Es geht hier um ein Spiel. Es gibt wirklich viele, wirklich gute Spiele um sich zu unterhalten. Man muss solche Spiele, die absolut invasive clientseitige Anti-Cheats benutzen um "das Betriebssystem des Spielers zu kontrollieren", nicht unterstützen, und sollte das auch nicht tun.
Ein Spiel ist es nicht wert, sich ein Rootkit zu installieren. Das sind kernelseitige Treiber, die mit mehr Rechten laufen als ihr an eurem eigenen System habt. Die sehr wahrscheinlich auch dann noch laufen wenn das Spiel nicht mehr läuft, oder wenn ihr rebooted, oder wenn ihr das Spiel deinstalliert. Der Schmutz bleibt im Hintergrund am Laufen oder zumindest installiert und das Minimum was das verursacht, ist, eurem System erhebliche Sicherheitslücken draufzupflastern. Es gab bereits Malware, die Anticheat-Systeme die von sehr vielen Spielern halt einfach so mitinstalliert wurden, exploited hatte. Ihr macht euch damit euer ganzes System unsicher.
Spiele kann man ja spielen, aber dann am besten in einer Sandbox so dass das Spiel möglichst wenig tun darf. Denn moderne Spiele sind schon mal mindestens extrem datenhungrig und lesen einmal alles aus was ihr wie im Spiel macht und darüber hinaus auch noch diverse Betriebssystem- und Hardwareinformationen. Daneben möglicherweise auch noch welche Prozesse so bei euch nebenher laufen und andere unschöne Dinge - da merkt man dann schon so ein unwohles Gefühl in der Magengegend, wenn man weiß dass sowas zumindest möglicherweise übertragen wird, natürlich auch immer schön ohne zu fragen, ohne mal Beispieldaten zu zeigen... den User immer schön für dumm halten. Dadurch dass es den mesiten Usern leider "egal" ist, ändert sich hier auch wenig an der gesamten Praxis. Deshalb ist es sehr sehr sinnvoll, Spiele immer mit so wenigen Rechten wie nötig auszuführen. Gilt generell für jede Software, die man ausführt. Je weniger Rechte die Software hat, desto weniger gefährlich kann sie werden für euer System. Selbst vertrauenswürdige Software sollte man sandboxed ausführen. Moderne Browser lassen aufgrund von ihrer enormen Komplexität von selbst schon ihre internen Sub-Prozesse in einer Sandbox laufen, um weniger Angriffsfläche und somit mehr Sicherheit zu bieten.
Was diese Spiele mit ihren invasiven Anticheats tun, ist, dieses gesamte Sicherheitskonzept komplett umzudrehen zu eurem Nachteil, und euch letztendlich Spyware-ähnliche Funktionalitäten oder von anderer Software ausnutzbare Sicherheitslücken tief in eurem System zu verankern. Ihr könnt so einem Spiel --- welches ja von sich aus schon eine absolute proprietäre closed-soruce Blackbox darstellt, und wo bei der Spieleentwicklung garantiert keinerlei Sicherheitsaspekte berücksichtigt werden (Spieleentwickler sind heutzutage ja froh, wenn sie überhaupt ein funktionierendes Spiel releasen... also nach ein paar Patches erst) --- nicht erwarten, dass da eure Privatsphäre oder Sicherheit großartig berücksichtigt wird. Das werden sie vielleicht behaupten, aber... wie Linus Torvalds mal schön sagte - "Talk is cheap, show me the code". Und den seht ihr nicht bei proprietären Applikationen wie auch den meisten Spielen. Insofern müsst ihr euch vor dem Spiel ein klein wenig schützen, und nicht das Spiel sich vor euch schützen.
Ich empfehle jedem Spieler, insbesondere Windows-Spielern (weil die sich da besonders tief im System einnisten können), aber auch Linux-Spielern (wo es nicht ganz so invasiv ist), sich generell von invasiven Anti-Cheats fern zu halten, solche Spiele nicht zu kaufen, spielen oder sonstwie zu unterstützen.
Wenn ihr nicht wisst, welches Spiel welche Anticheats benutzt, könnt ihr auf
https://areweanticheatyet.com/ nachschauen. Die Site ist eine crowd-sourced Info Site, welche Anticheats oder Spiele mit Anticheats unter Linux/Proton kompatibel sind, aber ich würde die Liste primär so verwenden, dass man da schauen kann, welche Spiele man generell gänzlich vermeiden sollte, und welche noch OK sind.
Im Übrigen könnte man die "Argumentation" von Riot auch umdrehen - wenn wirklich nur 800 Spieler unter Linux spielen, dann cheatet erst mal auch nur ein Bruchteil von denen, also von daher sind so wenige Cheater (möglicherweise auch genau 0!) auch überhaupt kein Problem, da man denen bei einem so populären Spiel wahrscheinlich gar nicht erst begegnen wird. Üblicherweise werden Cheater auch von Spielern beobachtet, gemeldet (natürlich manchmal auch fälschlicherweise), aus Teams gebannt/etc., und serverseitig kann man sicher auch einige Cheatvarianten detecten, insbesondere wenn die Performance eines Spielers schlagartig viel besser wird Stattdessen wird so getan, als müsste man "die PCs der Spieler kontrollieren um eine sichere Umgebung zu schaffen". Das ist es nicht wert.
Es ist es schon gar nicht wert, wenn es
trotzdem noch Cheating gibt in dem Spiel, trotz dieser total verrückten Methoden -- dann ist es das
erst recht nicht wert, denn wenn das nicht mal eine effiziente Lösung ist, dann ist es die Nachteile noch weniger wert. Es ist auch wahrscheinlich, dass der wahre Grund von Riot hier ein anderer ist (die Befürchtung, mehr Kosten zu haben durch den "Support" von Proton), als sie hier angeben. Sie liefern ja auch nicht mal Belege für eine Art Cheat-Epidemie, sondern sperren einfach mal vorschnell Spieler aus, obwohl sich noch gar nicht herausgestellt hat, ob hier überhaupt ein Problem vorliegt.
Es ist nur ein Spiel, man installiert sich keine Schwachstellen in den Kernel nur um ein Spiel zu spielen. Egal welches Spiel. Es ist auch faktisch nicht "egal", es ist eine ernsthafte Sicherheitslücke die ihr euch da aufreißt mit. Vote with your wallet, it's your most powerful vote in capitalism.