"Die Menschen brauchen keine (Zwangs-) beschäftigung, die brauchen lebensunterhaltssicherndes Einkommen. Wie teuer das Leben in D ist, ist ja allseits bekannt."
Ja, aber sag das mal Deinem Pastor (z.b.). welcher (in meinem Beispiel hier) Jahrgang 1958 und mit Abitur und Studium, Dipl. Theologe, gerade die gleiche Qualifikatiion hat, wie ein Dipl.-Ing. TU, nach staatlicher Gleichheits- u. Gleichbehandlungstabelle jedenfalls schon immer, und daher ein Gehalt nebst Pensisionsansprüchen nach BAT II A bezieht, wie allgemeine Akademikernorm eben.
gehe hin zu dem und zeige ihm deinen gehaltsstreifen von sagen wir Eur 1500,- brutto, da fallen dann verheiratet, 2 kids, ca. 15,- euro kirchensteuer an. und dann wird er sagen(1), "was wir doch für ein glück haben, dass er für uns so viel arbeitet, bei so wenig geld".(!)
anders herum wird aber der schuh draus(2): wieviele normalos mit 1500 brutto müssen eigentlich kirchensteuer zahlen, um sein gehalt zusammenzukriegen? doch mehr als stücker 200, oder 250, oder 300 people.
kuck, und dann passt es: natürlich fühlt sich der standard-pastor sehr wohl anteilig auch glücklich mit mit fakt 2, (der fakt 2 insgeheim sehr wohl kennt - oder "fasst ahnt, den schließlich ist er pastort und kein betriebswirt"(!)), schließlich macht ihn doch das zur elite (!). und nur wir würden sagen: echt? - wo er doch damals neben uns auch nur abitur mit schnitt 2,7 gemacht hat (oder 3,4 - *g*) - und auf theologie (was anderes war ihm auch nicht eingefallen) war schließlich kein numerus clausus, "únd sowieso alles viel einfacher als dipl.-ing. - und theologie als geisteswissenschaft sowieso eigentlich schon immer viel höher stehender".
kuck: so ein bat2a-berufs-theologe hat gut reden. und daher tut der das auch. aber bestimmt nicht wirklich handeln zu dem zweck, dass andere (wieder mehr) geld haben. und er weniger monatseinkommen:
schließlich leben wir in einer verteilungskampf-demokratie. "die ärmsten schweine, die am lautesten jammern in berlin, kriegen dann am ende auch was." und so lange eine gruppe noch nicht laut genug jammert (relativ in der jammerkonzert-demokratie) geht es der wahrscheinlich noch nicht dreckig genug, also lassen wir sie weiter leiden, ausbluten, eben bis sie dann von alleine kommen. macht auch selbstständig. (*)
und genau das prinzip sehen wir auch bei der mindestlohndebatte verwirklicht:
ist die union nicht dafür, müssen es andere sein. und dann sieht die union genau, wer nicht ist, wie sie. und die anderen müssen ihre energien verschleissen, etwas zu erreichen. wäre also auch dumm von der union, da freiwillig etwas zu geben. und vorschnell.
klar ist ganz sicher: die notwendige einführung eines flächendeckenden mindestlohns ist eine sache der moral. und der anständigkeit. eben weil zwischen arbeitgebern und arbeitnehmern keine kräfte- oder waffengleichheit herrscht: der arbeitnehmer ist wie bekannt immer schwächer.
und daher ist und bleibt es unmoralisch (und zynisch) es dem automechaniker oder der bürohilfe im osten oder sonstwo selber zu überlassen (an der küste 1,50 beim krabbenpuhlen), welchen lohn er/sie aushandeln (und nicht mal die einhaltung von tarifverträgen nach unten zu kontrollieren, wo sie den überhaupt gelten). leistet nur dummheit und geldgier vorschub. und massenelend.
das aber so gewollt in der verteilungskampf-demokratie: erst wenn die leute wirklich massenhaft auf die strasse gehen (wozu ich aufrufe; nur die allerdümmsten kälber wählen ihre schlächter selber), wird sich am ende was tun.
andererseits haben wir nun das thema unbedingt als nächstes bundestagswahlkampf-thema. auch nicht schlecht.
p.
und gibt keine argumente ökonomischen sachverstandes gegen den mindestlohn.
man lese hauptmann "die weber". mit welchem recht denn kriegen weber seit damals bis heute mehr entgeld, als zum nackten bewahrtwerden vor dem hungertode reichen würde? oder überhaupt irgendein arbeitnehmer soviel, dass er sich auto & urlaub leisten kann? (so er kann). (nebenbei: weben ist immer noch elendsarbeit; nur nicht mehr bei uns, wir kaufen bloß die elendsprodukte (bei tacco, c&a und überall). "und gehen hinterher in die kriche und hören uns eine schöne predigt an" - weil wir bzgl. der dritten welt mit dem pastor in einem boot sitzen - und zwar nicht nur eigentlich, sondern tatsächlich).
und ich bin sehr vorsichtig wenn junge akademiker-smarts aus gutem hause argumentieren: die kennen alle das leben nicht. und vor allem noch nicht die (unbedingte) fürsorgepflicht des arbeitgebers für die mitarbeiter (und die soziale stabilität der gesellschaft as such). proletariat macht aus sich selbst heraus und alleine die stabile gesellschaft nicht. es bedarf schon auch der anderen (s.o.).
von daher wird der mindestlohn durch die genannten bundestagsmehrheit kommen - oder nicht: die union ist zu klug, mit diesem einen thema einer link-linken mehrheit die steigbügel zu halten. von daher wird die union eines tages ganz sicher dann auch dafür sein ("und schon immer gewesen sein, aber nur mit vorbehalt, und nicht zu den früheren bedingungen der spd") - und mancher arbeitgeber wird weiter dankbar union wählen, eben weil er 1 oder 2 oder 3 jahre lang noch keinen mindestlohn zahlen brauchte - so kurz ist das vorteilsdenken auch in der union heutzutage(!).
denn an einem weiteren ende des gesellschaftsnetzes sind wir auch eine parteien-selbsterhaltungsgesellschaft: bevor die unionsfraktion die regierungsbänke verlässt, ist ihr das hemd näher als der rock: "ausbaden" muss ja den mindestlohn ggfls. die wirtschaft - und nicht die unionsfraktion(!). "und da die unionsfraktion für viel mehr steht, als nur für die wirtschaft", wird ihr das umfallen mit guten selbstbetrugsargumenten am ende sogar noch leicht fallen - "jedenfalls bevor rot-rot-grün käme". was, wie bekannt, immer auch die wirtschaft versteht.
(*) und bleibt die ungleichheit der waffen und vorraussetzungen: wenn z.b. "die erstklassig ausgebildete apotherlobby mit besten statistiken, flips-charts, incentives usw. usf. jammert", war und ist bis heute das politische umverteilungsergebniss ein ungleich besseres, als wenn müllmänner oder strassenarbeiter kommen, in ihrer sprache, ihrem outfit und mit ihren argumenten.
am rande: und heiner geissler impomniert: sein eintritt bei attac klasse. beispielhaft. gerade auch für die ganze union. "fast als wenn frau merkel mehr mindestlohn gefordert hätte als die spd". (und auch wieder nicht wirklich: geissler hier eher das umweltpolitische feigenblatt der union. und kann er heute nun auch leicht abgeben. "er hat es ja hinter sich". - und trotzdem hut ab).
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