fandre schrieb:
Genau, scheiß auf die Arbeitsplätze. Zumindest haben die Menschen dort noch einen Job. Sie müssen nicht voll durch die Gemeinschaft getragen werden und haben auch noch eine Beschäftigung. Was hast du bloß für Vorstellungen vom Leben.
Na toll. Die gehen ja auch nur des Jobs wegen gern arbeiten, Geld ist nur Makulatur.
![Augen rollen :rolleyes: :rolleyes:](/forum/styles/smilies/rolleyes.gif)
Ihr immer mit euren Friseuren. Bei meinem Stammfriseur arbeiten aktuell ~30% Lehrlinge und Praktikanten. Die Festangestellten gehen mit ~800 Eus Netto nach Hause, was bereits annähernd dem geforderten Mindestlohn entspricht. Der normale Herrenhaarschnitt mit Waschen kostet bei mir zwischen 9 und 15 Euro, je nachdem, was man sich noch in die Haare schmiert. Kaffee gibts auch noch. Ich gehe aller 4-6 Wochen hin, je nach Bock und Nähe, nicht je nach Geldbeutel
Gleich um die Ecke hat ein weiterer Friseur aufgemacht, auf ähnlichem Niveau. In der Innenstadt kann man bei Luxusfriseuren auch mal schnell 50-100 Euro für die gleiche Leistung loswerden, natürlich im designten Ambiente. Deren Angestellten verdienen jetzt bereits über Mindestlohn. Und die haben auch keinen Kundenmangel.
Aus meiner Sicht besteht eher ein Überangebot an Friseuren. Die machen sich selber die grösste Konkurrenz, was folglich aufgrund der Kundenverteilung auch die Löhne drückt.
Genauso Zimmermädchen in Hotels. Dort ist Niedrigstlohn bei Akkord-Arbeit Programm. Hauptsache das Hotel (nicht etwa eine üble Absteige) nimmt 300 Euro die Nacht fürs billigste Zimmer. Diese Hotels hätten es nicht nötig so wenig zu bezahlen, machens aber, weil es möglich ist und den Profit zugleich maximiert. Viele dieser Zimmermädchen sind auch über Zeitarbeit beschäftigt, wo dann zu allem übel noch einer an deren nicht gerade üppiger Vergütung mitverdient.
Genauso im Fleischhandel. Schau auf die Herkunft der Angestellten. Deutsche Fleischer werden entlassen zugunsten eines zb. Polen, der es zum Spottpreis macht.
Stattdessen finanzieren wir die entlassenen Deutschen über Steuergelder der restlichen Zahler. Hier wird oft garnicht mehr gefragt ob die Deutschen zugunsten ihres Arbeitsplatzes auf etwas Lohn verzichten würden. Wo sind denn hier die betrieblichen/ tariflichen Bündnisse?
Mit den Polen kann nunmal kein Deutscher konkurrieren, das wissen auch die Chefs, zudem halten Polen mangels Rechte oder oft Grauzone die Schnauze und lassen sich alles bieten. Und selbst diese gehen schon vermehrt nach Dänemark, weil sie dort inzwischen schon mehr verdienen können als hier. So tief sind wir hier schon gesunken.
Stattdessen kommen dänische Fleischproduzenten nach Deutschland, weil man hier mit Polen günstiger produzieren kann. Das versteht man hier unter Wirtschaftsförderung.
Weiter gehts mit Verkäuferinnen im Einzelhandel. Glaubst Du die stellen sich 40+ Wo-Stunden voller Freude für 4-6 Euro Stundenlohn hin? Die haben gar keine Wahl, werden quasi für ihre Einstellung eben nicht auf Hartz-IV angewiesen zu sein noch bestraft bzw. die ARGEn drängen sie zunehmend dazu, um ihre "Kunden" so schnell es geht loszuwerden. Die Fallmanager müssen schliesslich ihre gestrafften Auflagen von oben erfüllen, sonst sitzen sie schnell mal auf der anderen Seite ihres Schreibtisches. Viele VerläuferInnen arbeiten zum Teil schwarz und/oder verdingen sich als geringfügige Nebenbeschäftigung in weiterer Abhängigkeit beim AA oder per Minijob dazu. Soll das die Lösung sein?
fandre schrieb:
Es ist wirklich einfach mehr Geld zu fordern aber man muss sich auchmal vor Augen halten, das viele Menschen einfach nicht mehr ausgeben können, auch wenn sie einen Durchschnittsjob haben.
Mit Löhnen unterhalb der Armutgrenze sinkt nunmal auch die Konsum-/ Kaufkraft und mit ihnen die Steuereinnahmen des Staates. Eine Abwärtsspirale. Wo soll das hinführen? Mehr Armut trotz Arbeit? Was wollen wir? Geschönte Arbeitslosenstatistiken, welche über die Realität hinwegtäuschen? Am besten noch mit Kombilöhnen vom Staat, damit keiner im Erdloch hausen muss?
Das Perverseste an allem ist doch die inzenierte Geiz-Ist-Geil Welle, welche selbst bei Besserverdienenden keinen halt macht. Das muss nicht sein, wenn alle durchschnittlich besser verdienen, dann kann man sich auch höhere Löhne und Preise leisten, welche übrigens zb. bei den Wohnnebenkosten immerweiter steigen.
Nur leider ist das mit Selbstregulierung eben nicht mehr zu lösen. Sonst bräuchten wir ja jetzt nicht über Änderungen zu diskutieren.
keshkau schrieb:
Der Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor zahlt bekanntlich keine Einkommensteuer. Wenn die Unternehmen aber niedrigere Lohnkosten haben, erwirtschaften sie mehr Gewinn. Ihre Steuerlast steigt.
Du weisst selber genau, das man sich als Unternehmer bei den Gewinnen ziemlich arm rechnen kann. Was auch aktuell recht beliebt ist.
![Zwinkern ;) ;)](/forum/styles/smilies/wink.gif)
Und richtig, die meisten Arbeitnehmer, zahlen Lohnsteuer, keine Einkommenssteuer. Bezieht denn Deine verlinkte Statistik die Lohnsteuerzahler mit ein?