Die Krux bei GPT-generierten Texten ist und bleibt, dass sie auf Grundlage syntaktischer Wahrscheinlichkeit gebildet werden und ein semantisches Verständnis der Materie daher weitgehend unberührt lassen. Daher sind sie nicht nur völlig erwartbar, sondern liefern in der Regel auch keinen nennenswerten Erkenntniswert.
Dass Studierende trotzdem damit durchkommen (selbst in Masterstudiengängen), offenbart imo, dass unser Bildungssystem immer noch viel zu stark auf der Reproduktion sehr einfach recherchier- und beschreibbaren gesicherten Wissens beruht. Ist dementsprechend auch kein Zufall, dass seit dem Release von GPT-3 die Rufe nach alternativen Prüfungsformen immer lauter werden, die sich viel stärker auf den individuellen Lernweg konzentrieren und insbesondere analytische und kreative Kompetenzen zur Problemlösung betonen. Oder der faule Kompromiss: Einfach mehr Klausuren bzw. mündliche Prüfungen.
Ich befürchte, dass die Automatisierung der Schriftlichkeit auf kurz oder lang ernsten Schaden anrichten wird, wenn wir keine neuen Formate finden, in denen die klassischen Skills gleichermaßen gefordert und gefördert werden. Wer eigenständig eine Hausarbeit verfasst, muss sich nicht nur intensiv mit dem Fachwissen auseinandersetzen. Er muss vor allem lernen, sich in wissenschaftlichen Disziplinen und deren Publikationen zu orientieren, Quellen richtig einzuordnen, eigene Thesen zu formulieren und abzugrenzen und letztlich aus der Auseinandersetzung mit der Literatur selbst eine kritische Fragestellung zu entwickeln, die vor allem einem wissenschaftlichen Anspruch gerecht wird. So etwas kann man auch lernen, wenn man durch ein Assistenzsystem unterstützt wird. Die Früchte hängen hier im Moment allerdings deutlich niedriger. Und dabei sind die vorgeschlagenen Lösungswege meist weder sonderlich originell (ergo kaum Informations- bzw. Innovationswert), noch geben sie sinnvolle didaktische Impulse, kritische Kompetenzen zu fordern. Dafür braucht es erst mal angepasste Modelle und ein gezieltes Prompting, das nicht den als komfortabel erscheinenden Weg einer allgemeinen "Suchmaschine" geht. Das wäre am Ende ansobsten genau so stumpf wie der durchschnittliche Lernerfolg einer Klausurvorbereitung.
Kurzum: Es baucht neue Konzepte und eine schnelle Anpassung der Bildungsanrichtungen an den technischen Fortschritt, damit wir unsere Kompetenzen einerseits beibehalten und da wo möglich weiter ausbauen können.
Wer akzeptiert, dass es okay ist, eine Datenbank für sich denken zu lassen, der bestraft sich (und die Gesellschaft) auf kurz oder lang nur selbst.
Um zum Thema zurück zu kommen: Wasserzeichen bekämpfen höchstens das Symptom, aber niemals die Ursache.