Ingenieur Halbleiterindustrie

timse201

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Hallo,
Kennt jemand eine gute Seite um sich über Ingenieurberufe zu informieren. Was es für Berufe gibt und was man explizit macht?

Speziell die in der Entwicklung und Forschung
 
In diesem hochqualifizierten Bereich ist es sehr schwer diesbezüglich pauschale Aussagen zu treffen... Ich würde mir an deiner Stelle mal Jobangebote von Firmen durchgucken, und die Anforderungen dann mit Studiengängen an vernünftigen technischen Unis abgleichen (Aachen, München, Karlsruhe, ... ). Forschung und Entwicklung bedeutet zudem meistens, dass du promoiveren solltest.

Ist langwierig, aber mit Sicherheit eine der besten Möglichkeiten um herauszufinden, was für dich interessant sein könnte.
 
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Wenn du in der Halbleiterentwicklung als Ing arbeiten willst bieten sich folgende Studiengänge an:
Physik - Festkörperphysik (am besten mit Dr.)
Elektrotechnik - Hochfrequenz/Funk/Digitaltechnik/technische Optik (als Schwerpunkt)
Mikrosystemtechnik

Ich selber bin Dipl. Ing. Mikrosystemtechnik und arbeite als Prozessingenieur in der Halbleiterentwicklung.

Tätigkeitsfelder sind vielseitig aufTechnologieebene:
Lithographie
Metallisierung
Naßchemie
Plasma

Hier kannst du alles mögliche machen, vom Anlagenbetreuer über Rezeptentwicklung etc...

Ansonsten ist die Messtechnik extrem wichtig. Darunter fallen natürlich die elektrische Charakterisierung von Devices als auch die optische. Hierbei sind HF-Kenntnisse und Simulation gefragt. Unter die optischen Analysen fallen Mikroskop, REM, SEM, TEM, FIB, AFM, X-Ray, FTIR ....

Dann kommt natürlich noch Design. Dies ist eher CAD- und Simulationslastig. Also weniger praktisch im Labor sondern eher Büroarbeit.
Um ein Device umsetzen zu können müssen natürlich Design und Technologie zusammenarbeiten. Als PM ist man normalerweise hier die Schnittstelle.
 
Vielen Dank
Der Prozessingenieur war bisher der einzigste Beruf (wo ich gefunden hab) der mir zugesagt hat, daher ist es gut dass du mir nun sagen konntest was ich denn dafür alles studieren muss ;)

Kann ich den Prozessingenieur auch mit FH-Reife machen?
 
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das gleiche wollt ich eben auch schreiben :D ich lern im moment elektroniker f. geräte und systeme, hab bisher realschule und mache nebenbei noch die fachhochschulreife :)
 
Also ich bin selber FHler... Mein genauer Titel lautet: Dipl Ing (FH) Mechatronik - Mikrosystemtechnik....
Ich hatte also bereits im Studium Technologie und Digitaltechnik (und natürlich Elektrotechnik). Ich habe bei meiner jetzigen Firma sowohl Praktika als auch Werkstudent und Diplomarbeit gemacht.
Dadurch hatte ich den Fuss quasi schon in der Tür und wurde nach dem Diplom zum Glück direkt als Prozess-Ing übernommen.
Allerdings hat sich dabei mein Aufgabenfeld stark verschoben. Angefangen habe ich als Backend Ing und nun leite ich eine defektivity group zur optischen Charakterisierung. Ich verbringe die meiste Zeit mit Mikroskopen (optisch, Laser) und REM/SEM/FTIR. Ich finde das sehr spannend und es macht viel Spass.

Wenn dich das interessierne sollte, wähle eine passende Hochschule aus. Am besten mit direktem Kontakt zu Halbleiterherstellern. Tatsächlich ist die HS in Ulm ziemlich gut geeignet. München oder Dresden ist sicherlich auch gut.
Ach ja, und ohne Berufserfahrung wirst du dir sehr schwer tun. Deswegen mach viele Praktika etc...
 
Vielen Dank
Praktikas sind ja in der heutigen Zeit leider nicht mehr weg zu denken

kannst du mir/uns denn sagen was es noch so für ingberufe gibt?
 
Ich wollte auch mal wissen wie man denn so Prozessorentwickler bei z.B. Intel wird, allerdings würde ich lieber als Bauarbeiter(Habe Mathe und Physik LK) arbeiten als so einen Dreck zumachen. Man ist dauert Druck ausgesetzt und das Produkt muss meistens gut werden, denn sonst ist man noch mehr Druck ausgesetzt denn die Konkurenz schläft ja nicht.
 
Also wenn du in Richtung Wafer Herstellung usw willst ist denke ich, wie ein vorposter schon schrieb, Physik das richtige. Hier ist auch der Prozentsatz der Promotionen sehr hoch.
An der RWTH Aachen hab ich im Rahmen eines anderes Faches (bin selber im Ingenieur Bereich) mal ein Physikpraktikum mit gemacht in welchem u.A. PVD, SQUID und RTM gemacht wurde. In einem seperatem Versuch konnte wir auch auf einen Si Wafer selber was drauf Lithographieren (gibts das Wort?;)). Generell beschäfitgen sich die Physiker ja viel mit Meßsystem was enorm wichtig ist in der Halbleiter Industrie.

Wenn du Schaltungen entwickeln willst, ist wohl eher Elektrotechnik mit passender Vertiefung das richtige... Wobei ich mal davon ausgehe, dass es auch in der Informatik einen passenden Fachbereich gibt.

Ich selber hatte meine theoretische Metallkunde Vorlesung bei einem Prof. für Festkörperphysik der am Forschungszentrum Jülich an nicht flüchtigen Speichern forscht. Auch Physiker und sehr interessant wenn der aus dem Nähkästchen plaudert.

mfg


@ Termi: Naja, du entwickelst da ja nicht alleine... du bist nur ein ganz kleines Rädchen im Getriebe.... Und es soll ja Menschen geben, die nur unter Druck richtig gute Leistungen bringen (da zähl ich mich zb dazu)
 
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Man ist dauert Druck ausgesetzt und das Produkt muss meistens gut werden, denn sonst ist man noch mehr Druck ausgesetzt denn die Konkurenz schläft ja nicht.
Eine Frage der Firmenphilosophie. Bei uns ist das Arbeitsklima sehr freundschaftlich, kameradschaftlich und entspannt. Druck gibt es immer, aber den braucht man auch als Ansporn.
Als Ing arbeitet man immer in Teams, also Lone-Wolf ist da nicht. Und Prozessentwickler wird man durch viel Erfahrung. Nach dem Studium ist man meist nur Prozessingenieur mit keiner R&D-Kompetenz. Ich hatte eher das Glück mich recht früh "beweisen" zu können. Aber planbar ist sowas leider nicht.
Ansonsten sollte man großen Abstand von den üblichen Verdächtigen nehmen.... oder willst du ein Ing von 100 000 werden?! Mittelstand oder "Randgruppen"- Firmen sind für den Start ins Berufsleben wesentlich vorteilhafter. Hier bist du direkt jmd und bekommst viel Verantwortung.
Es gibt in DE durchaus viele interessante Halbleiterhersteller die man nicht auf anhieb kennt. Und Si ist auch nicht das einzigst wahre an Technologie. Si ist sogar eher das übliche.... GaAs, GaN, SiC etc bieten da viel mehr Forschungspotzential...

eher strukturieren :P
 
Ich frage mich zur Zeit (auch), auf was ich mich spezialisieren soll. Ich studiere Physik an der TU Darmstadt, komme jetzt ins 5. Semester und muss mich daher so langsam entscheiden... Ich schwanke zwischen Moderner Optik/Quantenphysik und eben Festkörperphysik, wobei mich ersteres eigentlich mehr interessiert (zumindest von dem, was ich bisher in den Vorlesungen gesehen habe). Ist das in der Halbleiterentwicklung auch von Interesse oder kommt man da wirklich nur mit FKP weiter?

Abolis, kannst du da etwas zu sagen? :)
 
Ich will erstmal mein Abi fertig machen und studiere dann vielleicht Physik in Münster, allerdings werd ich glaub ich nicht in die Halbleiterbrange gehen ^^

@Abolis
Danke das du das nochmal so erläutert hast. Kann mit den abkürzungen zwar nichts anfangen aber gut. Schön das mal zuhöhren von jemandem der Ahnung hat.
 
Also wir haben ca. 10 Physiker bei uns... soweit ich weiß sind das alles Festkörperphysiker. Das Aufgabengebiet umfasst meist die Epitaxie, Gitterstruktur, thermische und elektrische Eigenschaften des Substrats sowie die physikalische Charakterisierung von Metallen.
Als Optiker wärst du sicherlich in der Halbleiter-Laser, Dioden-Herstellung gefragt. Aber sowas stellen wir beispielsweise nicht her.
Dennoch zeigst du als Physiker vor allem eins: du kannst logisch denken. Mit Geduld und Hartnäckigkeit kommt man so sicherlich auch in die Halbleiterentwicklung.

Danke das du das nochmal so erläutert hast. Kann mit den abkürzungen zwar nichts anfangen aber gut. Schön das mal zuhöhren von jemandem der Ahnung hat.
REM und SEM sind Elektronenrastermikroskope... TEM und FIBS sind dabei spezielle Probenerstellungsverfahren...
beim FIB wird per Ionenstrahl eine Probe geschnitten... beim TEM werden Streifen mit wenigen Atomlagen-Dicke erstellt...
FTIR ist eine Messung mittels Infrarotlaser auf organische Verbindungen (mittels Fourrier-Transformation)... (beispielsweise um zu überprüfen ob Lösemittel vollständig ausdampfen)
AFM - Atomic Force Microscope... um Gitteroberflächen zu analysieren...

Ansonsten: Si = silizium, GaAS = GalliumAresnid (III-V-Halbleiter), GaN = Gallium-Nitrid (III-V Halbleiter), SiC = Silicium-Carbid....
 
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Abolis schrieb:
Also wir haben ca. 10 Physiker bei uns... soweit ich weiß sind das alles Festkörperphysiker. Das Aufgabengebiet umfasst meist die Epitaxie, Gitterstruktur, thermische und elektrische Eigenschaften des Substrats sowie die physikalische Charakterisierung von Metallen.
Also es geht dabei hauptsächlich um die "Grundlagen" eines Halbleiters, weniger um die konkrete Entwicklung irgendeines Bauteils?
 
es geht darum soweit ich es verstanden hab die anlagen und deren prozesse zu optimieren
 
Danke das du das nochmal so erläutert hast. Kann mit den abkürzungen zwar nichts anfangen aber gut. Schön das mal zuhöhren von jemandem der Ahnung hat.
Galliumarsenid
Galliumnitrid
Siliziumcarbid
Kannst ja mal nachgucken, was so die Halbleiter in LEDs sind ;) Bei den Taktfrequenzen von GaAs wirst du auch mit den Ohren schlackern ;) aber da kann abolis bestimmt mehr zu erzählen als ich.
 
Also es geht dabei hauptsächlich um die "Grundlagen" eines Halbleiters, weniger um die konkrete Entwicklung irgendeines Bauteils?
Ein Bauteil ist ja nur ein logisches Kontrukt... einen Transistor musst du in dem Sinne nicht designen... bzw es wird eben ein Layout bezüglich gewisser elektrischer Eigenschaften erstellt. Die Umsetzung auf eine funktionierende Schaltung ist die eigentliche Entwicklung. Hierbei müßen Einschränkungen von Prozessen und Anlagen genauso berücksichtigt werden, als natürlich auch die physikalischen und chemischen Grundladen.
Layouten kann theoretisch jeder erst-semester Elektrotechniker ;) Ein wenig Digitaltechnik und viel Zeit udn jeder kann einen logischen Chip layouten....
Technologie ist das wirklich wertvolle. Daher haben so wenige Halbleiterhersteller eigene Fabs. Diese sind so teuer weil Anlagen und vor allem die Entwicklung der Prozesse sehr teuer sind.
Ergänzung ()

Taktfrequenzen von GaAs
Wir deckeln im Alltagsbetrieb bei ca. 100GHz... im Labor gehen auch durchaus mal mehr ;)
Aber GaN ist da schon eher interessant... 200GHz... kein Problem.

Ach ja, und Diamant-Substrate hatten wir aus Testzwecken auch schon da. Da gehen dann auch mal 300GHz+ :)
 
Das Problem ist bei mir, dass mir Festkörperphysik bisher eigentlich keinen Spaß gemacht hat. Wobei es in verschiedenen Vorlesungen auch immer nur am Rand/als Einführung behandelt wurde (bisher). Vielleicht wird es besser, wenn ich nächstes Semester wenigstens den passenden Fachkurs höre. Quantenmechanik, was ich letztes Semester schon gehört habe, hat mich wie gesagt in höchstem Maße interessiert.

Wenn ich auf irgendeiner Seite von einer Neuentwicklung im Halbleiterbereich (kleinere Strukturen etc.) lese, finde ich das allerdings auch sehr interessant und les mir entspr. Artikel immer sehr gerne durch. Ich frage mich halt, ob es wirklich das ist, was mich später auf Dauer, im Beruf, interessiert.

Wobei ich das bei der Quantenphysik natürlich jetzt auch schwer sagen kann.
Kann man überhaupt sagen, wenn mir das und das an der Uni keinen Spaß macht, wäre das auch im Beruf nichts für mich? Oder sollte man eher sagen, wenn ich X unbedingt machen will, muss ich mich jetzt eben durchbeißen? Aber vielleicht stelle ich mir X ja auch völlig falsch vor...
 
grimes schrieb:
Galliumarsenid
Galliumnitrid
Siliziumcarbid
Kannst ja mal nachgucken, was so die Halbleiter in LEDs sind ;) Bei den Taktfrequenzen von GaAs wirst du auch mit den Ohren schlackern ;) aber da kann abolis bestimmt mehr zu erzählen als ich.

Ok das sagt mir was bzw. ich kenn es mehr oder weniger

@Abolis
Sorry wenn das jetzt hier so total off topic ist ich interessiere mich halt einfach so ein bisschen für das Thema ;)
Wie darf ich das jetzt mit den 100-200 GHz verstehen ?
 
Sorry wenn das jetzt hier so total off topic ist ich interessiere mich halt einfach so ein bisschen für das Thema
Wie darf ich das jetzt mit den 100-200 GHz verstehen ?
Jedes Halbleitersubstrat hat eine physikalische Grenzfrequenz die von der Elektronenmobilität und der verwendeten Technologie bestimmt wird. Bei Si ist diese Grenze sehr früh erreicht. Daher werden auch bei extrem OC Wettbewerben seit Jahren keine riesigen Sprünge mehr gemacht. Si auf Bulk-Substrat mit herkömmlichen MOSFETs deckelt bei ca. 10GHz im Labor.
Bei Verwendung von GaAs oder GaN als Substrat hebt man deutlich die Grenzfrequenz an. Wenn man dann noch eine andere Transistortechnologie verwendet (Stichwort pHEMT oder HBT) kann man locker eine Logikschaltung mit weit mehr als 10GHz bauen. Die schnellsten mir bekannten haben ca. 100-200GHz...
Man sollte allerdings dazu sagen, dass diese Technologien auch etwas mehr kosten als ein billiger Si-Chip. Ein Intel/AMD-Chip dürfte in der Herstellung max. ca. 5-10€ kosten... ein GaAs-Chip kostet ca. 250€... und dann ist es ein kleiner ;)
Hochleistungschips mit hoher Packungsdichte kosten im "Retail" schon mal gerne 5-stellig :)
Allerdings finden diese auch nicht in PCs oder ähnliches Verwendung. Eher in Hochleistungsradaranlagen wie im Patriot-System oder MEADS...

Oder in kleiner Form in UMTS-Antennen, Multiplexern, Intelligenten-UHF-Schaltern etc...
 
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