@ Rocky.Balboa
Dass Killerspiele bei dir Menschen abstumpfen, dass muss ich wohl so hinnehmen, wenn du dich nicht belehren lässt..
Wisse aber: Wissenschaftliche Untersuchungen, die Gewaltspielen eine aggressionsabbauende Wirkung bescheinigen, gehen nicht so laienhaft an die Sache heran, wie du es dir vorstellst. Man guckt sich da keinen Probanden an, lässt ihn eine Runde CS spielen und schaut ihn dann wieder an, ob seine Gesichtszüge jetzt entspannter sind. Mittels moderner Tomografie ist es leicht möglich, die entsprechenden Gehirnregionen für spezielle Verhaltensmuster auszumachen und zu untersuchen. Folglich sind die Aussagen zu seinem Gemütszustand auch fundierter. Es dürfte wohl kaum möglich sein, sein eigenes Gehirn auszutricksen.
Aber davon einmal abgesehen: Du sagst selbst, dass Killerspiele keine Motivation für einen Amoklauf bieten sondern nur die Funktion der Abstumpfung entsprechender Probanden erfüllen. Sind bei dir alle Spieler hiervon betroffen? Alle Millionen Spieler weltweit? Sicher nicht, denn wenn, müsstest du schon unter sehr starker Paranoia leiden, weil für dich ein Großteil der Menschheit geistig abgestumpft und gewaltbereit ist.
Ergo übertragen wir das auf die Gruppe, die eine erhöhte Gewaltbereitschaft zeigt und, auch belegt durch einige Studien, durch Gewaltspiele womöglich noch eine niedrigere Hemmschwelle verpasst bekommt. Das könnte ich unterschreiben. Irre (ich nenne jeden so, der ein Problem mit seinem sozialen Umfeld hat und deshalb erhöht gewalttätig ist) suchen sich, wenn sie es mal nicht in der realen Welt ausleben können, PC-Spiele und ergötzen sich an gewalthaltigen Elementen in diesen.
Kann man das aber den PC-Spielen anlasten? Das Problem liegt doch bei den Irren bereits tiefer, ist anders motiviert (Erziehung, soziales Umfeld, private Rückschläge) und hat nichts mit den Spielen zu tun. Die sind nur Katalysator, sie fördern womöglich den Prozess der geistigen Verwarlosung, aber sie sind nicht Auslöser dieses Prozesses.
Jetzt ist das Problem also, dass Gewaltspiele Aggressionen bei bestimmten Menschen, die bereits eine aggressive Persönlichkeit besitzen, fördern könnten. Deshalb ein Verbot? Verbieten wir Alkohol, weil er die Wahrnehmung beeinträchtigen und die Hemmschwelle bei übermäßigem Konsum senken kann? Nein, wir setzen eine Altersgrenze fest. Und was machen wir mit Gewaltspielen? Wir setzen ebenfalls eine Altersgrenze fest, die erstaunliche Parallelen zum Alkohol aufweist. Ab 16 für den seichteren Tobak (meist ohne Blut, ganz sicher ohne gewaltverherrlichende Inhalte oder Darstellungen, die Gewalt nicht als gewalttätig sondern unspektakulär zeigen) und ab 18 (indiziert), die das volle Maß von Gewalt zeigen, dafür aber auch nur Erwachsenen zugänglich sein sollten!
Dass dem nicht immer so ist, das kann auch kein Verbot ändern. Du sagst selbst, dass die Möglichkeit besteht, auch an Illegales heranzukommen, fragst aber, warum man es deshalb nicht verbieten sollte. Ich frage: Warum es verbieten, wenn derzeit bereits ausgeschlossen sein sollte, dass Minderjährige an für sie nicht geeignetes Material kommen können? Eine Verbotsforderungen schränkt nur legale Käufer, die in dem Fall mit Erwachsenen gleichzusetzen sind, ein!
Weshalb also Killerspiele nicht verbieten? Weil Millionen Menschen Spaß an ihnen finden, ohne gewalttätig zu werden! Weil selbst die Menschen, die gewalttätig waren und Amokläufe begingen, dies nicht taten, weil sie Killerspiele besaßen! Weil kein Zusammenhang zwischen der Gewaltbereitschaft und dem Spielen von Killerspielen bewiesen werden kann. (Und daran ändert auch eine feste Überzeugung und der Vorwurf, man könne dies nicht beweisen, nichts. Immerhin haben es einige Studien "bewiesen", andere sagten das Gegenteil aus. Entweder beruft man sich also auf die Studien, die die eigene Meinung stützen, oder man lässt sie komplett weg, womit wir bei der eigenen Überzeugung angekommen sind. Diese sollte aber keine anderen einschränken. Oder wie heißt es so schön: Die eigene Freiheit hört dort auf, wo die Freiheit anderer begrenzt wird.)
Killerspiele dürfen folglich nicht verboten werden, solange keine wissenschaftliche Grundlage, die unanfechtbar ist, erklärt, dass die Killerspiele die Motivation* (!) für eine Gewalttat liefern. In allen (!) anderen Fällen schränken diejenigen, die das Verbot erlassen, aufgrund ihrer persönlichen Meinung die Freiheit anderer ein, was per Grundgesetz verboten ist.
* Motivation deshalb, weil eine "Beihilfe" durch den Konsum von Gewaltspielen gleichzusetzen wäre mit dem Konsum von Alkohol, dem Gucken von Gewaltfilmen, dem Hören aggressiver Musik oder dem Lesen eines Krimis. Das könnte alles die Hemmschwelle senken, es wurde mittlerweile nur gesellschaftsweit akzeptiert. Das neue Medium Computerspiele ist nur der aktuelle Buhmann, da von vielen nicht verstanden.
Achja, eines noch: Dass dir so viele nicht widersprechen mag auch an dem 1. Mai gelegen haben. Ich zumindest war gestern anderweitig beschäftigt.