möllemann war faschist. und nur ein toter Faschist ist ein guter Faschist
@thebrainbug: das ist der wahre faschismus in deutschland. das ist das, was die amerikanischen eliten aus ihrer sicht als "das alte europa" bezeichnen.
demokratisch wäre:
"auch einer, den ich für einen faschisten halte, ist per se ein zu überzeugender, ein für freiheit und demokratie zu gewinnender."
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wie hat jürgen trittin im fernsehen öffentlich und völlig von sich und seinem standpunkt überzeugt gesagt, kurz bevor er zu 1. mal bundesumweltminister wurde:
"na und, wenn sie eine umweltsau sind, dann gehören sie auch bestraft." (zur notwendigkeit der dringenden einführung von öko-steuern. ("wenn du eine judensau bist, dann...") (wer definiert eigentlich wer was ist: in einem freien und demokratischen gemeinwesen?)
öko-steuern waren/sind notwendig als lenkungsabgabe. aber begründung und sprache trittins waren und sind (auch) faschistoid.
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möllemann hat sich gegen "abgewählt-werden" nicht gewehrt, außer mit dem versuch des "wiedergewählt-werdens". also war er dahingehend demokrat.
so viel gestehe ich ihm zu.
wenn er auch als politik-süchtiger, egozentrisch-narzistisch getönter charkater mit dem verlust seines selbstgezimmerten ich-bildes nicht zurecht kam, und konsequenter und dummerweise den freitod wählte - statt die rückkehr ins normale leben.
wenn es aus möllemanns tod eine konsequenz geben sollte, dann "institutionalisiserte politik-entziehungskuren für politiksüchtige". eine diskussion darüber jetzt.
den zwangs-entzug einer droge mit "ultimativer bestrafung der den zwangsentzug ausführenden sozialen referenz-gruppe" (der gesellschaft nämlich)
zu beantworten, sollten wir, die gesellschaft, nicht unbeantwortet lassen.
hinsichtlich unserer mitschuld nämlich, durch unsere gier am öffentlichen spektakel, und unserer mitschuld durch wegsehen, dahingehend, ob und wie einer mit offensichtlicher politiksucht resp. ihrem entzug nicht zurecht kommt.
gesellschaftliche antworten für das phänomen sollen wir entwicklen. dazu ruft möllemans tod auf.
"erkenne das böse in dir selbst. überwinde ein empfinden, in dem du weiß bist und bloß die anderen schwarz." wir sind alle sowohl schwarz und weiß in uns selbst, tragen gutes und böses als möglichkeit in uns. es kommt darauf an, das gute in uns und jedem anderen zu locken, zu fördern. nicht andere zu verurteilen, hauptsächlich doch wohl, damit wir (auf einfach art und weise!) vor uns selbst ja die guten sind oder bleiben.
"das gute ist stets das böse, das man läßt". in dem sinne hat möllemann tragisch versagt. wir aber mit.
p.
P.S: Empfehlung von mir. Ein Buch:
Hans Wysling
"Narzismus und illusionäre Existenzform"
("Zu den Bekenntnissen des Hochstaplers Felix Krull")
Thomas-Mann-Studien, Band V
Zitat daraus (man ersetze "Mann" durch "Möllemann", "Werk" durch "politische Aufgaben, Betätigung"):
"Alles was Thomas Mann geschrieben hat, dient .... der Feier des eigenen Selbst - immer in der Meinung, dass Aufschlüsse über das "problematische Ich" auch zu Aufschlüssen über die Problematik der Zeit zu führen vermögen.
Sein Werk handelt vom Leiden und Triumph eines Narziß. Werk und Person sind abei weitgehend identisch.
Das Werk ist nicht nur Spiel und Fiktion, es dient in sehr konkretem Sinne dazu, den Leidensdruck zu bewältigen.
Umgekehrt wird dies Leben um seiner Größe willen oft gerade auf dieses Werk und dessen mythische Muster hin gelebt.
Wir versuchen zu erkennen, wie narzistische Konstitution auf Kränkungen durch die Realität regiert... .
Erkannt werden soll ferner, wie der Narziß sein Gleichgewicht, ja Allmachtsgefühl zu erhalten, wiederzugewinnen und zu stabilisieren trachtet.
Und erkannt werden soll ferner, welche Bedeutung dabei der Sprache zukommt, in wie fern es dem Narziß gelingt, mit Hilfe der Sprache (hier: politische Rede, Betätigung) aus seiner Einsamkeit in die Spähre des Sozialen auszubrechen". end of quote
bei Möllemann ist dies nun tragisch und ultimativ gescheitert. unser pech mit. wie auch immer: wir haben einen mitmenschen verloren.
p.
p.p.s.:
"Der Schriftsteller, das ist der raunenden Beschwörer des Imperfekt." (Thomas Mann, in der Einleitung von "Der Zauberberg")
Mit ein wenig Selbstironie auch als "unperfekt" zu lesen. Soviel zu meiner Signatur.