Mindestlohn Reform durch linke Mehrheit SPD-Grüne-Die Linke

keshkau schrieb:
@e-ding
Beim Auto werden wir uns nicht einig, denn eine "Notwendigkeit" dafür sehe ich höchstens bei Menschen, die auf dem Land leben.


Lebe in ner Stadt und muss jeden Tag etwa 50km zur Firma fahren, welche sich in einem Dorf niedergelassen hat. Für viele Arbeitnehmer ist ein Auto eine notwendigkeit.

Wenn ich mir mein Durchschnittslohn so ansehe und durchrechne, was ich für mein Auto aufwenden muss (Benzin, Steuern, Versicherung, Wartung/Reperatur und ansparen fürs nächste, wenn man weiter dort Arbeiten will), dann könnte ich mein Auto verschenken und hätte als ALG2 Empfänger das gleiche im Monat zur verfügung.

Man geht echt nur Arbeiten um sein Hartz4 Einkommen nicht vom Staat beziehen zu müssen und um sein PKW unterhalten zu können (Incl. ansparen für den nächsten).
Oder man nutzt das Geld für andere Dinge und kann "ein bissel Leben" und wenn der Wagen Schrott ist, gibts halt ALG2. Abstriche muss man dann ja eh keine Machen, da der 1Euro Job oder die ABM dann alle Jahr wieder genausoviel Taschengeld rein bringt wie der Job nun.


Mindestlohn hin und her, also zur Zeit biste als ALG2 Empfänger mit nem EuroJob oder ABM besser dran als Niedriglohnarbeiter der täglich Fahren muss. Und auf die Steuererklährung freu ich mich auch schon: Hundert Euro eingezahlt und Tausend verfahren. Was man da wohl wieder bekommt. :rolleyes:
 
@OMaOle
Wenn ich an das bundesweite Gesamtproblem denke, sehe ich da kaum Handlungsbedarf. Die Masse der Arbeitslosen findest Du in den Städten (vgl. z. B. Ruhrgebiet und Münsterland).

@e-ding
Sozialversicherungspflichtige Jobs wären das Optimum. Aber bei dem derzeitigen Überangebot an Geringqualifizierten dürfte ein künstlich angehobener Lohn, der über dem Marktpreis liegt, viele Jobs kosten. Da hilft es auch nicht, nach England zu schielen, weil der Arbeitsmarkt dort deutlich weniger reglementiert ist als hier.

@Alphamenpower61
Die von Dir zitierte Meinung ist nur eine von vielen. Und das Konsumargument zieht nicht. Das Mindesteinkommen erhalten diese Leute sowieso, egal ob mit Mindest- oder Kombilohn. Die Frage ist nur, aus welchen Kassen das Geld fließt.
 
Ein Aspekt in dieser Diskussion wurde bisher vergessen.

Im Kapitalismus gibt es Bereiche wo es im "Verdienst" keine Grenzen gibt. Für die ganz oben (Fußballer, Rennfahrer, Manager, Unternehmensberater usw) scheint es keinerlei Grenzen zu geben. Niemand kann mir aber erzählen das z.B. ein Schumacher seine 150 Millionen Doller Jahreseinkommen tatsächlich "verdient. Oder einer der vielen "Berater" für einen Vortrag die Stunde 10 000 Euro "verdient".

Genau das macht aber den Kapitalismus aus das für Nonsens das meiste "verdient" wird. Ich neide bestimmt niemandem Hochqualifiziereten z.B. in der Forschung seine 150 000 Euro Jahresgehalt. Wenn man sich jedoch die Verdienste dieser besagten Superreichen anschaut sind das aber nur Peanuts. Im Gegensatz zu den Superreichen hat der Hochqualifizierte seine 150 000 Euro wahrlich verdient weil er wirklich etwas messbares und nützliches leistet.

Oder anders gesagt: Wenn ein "Schumi" seine 150 Millionen wirklich dafür "verdient" hat das er mit Rennautos im Kreis fährt, was würde denn dann jemand verdienen der einen Impfstoff gegen AIDS oder Alzheimer entwickelt ?

Die Sportartikelhersteller bezahlen mehr an einen einzigen Werbestar (Backham und wie sie alle heißen) als an Lohnkosten für ihre Produkte in den Billiglohnländern.

Hier sieht man das die Mähr vom gerecht bezahlenden Kapitalismus nicht stimmt da gerade im Kapialismus für die größten Banalität das meiste Geld bezahlt wird. Und komischer Weise ist dafür immer genug Geld da im Kapitalismus, nur für uns "Proleten" halt nicht. Wir sollen für möglichst wenig Geld arbeiten gehen, Oben jedoch gibt es keinerlei Hemmungen und Grenzen. ;)

Erinnert mich an die Rolle der Kirche im Mittelalter die dem Volk immer die Keuscheit predigte, aber Orgien hinter den Klostermauern feierte.
 
Zuletzt bearbeitet:
extasy schrieb:
Oder anders gesagt: Wenn ein "Schumi" seine 150 Millionen wirklich dafür "verdient" hat das er mit Rennautos im Kreis fährt, was würde denn dann jemand verdienen der einen Impfstoff gegen AIDS oder Alzheimer entwickelt ?

Die Sportartikelhersteller bezahlen mehr an einen einzigen Werbestar (Backham und wie sie alle heißen) als an Lohnkosten für ihre Produkte in den Billiglohnländern.

Genau das ist es doch aber, diese Leute stehen in der Öffentlichkeit und dienen durch ihren Bekanntheitsgrad den Sportartikelherstellern, Autofirmen und was weiß ich noch als Werbeträger. Durch sie wird der Umsatz gesteigert, diese Leute bringen den Herstellern letztlich nur durch ihr Dasein eine Menge Gewinn (verwerflich ich weiß). Doch auch das sichert Arbeitsplätze und trägt zum Wohlstand der Menschen bei.

Ob die Höhe der Werbegehälter gerechtfertigt sind, darüber kann man sicher streiten, doch auch sind glaub ich Verhandlungssache. Bekäme ich für meine Tätigkeit so viel würde ich auch nicht nein sagen.

Vergessen sollte man dabei auch nicht, dass diese Leute sich meist auch für soziale Dinge engagieren und auch wenn ihnen das vielleicht nicht besonders schwer fällt machen müssen sie s nicht.

OMaOle
 
Aber ist das denn nicht gerade entlarvend wie blöde dieser Kapitalismus tickt ? Es ist doch geradezu hirnrissig einen Sportschuh zu kaufen weil ein Supereicher wie Backham dafür Werbung macht. Jeder sollte doch wissen das er das nur wegen des millionen schweren Werbevertrages macht und nicht weil er von dem Produkt überzeugt ist.

Was ich damit halt nur deutlich machen wollte ist wie hochgradig ungerecht und irrsinnig das Kapitalistische Wirtschaftssystem ist. Da bekommen Leute für Autofahen, Tennisspielen und gegen den Ball treten Unsummen und andere mit hoher Qualifikation und guter Arbeit dagegen nur Almosen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier vereinfachst du die komplexizität von Werbung und Marketing doch deutlich.

Es hat, so dumm das jetzt im ersten Moment klingen mag, viel mit Individualismus zu tun, wenn jemand einen Schuh kauf für den ein Herr Backham wirbt.
Wenn z.B. ein Fan Backhams dies tut, weil er seinem Idol in irgendeiner Form nacheifern möchte, dann ist das kein "dummes Nachkaufen" sondern eben ein Ausdruck der individuellen Vorliebe.

Und es wird auch selten ein Produkt durch einen Star als Werbenden "gut". Stimmt die Qualität des Produktes nicht, dann wird aus dem Produkt auch nichts.

Ich kann nicht erkennen, dass dies ein Zeichen dafür ist, dass der Kapitalismus "blöde" tickt. Denn es steht noch immer jedem Individuum frei seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Ich würde mir sicher nie einen "Backham Schuh" kaufen. Mein Nachbar macht es vielleicht (aus welchen Gründen auch immer). Jedem das seine ...
 
Mindestlohnreform ist das Zauberwort des Themas, nicht Höchstlöhne ;)

Bitte näher beim Thema bleiben.

Gruß

olly
 
@olly3052
sorry, wollte hier mal nur auf das andere Extrem zum Mindestlohn hinweisen. Dachte das dieses ganz gut reinpasst.

@Der Deadalus
na, das mit der Werbung war ja nur ein Teil zum Thema Extremeinkommen. Wollte damit eigentlich nur aufzeigen wie extrem und ungerecht im Kapitalismus die Einkommensverteilung ist. Ob dieses extreme Einkommen nun mit Werbung, Managment oder "Beratung" (ich verstehe garnicht wen und was die alles "Beraten") erzielt wird ist dabei eigentlich nebensächlich. Wichtiger ist halt die Erkenntniss das so gesehen selbst die "Besserverdiener" im vergleich zu einem Mr. Backham nicht gerecht bezahlt werden.

Ich finde das dieses doch der Hauptgrund ist warum die Einkommensverteilung so extrem ungerecht ist. Weil halt einige Wenige so extrem viel bekommen. Mag fieleicht etwas einfach gestrickt sein dieses Betrachtung, aber im Groben stimmt es doch.

Ich meine das dieser Aspekt durchaus mit diesem Thema zu tun hat, oder ? ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
ok überzeugt und weitermachen, solange sich die Diskussion um mögliche Einkommenshöchstgrenzen nicht zu breit macht. ;)


Gruß

olly
 
Die verdienen aber nur soviel (im übrigen sind ja die Werbegehälte meist mit über 70% am Jahreseinkommen beteiligt), weil die Firmen den Kunden das bieten, was sie wollen. Dummerweise - um sich zu individualisieren, abzugrenzen - kaufen extrem viele Menschen das eine Produkt weils berühmt ist, bzw. ein berühmter Name draufsteht. Ich kauf Marke nur im Internet, wo ich nichts anfassen und mich selbst überzeugen kann, aber schaue das ich auf die 2. Reihe zurückgreife, ansonsten heiß ich den Markenwahn nicht gut. Aber ich denke der kommt ja aus einer soziologischen Ebene, (vermeintlicher) Gruppendruck u.ä., was man kurz gesagt auf "so ticken Menschen nunmal (leider)" zurückführen könnte.

Abseits von der Werbung sind Prominent aber oftmals Vorbilder, ist in gewisser Weise ähnlich zu Gott, denn viele Menschen wollen gesagt bekommen was sie tun sollen, d.h. was gut und böse ist. So zum Beispiel auch spenden. Wenn es keine hohen Gehälter gäbe, wer würde dann eigentlich noch spenden? Die vielen Organisationen existieren oftmals nur, weil sie einen Gönner haben, nur wenige wie das Rote Kreuz haben einigermaßen viele Kleinspender.

Ich mein stempel uns nicht einfach als neoliberale ab, wir finden ganz und gar nicht alles gut was so passiert, aber wir sehen im System die meisten Chancen für positive Entwicklungen. Denn ebenfalls wie beim Kommunismus, Buddhismus und vielen Gelegenheiten im Leben eines Menschen, muss man auch hier erstmal einen steinigen Weg (u.a. auch beide Extreme) gehen, ehe man ans Ziel kommt.
So auch der von ich glaube keshkau eingeworfene Gedanke, das man nur eines haben kann: entweder guten Kündigungsschutz, oder Mindestlohn. Beide zusammen bilden konkurrierende Zielbeziehungen, statt komplementäre.
 
Danke RicmanX bist meiner Antwort zuvor gekommen.

Ich denke, und das ist eben das tolle an einer "neoliberalen" Welt, dass wir selbst in der Hand haben, was z.B. ein Herr Backham verdient. Wenn er Werbung macht und keiner würde aufgrund dessen die Produkte kaufen, dann würde auch er nicht so viel Geld bekommen.

Und wenn wir nicht alle wie die Lemminge ins Fußballstadion gehen und bereit sind 30€ für ne Championsleaque Karte zu bezahlen, dann würde er auch für seinen "Zweitjob" als Fußballer kaum etwas bekommen.

Ebenso Manager und Unternehmen. Gestern lief wieder Werbung von Trigema ... doch wenn ich so beim Sport die Kleidung der Mitstreiter anschaue, dann scheint es keinen zu interessieren ob die Kleidung nun "Made in Germany" ist oder nicht.

Langer Rede kurzer Sinn:

Auch ich finde es nicht gut, wenn ein Herr Backham oder ein Herr Schumacher so viel Geld bekommen. Aber wenn es so viele Millionen Menschen gibt, die dies finanzieren und bereit sind ihrem "Star" das Geld in den Allerwertesten zu blasen, dann soll es so sein. So lange es sie in irgendeiner Form "glücklich" macht.

Und, und diese Tatsache ist die zweite tolle am neoliberalen System, es steht dir frei einen Weg zu wählen der dir auch solche Einkommen verschafft.
Gerade die Herren Schumacher und Backham sind nicht von Anfang an in irgendeiner Form privilegiert gewesen. Sie waren vor ihrer Karriere ganz normale Menschen wie du und ich. Lediglich Talent hatten sie und sie haben daraus was gemacht.
Irgendwas wirst auch du besonders gut können. Wenn du also so extreme Einkommen haben möchtest wie die Herren Backham und Schumacher, dann musst du nur zusehen wie du aus diesem Talent Kapital schlagen kannst.

Ich für meinen Teil geb mich aber mit meinem einfachen Lohn zufrieden. Hab dafür viel Freizeit und kann mit dem "wenigen" Geld was mir bleibt wenigstens diese Zeit genießen.
Auf das Leben eines Top-Managers oder eines Sportstars hätte ich gar keine Lust.
Der eine gibt nahezu sämtliche Freizeit auf und der andere verliert nahezu alle Persönlichkeitsrechte und seine komplette Privatsphäre.

Auch diese enormen Opfer sollte man nicht unterschätzen anstatt immer nur auf das Einkommen zu schielen.
 
Was ich dumm finde, sind Erben wie Paris Hilton, die dann nur durch Scheisse bauen ihr Geld verdienen. Ich bin auf jedenfall für ne deftige Erbschaftssteuer mit Ausnahme für Unternehmensfortführung. Klar ist natürlich, dass es auch hierbei wieder Schlupflöcher geben wird.

PS: Beckham ;)
 
Oh ... hab ich das doch falsch geschrieben ... Na aber daran erkennst du wie viel ich von dem Typ halte :D

Nun Paris Hilton ist sicher eines dieser Extreme. Aber auch ihr neide ich nichts ... Ich mein ihr Privatleben ist sie los, glaub nicht, dass sie das immer so leicht hin nimmt.
Und das sie das Geld mit vollen Händen aus dem Fenster schmeißt ist doch im Grunde auch der Gesellschaft dienlich.

Ich finde eher, dass man Sparvermögen ab einem gewissen Wert (also nicht den "Notgroschen" des Otto Normalbürgers) stark besteuern sollte. Denn dieses "Sammeln" von Geld schadet der Wirtschaft und somit auch der Gesellschaft.
 
extasy schrieb:
Ich finde das dieses doch der Hauptgrund ist warum die Einkommensverteilung so extrem ungerecht ist. Weil halt einige Wenige so extrem viel bekommen. Mag fieleicht etwas einfach gestrickt sein dieses Betrachtung, aber im Groben stimmt es doch.

Sind die Großverdiener denn weniger den Marktkräften unterworfen als die Kleinverdiener? Würde ich jetzt nicht pauschal so unterschreiben.

Außerdem wird das Lohnsteigerungspotential bei absoluter Gleichverteilung gerne überschätzt:

Bei völliger Gleichverteilung der Einkommen hätte also der durchschnittlich verdienende Unselbstständige im Jahr 2002 monatlich 1007 Euro mehr bekommen; das entspricht einer einmaligen Steigerung seines Lohnes um etwa 60,44 v.H.

Eine Umwelteilungspolitik, die - quasi über Nacht - alle Ungleichheiten beseitigt, könnte demnach einmalig kaum mehr Einkommen für den durchschnittlich verdienenden abhängigen Erwerbstätigen bereitstellen, als er bei kräftigem Wirtschaftswachstum innerhalb weniger Jahre durch Lohnerhöhung erhalten kann.

Vgl. Bartling/Luzius: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 15. Auflage (2004), S. 184


Bedenkt man nun noch die Anreizfunktion hoher (der Leistung/Ausbildung) entsprechenden Löhne, so lässt sich die Forderung nach der Gleichmacherei der Löhne bzw. der Abschaffung "unangemessen hoher Löhne" schnell als populistischer Schnellschuss mit hohen Nebenwirkungen enttarnen.


Der Daedalus schrieb:
Ich finde eher, dass man Sparvermögen ab einem gewissen Wert (also nicht den "Notgroschen" des Otto Normalbürgers) stark besteuern sollte. Denn dieses "Sammeln" von Geld schadet der Wirtschaft und somit auch der Gesellschaft.

Ohje, ganz falsch. Sparvermögen ist nichts anderes als das Kapital der Wirtschaft.

Wenn du dein Geld auf der Bank lagerst, anstatt es auszugeben, sorgst du damit für die Verfügbarkeit von Fremdkapital, was wohl zweifelsohne eine wichtige Stütze unserer Wirtschaft ist.

Das Bargeld unter dem Kopfkissen schadet in der Tat der Wirtschaft, aber auf welcher Grundlage möchte man das besteuern? Hausdurchsuchungen? :rolleyes:
 
Zuletzt bearbeitet:
extasy schrieb:
Im Kapitalismus gibt es Bereiche wo es im "Verdienst" keine Grenzen gibt. Für die ganz oben (Fußballer, Rennfahrer, Manager, Unternehmensberater usw) scheint es keinerlei Grenzen zu geben. … Wir sollen für möglichst wenig Geld arbeiten gehen, Oben jedoch gibt es keinerlei Hemmungen und Grenzen. ;)
Auf den ersten Blick mag es verrückt klingen, wenn ein Sportler mehrere Millionen Euro pro Jahr verdient. Aber im Grunde ist das nur ein Ergebnis der Preisbildung in diesem ganz speziellen Arbeitsmarktsegment. Ich habe im Thread „Was tun gegen Firmen die Millionen an ihre Vorstände zahlen?“ (#142) folgendes Beispiel für den „Wert“ eines hoch bezahlten Spielers angeführt.

keshkau schrieb:
Real Madrid hat Ende 2003 in nur vier Monaten 78 Mio. Euro Umsatz mit Beckham-Shirts gemacht. Da haben sich die 35 Mio. Euro Ablöse an ManU bereits bezahlt gemacht. Auf welcher Grundlage will man nun argumentieren, dass Beckham bei Real Madrid zu viel verdient hat?

Im Niedriglohnsektor ist es genau umgekehrt. Zunächst einmal bietet ein Fensterputzer oder der Wachmann keine besondere – im Sinne von einzigartige – Arbeitsleistung an (etwa im Vergleich zu einem Ronaldinho) und zweitens ist er aufgrund des Überangebots an Arbeitskräften in diesem Bereich sehr leicht zu ersetzen. Der Konkurrenzdruck unter den Arbeitsnehmern ist entsprechend hoch. Bei freier Preisbildung würden sich die Bewerber bei den Lohnforderungen gegenseitig unterbieten.

Ich weiß auch nicht, was das Beispiel mit den Werbekosten soll. Es gibt mittlerweile zahlreiche Produkte, bei denen die Werbekosten über den Produktionskosten liegen. Das gilt nicht nur für Sportartikel, sondern für so manche Konsumprodukte des täglichen Bedarfs. Aber das spielt für die Unternehmer keine Rolle. Sie bieten diese Produkte so lange an, wie sie nachgefragt werden. Und wenn die Kunden bereit sind, für ein paar Sportschuhe 200 Euro zu bezahlen, scheinen beide Seiten (Anbieter und Nachfrager) zufrieden zu sein.

Ich finde es ebenso „hirnrissig“, wenn ich sehe, wie in den Ostblockstaaten zahlreiche Produkte subventioniert wurden und wenn die Miete oder das Brot spottbillig waren. Das halte ich ebenso für einen Auswuchs, weil den Menschen damit das Gefühl für den Wert einer Ware genommen wird.

Es mag ja sein, dass sich jedes Jahr 10.000 Menschen zum Gedenken an Rosa Luxemburg versammeln. Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Es gibt viele 10.000 Menschen, die sich am Samstag und Sonntag in Gelsenkirchen versammelt haben oder die heute in Bochum sind, um Herbert Grönemeyer live zu sehen. Und er zwingt niemanden zu kommen. Wenn die Leute es aber trotzdem tun und 50 Euro für eine Eintrittskarte zahlen, dann kann ich Grönemeyer doch anschließend keinen Vorwurf machen, dass er mal wieder zu viel verdient.

Der Hinweis, dass jemand „zu wenig“ verdient, impliziert nicht selten die Vorstellung, dass andere vergleichsweise zu viel verdienen. Damit will ich sagen: Es kann nicht das Ziel sein, alle höheren Gehälter so zu lassen wie sie nicht, um dann nur die Niedriglöhne anzuheben. Das würde zu einer Kostenexplosion und zu Inflation führen. Also dürfte die Forderung doch eher lauten, dass die Besserverdienenden etwas abgeben sollen, damit diejenigen mit schlechterer Bezahlung mehr verdienen können.

Hier setzt meine Kritik ein. Man sollte sich im Detail anschauen, wie viel mehr die Menschen arbeiten und verantworten müssen, damit sie spürbar mehr verdienen als „einfache“ Angestellte. Das fängt an bei der Komplexität der Arbeit, geht über die Schwierigkeit der zu lösenden Aufgaben, reicht über meist überdurchschnittliche Arbeitszeiten (weit oberhalb von 40 Stunden) bis hin zu höheren Anforderungen an die zeitliche und auch räumliche Flexibilität. All diese Faktoren bezahlt der Arbeitgeber schließlich mit. Und das wird zu oft vergessen. Als Beispiel könnte man einen Filialleiter von z. B. Vodafone nehmen, der pro Monat eine bestimmte Anzahl von Verträgen abschließen und bestimmte Umsatzwerte erreichen muss. Erreicht er diese Ziele nicht, ist er über kurz oder lang seinen Job los. Auch der Marketingleiter einer Zigarettenfirma wird ausschließlich an seinen Verkaufszahlen gemessen. Wenn seine Werbekampagne nicht einschlägt, wird er gefeuert, nicht aber die Angestellten, die für ihn arbeiteten.

Die Möglichkeit der Erzielung eines höheren Einkommens kann sehr motivierend wirken. Warum sollte sich jemand abstrampeln und Überstunden machen oder in seine berufliche Weiterbildung investieren (Zeit und Geld), wenn anschließend keine Aussicht darauf besteht, diesen Einsatz entsprechend honoriert zu bekommen? Der Wille zur überdurchschnittlichen Leistung hängt oft ganz entscheidend vom Vorhandensein entsprechender Belohnungssysteme ab (mehr Einkommen, größeres Büro, andere Statussymbole). Das gilt gleichfalls für Menschen, die eben wenig verdienen und angeregt werden sollen, sich mehr ins Zeug zu legen.

Jemand, der als Briefzusteller arbeitet, sollte allein damit nicht schon intellektuell ausgelastet sein. Falls er mehr kann, schöpft er sein Potenzial nicht aus und verdient zu recht wenig. Falls doch, dann ist er aus Arbeitgebersicht für nichts anderes zu gebrauchen und wird ebenfalls gerecht entlohnt. (Mensch, was bin ich heute wieder fies!)
 
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@keshkau von wegen vies Eigenlob stinkt.
Natürlich hast Du recht, es gibt ne ganze Menge Tätigkeiten die den Intellekt nicht besonders herausfordern, meiner Meinung nach hat das aber nicht unbedingt was mit der Bezahlung zu tun.

Wer weiß schon über all die Tätigkeiten und die Verantwortung des einzelnen bei seiner Arbeit alles.
Beispiel: Er oder manchmal auch sie sitzt den ganzen Tag vor dem Bett und sieht aus dem Fenster. Auch so ein Job ist mit großer Verantwortung verbunden und wird häufig nicht leistungsgerecht entlohnt. Allerdings glaube ich nicht dass hier eine Subventionierung durch den Staat etwas bringt, das nutzen dann in der Regel nur die Unternehmer für Ihr wohlergehen aus.

OMaOle
 
Außerdem meine ich das auch Tätigkeiten die nicht besonders intellektuell fordernt sind gut honoriert werden müssen weil gerade diese Tätihkeiten körperlich besonders belastend sind. Warum sollen nur geistige Tätigkeiten ein Recht auf gute Bezahlung begründen ? Gerade die wenig Qualifizierten tragen nämlich viel mehr, nämlich ihre Gesundheit, in ihrem Job zu Grabe als alle anderen Arbeitnehmer. Hier währe dringend ein grundsätzliches Umdenken erforderlich.

Und abgesehen davon. In wiefern Rennautos fahren oder gegen einen Ball treten eine herausragende Leistung darstellen sollen erschließt sich mir nicht. Das sind doch absolute Banalitäten die niemals diesen Lohn rechtfertigen. Ich habe das ja schon verglichen mit wirklich herausragenden Arbeitsleistungen z.B. in der Forschung. Was hätten denn dann diese Wissenschaftler verdient wenn man schon mit Banalität Millionengagen begründen kann ?

Nebenbei bemerkt hat mich die WM Euphorie ziemlich abgestoßen. Hier haben sich die Menschen vor einem Nationalistisch Kommerziellen Fußballkarren spannen lassen und merkten es noch nichteinmal. Nur halb soviel Begeisterung der Menschen in die Verteidigung ihrer eigenen Interessen investiert und wir währen schon sehr viel weiter in der Lösung der heutigen Probleme. So aber ist das Abschneiden der "Deutschen" Mannschaft wichtiger als die Bekämpfung z.B. der Hartz IV Gesetzte. Frei nach dem Motte "Gebt dem Volk Brot und Spiele" werden die Leute verarscht. Aber das hier nur am Rande.

Außerdem muss man sich mal die Werte die dieses Kapitalistische Lohnsystem bei der Jugend verursacht betrachten. Hier wird doch die Botschaft vermittelt das man nicht mit ehrlicher und sinvoller Arbeit gutes Geld verdient, sondern erst mit Banalität richtig reich wird. Der Run auf diese unmöglichen Castnigshows zeigt doch wohin das führt. Jeder meint ein "Star" zu sein und möglicht schnell reich und berühmt zu werden. Natürlich nicht mit ehrlicher Arbeit, sondern mit Fußball, Singen, Lottospielen (Stichwort 20 Millionen Jackpott) oder ähnlichem Unsinn. Dass das natürlich in den allermeisten Fällen schief geht ist natürlich klar. Zeigt jedoch ganz gut auf wie Dekadent der Kapitalismus im Grunde ist weil er den Menschen die falschen, nur auf materiellem Reichtum aufgebaute Werte aufzeigt.
 
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extasy schrieb:
Zeigt jedoch ganz gut auf wie Dekadent der Kapitalismus im Grunde ist weil er den Menschen die falschen, nur auf materiellem Reichtum aufgebaute Werte aufzeigt.

Bissl stark verallgemeinert, oder?
1989 haben wir einen Hilfstransport nach Novosibirsk begleitet. Unter anderem mit Lebensmittel. Vor der Stadt waren Kartoffelfelder kilometerweit, aber kein Schwein da das die Kartoffeln aus der Erde holte. Auf Nachfrage wieso man Hilfstransporte auf der einen Seite aber Kartoffeln auf der anderen Seite hat die anscheinend niemand ausmacht, sagte man uns lapidar, ist nicht mein Feld.
Hier dran siehst du sehr schön, dass nur Eigentum verpflichtet!
Alles andere geht in die Hose.
 
ObServer88 schrieb:
Ich bin auf jedenfall für ne deftige Erbschaftssteuer.
Ach, es soll also gerecht sein, dass Vermögen, welches vom Verstorbenen schon zu Lebzeiten versteuert wurde, nochmals versteuert werden muss? So ein absoluter Schwachsinn. :rolleyes: Eine Erbschaftssteuer ist eine doppelte Besteuerung und somit von vornherein nur Diebstahl des Staates am Bürger.
 
@Tiu
na das ist wieder das andere Extrem was Du da aufzeigst. Dennoch wiederspricht es nicht dem was ich gesagt hatte wie ich meine. Im heutigen Kapitalismus ist der übertriebene Fokus auf einen egomanischen Individualismus der Grund für die falschen Werte die heute gepredigt werden.

Ich bin übrigens wohlgemerkt auch kein Kommunist, sondern Sozialist und auch nicht für die grundsätzliche Abschaffung des Eigentums.

@SleepServer
ach Du rührst mich zu Tränen mit deinem Einsatz für die vom Staat "ausgebeuteten" Erben. Nur so nebenbei, die Erbschaftsteuer in Deutschland ist eine der Niedrigsten in Europa. Deutschland ist das Steuerparadies für die Reichen Erben. Na, bei dir soll halt nur beim Arbeitnehmer kräftig abgegriffen werden, die sind halt so blöde für ihr Geld arbeiten zu müssen ;). Aber da befindest Du dich ja auch in bester Realität heutiger Politik.
 
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