EyeSeaTee schrieb:
Wer Kapitalismus wählt, bekommt Kapitalismus.
Das hat aber nicht wirklich etwas mit Kapitalismus zutun. Auch im Kapitalismus kann man sich an gewisse ethische und moralische Grundsätze halten.
Gut, gerade die, die gerne von Moral und Anstand schwadronieren, sind es dann oft, die sich in solchen Systemen daneben benehmen, aber Doppelmoral ist ja genauso menschlich wie Gier.
wern001 schrieb:
Ich finde das richtig so. 50€ für zu schnelles Fahren tuen einem der nur 1000€/Monat verdient mehr weh als wenn einer 10.000€/Monat verdient
Ich würde es auch besser finden, wenn man gewisse Strafen - gerade auch in der StVO als Tagessatz definieren würde als als festen Betrag. Aber die armen armen Autofahrer, gerade die Raser mit dem Porsche 911, das sind doch die Leistungsträger der Gesellschaft.
Ähnlich verhält es sich ja auch hier: Armes armes Amazon, wie kann man nur, die sicher doch soviele Jobs.
SSD960 schrieb:
Wen wundert es? Auch Amazon ist unfair. Vorallem gegenüber seinen Mitarbeitern.
Ganz ehrlich: Mich wundert es, dass so ein Verhalten manche Menschen noch wundert. Aber die meisten Menschen ziehen lieber Scheuklappen auf und sehen ihre kleine eigene heile Welt, als sich mit der Realität zu befassen und wenn dann die Realität doch mal einbricht in die eigene Blase, dann wundert man sich.
haltezeit schrieb:
Butter bei die Fische aber 1.1 Mrd sind absurd und stehen vermutlich nie und nimmer im Bezug zur entstandenen Wettbewerbsbenachteiligung ( falls es überhaupt eine gegeben hat )
Es geht hier auch um eine Strafe und gerade bei Firmen müssen Strafen auch mal weh tun, wobei die Strafen eher auf dem Rücken der Mitarbeiter ausgebadet werden, während man alles versucht die Dividenen für die Kapitalgeber zu retten.
Immer ein zweischneidiges Schwert und es trifft immer die Falschen am Ende.
davidzo schrieb:
Ich finde es beängstigend dass wie an deinem Beispiel zu sehen ist, unser Unrechtsepfinden bei kleinen Delikten funktioniert, aber bei Milliardenausmaß (cumEx, Amazon Marktmissbrauch und co) dann plötzlich aufhört. Dabei sind sowohl der Schaden für die Gesamtgesellschaft als auch die beteiligte kriminelle Energie millionenfach größer.
Das Problem - heute in unsere Gesellschaft - ist, dass viele den Erfolg im Leben an Geld und materiellen Dingen fest machen. Auch ein weiteres Problem ist, dass viele Menschen nicht weiter als zu ihrem eigenen Geldbeutel denken können, da ihnen Vorstellungskraft, Logik und jegliches strategisches Denken fehlt.
Eine Handtasche ist als materielles Gut greifbar. Ein Dieb hat eine Ware gestohlen und damit einen materiellen Schaden angerichtet, den jeder sofort begreifen kann.
Bei Marktmissbrauch, CumEx - Steuerhinterziehung und Co ebenso - sind die Schäden für viele Menschen einfach nicht greifbar und in gewissen Bereichen wird hier sogar ungesetzliches Handeln teileise als erstrebenswert erachtet - böser Staat, der zieht uns ja das Geld aus der Tasche.
Ein Teil der Probleme unsere Gesellschaft heute is - ich hab es ja schon erwähnt - dass zwar gesagt wird, dass sich Leistung lohnen muss, aber das immer damit gemeint ist: Geld muss sich lohnen.
Und genau das ist auch hier mit entscheidend: Der Schaden, den Amazon hier anrichtet, ist nicht greifbar, sondern sehr abstrakt. Da die wenigsten davon betroffen sind, interessiert sie es auch nicht. Was die Leute aber interessiert ist die Möglichkeit, dass Amazon wegen der Strafe ggf. die Preise anziehen muss und das wiederum hat direkte Auswirkung auf einen selbst und man ist dann geneigt wieder, dem bösen Staat zu verurteilen, bis man ihn dann braucht.
Ach, komplexes Thema!