene anfühlt. Das kann der Neuroheini nicht leisten und - weswegen ich hier die Kommentare dazu verfasse - ich wittere, dass diese Sensibilisierung - vermittelt über eine Neuro-Autorität - eben von der sozialen Genese absieht.
Das sieht man auch an der
Publikationsliste der Autorität: Da wird alles Verhalten nur noch auf eine biochemische Konstellation zurückgeführt (Beispiel: “Cortisol shifts financial risk preferences.”)
Was man mit dem Spiel auch hätte machen können: Die Spielwelt selbst - die dann eine Metapher für die reale Gesellschaft wäre - so darstellen, dass nachvollziehbar wird, warum die Protagonistin verrückt wird. Sie z.B. auf dem Weg zur Genese dieses Irrsinns begleiten. Das könnte man machen, wenn man die Leidensgeschichten von Betroffenen hört - dafür brauch es aber den Neuroheini nicht; um diese Seite kümmert er sich nicht, der forscht nicht qualitativ, sondern rein verhaltensbiologisch.
Ein Beispiel für eine andere Form der Sensibilisierung wäre
Papa&Yo, das ja die Alkoholsucht des Vaters versinnbildlicht. Ich finde, eine sehr gelungene Versinnbildlichung, weil das im Spielprinzip selbst angelegt ist (man muss das Monster/den Vater davon abhalten, giftige Kröten/Alkohol zu konsumieren); das beschreibt die soziale Situation und Leidensgeschichte sowohl des Kindes als auch des Vaters eindrücklich und kann wirklich für diese Situation 'sensibilisieren'. Die Schilderung neurologischer Ursachen kann das nicht. Alkoholsucht ist aber auch eine psychische Störung, da könnte der Neuroheini sagen: Ja, das kommt nur von einem dafür anfälligen Belohnungssystem, das dopaminerge System, speziell die substantia nigra sind da im Ungleichgewicht. Da dürfte dir aber doch auffallen, dass das eine reduktionistische Erklärung ist, weil beim Alkoholismus viel klarer ist, dass das auch soziale Ursachen hat.