@ Rocky.Balboa
Computerspielsüchtige sind Amokläufer? Wer nicht mehr süchtig nach dem PC sein kann, flüchtet sich in Drogen? Computerspiele sind die schlimmsten Drogen, weil sie nicht nur von Problemen ablenken, sondern auch abstumpfen?
Das ist harter Tobak, wenn man nichts davon beweisen kann, hunderttausende Spieler jeden Tag aber trotz Computer und trotz des Spielens von "Killerspielen" ruhig vor sich hinleben und damit quasi den Gegenbeweis antreten.
Es ist dieser Irrglaube, dass alle, die PC-Spiele verteidigen, dies nur tun, um ihre "Sucht" zu rechtfertigen und das damit im Umkehrschluss Herr Beckstein und Herr Pfeiffer recht hätten.
Fakt ist folgendes:
1. Es gibt mindestens ebenso viele Studien, die Gewaltspielen eine stress- und wutabbauende Wirkung zusprechen wie es solche gibt, die den Spielen bescheinigen, sie würden die Hemmschwelle senken.
2. Keiner, ich wiederhole, keiner der Attäter hier und in den USA, auf die sich so viele der Verbotsforderungen beziehen, hat seine Taten nachweislich mit einem Computerspiel geplant, sich mit einem solchen in Stimmung gebracht oder an diesem trainiert. Der Grund für die Massaker war ohnehin stets ein anderer und wurde auch immer in etwaigen Abschiedsbriefen dargelegt. Nur mit "ihr kotzt mich alle so an/ ihr hattet die Chance, das zu verhindern/ ich sehe keinen Ausweg mehr" kann man als Politiker nicht massenwirksam seine Parole erklären. Nein, in dem Fall sucht man die Gründe nicht in dem Umfeld des Jugendlichen, nicht in seinem sozialen Netz, nicht in der fehlerhaften Erziehung - es sind Computerspiele. Ist auch viel einfacher.
Das Nachplappern irgendwelcher Killerspielverbotsforderungen ist so dermaßen stumpfsinnig, engstirnig, aussichtslos und ignorant, ich finde gar keine Worte dafür. Um es mal ganz drastisch zu sagen:
Ihr bepisst euch selber! Ihr seht nicht einmal, dass ihr mit der Forderung eines Verbotes der Vorstellung anhängt, etwas Schreckliches wie ein Amoklauf sei mit einem Computerspiel zu erklären. Ihr reduziert die Psyche eines Menschen, die komplexesten Gedankenabläufe, auf ein so dämliches Ursache-Wirkungsprinzip, wie man es nur als blindester Laie hervorkotzen kann.
Wir reden hier nicht vom Gang aufs Klo, der dadurch kommt, dass man entweder seine Darmausgänge fluten muss oder sich befriedigen will. Das ist Ursache-Wirkung! Wir reden vom Übertreten einer Hemmschwelle, die so groß ist, dass man, ohne mit der Wimper zu zucken, Menschen umbringt! Selbst wenn man das tausendfach am Bildschirm geübt hat, wie kann man nach dem ersten Schuss, nach dem Aufschrei des Opfers, nach den flehenden Blicken, nach dem Zittern, nach dem echten Blut, dem Röcheln und dem Wissen, dass man ein denkendes, atmendes Geschöpf getötet hat, noch weitermachen? Weil es im Computerspiel Punkte für das Töten eines Pixelklumpen gab? Wohl kaum!
Wie kann man auch nur andeuten, dass man die Gefahr eines Amoklaufs als gebändigt ansieht, wenn man Computerspiele verbietet? Das ist in meinen Augen die höchste Strafe, die man dem Andenken der Opfer auferlegen kann. Es grenzt an Verspottung, an Selbstgefälligkeit zu glauben, den Teufel erkannt und gebannt zu haben, ohne überhaupt nur eine Minute nachgedacht zu haben!
Es ist nicht alles einfach. Es ist nicht alles mit einem Armschwenk wegzuschieben und es ist gewiss keine Besserung in Sicht, wenn man unbewiesener Maßen, also grundlos, Verbote ausspricht, um sein Gewissen zu beruhigen.
Und deswegen gehören Killerspiele nicht verboten. Nicht, weil sie so toll sind, sondern weil es sie gibt und weiter geben sollte, wenn wir uns nicht selbst betrügen wollen.