Wenn ich mal einen Schritt zurücktrete:
Ja, die CPUs (i.A.) können hohe Leistungen aufnehmen. In der Vergangenheit wurde häufig darauf geachtet, sie auch im Leistungslimit betreiben zu können. Dafür hat man dann auf Kühllösungen gesetzt / setzen müssen, die zu groß waren - also letztlich hier häufig Potenzial verschenkt.
Nun dreht(e) sich das Thema durch Weiterentwicklung um. Das Silizium wird quasi "halbautomatisch optimiert", genau dieser bisher vorhandene thermische Spielraum dabei ausgenutzt.
Die Welt dreht sich einfach ein Stück weiter. Es sollte nicht viel dagegen sprechen, die CPUs nun auch mal im Thermolimit zu betreiben. Wie das aussieht, kann man sich z.B. im Notebookbereich gut anschauen. Irgendetwas limitiert immer, halt mit unterschiedlichen Folgen. Früher hat man CPUs übertaktet und mit mehr Leistung beaufschlagt, um die Spielräume auszunutzen, heute drosselt man sie, um welche zu schaffen.
Prinzipiell kann man auch einfach die Lüfter drosseln, um den Rechner heißer, aber leiser zu machen - ohne Leistungseinbußen, wenn Spielraum vorhanden ist.
Ich will damit (etwas abstrakter) sagen: Mögliche Betriebszustände sind von diversen Faktoren abhängig. In der jüngeren Vergangenheit haben wir ein Setting verlassen, das vielen "in Fleisch und Blut" übergegangen ist. Auch Testberichte reagieren darauf, indem eine weitere Dimension (Leistungsaufnahme) in der Tiefe geöffnet wird, die bislang weniger intensiv verfolgt wurde - möglicherweise war sie kein weitläufig relevantes Limit. Der Vergleich und die Bewertung von Produkten gestaltet sich damit nun (eben in dieser Dimension und allen Faktoren, die daran hängen) eben schwieriger bzw. muss differenzierter erfolgen, weil auch der Einsatz dahingehend diverser wird.
Abrundende Zusatzbemerkung: Gerade im o.g. Notebookbereich ist das schön zu beobachten, da hier die Konfigurierbarkeit für den Endkunden stark eingeschränkt ist, der Hersteller aber tun kann, was er für richtig hält. Hier ist man auf umfangreiche Test-/Vergleichstabellen angewiesen - wohlgemerkt auf Geräteebene, nicht auf Prozessorebene. Da kann im Sinne der Überschaubarkeit nur froh sein, dass das bei großen Rechnern anders ist und die Konfigurationen deutlich stärker standardisiert und damit vergleichbar sind. Nichtsdestotrotz gibt es auch hier Faktoren, die vom konkreten System abhängig sind und hochindividuell sein können - womit wir z.B. wieder beim Eingangs erwähnten Kühlsystem sind. Die Individualisierung wird hier eben nachgelagert. Sie nimmt dem vorgelagerten Produktvergleich Komplexität weg - muss aber bei dessen individueller(!) Interpretation berücksichtigt werden.
Sich einfach nur zu beschweren, dass Powerlimits angehoben werden, wird dem allem nicht gerecht. Die Produkte müssen im Nennbetrieb (und zu mehr oder weniger schwierigen Vergleichszwecken) getestet werden, um überhaupt einmal zu sehen, was das erreichbare Maximum ist - völlig klar und legitim, da ist mMn. nichts gegen zu sagen. Die Zeiten, in denen man automatisch davon auch Gebrauch machen will, sind offensichtlich aufgrund anderer Einflüsse aber längst vorbei - eben weil dieser Faktor (Leistungsaufnahme) inzwischen andere Kriterien massiver beeinflusst und hier das Ausschöpfen von Nennwerten vor diesem Hintergrund vermehrt nicht mehr auf Platz 1 angesiedelt ist. Dem kommt ergänzend entgegen, dass wir den Betriebszustand nun einfacher austarieren als bisher - wir können deutlich simpler als früher die Wahl treffen, wo (völlig ohne Leistungssteigerung außerhalb offizieller Spezifikationen) ein Betriebspunkt liegen soll und bislang offen gebliebene Spielräume werden durch Turbo-Modi etc. weitestgehend automatisch genutzt. Auch das ist am Ende des Tages für mich ein Fortschritt.