Was einen Amoklaufausmacht, ist meiner Meinung das, was ich fett gedruckt hatte: Der Amokläufer fühlt sich von der Gesellschaft ermordet und tötet seine Mörder.
Dein Problem mit dem Finnzamt mag sich tragisch anfühlen, aber es ist ein kurzer Frust - es gibt Leute die rasten vielleicht auch wegen so etwas aus, aber sowas hat dann nichts mit dem zu tun, was wir heute (spätestens seit Steven King's Amok) Amoklauf nennen, zu tun. Wenn du dich selbst so fühlst, dass du nicht mehr existierst und du fühlst, dass die Gesellschaft als solche daran nicht nur Schuld hat, sondern vollkommen schuldig ist, dann bist du in der Situation, in der angehende Amokläufer stecken - ich nehme mal nicht an, dass du dich nach dem Vorfall mit dem Finanzamt auch nur ansatzweise vergleichbar fühlst. Das was wir heute Amokläufe nennen, sind Taten, die über mehrere Jahre geplant werden - das allein macht ja schon deutlich, dass das mit Affektreaktion nichts zu tun hat.
P.S.
Das mit dem "ermordet" kann man ruhig wörtich nehmen - entsprechend der im TV in ruhigen Diskussionsrunden (nachtstudio uä., Menschen bei Maischberger - ist selten, aber gibts) aufgetretenen Psychologen sind angehende Amokläufer in ihrer eigenen Wahrnehmung längst tot und ich glaube die Columbine-Attentärer sagten das auch so in ihrer selbstgedrehten Doku. Auch bemerkenswert an Columbine ist, dass die Amokläufer dort die "schlimmsten" "Täter", also jene, die sie ganz besonders stark die Ausgrenzung spüren lassen hatten, nicht erschossen, weil sie diese in der Funktion als Ausgrenzer und Stars ebenfalls als Opfer der Gesellschaft sahen.
P.P.S.
Seit meiner Kindheit und vermutlich schon viel länger reden Pädagogen bereits davon, dass psychische Gewalt genauso schlimm wie körperliche Gewalt ist, aber das kommt bei "der Gesellschaft" immernoch nicht an. "Wir verbieten mal lieber Killermedien, dann dürfen wir weiterhänseln"
P.P.P.S.
Echte Humanisten haben keine Gebote, sie prüfen Angebote für verbessern sie - sie handeln lediglich so, dass sie auch dann zufrieden wären, wenn alle anderen genauso handeln würden, wie sie. Ich ziehe meinen Humanismus, meine Hilfsbereitschaft usw. aus meinem persönlichen Egoismus, aus meinem Mitgefühl, aus meinem Mitleid und meiner Mitfreude - ich brauche dafür keine Gebote.
(Ich handle für mich und für mein "ewiges Leben" im Diesseits, das ewige Leben des irdischen oder postirdischen Lebens, und wenn das nicht gehen sollte für ein glückliches Leben für denkende Wesen, mit denen ich mich mitfreuen kann, weil ich nicht auf ein Jenseits hoffe)