Ich bin der Meinung, dass der Übersetzerberuf (noch) nicht obsolet ist. Es kommt sehr auf den Bereich an. Alles, was Richtung kreative Medien geht (textlastige Videospiele, Romane), oder solche Texte, die hochsensible/komplexe Sachverhalte behandeln (Anleitung für einen medizinischen Operationsroboter, Raketentechnik), sind für KI & DL-Tools im Prinzip noch unerreichbar und erfordern so viel menschlichen Input, dass es kaum lohnen dürfte, sie einzusetzen.
Chat GPT und DeepL sind schon recht mächtige Tools, die die Arbeit des Übersetzers vereinfachen und teilweise ersetzen können, aber es gibt auch hier noch massive Limitationen.
Wie gibt DeepL zum Beispiel einen Text, der in einem englischen Akzent (schottisch, Cockney etc.) verfasst ist, in Deutsch wieder? Richtig: in Hochdeutsch. Andere Quellsprachen werden erst ins Englische übersetzt und von da in die Zielsprache. Allein dadurch entstehen "Verluste". DeepL ist besser geeignet als Übersetzungstool als Chat-GPT 3 und 4, hat aber kein "Gedächtnis". Es kann daher nicht konsistent übersetzen. Terminologie muss vorgegeben werden. Oft entscheidet sich aber erst im Arbeitsprozess, was relavant ist.
Chat GPT 3 und 4 sind nur so schlau, wie die Daten, über die sie verfügen.
- Was sie nie "gelernt" haben, können sie nicht wiedergeben. Es gibt viele Dinge, die nie digitalisiert wurden.
- Die Datensätze sind von Menschen generiert. Und somit potenziell fehlerhaft oder obsolet.
- Es betrachtet nur textbasierte Datensätze.
- Die Auswahl der Daten (was ist korrekt, was nicht) ist undurchsichtig und fehleranfällig.
- Es sind "people pleaser". Sie bieten immer eine Ergebnis für den Input, selbst wenn sie dabei "lügen".
- Den richtigen Output zu generieren, erfordert wieder viel Arbeit durch den "Prompter". KI ist nicht immer der effizienteste Weg. Nur ein anderer.
- KI kann keine Fragen an seinen Nutzer stellen, kann keine Kontexte, die es nicht vorher "gefüttert" bekommen hat für den Output nutzen.
Die Technologie steht noch am Anfang und ich persönlich sehe in den nächsten 5-10 Jahren keine realistische Gefahr für spezialisiertes Fachpersonal. Und für den Deutsch-Englisch-Übersetzer (m/w/d), der Allerweltsübersetzungen angeboten hat, war die Luft schon immer ziemlich dünn.