Nilson schrieb:
(...)
Man könnte an der Stelle natürlich die Theorie aufstellen, dass immer weniger Englisch können, eben weil einem (fast) alles auf Deutsch vorgekaut wird.
Jup, es ist schon erschreckend wie viele Leute Englisch in dem Moment verlernen in dem sie die Schule hinter sich lassen und mit dieser Sprache nicht mehr täglich oder zumindest sehr häufig konfrontiert werden. Ich hab Leute in meinem Bekanntenkreis, die alle Ende 20 bis Anfang 30 sind und so gut wie kein Englisch (mehr) können. Und zum "Glück" muss man dank des grossen deutschen Sprachraums ja später auch nix anderes mehr können, nicht wahr?
So richtig heftig habe ich das zum ersten Mal gespürt als ein Spanier bei uns angefangen hat zu arbeiten (als ich noch in Deutschland gelebt habe), der kam halt mit Englisch ungefähr nirgendwo durch. Und ich meine damit nicht nur dass der 63 jährigen Fleischwarenfachverkäufer kein Englisch konnte, sondern dass durch alle Instanzen durch, angefangen beim Handwerker, über die Krankenversicherung und die Leute im T-Punkt Laden, bis hin zur Bank *niemand* mit ihm Englisch reden konnte. Da durfte ich dann als den Dolmetscher spielen. Und wir reden hier auch nicht von einem kleinen Kaff aufm Land sondern von einer Stadt mit über 200k Einwohnern. Aber abseits vom akademischen Umfeld (in dem wir gearbeitet haben) war Englisch echt erschreckend Mangelware.
In kleineren Ländern, in denen keine Synchros sondern nur Original mit Untertitel angeboten wird, spricht bzw. versteht die Bevölkerung ja nicht zufällig besser Englisch, sondern es ist eine direkte Folge davon, dass ihnen halt nicht alles in ihrer Muttersprache vorgekaut wird.
Palmdale schrieb:
Korrekt. Es dürfte schlicht am Budget liegen, dass Telltale nicht komplett in Deutsch vertont. Rockstar hätte es machen können, hätte allerdings den Gewinn geschmälert; und es ist schwierig, in einer anderen Sprache die exakt gleiche Stimmung einzufangen
Schwierig bis unmöglich. Als Negativbeispiel fällt mir da spontan zB Ewan McGregor in "The Island" ein, als er mit seinem schottischen Akzent loslegt und sofort gefragt wird wieso er sich so komisch anhört, da der Fragesteller noch nie Schottisch gehört hat. Antwort ist dann eben, weil er (bzw. sein Charakter) aus Schottland kommt. In der deutschen Synchro sprechen dagegen alle hochdeutsch, und auf die selbe Frage antwortet er dann nur "weil ich aus einer anderen Welt komme" (wobei im Deutschen noch nichtmal die Frage an sich Sinn ergab weil die Synchro-Stimme genau wie die des Fragestellers einfach Hochdeutsch geredet hat).
Und auch abgesehen von solch konkreten Beispielen hat man im Englischen Originalton eine wunderbare Mischung aus Dialekten und Akzenten, die sich einfach nicht ins Deutsche übertragen lassen. Und als Ergebnis klingt dann der Brite aus London genauso wie der Cowboy aus Texas, der Hillbilly aus Alabama und der Outback Aussie.
Dass eine gute Synchro ein schlechtes Produkt aufwertet ist schon klar, aber ein guter Film oder ein gutes Spiel wird für mich durch eine Synchro nur schlechter gemacht, da einfach die ganze sprachliche Vielfalt verloren geht (ausser man fängt an, den Leuten per Zufall deutsche Dialekte zuzuweisen).
Und nur um das klarzustellen, ich mag Deutsch als Sprache, mit allen Facetten die sie zu bieten hat. Aber genauso mag ich Englisch, und ich finde, dass es in unserer heutigen Zeit (Globalisierung und so) extrem wichtig ist, dass man sich mit so vielen Menschen wie möglich verständigen kann, und dazu dient nunmal Englisch.
Easy to learn, hard to master. Und irgendwo muss man ja anfangen. Aber bitte nicht mit deutschen Synchros. PS: ich bin sicher kein Sprachtalent, aber ich setze mich seit ca. 15 Jahren so viel Englisch aus wie nur möglich, und durch diese ständige Konfrontation bleibt dann doch das eine oder andere hängen. Und irgendwann lernt man neue Wörter in der anderen Sprache genauso wie man sie damals in seiner Muttersprache gelernt hat: Durch Assoziation mit Gegenständen, Handlungen, Ereignissen. Und über die Grammatik denkt man auch irgendwann nicht mehr gross nach sondern bekommt ein Gefühl dafür. Nur bis dahin ist es ein langer Weg und offensichtlich sind extrem wenige Leute bereit ihn zu gehen.