AW: Ich will euch warnen: Errinerung an meine Kifferzeit!
Also, erst mal finde auch ich es gut, was du schreibst und wie du es schreibst. Ich kann bis auf wenige Ausnahmen jeden deiner Sätze sehr gut nachvollziehen. Kurz zu mir: Auch ich war dem Kiffen verfallen, wenn man es so nennen kann. Und zwar ganze 12 Jahre.
Auch ich habe in deinem Alter so angefangen wie du. Ich habe meine Schulzeit verkifft und dazu noch mein komplettes Studium (inklusive Diplomarbeit). Die Tage, in denen ich nicht gekifft habe, kann ich an zwei Händen abzählen. Die Nächte, in denen ich nicht stoned war, waren schlaflose Nächte. Du weisst was ich mein.
Meine exzessivste Zeit war die während dem Studium. Das lag daran, das zwei meiner Kommillitonen mit sehr großen Mengen hantierten und eigentlich nie eine Flaute herrschte. Zu dieser Zeit wurden gerne mal 100g im Monat verraucht und für mich war eigentlich auch alles in Ordnung. Wir haben alle unser Studium, ich will mal sagen mit Bravour bestanden (klingt pervers, isses auch). Das ganze ging nach der Studienzeit etwa noch ein halbes Jahr so weiter. Dann kam ein Moment, in dem ich einfach keinen Bock mehr hatte. Morgens aufstehen, Tüte rauchen und im Auto zur Arbeit. Kann es das sein ? Nein. Es war der beste Zeitpunkt zum Aufhören und vielleicht meine letzte Chance dazu. Das klingt nun vielleicht blöd, aber ich hab den Scheiss einfach aufgehört. Ich hab drauf geschissen und mir Abends ein Buch genommen (was ich 12 Jahre lang nicht mehr gemacht habe) und gelesen. Nach 15 Minuten bin dann friedlich eingeschlafen.
Für mich war damit das Aufhören in dem Sinne kein Problem, da ich erkannt hatte, dass ich keinen Bock mehr drauf hab. Ich hätte mir in dem Moment einreden können: Jetzt musst du ein Kiffen. Dann wäre ich wieder schweissgebadet abends im Bett gelegen (wie früher des öfteren) und hätte gedacht: Scheisse, Scheisse ich will ein Kiffen.
Hab ich aber nicht.
Ich habe es davor oft genug versucht aufzugeben, habe mir aber immer eingeredet, dass ich jetzt ein Kiffen will. Und dann gehst du kaputt.
Ich überlege mir heute oft, was gewesen wäre, wenn ich nicht gekifft hätte. Wäre mein Leben besser gewesen ? Wäre ich besser in der Schule gewesen ? Ich weiss es nicht.
Ich finde es auf aber jeden Fall sehr gut, dass du dir Hilfe gesucht hast, als du gemerkt hast, dass du das nicht selbst kannst. Das verdient sehr viel Respekt. Kiffen macht nicht physisch abhängig, aber die psychische Sucht ist oft noch schlimmer und lässt dich im Glauben, du würdest es physisch brauchen. Lass den Scheiss in Zukunft, es lohnt sich nicht.
So nun hab ich mich auch entleert und sage dir: Mr. Bolivia. Respekt vor dir, dass du so offen mit dem Thema umgegangen bist.