Jesterfox schrieb:
Bist du dir im klaren was das bedeuten würde? Es gibt keinen freien Willen, alles ist durch "Programmierung" bestimmt. Also ist es absolut egal was wir machen wir können ja eh nicht anders... und Straftäter sind unschuldig, da ist nur was mit den Informationen im Gehirn falsch gelaufen.
Nein, du missverstehst mich. Wir haben eine Wahl. Ich habe die Wahl, jetzt hier zu antworten oder es zu lassen. Ich habe die Wahl, dir jetzt vorzuwerfen, mir eine Falle stellen zu wollen, ich kann es aber auch lassen.
Diese Wahl entspringt aber wiederum nur unseren erlernten/erworbenen Hintergrundinformationen und deren Bewertung. Es gibt sehr wohl Straftäter, die schlichtweg falsch gepolt sind. Die landen aber dann auch nicht im Knast sondern im Irrenhaus. Die Ursache für Psychosen ist ein chemisches Ungleichgewicht im Gehirn (oder eine Verletzung). Andere hingegen, die sich ihrer Handlungen und ihrer Optionen vollkommen bewusst sind, haben sich so entschieden.
Jeder Entscheidung geht eine Bewertung der Optionen voraus. Das fängt an mit den Erfolgschancen, geht über den möglichen Ertrag der Operation und schlussendlich greift auch noch unsere erworbene Moral. Für einen Chinesen ist es keinerlei moralische Herausforderung, einen Hund als Mittagessen zu verwenden... aber könntest du Waldi in die Wurst hacken? Logisch betrachtet ist es nur genießbare Biomasse. Unsere westliche Moral, unsere Erziehung, sorgt aber dafür, dass wir Hundeschnitzel mit Abscheu betrachten. Genau aus demselben Grund essen wir keine Insekten. So ne Heuschrecke ist verdammt nahrhaft, aber würdest du sie essen? In Chile sind Meerschweinchen eine Delikatesse, bei uns Dekoration.
Dasselbe kannst du auf eine Straftat übertragen: Wie stark muss dein moralisches Empfinden gestört sein, um z.B. kleinen Mädchen an die Wäsche zu gehen? So ein Straftäter ist sich durchaus der Strafbarkeit seiner Handlung bewusst und er könnte jederzeit anders entscheiden. Er hat nie Beherrschung und Selbstkontrolle gelernt, aber auch das war eine Entscheidung.
damn@x schrieb:
Aber dass das Bewusstsein nur Hardware ist behauptest du, für Wissenschaftler in aller Welt ist es aber ein Rätsel.
Wie würdest du ein Bewusstsein als Hardware bauen?
Es ist nicht messbar, existiert aber.
Nach deiner Theorie müsste Intelligenz auch ohne Bewusstsein möglich sein, aber wozu hast du es, wenn alles chemisch und automatisch funktioniert?
Intelligenz funktioniert auch ohne Bewusstsein, genauer gesagt Selbstbewusstsein.
Kraken sind z.B. nicht zur Selbsterkenntnis fähig, sie sind sich ihrer selbst nicht bewusst. Trotzdem ist so ein Krake ein verdammt cleveres Ding, es ist zu komplexen Problemlösungen fähig. Krähen haben ebenfalls kein Selbstbewusstsein, können aber ebenfalls komplexe Probleme lösen, oftmals sogar unter Werkzeugeinsatz. Wie knackt eine Krähe ein Schneckenhaus? Genau: Sie trägt die Schnecke auf die Straße und wartet auf ein Auto.
Wie gesagt, Bewusstsein ist nur die komplexeste uns bekannte Form der Schaltung. Wenn es keine Hardware wäre, wieso kann ein Hardwaredefekt es dann verändern?
So gesehen betrachte ich das Gehirn auch als eine Art Computer, aber wer bedient es?
Gott? Oder worauf willst du hinaus? Pseudo-religöses Geschwurbel, die 1000ste? Das System erhält sich selbst.
Beim Computer ist es der Anwender, er kann zwar Routinen integrieren, aber der Computer selbst entwickelt sich nicht.
Auch im Gehirn speichert sich vieles im Unterbewusstsein und funktioniert dann automatisch, neues erlerne ich aber nur, wenn ich mich bewusst darauf konzentriere.
Quatsch. Du lernst tagtäglich Neues, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden.
Was hast du heute zu Mittag gegessen? Hast du bewusst entschieden: "Diese Information behalt ich mir jetzt!!!!"? Nein, hast du nicht.
Du triffst auf der Straße ein hübsches Mädchen und sie lächelt dir zu. Du bist in Gedanken, achtest nicht darauf, nimmst es nur als Hintergrundrauschen wahr. Du wirst dich nicht bewusst dafür entscheiden (wäre ja bescheuert), doch ihr Lächeln wird dir im Gedächtnis bleiben. Wenn du sie nach ein paar Tagen wieder siehst, wirst du dich an eure erste Begegnung erinnern. Diesmal wirst du sie fokussieren, alles andere in den Hintergrund drängen und sie nach ihrer Nummer fragen.
Der Mensch lernt jede Minute. Jedes Mal, wenn du hier einen Post verfasst, verbessert sich deine Hand-Augen-Koordination. Du wirst wieder ein kleines Stück schneller auf der Tastatur. Du wirst wieder etwas wortgewandter. Die wenigsten dieser Lernvorgänge finden bewusst statt. Die allerwenigsten Handlungen überhaupt haben unseren Fokus.
Wenn du hingegen, durch eine Störung deiner neuronalen Schaltungen, nicht dazu in der Lage bist, deine Aufmerksamkeit zu fokussieren und den Rest zwar wahrzunehmen, aber direkt als "grad nicht wichtig" zu kategorisieren, dann bist du ein Autist. Ein Autismus-Patient kann oftmals schlichtweg nicht zwischen wichtig und unwichtig unterscheiden. Er braucht absolut geregelte Abläufe, denn jede Änderung der Routine löst in ihm eine Reizüberflutung aus. Wenn du an einer viel befahrenen Straße entlang gehst, dann achtest du nicht auf die Autos neben dir. Du passt bestenfalls auf, dass du nicht in Hundehaufen trittst. Der Autist beachtet jedes Auto. Er hört sich jedes Wort an, das andere Passanten wechseln. Er merkt sich aktiv die Gesichter der Passanten, etwas, dass du nie tun würdest, die Leute wären dir absolut egal.
Oh, und übrigens kann ein Computer sehr wohl lernen. Eine Erhöhung des Datenvolumens kann, bei entsprechender Programmierung, zu neuen Ergebnissen führen. Diese Ergebnisse erhöhen wiederum das Datenvolumen. Die einfachste Form wären die frühen Bot-Systeme in Egoshootern. ICh denk da nur an den Sturmbot für Day of Defeat. Dieser Bot hat permanent die Laufwege der menschlichen Mitspieler (insbesondere des Hosts) "beobachtet" und daraus eine eigene Karte der Routen für sich entwickelt. Je komplexer diese Karte, desto interessanter wurde das Verhalten des Bots.
Natürlich braucht ein Computer Input... aber das braucht ein Mensch auch. Ohne sensorische Informationen lernen wir auch nichts.