Mindestlohn Reform durch linke Mehrheit SPD-Grüne-Die Linke

Übrigens bei der Mindestlohndebatte sieht man auch mal das seltsame Verständniss der Neolibralen: Auf der einen Seite immer weniger Staat zu fordern, auf der anderen Seite gerne die Hand beim Saat aufzuhalten wenn es um Kombilohn und Steurerleichterungen geht. Deren Zuwendungen des Staates sollen natürlich durch Sozialabbau sprich "Reformen" und mehr "Eigenverantwortung" der Lohnabhängigen finanziert werden.

Im Klartext: Besser an die Spargroschen der Arbeitnehmer durch halbierung des Sparerfeibetrages, als an die Millionen der Reichen durch eine Vermögenssteuer.
 
Wenn für Dich die sog. neoliberalen Forderungen zugleich der verlängerte Arm der Reichen sind, dann verstehe ich Deinen Einwand nicht. Der Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor zahlt bekanntlich keine Einkommensteuer. Wenn die Unternehmen aber niedrigere Lohnkosten haben, erwirtschaften sie mehr Gewinn. Ihre Steuerlast steigt.

Durch die Ablehnung eines Mindestlohhn zu Lasten des Kombilohns steigen eher die Sozialausgaben des Staates statt zu sinken.

Zugleich verweise ich auf den Umstand, dass die mit Abstand meisten Steuern von einer reichen Minderheit im Land bezahlt werden. So zahlten die obersten 10 Prozent aller Steuerpflichtigen einen Anteil von 54,1 Prozent der gesamten Einkommensteuer des Jahres 2005. Die unteren 50 Prozent der Steuerpflichtigen trugen insgesamt nur zu 4,4 prozent zur Einkommensteuer bei: http://www.mehr-freiheit.de/faq/steuern.html#k2 Somit wird der Kombilohn der Armen direkt von den Reichen finanziert.

Einen Widerspruch gibt es auch insofern nicht, als dass die Forderung nach tendenziell weniger Staat in dieser Diskussion darauf bezogen ist, dass sich der Staat aus der Lohnpolitik heraushalten soll (Tarifautonomie).
 
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fandre schrieb:
Genau, scheiß auf die Arbeitsplätze. Zumindest haben die Menschen dort noch einen Job. Sie müssen nicht voll durch die Gemeinschaft getragen werden und haben auch noch eine Beschäftigung. Was hast du bloß für Vorstellungen vom Leben.

Na toll. Die gehen ja auch nur des Jobs wegen gern arbeiten, Geld ist nur Makulatur. :rolleyes:
Ihr immer mit euren Friseuren. Bei meinem Stammfriseur arbeiten aktuell ~30% Lehrlinge und Praktikanten. Die Festangestellten gehen mit ~800 Eus Netto nach Hause, was bereits annähernd dem geforderten Mindestlohn entspricht. Der normale Herrenhaarschnitt mit Waschen kostet bei mir zwischen 9 und 15 Euro, je nachdem, was man sich noch in die Haare schmiert. Kaffee gibts auch noch. Ich gehe aller 4-6 Wochen hin, je nach Bock und Nähe, nicht je nach Geldbeutel
Gleich um die Ecke hat ein weiterer Friseur aufgemacht, auf ähnlichem Niveau. In der Innenstadt kann man bei Luxusfriseuren auch mal schnell 50-100 Euro für die gleiche Leistung loswerden, natürlich im designten Ambiente. Deren Angestellten verdienen jetzt bereits über Mindestlohn. Und die haben auch keinen Kundenmangel.
Aus meiner Sicht besteht eher ein Überangebot an Friseuren. Die machen sich selber die grösste Konkurrenz, was folglich aufgrund der Kundenverteilung auch die Löhne drückt.

Genauso Zimmermädchen in Hotels. Dort ist Niedrigstlohn bei Akkord-Arbeit Programm. Hauptsache das Hotel (nicht etwa eine üble Absteige) nimmt 300 Euro die Nacht fürs billigste Zimmer. Diese Hotels hätten es nicht nötig so wenig zu bezahlen, machens aber, weil es möglich ist und den Profit zugleich maximiert. Viele dieser Zimmermädchen sind auch über Zeitarbeit beschäftigt, wo dann zu allem übel noch einer an deren nicht gerade üppiger Vergütung mitverdient.

Genauso im Fleischhandel. Schau auf die Herkunft der Angestellten. Deutsche Fleischer werden entlassen zugunsten eines zb. Polen, der es zum Spottpreis macht.
Stattdessen finanzieren wir die entlassenen Deutschen über Steuergelder der restlichen Zahler. Hier wird oft garnicht mehr gefragt ob die Deutschen zugunsten ihres Arbeitsplatzes auf etwas Lohn verzichten würden. Wo sind denn hier die betrieblichen/ tariflichen Bündnisse?
Mit den Polen kann nunmal kein Deutscher konkurrieren, das wissen auch die Chefs, zudem halten Polen mangels Rechte oder oft Grauzone die Schnauze und lassen sich alles bieten. Und selbst diese gehen schon vermehrt nach Dänemark, weil sie dort inzwischen schon mehr verdienen können als hier. So tief sind wir hier schon gesunken.
Stattdessen kommen dänische Fleischproduzenten nach Deutschland, weil man hier mit Polen günstiger produzieren kann. Das versteht man hier unter Wirtschaftsförderung.

Weiter gehts mit Verkäuferinnen im Einzelhandel. Glaubst Du die stellen sich 40+ Wo-Stunden voller Freude für 4-6 Euro Stundenlohn hin? Die haben gar keine Wahl, werden quasi für ihre Einstellung eben nicht auf Hartz-IV angewiesen zu sein noch bestraft bzw. die ARGEn drängen sie zunehmend dazu, um ihre "Kunden" so schnell es geht loszuwerden. Die Fallmanager müssen schliesslich ihre gestrafften Auflagen von oben erfüllen, sonst sitzen sie schnell mal auf der anderen Seite ihres Schreibtisches. Viele VerläuferInnen arbeiten zum Teil schwarz und/oder verdingen sich als geringfügige Nebenbeschäftigung in weiterer Abhängigkeit beim AA oder per Minijob dazu. Soll das die Lösung sein?

fandre schrieb:
Es ist wirklich einfach mehr Geld zu fordern aber man muss sich auchmal vor Augen halten, das viele Menschen einfach nicht mehr ausgeben können, auch wenn sie einen Durchschnittsjob haben.

Mit Löhnen unterhalb der Armutgrenze sinkt nunmal auch die Konsum-/ Kaufkraft und mit ihnen die Steuereinnahmen des Staates. Eine Abwärtsspirale. Wo soll das hinführen? Mehr Armut trotz Arbeit? Was wollen wir? Geschönte Arbeitslosenstatistiken, welche über die Realität hinwegtäuschen? Am besten noch mit Kombilöhnen vom Staat, damit keiner im Erdloch hausen muss?

Das Perverseste an allem ist doch die inzenierte Geiz-Ist-Geil Welle, welche selbst bei Besserverdienenden keinen halt macht. Das muss nicht sein, wenn alle durchschnittlich besser verdienen, dann kann man sich auch höhere Löhne und Preise leisten, welche übrigens zb. bei den Wohnnebenkosten immerweiter steigen.
Nur leider ist das mit Selbstregulierung eben nicht mehr zu lösen. Sonst bräuchten wir ja jetzt nicht über Änderungen zu diskutieren.

keshkau schrieb:
Der Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor zahlt bekanntlich keine Einkommensteuer. Wenn die Unternehmen aber niedrigere Lohnkosten haben, erwirtschaften sie mehr Gewinn. Ihre Steuerlast steigt.
Du weisst selber genau, das man sich als Unternehmer bei den Gewinnen ziemlich arm rechnen kann. Was auch aktuell recht beliebt ist. ;) Und richtig, die meisten Arbeitnehmer, zahlen Lohnsteuer, keine Einkommenssteuer. Bezieht denn Deine verlinkte Statistik die Lohnsteuerzahler mit ein?
 
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Zu den Friseuren. Zunächst einmal zahle ich für Waschen, Schneiden und Fönen derzeit ca. 35 Euro bei meinem Friseur. Es gibt aber in dieser Branche ein spezielles Überangebot, das (zumindest mancherorts) auf türkische Geschäfte zurückzuführen ist, wo man den Männern für 6 Euro auf die Schnelle mit dem Rasierer über den Kopf fährt. Manche Leute gehen so weit zu vermuten, das habe System, um deutsche Friseure gezielt aus dem Markt zu drängen. Das kann ich nicht beurteilen.

Das Beispiel der Zimmermädchen kam mir gestern auch in den Sinn im Zusammenhang mit dem Thema Armutsbekämpfung. Da habe ich mich gefragt, ob wir als Hotelgäste überhaupt ein echtes Interesse daran haben, dass diese Arbeitskräfte mehr verdienen. Denn das könnte sich auf die Übernachtungspreise auswirken, die schon wegen der z. T. drastisch gestiegenen Nebenkosten (Abwasser, Müllentsorgung usw.) nach oben klettern.

Bei den Metzgern ist die Situation schon länger bekannt. Sie wurde vor ein paar Tagen in der Reportage "Die Lohnsklaven" noch einmal thematisiert. An diesem Beispiel sieht man dennoch sehr gut die Grundproblematik der offenen Grenzen. Wie ich schon einmal geschrieben habe, kann man dieses Loch nicht stopfen. Denn wenn die Mindestlöhne dazu führen, dass die Gehälter steigen, schwenken die Unternehmen um und befördern die Polen in die Selbstständigkeit. Ich glaube nämlich nicht, dass es in Polen Regelungen zur Scheinselbstständigkeit gibt. Und dann arbeiten dieselben Leute eben auf eigene Rechnung für kleines Geld und die deutschen Metzger bleiben weiter außen vor. Ein Mindestlohn ändert daran nichts, weil man einem Selbstständigen nicht vorschreiben kann, welchen Preis er für seine Dienstleistung nimmt.

Übrigens ist die Lohnsteuer die Einkommensteuer der Arbeitnehmer. Das macht also keinen Unterschied. Das erkennt man daran, dass man nach dem EStG besteuert wird, das sieben Einkunftsarten enthält, u. a. die Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit. In dem Link sind also die Lohnsteuer und die Einkommensteuer der Unternehmen zusammengefasst. Nur die Körperschaftsteuer der Kapitalgesellschaften fehlt.
 
Ich glaube nämlich nicht, dass es in Polen Regelungen zur Scheinselbstständigkeit gibt.
Eben das glaube ich auch nicht, aber davon abgesehen, hätten wir das Problem nicht, wenn Deutschland diese Entsenderichtlinie nicht so übereilt und vollständig umgesetzt hätte.

Und die EU will die nationalen Kontrollrechte gegenüber ausländischen Unternehmen noch weiter aushölen. Gehen wir auch hier noch mit, wird es noch schwieriger mit Sanktionen und Kontrollen gegen Schwarzarbeit, Scheinselbständigkeit und auch bei Verstößen gegen nationale Mindestlohnregelungen welche zb. bei uns im Bau ja bereits bestehen.
Diese könnte man durchaus auf alle Branchen ausweiten, wenn man wollte.

Es ist eben auch eine Frage der politischen Rahmenbedingungen, welche uns durchaus frei stehen. Wir müssen nicht zwangsläufig den Kurs der EU auf marktradikale Konkurrenz und Privatisierung mitmachen.

So nochmal zum Friseur. Das sind alles deutsche Friseure mit deutschen Mitarbeitern. Türkische Friseure wären mir in meinem näheren Umkreis auch nicht bekannt. Und es sind auch nicht irgendwelche grossen Billigketten, sondern selbstständige Klein-Unternehmer.

So und von einem Übernachtungspreis von 300 Euro Minimum, erwarte ich eigentlich keine solche Notlage des Hotels, das sie lediglich Niedrigstlöhne unter üblen Bedingungen bezahlen können, noch das sie ihre Wäsche aus grosser Not in Polen waschen müssen. Das Strom, Abfall und Müllgebühren kontinuierlich steigen, ist sicher auch nicht auf zu hohe Bruttolöhne zurückzuführen. Da müssen die Preise nicht exorbitant erhöht werden.
Übrigens ist das bei so gut wie jedem Hotel ähnlich, auch bereits den Luxushotelketten.
Aussen hui, innen pfui.
 
Ver.di hat eine „Deutschlandkarte des Niedriglohns“ online gestellt. Dort kommen Arbeitnehmer mit kurzen Statements zu Wort und es werden die Abgeordneten des jeweiligen Wahlkreises vorgestellt mit einem Vermerk, wie sie zum gesetzlichen Mindestlohn stehen (dafür, dagegen, unentschlossen). Interessant sind die Zitate der Beschäftigten:

Claas G.: Ich will mir nicht alles gefallen lassen. Ich lebe nicht, um zu arbeiten, sondern ich arbeite um zu leben!

Mareike R.: Meine Wünsche: Einmal in den Urlaub fahren. Und ein Auto - das wär’s! Aber finanziell ist das alles unerreichbar…

Kirsten Ü.: Als allein stehende Frau komme ich mit dem Lohn gerade so über die Runden. Aber an kleine Extra-Anschaffungen oder einen Luxus, wie ein Auto, daran ist nicht zu denken...

Ellen H.: Ich würde mir gern wieder ein Auto oder eine Reise leisten können. Auch kulturelle Veranstaltungen und Fortbildung müssten eigentlich ein Menschenrecht sein!

Gerrit P.: Ich wünsche mir ein Auto, einen Urlaub - ein ganz normales Leben, das wäre schön!

Das sind jetzt nur einige Sätze, die ich ausgewählt habe. Sie zeigen aber ganz gut, worum es beim „Mindestlohn“ unter anderem auch geht, nämlich schlichtweg um Luxus. Auto und Urlaub zählen (ebenso wie Zigaretten) nicht gerade zu den Dingen, die man zum Leben benötigt. Provokant ausgedrückt: Diese Leute haben z. T. keinen Schulabschluss oder keine Berufsausbildung und schlagen sich mehrheitlich als ungelernte oder angelernte Arbeitskraft durch. Für die Arbeitgeber sind sie im Niedriglohnsektor derzeit schnell ersetzbar. Aber sie wollen trotzdem die Hand aufhalten und mal eben 300 Euro netto mehr verdienen, um sich den Unterhalt für einen Pkw leisten zu können. Das ist natürlich schwierig, wenn man seinem Arbeitgeber nichts Besonderes zu bieten hat. Aber vielleicht hilft ja die Gewerkschaft.
 
@keshkau

Ja, wie kann man nur als arbeitender Mensch verlangen, einmal im Jahr in den Urlaub zu fahren oder sich nen gebrauchten Polo anzusparen. Das ist schon ein Unding.
Die Leute haben echt Vorstellungen vom Leben. ts ts ts!

Die Lemminge sollen gefälligst froh sein, in ihren Zeitarbeitsfirmen zu arbeiten. Für ein paar Spaghetti und ne kleine Bude reicht die Kohle doch.

Nen Urlaub gibts erst ab 60 Std. Wochenarbeitszeit und wer dann noch ein Auto möchte kann sich ja noch einen zweiten Job suchen. Das sind vielleicht Heulsusen!

Danke für das Zitat keshkau!;)


MFG
 
@e-ding:

Gegenfrage: Wie kann verlangen, mehr Geld zu erhalten als man seiner Firma durch seine Arbeitsleistung einbringt?

Ich finde es eher erschreckend, was heute schon alles als menschenunwürdig dargestellt wird: Kein Urlaub, kein Auto... ich fühle mich ja echt wie in der Dritten Welt.

Dass es uns mit Mindestlohnsozialismus noch viel schlechter ginge, realisiert natürlich niemand. Was bringen mir 100% Lohnerhöhung, wenn dadurch die Wirtschaft kaputtgeht, mein Geld nichts mehr wert ist und der anvisierte Wohlstand immer teurer wird?

Man kann nicht dieselbe Kuh (Unternehmen) melken (Steuern, Arbeitsplätze, Güterversorgung) und schlachten (wirtschaftlich nicht tragbare Steuersätze und Löhne).
 
Zuletzt bearbeitet:
@razor

Es ist nicht menschenunwürdig ohne Auto zu leben.
Dann gehen wir mal weg vom "Luxus" und schauen uns als Beispiel mal die private Altersvorsorge an. Wie sollen oben genannte Menschen hier vorsorgen?

Ein ganzes Leben arbeiten und dann in die Altersarmut? Tolle Lösung!

Ich weiss nicht, ob Du schon arbeitest. Stell Dir einfach vor Du müsstest auf all die kleinen Dinge verzichten: Kino, Grafikkarte, Bier im Cafe, Kultur, Bücher etc. Nicht so schön oder?

Wir reden hier von arbeitenden Menschen, nicht von Hartz IV - Empfängern!
Wo soll der Unterschied sein?

Die Leute wollen keinen Porsche oder nen 47" Flatscreen. Sie wollen schlicht und einfach ein wenig vom Leben haben, neben ihrer ARBEIT.

Ist das so schwer zu verstehen?


MFG
 
Ich behaupte einfach mal, dass ein Großteil der Arbeitnehmer entsprechend ihrer Leistung bezahlt werden.

Nur lässt sich diese Leistung nich anhand von Mindestwohlstandvorstellungen messen, sondern ganz konkret daran, welchen Mehrwert ein Arbeitnehmer dem Unternehmen bringt.

Sprich: Lohnt es sich, dem Arbeitnehmer A im Monat statt 600 € nun 1200 € zu zahlen? Wenn dieser Arbeitnehmer dem Unternehmen aber nur einen Gewinn von 800 € einbringt, ist jeder Cent, den der Arbeitnehmer mehr zahlen muss, ein Verlust. Das ein Unternehmen so auf lange Sicht nicht existieren kann und Arbeitnehmer A irgendwann mit 0 € Lohn bzw. Hartz IV auf der Straße landet, muss ich dir wohl kaum erklären.

Es mag auch schwarze Schafe geben, die nur einen Bruchteil ihres Gewinnes auf die Löhne umverteilen, aber in den meisten Fällen wird dem Unternehmen einfach nicht mehr für die Leistung gezahlt, so dass eben nur ein "Hungerlohn" für die Angestellten übrigbleibt.

Daran sind aber nicht die Unternehmen Schuld, sondern die Nachfrager... man kann halt nicht einerseits nur bei Geiz-ist-geil einkaufen und andererseits fordern, dass genau diese Unternehmer höhere Löhne zahlen. Wovon denn?

Mal eine kleine Lektüre, um zu verdeutlichen, dass kein turbokapitalistischer Weltherrschaftsplan sondern einfachste volkswirtschaftliche Logik hinter der Fatalität von Mindestlöhnen steckt:

http://www.economistblog.de/alltag/okonomisches_im_alltag/warum_wir_verdienen_was_wir_verdienen.html
 
Zuletzt bearbeitet:
@Razor

Ich versteh schon,worauf Du hinaus möchtest.
Natürlich macht es wenig Sinn jemanden einzustellen der teurer ist, als der Ertrag den er erwirtschaftet.

Im Durchschnitt hat Deutschland jedoch eine sehr hohe Arbeitsproduktivität.
Natürlich kann man viele Leute zu niedrigen Löhnen einstellen aber irgendwann ist schlicht die Grenze des Machbaren erreicht. Spätestens, wenn man sich dem Hartz IV Niveau nähert, macht arbeiten keinen Sinn mehr.

Wenn ich mein Unternehmen nur halten kann, wenn ich an meine Angestellten Niedrigstlöhne zahle, sollte ich mir ernste Gedanken machen und meinen Businessplan nochmal überarbeiten.

Es geht ja nicht nur um ungelernte, ungebildete Menschen. Es betrifft Handwerker ebenso wie Krankenpfleger oderBüroangestellte.

Es ist ja mittlerweile nicht mehr nur ein Phänomen bei Putzfrauen und Wachleuten.

MFG
 
Dem Problem wird man aber nicht dadurch Herr, dass man mit starren Mindestlöhnen den Markt übergeht und reihenweise Unternehmen - und damit Arbeitsplätze - kaputt macht.
 
@e-ding
Um auf Deinen Hinweis einzugehen: Mir selbst war die Altersvorsorge schon immer wichtig. Und mir war klar, dass man viel verdienen sollte, um später eine einigermaßen vermünftige Rente zu bekommen. Dass man mittlerweile privat vorsorgen muss, weiß jeder. Ich habe mich auch immer gefragt, wie jemand mit einem niedrigen Einkokmmen noch vorsorgen soll. Insofern gebe ich Dir Recht.

Der Grund für meinen Hinweis auf die ver.di-Landkarte war allerdings, dass es den Leuten, die dort zitiert wurden, überhaupt nicht um die Altersvorsorge ging. Bei denen standen Konsumwünsche (Auto, Urlaub) auf der Wunschliste. Und für diesen Fall bleibe ich bei meiner Kritik: Urlaub oder Auto gehören zum Luxus, selbst wenn das manche nicht wahrhaben möchten. Wenn aber jemand nichts gelernt hat oder keine nennenswerte Wertschöpfung mit seiner Arbeit bietet, dann sollte er auch keine großzügige Entlohnung erwarten. Dann reicht es eben zum Leben und fertig.

Damit will ich sagen: Es gibt keinen (gesetzlichen) Anspruch auf "Reichtum". Und das kann auch nicht das Ziel eines Mindestlohns sein, wenn man ihn denn will. In Südafrika hat die Einführung eines Mindestlohns unzähligen Menschen den Job gekostet (auch wenn ich auf die Schnelle den Beleg dafür nicht zur Hand habe).
 
@keshkau

Ich denke halt, dass es nicht Luxus in Deutschland ist, ein Auto zu besitzen oder in den Urlaub zu fahren.
Wären wir in China, wäre meine Einschätzung eine andere.

Menschen die nicht arbeiten gehen, haben nach meiner Auffassung keinen Anspruch auf Luxus. (Dazu gehören dann auch die Zigaretten).
Hier sollte das, was unser Sozialsystem bietet, zum Überleben reichen und sonst nichts.

Das Problem ist, dass es kaum noch Unterschiede zwischen HartzIV - Empfängern gibt und dem was aus dem Niedriglohnsektor kommt.

Es gibt also dann die Möglichkeit die Sozialsysteme weiter herunter zu fahren oder die Grundeinkommen zu erhöhen.
Es muss auf jeden Fall ein monetärer Unterschied zwischen Menschen die arbeiten und Arbeitslosen gemacht werden.


MFG
 
Sehe ich genauso allerdings habe ich bei Herrn Hunt ständig den inneren Drang Ihm einen Fünfer zuzustecken so schlecht wies den Unternehmern geht.
 
@e-ding
Beim Auto werden wir uns nicht einig, denn eine "Notwendigkeit" dafür sehe ich höchstens bei Menschen, die auf dem Land leben.

Der fehlende Unterschied zwischen Hartz IV und den Einkommen im Niedriglohnsektor ist dagegen ein echtes Problem (Abstandsgebot). Da schwinden einfach die Arbeitsanreize. Falls ich es noch nicht geschrieben haben sollte: In der Wirtschaftswoche (Editorial 17/2007) wurde beklagt, dass wir einige Millionen Arbeitslose mitfinanzieren, aber gleichzeitig 300.000 Ausländer als Erntehelfer einsetzen. Das ist natürlich ein Hohn. Der Grund wurde gleich mitgeliefert. Einem verheiraten Arbeitslosen mit 2 Kindern wird bei einer Arbeitsverweigerung (Ablehnung des Jobangebots) die Hilfe um 30 % gekürzt. An sich gut. Dieser Wert bezieht sich aber lediglich auf den Regelsatz. Und dadurch entgegen dem Arbeitslosen monatlich nur 93 Euro. Für dieses Geld will er dann meist nicht arbeiten gehen.

Das Grundeinkommen der Menschen muss irgendwo herkommen, ja. Die Frage ist nur, ob man die Last dem Arbeitgeber aufbürdet (Mindestlohn) oder ob man die Differenz zwischen Lohn und Grundeinkommen aus öffentlichen Mitteln bestreitet.
 
keshkau schrieb:
@e-ding
Beim Auto werden wir uns nicht einig, denn eine "Notwendigkeit" dafür sehe ich höchstens bei Menschen, die auf dem Land leben.

Wie aber willst Du das regeln, wer auf dem Land lebt darf ein Auto haben und die Städter nicht? Ich kann mir nicht vorstellen, das Du wirklich glaubst das machen die Städter mit, das wäre ja Ungleichbehandlung und geht gar nicht.:rolleyes:

OmaOle
 
@keshkau

Einen Kombilohn halte ich für keine gute Lösung.
Über Umwege werden so Unternehmen subventioniert.

Was wir benötigen ist sozialabgabenpflichte Arbeit. Alles andere belastet nur das Sozialsystem.

Mittlerweile kommen ja nicht einmal mehr ausreichend Polen zur Spargelernte. Theoretisch sollten sich die Löhne nun nach oben bewegen, da die Nachfrage größer ist als das Angebot an Arbeitskräften.
In die andere Richtung funktioniert es ja sehr gut.
Die Preise für den Spargel steigen sowieso. Ob nun 30% verrotten und die 70 % teurer werden oder aber 100% geerntet werden und dabei die Lohnkosten auf den Verkaufspreis umgelegt werden.

Mich würde wirklich mal die GuV eines Spargelbauern interessieren.

MFG
 
@Keshkau@
Damit will ich sagen: Es gibt keinen (gesetzlichen) Anspruch auf "Reichtum". Und das kann auch nicht das Ziel eines Mindestlohns sein, wenn man ihn denn will. In Südafrika hat die Einführung eines Mindestlohns unzähligen Menschen den Job gekostet (auch wenn ich auf die Schnelle den Beleg dafür nicht zur Hand habe).

Falls du das noch nicht verstanden haben solltest, mit dem Mindestlohn wird man nicht reich. Man kann damit höchstens etwas würdevoll leben, darum gehts doch.
Mein Freund gehört trotz Ausbildung auch zu den extrem unteren Einkommensschichten.
Er wünscht sich auch gerne mal ins Kino zu gehen, ein Theaterbesuch machen zu können, oder mal eine DVD kaufen. Aber das ist schon nicht mehr drin.
Ein Auto hat er schon längst nicht mehr.
Geschweige noch eine Zusatzrente aufzubauen. Jetzt braucht er noch eine Zahnbrücke, er ist jetzt schon verzweifelt, wie er das bezahlen soll.

Demnächst kann man die Gehaltsklasse an den Zähnen erkennen. Armes Deutschland ;)

Abgesehen davon, wird das Geld, welches durch einen Mindestlohn hinzukäme in dieser Einkommensschicht wieder verkonsumiert, weil Bedarf und Wünsche dasind.

Im groß und ganzen wurde ausgerechnet, das dies doch insgesamt positiv 100.000 neue Arbeitsplätze schafft wenn wir einen Mindestlohn einführen, abgezogen Rationalisierungseffekte etc.

http://www.nachdenkseiten.de/?p=2375#more-2375
 
Naja, die sieht nach gängigen Medienberichten auszugsweise so aus:

Von 300 deutschen Zwangsarbeitern :D sind nach 2 Tagen noch 150 übrig, die anderen haben Rückenschmerzen. Geht dann bis zur 1. Woche so weiter und die letzten 50-80 treiben dem Bauern die Tränen ins Gesicht und er ist glücklich das er nach Erntemenge bezahlt und hofft inständig das seine Produkte nicht verstümmelt worden.

Ehrlich gesagt ist es schon fraglich, wieso die AA dort 30-50 Jährige hinschickt, die sicherlich nicht die Fittesten sind, zumal die Arbeit auch für junge Polen bestimmt nicht schmerzfrei ist. Warum aber so heftige Unterschiede in der Leistung von 200-300% sind, ist schon verwunderlich. Wobei allerdings wohl die Gewöhnung und Erfahrung den Polen hilfreich ist.
 
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