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Cool Master schrieb:Seit dem das Internet auf dem Smartphone ist ist das kein Argument mehr. Jeder kann sich jederzeit informieren.
Schon wieder eine grobe Vereinfachung. Man muss erst einmal wissen, wonach man suchen muss oder braucht. Wenn wesentliche Informationen aber einfach ersichtlich sind (die Zufallschancen wären quasi Vertragsbedingungen), dann schadet das nicht, erst recht nicht, wenn sie überhaupt erst sichtbar werden. Die Welt ist zu komplex, man wird fast unvermeidlich irgendwann über irgendetwas stolpern. Muss das sein?
Es sei denn, man findet es irgendwie gut, dass mutmaßliche "Trottel" nach Strich und Faden übervorteilt werden.
Ein weiterer, vielleicht nicht unwesentlicher Aspekt wäre, dass wir hier im ComputerBase-Forum letztlich als Experten sprechen. Wir mögen Spiele, wir spielen häufig und viel, das ist Hobby, wir kennen uns mit IT einigermaßen aus - zumindest aber weit besser als der Durchschnittsbürger, für den ein PC irgendeine magische Zaubermaschine ist. Eine Regulierung wäre für uns vermutlich weniger nötig. Der typische Nutzer hat eine ganz andere Perspektive und andere Bedürfnisse.
Cool Master schrieb:Das sehe ich eben nicht so. Erziehung ist das Wichtigste. Was man in ~10 Jahren (10-20) lernt prägt einen für die nächsten ~70.
Und trotzdem hat eine Erziehung Grenzen, weil der Erziehende selbst kein allwissendes und omnipotentes Wesen ist. Vielleicht ist das typisch Deutsch, aber meiner Meinung nach ist ein wesentlicher Aspekt eines Staates der Schutz seiner Bürger. Sonst bräuchte man ihn nicht.
Was machen eigentlich die Kinder, deren Eltern bei der Erziehung weitgehend "versagt" haben, sollen die einfach Pech haben? Dann bestrafst du die, die keine Schuld haben.
Cool Master schrieb:Wie gesagt damit könnte ich mich anfreunden aber dafür benötigt es keine Regulierung. Aber auf der anderen Seite was soll das bringen? Beim Lotto spielen kann man leer ausgehen bei Lootboxen bekommt man immer etwas und wenn es ein Duplikat ist bekommt man, zumindest in Overwatch, eine Währung mit der man andere Sachen kaufen kann.
Klar braucht es die. Meinst du Unternehmen bewegen sich freiwillig? Da fehlt dir einfach das Argument, weil Konzerne ja bereits gezeigt haben, dass sie daran kein Interesse haben. Da kannst du das Mantra auch noch dreimal wiederholen. Gerade Algorithmen sind eine Art Geschäftsgeheimnis und interessanter Aspekt dieser Kisten.
Was soll es bringen? Man kann sich auf einen Blick informieren und wird transparent aufgeklärt, nach welchen Kriterien das Zeug verteilt wird (again: Big Data...). Dann kann man besser entscheiden, ob die Box den Preis wert ist. Was soll daran schlecht sein? Außerdem kann man besser abschätzen, was der zielgerichtete "Kauf" eines Skins durch Boxen kostet.
Btw: Overwatch hat ziemlich viele Duplikate, die mit 1/5 des Credit-Werts vergütet werden. D.h. man bekommt fast nichts und braucht viele Kisten, bis man zielgerichtet freischalten kann. Dass Event-Skins gleich mal das Dreifache kosten, ist da noch gar nicht erwähnt.
Cool Master schrieb:Klar wird es vom Glück beherrscht aber es ist eben nicht der Hauptteil des Gesamten und das ist nun mal die Definition von Glückspiels:
"(behördlicher Genehmigung bedürfendes) Spiel, bei dem der Erfolg, Gewinn oder Verlust fast nur vom Zufall abhängt"
Es muss also ein etwas eigenständiges sein und nicht nur ein Nebenprodukt. Wie schon gesagt wurde man muss die Teile nicht kaufen.
Der Gewinn oder Verlust von Gegenständen aber schon, ich bin der Meinung, dass das durchaus ein eigenständiges Spiel ist. Erst Recht in Spielen wie Counter Strike, wo man das Zeug handeln und Kisten bzw. Schlüssel ohne das Spiel zu spielen kaufen kann.
Wäre es nach deiner Definition eigentlich kein Glücksspiel, wenn ich bei jedem dritten Einkauf im Supermarkt einmal eine Slotmaschine bedienen darf, die mir immer mindestens einen Cent rausgibt? Dass normales Spiel fünf Euro kostet, wäre dann ja egal. Egal wäre auch, ob der Supermarkt eine Lizenz dafür hat, weil es immer noch um den Einkauf geht, nicht um die Maschine.
Cool Master schrieb:Nicht wirklich. Bleiben wir bei Overwatch. Da kann man in der Woche glaube ich 7 Kisten kostenlos bekommen also wenn man jeden Tag nur etwas spielt ist das kein Problem und da zielt das Spiel nicht darauf ab dass man doch eine Lootbox kauft... Es ist und bleibt eine persönliche Entscheidung.
Erstens ist Overwatch noch vergleichsweise human, also ein Positivbeispiel, zweitens zielt es trotzdem auf den Verkauf von Kisten. Weil Belohnungen zufällig verteilt werden (man bekommt nicht, was man will, weitere Glücksspiel-Strategien...), weil so viele Kisten nicht verteilt werden, weil doppelte Inhalte mit Credits minimal vergütet werden, das zielgerichtete Freischalten also gar nicht so sehr erwünscht ist. Ja, es ist eine persönliche Entscheidung, aber es gibt eine Menge "Entscheidungshilfen" der Hersteller mit psychologischen Anreizen. Warum sonst würden sich die Kisten verkaufen wie geschnitten Brot? Sicher nicht, weil sie einen hervorragenden Gegenwert bieten.
Nanny-State eben. Wegen mir kann jemand 10 päckchen am Tag rauchen. Genau wie jemand 10 Lootboxen kaufen kann. Sein Geld und seine Gesundheit.
Wenn ein "Nanny-State" ein Staat ist, in dem Konzerne nicht jeden Scheiss abziehen können, indem sie sich auf die Verantwortung des Einzelnen und die Erziehungspflicht von Eltern berufen, dann hätte ich den tatsächlich gerne. Es gibt einen fundamentalen Unterschied zwischen nötiger Regulierung und Überregulierung. Wir leben leider nicht einer perfekten Welt. Außerdem hieße "Regulierung" in diesem Fall bloß, dass Kunden vor dem Kauf informiert werden. Das sorgt bloß für ein bisschen Augenhöhe.
Schaffen wir sonst halt auch die Kennzeichnungen auf Nahrungsmitteln ab. Ist doch egal was drin ist, wie gesund das ist oder ob man bewerten kann, ob die Zutaten den Preis rechtfertigen. Kann man ja googeln oder richtig erzogen werden. Alternativ kann man natürlich auch eine Regelung schaffen, die diese Information leicht zugänglich macht. Die Kaufentscheidung wird davon ja nicht beeinflusst. Oder eigentlich: Sie wird halt nicht mehr im Sinne eines Unternehmens beeinflusst.
So ganz eigene Verantwortung ist das Rauchen außerdem nicht. Die Folgekosten trägt jeder Einzelne, der sich am Gesundheitssystem beteiligt.
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