@Tiu
Das die Senkung der Reallohnquote um gerade einmal 0,9% in den letzten 10 Jahren eine durchaus realistische Zahl ist, wurde dir ja nun hinlänglich belegt.
Du irrst auch, wenn du sagst (bzw. zitierst), dass es für alle Nationen als Konzept gelte den Export zu steigern um die heimischen Wachstumsschwächen zu "überwinden".
Wie soll dies funktionieren?!
Schon mal an Märkte wie Indien und China gedacht, deren nationaler Markt rapide wächst?!
Ferner scheint deine Quelle einen der wichtigsten Faktoren eines Exportstandortes völlig zu vergessen ... schon mal was von Spezialisierung und Qualifikation gehört?
Was meinst du, warum die Chinesen ihre Studenten in Schaaren an die deutschen Hochschulen schicken ... Eben weil sie längst noch nicht so weit sind wie wir.
Und so lange wir es verstehen diesen Vorsprung zu halten bzw. auszubauen, so lange werden wir auch weiterhin beim Export die Nase ganz weit vorne haben.
Sollte Deutschland auf den Binnenmarkt bauen?
Nein natürlich nicht! Was nutzt es mir die Binnennachfrage zu stärken, wenn der größte Teil der hier konsumierten Produkte aus dem Ausland eingeführt wird?
- Würdest du einen Fernseher "Produced in Germany" kaufen, wenn dieser das 1,5-Fache eines "Made in Germany" und das doppelte eines "Made in China" Produktes kostet?
- Kaufst du Sportartikel gezielt von der Marke Trigema, weil diese als nahezu einzige Marke in diesem Segment ausschließlich in Deutschland produziert?
Ich gehe einfach mal davon aus, dass dem nicht so ist. Und selbst wenn es bei dir der Fall wäre, so würdest du anders denken als weit über 50% der deutschen Bürger.
Also frage ich dich, was große Investitionen in die Stärkung der Binnenwirtschaft bringen sollen, wenn 50% dieser Investitionen direkt ins Ausland fließen würden?!
Einzig eine Förderung des hiesigen Dienstleistungssektors ist für uns wirklich interessant. Hier ist durch die steuerliche Absetzbarkeit z.B. einer Putzfrau auch für Privatleute schon ein Schritt in die richtige Richtung getan worden.
Würde jetzt im Volk auch noch ein Wertewandel statt finden und der, der Leute für sich sein Haus putzen lässt nicht mehr dumm angeschaut werden, dann wäre dies ein weiterer wichtiger Schritt.
Doch das Groß der staatlichen Bemühungen muss auch weiterhin darauf abzielen unsere Stärken weiter aus zu bauen. Und hier zählen nun mal in erster Linie Bildung und Qualifikation speziell im Bereich unserer "Kernfähigkeiten" (Maschinenbau, Metallverarbeitung, Anlagentechnik, ...). Hier müssen wir unseren Vorsprung halten.
So lange wird dies schaffen wird unsere Außenhandelsbilanz auch weiterhin überaus positiv bleiben und dafür sorgen, dass die Investitionen vermehrt wieder zu uns zurück kommen.
@extasy:
Bist du bereit den doppelten Beitrag für die Krankenversicherung zu bezahlen?
Aber gerade in der Pflege, Kinderbetreuung und sonstige Sozial Arbeit werden Arbeitsplätze eingespart weil diese keinen, im kapitalistischen Sinne, Profit erwirtschaften. Eine Ausnahme gibt es hier, die Lehrer nämlich, die dank guter Lobby in der Politik geradezu fürstlich entlohnt werden
![Zwinkern ;) ;)](/forum/styles/smilies/wink.gif)
.
Soll der Smilie hinter der Aussage bedeuten, dass du selbst weist, dass sie nur ein Witz sein kann?
Ich bitte dich einmal dir die Einkommensituation eines Lehrers anzuschauen. Und dann schaue auch bitte nochmal wie viele Lehrer auf Grund von Erkrankungen (vorzugsweise Herz-Kreislauf, Krebs, Psychischer Stress, ...) die allesamt berufsbedingt sind (auch wenn dies all zu oft nicht anerkannt wird) Frühpensioniert wurden. Und natürlich halte auch den Bildungsweg (Abitur - Studium - Referendariat) dagegen und die investierten Kosten für die Ausbildung.
Vielleicht merkst du dann selber wie daneben deine Aussage ist.
Ich meine aber hier sieht man ganz deutlich welche "Werte" der Kapitalismus hat, nämlich nicht der Mensch und Menschlichkeit, sondern nur Materialismus.
Es liegt an jedem von uns diese Werte selbst zu definieren. Wenn wir dazu zu schwach sind, dann ist es unsere eigene Schuld wenn der Shareholder Value gegenüber den Stakeholder Value die Überhand hat. Wenn wir natürlich Unternehmen die den Stakeholder Value praktizieren abstrafen indem sich die Gewerkschaften in das Unternehmen "einklagen" [1] dann ist klar, dass diese Wertevorstellung niemals gewinnen wird.
Es gibt sicherrlich darunter auch welche die ihrern Angestellten einen fairen Lohn bezahlen, also ihren Gewinn fair mit den Angestellten teilen. Nur leider gibt es genug Beispiele wo es ganz anders läuft, und das bedingt nunmal, nach meiner Überzeugung, der Kapitalismus.
Du sagst also, dass jeder Arbeitgeber, der seinen Angestellten keinen "fairen Lohn" (also sagen wir z.B. 4€ die Stunde) zahlt, ein Ausbeuter ist?
[1]http://www.manager-magazin.de/it/artikel/0,2828,403431,00.html