Ich möchte dir aus eigener Praxis zeigen, was bei Insektenfotografie ausser der Technik noch zu beachten ist. Selbst 'langsame' Insekten - konkret: Schmetterline - haben teilweise derart unfassbar kurze Reaktionszeiten, dass du sie (unter gewissen Umständen) immer nur "im Abflug" fotografierst. Auch Libellen und Florfliegen reagieren auf gewisse Ausrüstungsgegenstände, sie sind dann nicht mehr auf dem Bild, obwohl sie beim Abdrücken im Sucher waren. Ich habe seinerzeit frustriert darüber sinniert, dass diese kleinen Viecher einen siebten Sinn haben und 'wissen', wann ich abdrücke
.
Die Erklärung ist aber banal - und trotzdem kaum zu glauben: Die Schmetterlinge und Libellen reagieren enorm schnell auf den Reflex des Spiegels einer traditionellen SLR. Sie lassen den Fotografen mit seinem Makroobjektiv herankommen und die Schärfe einstellen, halten sich sogar still, wenn der Schatten mal ein bisschen auf sie fällt - aber beim Spiegelhochklappen (und damit VOR dem Öffnen der Blende) machen sie den Abflug.
Man kann daraus folgende Schlüsse ziehen: Entweder eine spiegellose SLR für Insektenfotos - oder aber von der Idee des Makroobjektivs wegkommen und stattdessen mit Zwischenringen und einer grösseren Brennweite und damit mit etwas grösseren Abständen arbeiten. Ich habe seinerzeit gute Erfahrungen gesammelt mit mittleren Zwischenringen und einem 80-200 mm-Zoomobjektiv - selbstverständlich auf einem Stativ. Das ist zugegeben lange her (Canon A1 und Canon-Originalobjektiv), hat aber idR immer auch gute bis sehr gute Ergebnisse geliefert. Doiser Ansatz funktioniert natürlich auch mit einer Digitalkamera.
Schliesslich noch ein Tipp für einer Digitalkamera (Bei mir ist's eine Sony Cyber-shot DSC-TX100): Wenn man unter Wasser fotografiert und keine Super-Kamera mit Blitz etc. zur Verfügung hat, ist das Fotografieren
bewegter Objekte (und unter Wasser ist das eigentlich immer im Nahbereich) enorm schwierig, weil es zwischen Auslösen und Bild Erstellen zu einer Verzögerung kommt.
Ich habe dann in diesen Situationen konsequent
Videos gedreht, was aber nur gewissermassen ein "Vorwand" war, um von einem Trick zu profitieren: Während des Filmens kann man per Auslöser der Kamera "Screeshots" machen. Da werden
verzögerungsfrei die Bildschirminhalte in einen Zwischenspeicher und nach Abschluss des "Filmens" auf die Karte geschrieben. Dadurch erhälst du knackscharfe Bilder der Fische auf der Anemone in der Strömung (oder so). Mit herkömmlicher Herangehensweise gab's nur eine Anemone mit unscharfen Armen zu sehen. Die Videos löschst du dann einfach wieder.
So etwas sollte - in angepasster Form - auch mit Insekten funktionieren: Filme sie - und wenn das Bild stimmt, machst du Screenshots!