Die Zahl der betroffenen Unternehmen, die Art der Dokumente und eine von mir durchgeführte Stichprobe (mal ein paar deutsche IT-Dienstleister probieren, z.B. Bechtle, Cancom und auch kleinere, sowie DAX-Konzerne) lassen vermuten, dass es sich um eine Anwendung handelt, mit der Microsoft bestimmte B2B-Dienstleistungsverträge managt, oder noch wahrscheinlicher ein Incentive-Programm für Partner, bei dem diese für B2B-Dienstleistungsverträge vergütet werden - also z.B. Partner macht eine Migration von 1.000 VMs bei einem DAX-Konzern, Projekt kostet 200k, Microsoft bezuschusst mit 60k. Diese Verträge werden dann z.B. in so einem Portal hochgeladen, und wenn bestimmte Anforderungen erfüllt sind, fließt der Zuschuss an den Partner.
Wenn dem so wäre, wäre der Owner der Anwendung entweder die Enterprise-Vertriebsorganisation, oder die Partner-Vertriebsorganisation. Hier gibt es dann Program Manager, die solche Programme aufsetzen, mit den zugehörigen Prozessen und Tools. Bei solchen Aktivitäten werden dann regelmäßig externe Dienstleister mit der Entwicklung beauftragt (und natürlich ist vorgegeben, dass es auf Azure laufen muss).
Das bedeutet aber auch, dass es keine Rückdeutung gibt auf die Sicherheit der Cloud, sondern dass einfach der Architekt oder die umsetzenden Projektmitarbeiter einen Fehler bei der Nutzung von Azure Blob Storage gemacht haben. Und ggf. die Anforderungen von Microsoft bei der Beschaffung/Zertifizierung des externen Dienstleisters, der die Anwendung geschrieben hat, nachlässig waren.
Das ist sehr peinlich, aber nicht dramatisch. Z.B. bei Endkundendaten aus Azure oder Microsoft 365 (also z.B. die Vertragsanschrift meiner privaten Microsoft 365 Subscription, oder eines Azure-Kontos) würde organisatorisch völlig anders vorgegangen, und ich habe weiterhin großes Vertrauen in die Sicherheit. Und noch größere in die Sicherheit meiner E-Mails, OneDrive oder von mir aus meines Azure root users o.ä.
Man könnte anders auch sagen: "Zwilling-Mitarbeiter hat sich bei der Vorführung eines Küchenmessers geschnitten", was jetzt nicht unbedingt gegen das Messer spricht.
Oder "BMW-Mitarbeiter in Autounfall verwickelt".