Mindestlohn Reform durch linke Mehrheit SPD-Grüne-Die Linke

Trios schrieb:
Nicht jeder Arbeiter würde in der Lage sein hochqualifizierte Arbeit leisten zu können. Hat er nun kein Recht mehr auf ausreichendes Einkommen und menschenwürdiges Leben?
Jeder ist seines Glückes Schmied. Dann muss er halt zwei Jobs annehmen. Es kann und darf nicht Aufgabe der Politik sein, in das System derart drastisch einzugreifen und Löhne über Marktwert zu erzwingen. Der Markt wird sich früher oder später von selbst austarieren und dieser Prozess darf nicht von der Politk behindert werden. So lange jeder die selben Möglichkeiten/den selben Zugang hat (diese Vorausetzungen muss in der Tat die Politik schaffen), dann ist das System gerecht und bedarf keiner weiteren korrigierenden Maßnahmen.
Im übrigen: wenn jemand nicht ausreichend qualifiziert ist, um mit einem Job genug zu verdienen, dann ist schon davor was schief gelaufen, d.h. bei der Erziehung/(Aus-)Bildung. Hier kann und sollte der Staat ebenfalls eingreifen.
 
keshkau schrieb:
Vielmehr dürfte die eher geringe Bezahlung in sozialen Berufen ihre Ursache darin haben, dass viele der Jobs entweder von der öffentlichen Hand oder von den Sozialsystemen bezahlt werden, die beide klamm sind.

Und wieso sind die Sozialsysteme so klamm?
Hast du dir schon einmal angeschaut wieviel ehemals sozialversicherungspflichtige Stellen mit der Einführung der 400 Euro Jobs vernichtet wurden?
Verkäufer/innen / Kassierer/innen / Callcenteragents etc. waren ehemals versicherungspflichtige Halbtags- / Vollzeitjobs, und heute? Schau dich einmal um wieviele Jobs da durch nicht sozialversicherungspflichtige Jobs vernichtet wurden. Hut ab!
 
Die genauen Zahlen stehen hier:
http://www.destatis.de/jetspeed/por...mme/Beschaeftigte,templateId=renderPrint.psml

Aber diese Entwicklung meinte ich gar nicht. Es geht mir darum, dass Krankenschwestern oder Alternpfleger grundsätzlich aus dem Topf der Sozialversicherungen bezahlt werden. Und gerade wenn ich an die Altenpflege denke, so hat ein Anstieg der Altenzahlen zwantsläufig eine Steigerung der Ausgaben zur Folge. Und um das zu kompensieren, müsste man wahrscheinlich die Beiträge erhöhen.

Bei den (städtischen) Kindergärten ist es eher die Finanzlage der Kommunen, die es nicht erlaubt, deutlich mehr zu zahlen.
 
keshkau schrieb:
Und um das zu kompensieren, müsste man wahrscheinlich die Beiträge erhöhen.

Andere Möglichkeit wären mehr sozialversicherungspflichtige Jobs (weg mit den 400 Euro Jobs) sowie höhere Löhne und Gehälter.
Wenn man also der Quelle OECD trauen darf, ist die Summe der Reallöhne in den vergangenen 10 Jahre um 5,1 % gesunken, während gleichzeitig selbst im Boomjahr 2006 die Gewinne der Unternehmen um ca. 30 Mrd. Euro anstieg, und das bei gleichzeit weniger Arbeitslosen. :freak:
 
Wenn ich wieder einmal das Statistische Bundesamt bemühe, finde ich bei den "langen Reihen" folgende Indizes (Jahr 2000 = 100 %):

Tariflöhne der Angestellten (113,4):
http://www.destatis.de/jetspeed/por...indexAngestellteD,templateId=renderPrint.psml

Verbraucherpreisindex (112,2)
Index der Einzelhandelspreise (105,8)
http://www.destatis.de/jetspeed/por...ontent100/pre110a,templateId=renderPrint.psml

Preismonitor (verschiedene Teile des Warenkorbs)
http://www.destatis.de/jetspeed/por...t/Einleitungstext,templateId=renderPrint.psml

Nun weiß ich nicht, wie die OECD auf sinkende Realeinkommen kommt. Das mag damit zusammenhängen, dass man die Abschläge für die Arbeitslosen eingerechnet hat. Für die arbeitende Bevölkerung gilt der Abschlag jedenfalls nicht. Und da wir hier über Mindestlöhne reden, dürften die Beschäftigen im Vordergrund stehen.

Sehr nettes Zahlenmaterial gibt es übrigens noch hier:
www.bag-shi.de/fachinfo/sozialpol_i...ne_und_Wirtschaftswachstum_in_Deutschland.pdf
 
keshkau schrieb:
Für die arbeitende Bevölkerung gilt der Abschlag jedenfalls nicht. Und da wir hier über Mindestlöhne reden, dürften die Beschäftigen im Vordergrund stehen.

Die Abschläge gelten auch für die arbeitende Bevölkerung.
Bestes Beispiel ist doch hier die Telekom.
Das was dort passiert ist doch offensichtlich und beileibe kein Einzelfall mehr, sondern mittlerweile gängige Praxis.
Du kündigsten den Mitarbeitern, bietest ihnen aber einen Job in einer Auffanggesellschaft bzw. in einem Outsourcingunternehmen an, dadurch brauchst du ihnen keine Abfindung zu zahlen, der Arbeitnehmer muss diesen Vertrag annehmen, da er ansonsten vom Arbeitsamt eine 3 monatige Sperrre bekommt, der neue Vertrag ist wieder mit Probezeit und vor allem erst einmal nur ein Jahresvertrag! Somit hat das neue Unternehmen gleich die Möglichkeit Mitarbeiter rauszuschmeißen ohne Kosten, die reale Arbeitszeit zu erhöhen bei gleichzeitiger Absenkung des Lohns. ;)

Oder, neu zu vergebende Stellen werden durch Arbeitnehmerüberlassung besetzt, wie da die Löhne aussehen braucht man ja wohl hoffentlich niemandem mehr zu erzählen. So easy kann man Löhne dumpen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Klar, diese Dumpingmethoden gibt es. Einige Branchen sind davon mehr betroffen, andere weniger bis überhaupt nicht. Schließlich werden woanders auch mal 4,1 % mehr gezahlt. Die Möglichkeit der mehrfachen Befristung von Arbeitsverträgen zielte vom Gesetzgeber natürlich auf einen anderen Bereich. Nur hat das leider nicht funktioniert.

Es gibt auch keinen einheitlichen Arbeitsmarkt. Die exportstarken Mittelständler suchen händeringend nach Ingenieuren, die sie nicht finden können (auch die Inder gehen lieber nach England oder in die USA statt nach Deutschland zu kommen). Und am unteren Ende haben wir die zahlreichen "Ungelernten" und Problemfälle, die keine vernünftigen Jobs finden.

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Noch ein Aspekt: Kaum jemand redet im Zusammenhang mit Unternehmensgewinnen von der dringenden Notwendigkeit, die Eigenkapitalquote (= Verhältnis von Eigenkapital zum Gesamtkapital) vor allem bei den kleineren und mittleren Unternehmen (den sog. KMU) zu erhöhen.

Die Eigenkapitalquote liegt bei KMUs hierzulande mit durchschnittlich 7,5 % oder bei deutschen mittelständischen Kapitalgesellschaften mit 16 % massiv unter der Quote im Euroraum (etwa 35 %) und in den USA (etwa 45 %).

Quelle: http://www.finanzstandort.de/BaseCMP/pages/contentdelivery?CID=6268&JOB_NAME=DISPLAY_PAGE

Die fehlende Kapitaldecke war schließlich schon oft genug ein Grund für Firmenpleiten, weil man Ausfälle von Zahlungseingängen oder Konjunkturabschwächungen nicht abfedern konnte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bleibt also der Exportsektor zur Absorption des steigenden Mehrprodukts, worauf auch die Politik seit mehr als 20 Jahren setzt. Alles wird unternommen, um die Lohnstückkosten zu senken und sich damit gegenüber den Wettbewerbern auf den Weltmärkten durchzusetzen.[9] Die Exportüberschüsse müssen so hoch ausfallen, dass sie die Beschäftigungsminderung aufgrund unzureichender kaufkräftiger Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen im Inland kompensieren. Dies funktioniert nur so lange, wie die Preisvorteile durch gesunkene Lohnstückkosten, verbesserte Währungsrelationen, niedrige Transportkosten etc. nicht durch entsprechende Maßnahmen der Handelspartner neutralisiert werden.

Aber genau das geschieht, denn die Exportorientierung gilt für alle Nationen als Konzept, um die heimische Wachstumsschwäche zu überwinden. Auf die Dauer ist diese Politik also ein Nullsummenspiel. Das dabei ständig die Produktivität erhöht wird[10] und das Wachstum durch die Politik der Exportorientierung nach innen weiter zurückgeht, verschärft das Problem der Unterkonsumption im inneren und führt zu deflationären Tendenzen im internationalen Maßstab. Schon alleine die Erwähnung des Begriffs der Unterkonsumption in diesem Zusammenhang rüttelt jedoch an einem wirtschaftspolitischen Tabu, denn damit wird behauptet, „...dass Armut in entwickelten kapitalistischen Ländern angesichts des Standes der Produktivkraftentwicklung eigentlich vermeidlich ist, was Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen, unter denen produziert wird, und damit die Forderung nach Reform auslöst.“[11]

Quelle

So, und wie steigert man denn nu die Binnennachfrage?
Sicherlich nicht durch Lohnsenkung, Arbeitsplatzabbau, Hartz IV und steigenden Lebenshaltungskosten, Steuern, Abgaben, Gebühren und Armut.
 
In meinen Augen sind der Export und die Binnennachfrage zwei Paar Schuhe. Mehrere hundert Unternehmen in Deutschland mit einigen Millionen Beschäftigten zählen in ihrer jeweiligen Branche zur Weltspitze. Wir sprechen hier der Regel von Technologieführern, die oftmals 10 bis 15 Prozent ihres Umsatzes in die Forschung und Entwicklung reinvestieren, um ihre Spitzenposition verteidigen zu können. In diesen Branchen werden überdurchschnittliche Löhne gezahlt (weil die benötigten Fachkräfte rar sind) und auch die Verkaufspreise liegen nicht selten 20 % über denen der ausländischen Konkurrenz. Dass der Export trotzdem boomt, liegt an der Qualität der Produkte, an der Zuverlässigkeit des Service und an den insgesamt guten Erfahrungen mit deutschen Lieferanten.

Diese Firmen können es sich in der Regel nicht leisten, ihre Kernkompetenzen ins Ausland zu verlagern, weil sie dort gar nicht die Arbeitnehmer finden würden, die sie in ihrem hoch spezialisierten Bereich bräuchten. Hier werden nicht einmal bestimmte Produktionsstufen in die ausländischen Absatzgebiete verlagert (wie das z.B. bei adidas problemlos möglich ist).

Die hier beschriebene Exportwirtschaft bietet sichere und attraktive Arbeitsplätze und erwirtschaftet relativ hohe Gewinne, die auch in Deutschland versteuert werden. Ohne diese Unternehmen sähe es in unserem Land düsterer aus.

Die Binnennachfrage, die sicher unter einem Niedriglohnsektor leidet, ist eine ganz andere Welt. Und zunächst sehe ich noch keinen Zusammenhang zwischen niedrigen Löhnen und der Binnennachfrage. Denn es ist heute schon Gesetz, dass ein zu geringes Einkommen durch ALG II aufgestockt wird (sog. Kombilohn-Modell). Das zur Verfügung stehende Einkommen der Betroffenen liegt daher ohnehin über dem Arbeitseinkommen. Und daran würde auch ein Mindestlohn nichts ändern, weil man im Endeffekt auf etwa dieselbe Summe käme.

Nun kann man argumentieren, dass die Binnennachfrage insgesamt zu gering sei. Das ändert sich je nach konjunktureller Einschätzung (im Moment steigt der Konsum wieder an). Richtig ist allerdings, dass zusätzliche private Aufwendungen für die Altersvorsorge zu Lasten des Konsums gehen.
 
@Tiu

Das die Senkung der Reallohnquote um gerade einmal 0,9% in den letzten 10 Jahren eine durchaus realistische Zahl ist, wurde dir ja nun hinlänglich belegt.

Du irrst auch, wenn du sagst (bzw. zitierst), dass es für alle Nationen als Konzept gelte den Export zu steigern um die heimischen Wachstumsschwächen zu "überwinden".
Wie soll dies funktionieren?!
Schon mal an Märkte wie Indien und China gedacht, deren nationaler Markt rapide wächst?!

Ferner scheint deine Quelle einen der wichtigsten Faktoren eines Exportstandortes völlig zu vergessen ... schon mal was von Spezialisierung und Qualifikation gehört?
Was meinst du, warum die Chinesen ihre Studenten in Schaaren an die deutschen Hochschulen schicken ... Eben weil sie längst noch nicht so weit sind wie wir.

Und so lange wir es verstehen diesen Vorsprung zu halten bzw. auszubauen, so lange werden wir auch weiterhin beim Export die Nase ganz weit vorne haben.

Sollte Deutschland auf den Binnenmarkt bauen?
Nein natürlich nicht! Was nutzt es mir die Binnennachfrage zu stärken, wenn der größte Teil der hier konsumierten Produkte aus dem Ausland eingeführt wird?

- Würdest du einen Fernseher "Produced in Germany" kaufen, wenn dieser das 1,5-Fache eines "Made in Germany" und das doppelte eines "Made in China" Produktes kostet?
- Kaufst du Sportartikel gezielt von der Marke Trigema, weil diese als nahezu einzige Marke in diesem Segment ausschließlich in Deutschland produziert?

Ich gehe einfach mal davon aus, dass dem nicht so ist. Und selbst wenn es bei dir der Fall wäre, so würdest du anders denken als weit über 50% der deutschen Bürger.

Also frage ich dich, was große Investitionen in die Stärkung der Binnenwirtschaft bringen sollen, wenn 50% dieser Investitionen direkt ins Ausland fließen würden?!

Einzig eine Förderung des hiesigen Dienstleistungssektors ist für uns wirklich interessant. Hier ist durch die steuerliche Absetzbarkeit z.B. einer Putzfrau auch für Privatleute schon ein Schritt in die richtige Richtung getan worden.
Würde jetzt im Volk auch noch ein Wertewandel statt finden und der, der Leute für sich sein Haus putzen lässt nicht mehr dumm angeschaut werden, dann wäre dies ein weiterer wichtiger Schritt.

Doch das Groß der staatlichen Bemühungen muss auch weiterhin darauf abzielen unsere Stärken weiter aus zu bauen. Und hier zählen nun mal in erster Linie Bildung und Qualifikation speziell im Bereich unserer "Kernfähigkeiten" (Maschinenbau, Metallverarbeitung, Anlagentechnik, ...). Hier müssen wir unseren Vorsprung halten.
So lange wird dies schaffen wird unsere Außenhandelsbilanz auch weiterhin überaus positiv bleiben und dafür sorgen, dass die Investitionen vermehrt wieder zu uns zurück kommen.


@extasy:

Bist du bereit den doppelten Beitrag für die Krankenversicherung zu bezahlen?

Aber gerade in der Pflege, Kinderbetreuung und sonstige Sozial Arbeit werden Arbeitsplätze eingespart weil diese keinen, im kapitalistischen Sinne, Profit erwirtschaften. Eine Ausnahme gibt es hier, die Lehrer nämlich, die dank guter Lobby in der Politik geradezu fürstlich entlohnt werden ;).

Soll der Smilie hinter der Aussage bedeuten, dass du selbst weist, dass sie nur ein Witz sein kann?
Ich bitte dich einmal dir die Einkommensituation eines Lehrers anzuschauen. Und dann schaue auch bitte nochmal wie viele Lehrer auf Grund von Erkrankungen (vorzugsweise Herz-Kreislauf, Krebs, Psychischer Stress, ...) die allesamt berufsbedingt sind (auch wenn dies all zu oft nicht anerkannt wird) Frühpensioniert wurden. Und natürlich halte auch den Bildungsweg (Abitur - Studium - Referendariat) dagegen und die investierten Kosten für die Ausbildung.
Vielleicht merkst du dann selber wie daneben deine Aussage ist.

Ich meine aber hier sieht man ganz deutlich welche "Werte" der Kapitalismus hat, nämlich nicht der Mensch und Menschlichkeit, sondern nur Materialismus.

Es liegt an jedem von uns diese Werte selbst zu definieren. Wenn wir dazu zu schwach sind, dann ist es unsere eigene Schuld wenn der Shareholder Value gegenüber den Stakeholder Value die Überhand hat. Wenn wir natürlich Unternehmen die den Stakeholder Value praktizieren abstrafen indem sich die Gewerkschaften in das Unternehmen "einklagen" [1] dann ist klar, dass diese Wertevorstellung niemals gewinnen wird.

Es gibt sicherrlich darunter auch welche die ihrern Angestellten einen fairen Lohn bezahlen, also ihren Gewinn fair mit den Angestellten teilen. Nur leider gibt es genug Beispiele wo es ganz anders läuft, und das bedingt nunmal, nach meiner Überzeugung, der Kapitalismus.

Du sagst also, dass jeder Arbeitgeber, der seinen Angestellten keinen "fairen Lohn" (also sagen wir z.B. 4€ die Stunde) zahlt, ein Ausbeuter ist?


[1]http://www.manager-magazin.de/it/artikel/0,2828,403431,00.html
 
Daedalus, hast du dir den Artikel in der Quellenangabe einmal ganz genau durchgelesen? So von vorne bis hinten? Dort wird sehr schlüssig aufgezeigt, wieso eine maßgeblich exportorientierte Wirtschaft dazu führt das es zu Arbeitslosigkeit, Armut, Sozialabbau und Lohnsenkung kommt, bzw. kommen MUSS.

Betrug 1980 der Exportanteil am BIP nur 25% wobei noch 43% der Beschäftigten im produzierendem Gewerbe tätig waren, war der Anteil 2004 schon 40% am BIP bei nur noch 24% der Beschäftigten im prodzierendem Gewerbe. Und das natürlich bei gleichzeitig steigenden Kosten, Steuern und sozialem Raubbau.

Binnenwirtschaft wie sie vor Jahrzehnten funktioniert hat kann nur dadurch funktionieren indem man für wettbewerbsfähige Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen und ausreichendem Lohn sorgt in der Binnenwirtschaft.

Globalisierung
EU-Osterweiterung
Fokus auf dem Außenhandel usw.
werden definitiv dazu führen den Raubbau am Sozialen weiter auszubauen, Löhne zu senken und die Arbeitslosigkeit zu fördern.

Die Masse der neuen Jobs entstehen eben gerade nicht im hochbezahlten Hightec, sondern im unsicheren Niedriglohnsektor.

Wenn der Wert einer Vollzeitarbeit nicht mehr über dem Sozialhilfesatz liegt, dann ist sie es auch nicht mehr wert noch getätigt zu werden, denn die Löhne sollten sich an den Lebenshaltungskosten orientieren, und da kann kein Deutscher mit einem Chinesen oder Inder konkurierren, ja, dass sollten wir noch nicht einmal versuchen.
 
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@Tiu
Auf die von Dir genannte Quelle (Labournet) gehe ich noch gesondert ein. Aber ich möchte schon vorab darauf hinweisen, dass wir in Deutschland einem stetigen Wandel ausgesetzt sind: Der Anteil des produzierenden Gewerbes nimmt - was die Beschäftigten angeht -ab, der Dienstleistungssektor dagegen wächst unaufhaltsam. Im Exportbereich werden nun aber weniger Dienstleistungen exportiert, sondern materielle Güter, und das unter stark rationalisierten Produktionsbedingungen. Damit dürfte der Rückgang von 43 % auf 24 & größtenteils erklärt sein.

Ich erinnere mich noch gut daran, dass Mitte der 80er-Jahre die Arbeitslosenzahl in Westdeutschland auf über 2 Mio. stieg. Seither sind 20 Jahre vergangen und wir haben in Ost - und Westdeutschland in etwa doppelt so viele Menschen ohne Job. - Und da regen sich manche Leute auf, wenn sie innerhalb der letzten 10 Jahre marginale Einbußen beim Einkommen hinnehmen mussten (beogen auf die Gesamtstatistik).

Schließlich haben wir doch in Deutschland mit Hilfe der Flächen-Tarifverträge die Gehälter über Jahre nach unten abgesichert. Hinzu kommt die Meinung, man müsse mit dem Alter stetig mehr verdienen, ohne die Arbeitsleistung zu berücksichtigen. Und dann wundert man sicht, wenn die Unternehmer die älteren Arbeitnehmer lieber vor die Tür setzen.

Angeischts der verdoppelten Arbeitslosenzahlen müssten die Löhne eigentlich auf breiter Front sinken. Aber das passiert ja nur in Teilbereichen. Der Rest an Arbeitslosigkeit bliebt schon deshalb bestehen, weil die Lohnforderungen einfach nicht mehr zeitgemäß sind.

Die anderen Probleme, etwa fehlendes Ausbildungsniveau oder Abwertung der Arbeitskraft durch Langzeitarabeitslosigkeit, sind dabei noch gar nicht berücksichtigt. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass ein Arbeitgeber Spaß daran hat, jemanden einzustellen, der schon 2-3 Jahre lang nicht mehr gearbeitet hat und der als Single mit 1.200 Euro netto nach Hause gehen willl. Das ist doch unrealistisch. Und das weiß auch die Arbeitsagentur, weshalb es ja auch die Eingliederungshilfen gibt - übrigens auch eine Art von Kombilohn.

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Bei der Betrachtung der volkswirtschaftlichen Zusammenhänge sollte man übrigens nicht nur die realen Güterimporte- und exporte gegeneinander aufrechnen, sondern überlegen, was wir mit all dem Geld machen, das wir für unsere Exportgüter einnehmen. Ich meine damit speziell den Auslandstourismus, der dazu führt, dass die Deutschen ihrerseits erhebliche Milliardenbeträge ins Ausland transferieren (und im Gegenzug "Urlaub" importieren). Wenn eine Wirtschaft übermäßíg exportiert, wächst schließlich die Geldmenge im Inland stetig. Nur weil das Geld wieder im Ausland ausgegeben wird, reguliert sich das wieder. Anders formuliert: Hätten wir die hohen Exportüberschüsse nicht und blieben wir bei unseren Urlaubsgewohnheiten, dann würde man der Volkswirtschaft ungesund viele Geldmittel entziehen.
 
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@keshkau

Nun, anfang der 80er bewegten wir uns tatsächlich auf die 2 mio. Marke der Arbeitslosen in Westdeutschland zu, heute stehen wir in Gesamtdeutschland offiziell bei mehr als 4 mio., bloß anhand der Statiskikberechnung von 80 haben wir heute mehr als 6mio. Arbeitslose!
Das die Satistik von heute geschönt ist, darüber brauchen wir bestimmt nicht diskutieren.
Es bleibt also nicht bei einer Stagnation der Arbeitslosen, sondern bei einer effektiven Steigerung bzw. sogar Verdoppelung der Arbeitslosen, Ostdeutschland hin oder her!

Wenn ein Werk wie bsw. Siemens hier in Deutschland Werke schließt oder auslagert um bsw. in Polen ein neues zu eröffnen, weil man dem Polen dort nur Lohn von € 200,- bezahlt (Mindestlohn in Polen 154 Euro), dann dient das in erster Linie nicht dazu um das Produkt zu verbilligen, sondern in der Hauptsache zur Gewinnmaximierung. Doch wer partizipiert denn an dieser Gewinnsteigerung? Die Aktionäre, und wer ist das in der Masse? Genau, Banken, Versicherungen andere Unternehmen des Großkapitals. Und wozu nutzt man mal so nebenbei diese Gewinne? Sicherlich nicht um höhere Löhne zu zahlen oder sich an der Verbesserung des Sozialsystems zu beteiligen, sondern um Firmenübernahmen/ Auslandsbeteiligungen zu finanzieren durch die letztlich wieder Arbeitsplätze abgebaut werden.
Nun, der Deutsche sitzt auf der Strasse, der Pole kann immer noch keine großen Sprünge machen und wird daher trotzdem versuchen hier in D einen 5 Euro Stundenlohnjob zu bekommen, dass nutzt unseren Arbeitslosen gar nix, verursacht nur weiter das Lohndumping und den Konkurenzdruck unter den Arbeitnehmern.

Mich würde einmal interessieren, was ein Auto das in Polen gebaut wurde (Opel Agila) mehr kosten würde wenn man es in Deutschland gebaut hätte. Ich kann mir sehr gut vorstellen das der Verkaufspreisunterschied nur Marginal wäre, weil die reinen Produktionslohnkosten nicht der ausschlaggebende Preisfaktor dafür sind.
 
Ein Grund für die Auslagerung der Produktion in das Ausland ist die Markterschließung bzw. Marktpenetration vor Ort. So geschehen, als VW sein Werk in Shanghai baute. Die dort produzierten Autos waren erst gar nicht für Deutschland bestimmt, sondern für den asiatischen Markt. Deshalb machte es grundsätzlich Sinn, im Zielmarkt präsent zu sein.

Ein anderer Fall liegt vor, wenn ein deutscher Hersteller z. B. die Vormontage nach Polen oder sogar nach Asien verlagert, um Personalkosten zu sparen. Das geschieht bevorzugt bei personalintensiven Ablaufen, bei denen sich der Kostenunterschied am deutlichsten bemerkbar macht (z. B. Näherei). Diese Aufgaben sind oft nicht sehr anspruchsvoll, weil im Ausland weniger gut ausgebildetes Personal mit Berufserfahrung zur Verfügung steht. Hier stehen also die Kostenüberlegungen im Vordergrund. Sachinvestitionen werden im Inland auch deshalb häufig durchgeführt, um teure Pesonalarbeit durch Maschinen zu ersetzen. Hier kann die Auslagerung der Personalarbeit ins Ausland eine Alternative für Unternehmen sein, wenn die Lohneinsparungen höher ausfallen als die Produktivitätsverluste.

Im zweiten Fall der Auslagerung aus Kostengründen spielen Gewinn- bzw. Kostenüberlegungen eine entscheidende Rolle. Denn wenn der französische Konkurrenz für Oberbekleidung in Fernost produzieren lässt, dann zieht er daraus Kostenvorteile. Er macht mehr Gewinn und kann z. B. mit guten Erfolgsaussichten einen Preiskampf anzetteln. Deshalb reagiert man hier.

Wem die Kosteneinsparungen letztlich nützen, hängt von der Marktsituation ab. Wir sehen ja, dass z. B. Elektrogeräte (Handy, Bildschirme, Fernseher usw.) einem harten Preiswettbewerk ausgesetzt sind, was allen Konsumenten nützt.

Beim Auto gab es einmal ein schönes Beispiel bei WISO. Da kostete ein Wagen in Deutschland ca. 22.000 Euro, in Posen (nah hinter der polnischen Grenze) in exakt der gleichen Ausstattung aber nur ca. 19.000 Euro. In Posen hat sich ein regelrechtes Mekka für Autoverkäufer entwickelt und die Mitarbeiter dort lernen die Namen für Extra-Ausstattungen in deutscher Sprache. Wenn der Wettbewerb unter den Anbietern in einem Markt nicht funktioniert, haben die Kunden natürlich das Nachsehen. Hier ist dann das Wettbewerbsrecht gefordert.

Ich würde nicht so weit gehen und sagen, dass Gewinne fast ausschließlich in Fusionen und dergleichen gesteckt werden. Und es muss auch nicht darauf hinauslaufen, dass damit ständig Jobs in Deutschland verloren gehen. Sicher ist nur eines: Die Märkte - auch die Arbeitsmärkte - kommen durch die Globalisierung und durch den technischen Fortschrittt mächtig in Bewegung. Und die meisten Menschen sind noch nicht so weit, um das zu verinnerlichen. Die Umbrüche, die sich in der Vergangenheit über Jahrzehnte vollzogen haben, beanspruchen heute nur noch wenige Jahre. Das wird Mannesmann von Vodafone geschluckt, da werden die Post und die Telekom privatisiert. Und damit sind auch neue Chancen verbunden. Wenn ich durch die City gehe, sehe ich an fast jeder Straßenecke einen Vodafone-Shop. Das Unternehmen beschäftigt mittlerweile 9.000 Mitarbeiter. Auch andere Bereiche - etwa die Finanzberatung. - sind z. T. neu aufgeblüht. Man muss schon die Augen offenhalten und sich neu orientieren. Aber wie gesagt, die meisten Leute trauern ihrem alten Job nach und zeigen nicht die notwendige Flexibilität.

Auch in dem von Dir zitierten Artikel wird erwartet, dass sich der Staat um die Weiterbildung bzw. Umschuldung kümmert. Wieso eigentlich? Ein Arbeitnehmer, der sozusagen ein Unternehmer in Bezug auf seine eigene Arbeitskraft ist, kann sich doch ebenso gut selbst darum kümmern.
 
@Der Deadalus
Zu deiner letzten Frage (Arbeitgeber der 4 Euro bezahlt) ein ganz klares JA, es ist ein Ausbeuter im klassischen Sinne ! Wie sonst soll man einen Arbeitgeber nennen wenn er seinen Angestellten keinen fairen Lohn bezahlt ?

Zu den Lehrern, der Smilie deutete es schon an das es nicht ganz ernst gemeint war. Aber dennoch ist es die bestbezahlte Berufsgruppe im Sozialen Bereich. Und auch bei uns Pflegern gäbe es gewiss viele Frühverrentungen wenn dieses ebenso einfach und komfortabel gehandhabt würde wie im Beamtenrecht bei den Lehrern ;) Kaum jemand bei uns der sich bis 65 (jetzt 67) noch nicht den Rücken kaputt gearbeitet hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ach und was ist mit Ärzten? Die verdienen also weniger als Lehrer?
Hast du ne Ahnung was ein Lehrer nach Abzug der privaten Krankenversicherung die er zahlen muss über hat? Weist du, dass Lehrer studierte Leute sind die viele Jahre lang für ihre Ausbildung bezahlt haben und eben nicht "nur" Menschen mit einer Berufsausbildung?

Zu deiner letzten Frage (Arbeitgeber der 4 Euro bezahlt) ein ganz klares JA, es ist ein Ausbeuter im klassischen Sinne ! Wie sonst soll man einen Arbeitgeber nennen wenn er seinen Angestellten keinen fairen Lohn bezahlt ?

Also ist die Besitzerin des Friseursalons die selbst weit weniger Geld hat als es ihr zusteht, dafür ca. 45 Stunden in der Woche am Kunden arbeitet, dazu noch die Wochenenden mit Buchhaltung verbringt, 3000€ jeden Monat in die Ladenmiete investieren muss und mit ihrem gesamten Hab und Gut in die Unternehmung investiert (mit dem Risiko hinterher alles zu verlieren) eine Ausbeuterin, weil sie ihren Angestellten nicht mehr als 3,68 € die Stunde bezahlen kann?

@Tiu:

keshkau hat schon das wesentliche gesagt ... man kann es ja im Grunde auf einen Satz runter brechen:

Was bringt es, wenn wir auf den Binnenkonsum setzen wo doch die Wertschöpfung bei dem größten Teil der hier konsumierten Waren im Ausland statt findet. Dies würde dann dazu führen, dass wir immer mehr Werte ins Ausland transferieren (denn Konsumgüter schaffen nun mal im eigenen Land kaum Werte). Wie willst du dieses Defizit ausgleichen?
 
Der Daedalus schrieb:
Was bringt es, wenn wir auf den Binnenkonsum setzen wo doch die Wertschöpfung bei dem größten Teil der hier konsumierten Waren im Ausland statt findet. Dies würde dann dazu führen, dass wir immer mehr Werte ins Ausland transferieren (denn Konsumgüter schaffen nun mal im eigenen Land kaum Werte). Wie willst du dieses Defizit ausgleichen?

Ähm, wie hat man denn die Werte geschaffen als man noch eine geringere Exportquote hatte? Also je weiter man in der Zeit zurück reist, je geringer wird die Exportquote, je geringer werden die Arbeitslosen, je dichter wird das soziale Netz, je größer noch der Anteil am produzierendem Gewerbe. Schon merkwürdig, oder? ;)

Dieser ganze Schuß wie er z.B. durch die Globalisierung propagiert wird geht doch definitiv nach hinten los.
Bestes Beispiel IT-Industrie Sektor Hardware
Das goldene Zeitalter war die Zeit zwischen 1988/89 und 1995/96.
Obwohl es dort weit aus mehr Hersteller in fast allen Bereichen gab als heute, der Konkurrenzdruck daher auch größer, hat man dort von der Herstellung bis zum Handel höhere "Gewinne" erzielt als heute, wo kaum noch echter Wettbewerb herrscht und alles zu einem Masseneinheitsbrei verkommen ist und wo man "nur" noch über die Masse verdient.

Die Händler, Zwischenhändler und Distributoren hatten Margen jenseits der 10%. Heute leben selbst die Hersteller von Grafikkarten mit Margen von lediglich noch 2%-5%. Von den Margen die die Händler machen will ich erst gar nicht reden. Alles geht bloß noch über die Masse.

Für meinen ersten x86 PC habe ich 1991 inkl. Monitor und Drucker DM 4.696,- (€ 2401,-)bezahlt, geordert bei Quelle :D
Das war ein Standard 08/15 PC. Was kostet denn heute ein Standard 08/15 PC inkl. Monitor und Drucker? Eben, keine 700 Euro.
Gäbe es heute in den privaten Haushalten wirklich weniger PC´s wenn man die Preise oben gelassen hätte? Wohl kaum, nur die "Wertigkeit" des Produktes würde man heute anders sehen und ,man hätte bloß einen PC im Haus anstatt 2-3. Es ist doch ein fataler Irrglaube, dass Masse = größere Gewinne heißt. Man schadet sich doch in allen Bereichen bloß selbst.
Ein Blick auf Fernost zeigt doch wo die Reise hingeht. Selbst Taiwan ist als Produktionsstandort zu teuer geworden. MSI, ASUS, Gigabyte und viele andere haben ihre Produktionsstandorte schon lange auf das chinesische Festland verlegt. Und wie partizipieren denn die chinesischen Arbeitsheere dort? Gar nicht. Man ist froh seine Miete zu bezahlen und sich kleiden und ernähren zu können. Da ändern einige wenige Millionäre und Milliardäre auch nichts daran.
Was kommt also nach China als Produktionsstandort? Laos, Kambodscha, Vietnam? Afrika?
Wer kauft die ganzen immer weiter ansteigende Zahl der Massenprodukte in Zukunft noch auf? Dieser industrielle globale Verdrängungswettbewerb ist wirtschaftlich und sozial ein Fluch denn ein Segen.

"Die Tafel" hatte 2006 schon über 600 Einrichtungen in Deutschland, und das neben anderen sozialen, kirchlichen und caritativen Einrichtungen, ein Umstand der vor 20 Jahren kaum vorstellbar war, Suppenküchen in Deutschland.
Jedes 10. Kind in Deutschland lebt in Armut, wobei Deutschland überdurchschnittliche Zuwächse zu anderen OECD Nationen verzeichnet. Die Schere zwischen arm und reich wird immer größer, die Mittelstandsgesellschaft bröckelt weiter und während das Großkapital sich über Milliardengewinne freut, Arbeitnehmer entlässt, Stellenabbau betreibt fordert man hier Menschen dazu auf für 1 Euro die Stunde zu arbeiten oder einen Stundenlohn zwischen 3 und 6 Euro als normal hinzunehmen. Tja, und die Zukunftsaussichten sehen eher schlimmer als rosiger aus.
 
Tiu schrieb:
Ähm, wie hat man denn die Werte geschaffen als man noch eine geringere Exportquote hatte? Also je weiter man in der Zeit zurück reist, je geringer wird die Exportquote, je geringer werden die Arbeitslosen, je dichter wird das soziale Netz, je größer noch der Anteil am produzierendem Gewerbe. Schon merkwürdig, oder? ;)

du hast folgende Aussagen vergessen:

... je geringer war der Lebensstandart, je geringer war die technische Entwicklung, je "größer war die Welt"....

Das soziale Netz ist heute nicht löchriger als vor 30 Jahren. Lediglich das Niveau auf dem es dich auffängt ist gesunken.

Ferner bitte ich zu beachten, dass vor allem durch die gesunkenen internationalen Transportkosten (größere, effizientere Schiffe, Flugzeuge, ...) die Kosten für den Import von Waren extrem gesunken sind.
Vor 50 Jahren wäre es kostenmäßig nicht sinnvoll gewesen Produkte aus einem Niedriglohnland zu importieren. Heute macht es durchaus Sinn.

Ferner leben wir im "hier und jetzt" und nicht vor 100 Jahren.


Die Schere zwischen arm und reich wird immer größer,

Sorry, aber einen wirklichen Beleg für diese Aussage hat mir bisher noch niemand zeigen können.

die Mittelstandsgesellschaft bröckelt weiter und während das Großkapital sich über Milliardengewinne freut,[...]

Auch hier wird oft subjektives als objektiv hingestellt. "Das zerbröckeln der Mittelstandsgesellschaft" kann ich jedenfalls aus meinem subjektiven Blickwinkel nicht beobachten.

[...]Arbeitnehmer entlässt, Stellenabbau betreibt fordert man hier Menschen dazu auf für 1 Euro die Stunde zu arbeiten oder einen Stundenlohn zwischen 3 und 6 Euro als normal hinzunehmen. Tja, und die Zukunftsaussichten sehen eher schlimmer als rosiger aus.

Ich bitte dich ... dieses Bild ist doch echt überzogen? Schlechte Zukunftsaussichten?! Ich bitte dich. Wir haben sicher Probleme, aber allesamt Probleme die man durchaus bewältigen kann. Das schlimmste wäre es der sich wandelnden Welt zu begegnen indem man verlangt, dass alles beim Alten bleibt.

Ferner ist es doch überzogen hier von rapidem Stellenabbau zu sprechen. In Deutschland sinken im Moment die Zahlen der Erwerbslosen rapide!
Auch die Tendenz zu niedrigen Löhnen in einem breiten Berufsspektrum vermag ich nicht zu erkennen. Hier spricht doch das Sinken der Reallohnquote um gerade einmal 0,9% in den letzten 10 Jahren (wohlgemerkt eine Zeit schwachen Wirtschaftswachstums) eindeutig Bände.

Es ist unbestreitbar, dass in Deutschland Menschen für "zu wenig Geld" arbeiten. Es ist aber aus meiner Sicht ebenso unbestreitbar, dass die jeweiligen Arbeitgeber für diese niedrigen Löhne direkt verantwortlich sind. Es sind eben in den meisten Fällen nicht die "Renditeforderungen" der Arbeitgeber, die diese niedrigen Löhne verursachen.

Und auch ist ein Stundenlohn von 3-6 € alles andere als "Normalität". Die durchschnittlichen Stundenlöhne in Deutschland steigen sehr stark. Denn im selben Zeitraum in dem die Reallohnquote (wohlgemerkt das monatliche Einkommen) um 0,9% gesunken ist, sank auch die Wochenarbeitszeit um 7%. Die Stundenlöhne steigen also im Schnitt.


Zu deinem Beispiel aus der Elektrobranche:

Nun hier hast du dir gerade die Branche ausgesucht die in den letzten 10 Jahren einen rapiden Wandel vollzogen hat. Die Produktionsmethoden wurden sehr stark optimiert, was die Stückkosten hat sinken lassen. Und die geringeren Stückkosten und damit auch die geringeren Gewinnmargen bei den Händlern sorgen für einen größeren Absatz welcher dies ja wieder in einem gewissen Maße kompensiert.
Und wenn der Kunde nun einmal einen PC für 500€ verlangt, dann wird dieser Wunsch bedient. Hier trägt wieder einmal der Kunde die Verantwortung denn der Markt befriedigt einfach seine Wünsche.
 
@Tiu
„Früher“, das bedeutet konkret auch Folgendes:

1954: erstmals tarifliche Sonderzahlungen (Weihnachtsgeld) im öffentlichen Dienst
1956: Kampagne „Samstags gehört Vati mir“
1956: Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 48 auf 45 Stunden in der Metallindustrie
1957: Streik für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall (Metaller in Schleswig-Holstein)
1959: 40-Stunden-Woche in der Zigarettenindustrie
1959: 5-Tage-Woche im Steinkohlebergbau
1962: Urlaubsgeld in der holzverarbeitenden Industrie
1965: 40-Stunden-Woche in der Druckindustrie
1965: Vermögenswirksame Leistungen im Tarifvertrag des Baugewerbes
1967: Konzertierte Aktion (Stabilitäts- und Wachstumsgesetz)
1971: 7,8 % Lohnerhöhung in der Chemieindustrie, Tarifeinführung des 13. Monatsgehalts

In den 70er-Jahren begann dann allmählich die Krise auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Aber die Beschäftigten beharrten weiterhin auf den Vergünstigungen, die sie in den Zeiten des Wirtschaftswunders erstritten hatten. Das soll nur verdeutlichen, wie verwöhnt wir alle sind.

Bei hoher Beschäftigungslage und guter Altersstruktur bzw. nicht allzu langer Lebenserwartung ist ein dichtes soziales Netz für die Gesellschaft kein Problem. Nun haben wir aber nicht mehr die Wachstumsraten von früher und auch nicht den hohen Beschäftigungsgrad. Aber wie bei den Löhnen und den Sonderleistungen bestehen die Arbeitnehmer auch hier strikt auf den vollen Leistungen des Sozialstaates.

Erst daraus resultieren doch die Probleme, die wir in Deutschland mit hohen Löhnen bzw. Lohnnebenkosten haben. Und nur deshalb ist es so attraktiv, im Ausland zu produzieren.

Weiterhin beklagst Du den Preisverfall bei der Hardware. Ich finde, davon profitieren doch die Kunden – und nicht nur die. Wenn ich mir die deutschen Büros ansehe, dann stehen dort PCs ohne Ende. Andere Länder, die nicht so viel Technik einsetzen, haben weniger Nutzen davon, dass die Einkaufspreise für Hardware gesunken sind.
 
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Daedalus, ich wünsche mir auch einen Jumbojet für 500 Euro, aber den werde ich wohl nicht bekommen. Es ist doch absoluter Schwachsinn dem Verbraucher die Schuld an der Verbilligung der Produkte zu geben und an die erste Stelle zu setzten, sondern es ist zuerst einmal eine direkte NOTWENDIGKEIT des internationalen Verdrängungswettbewerbs. Da liegt das Übel zuerst und nicht beim Verbraucher.

Soso, man konnte dir noch nicht zeigen das die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander klafft?
http://www.wsws.org/de/2002/sep2002/oecd-s06.shtml Studie der OECD
http://www.wsws.org/de/2001/mai2001/arm-m16.shtml Bericht der Bundesregierung
http://www.wsws.org/de/2001/jun2001/armu-j30.shtml Kinderarmut in Deutschland
Machst du eigentlich die Augen zu?

Lebenstandard:
Also ich konnte mich über meinen Lebensstandard in den 70/80 nicht beschweren, habe da eigentlich nicht wirklich etwas vermisst. Du etwa?
Ich sehe aber das es heute für mich und sehr viele andere immer schwieriger wird den JETZIGEN Standard überhaupt noch halten zu können, geschweige denn zu verbessern.
In den 70/80 bin ich zum Arzt ohne Praxisgebühr, ohne für Medikamente etwas hinzuzahlen zu müssen, habe Zahnersatz, Brille, Hörgeräte etc. ohne Beteiligung bekommen, auch hatte man da noch Hoffnung auf eine zukünftige Rente welches einem ein Auskommen im Alter sicherte, diese Hoffnung habe ich heute nichtmehr. Ohne private Vorsorge wird es nicht mehr gehen in Zukunft, bloß, um vorsorgen zu KÖNNEN muss man mir auch einen Lohn geben mit dem ich Vorsorgen KANN. Das wird aber bei Löhnen unterhalb von 12,50 Euro/std. kaum möglich sein. Die Altersarmut ist also schon heute für viele Menschen in Deutschland vorprogrammiert. Super!

Und nebenbei, die Probleme von heute haben wir nicht erst seit gestern, und wir werden sie auch morgen nicht los sein. Der Verdrängungswettbewerb wird weiter gehen und auch vor Deutschland nicht halt machen und wir werden auch in Zukunft weiterhin Stellen im produzierendem Gewerbe verlieren. Gestern haben wir die Produktion von Billigstahl an China abgegeben und morgen werden wir auch die Produktion von Edelstählen an China verlieren. Jo, immer weiter so.
 
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