Mindestlohn Reform durch linke Mehrheit SPD-Grüne-Die Linke

Die erste Rechnung von Daedalus ist in meinen Augen schon echt krass, aber das hängt immer davon ab, wo man wohnt. Ich lebe in einer NRW-Großstadt, zahle 500 Euro Warmmiete (was für 70 qm hier noch günstig ist) und komme auf ca. 850 Euro Fixkosten im Monat, allerdings mit Telefon, Handy und Internet. Aus Sicht eines Geringverdieners (das ist schließlich eine Mindestlohndebatte) wäre das Handy eigentlich schon wieder Luxus.
 
Moment, ihr redet hier von Studenten. Nur leben in Deutschland nicht nur Jugendliche und Studenten und Singles. Sondern auch Leute die inzwischen schon sesshaft geworden sind und sich eine Existenz, durch jahrzehntelanges gutes Arbeitsseinkommen aufgebaut haben.

Ich hatte das glaube schonmal gepostet, aber hier noch mal die ALG II Aufschlüsselung, wie der Staat die Lebenshaltungskosten für 1 Monat vorsieht und vorrechnet, wohlgemerkt ohne Kaltmiete und Nebenkosten! :

Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren: 132,51 €
Bekleidung, Schuhe: 34,08 €
Wohnen (Reparatur/Instandhaltung), Strom, Gas: 26,83 €
Einrichtungsgegenstände (Möbel), Apparate, Geräte, Ausrüstungen für den Haushalt: 27,73 €
Gesundheitspflege: 13,19 €
Verkehr: 19,18 €
Nachrichtenübermittelung: 22,35 €
Freizeit, Unterhaltung, Kultur: 38,66 €
Beherbergungs-und Gaststättenleistungen: 10,31 €
Andere Waren und Dienstleistungen: 20,16 €
Insgesamt: 345,00 €


@keshkau
Das die Polen nicht mit Einkommen überschüttet werden, ist schon klar.
Polnische Löhne liegen ungefähr bei 490 Euro.
Angesichts der unsrigen Lohnentwicklung (und teilweisen Forderungen) im Lohnsektor und dagegen noch unsere Lebenshaltungskosten gestellt, würden wir mindestens auf polnisches Lebensniveau zurückfallen.
Doch soll das etwa erstrebens- und lebenswert sein? Vollzeit arbeiten auf Hartz-IV Niveau?

Die allgemeine Lohnentwicklung wirkt sich auch auf höher qualifizierte Berufe aus.
Wenn du nicht gerade extrem spezialsiert bist, bist Du zunehmend gear...
Schau Dir doch zb. die Klinik-Ärzte bei uns an, warum wandern die denn ins Ausland ab?
Weil sie geldgierig und arbeitsscheu sind? Weil sie im Ausland gleiche Bedingungen haben wie hier? Weil die Kassen und KVs vor gestiegenen Mitgliederbeiträgen und Niedrigpreisen im Gesundheitssystem nur so strotzen?

Zunehmende Armut wirkt sich nunmal auf alle Bereiche aus. Die Kosten sinken allerdings leider nicht proportional zu den Einkommen. Und bei den wenigen Kosten die gesenkt wurden, sinkt meist auch die Qualität/ Leistung.
Und da sollen wir ernsthaft noch mehr Kinder in die Welt setzen? Mit welcher Perspektive?
Kommt mir jetzt bitte nicht wieder mit der Nachkriegszeit oder Entwicklungsländern.

@Der Daedalus
Es können aber nicht alle mit Trinkgeld überschüttete Friseure und Kellner werden. :)
Und nicht ganz grundlos ist auch im polnischen Grenzgebiet jeder 2. Laden ein Friseur oder Supermarkt. Die dt. Preise scheinen also für viele immer noch zu hoch zu sein. ^^
 
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Relict schrieb:
Hier kannste bei H-IV und polit. Zickzackkurs erstmal zusehen, wie Du Deine erwirtschaftete Existenz und folglich auch höheren Grundkosten, Versicherungen pipapo auflöst und abbaust, um überhaupt Leistungsanspruch zu haben. Sonst gibts selbstverständlich auch hier nichts. Du hast ja noch was zum verkloppen.

Nur sage das mal nem 50 jährigen, der bei 30 Jahren Verdienst auf einmal vor dem wirtschaftlichen und pers. Ruin steht. Und das nur, weil er nicht mehr gebraucht wird. Es lohnt fast nichts mehr hier noch was aufzubauen, da man Ende als ehrlicher nur noch bestraft wird dafür.

Ich kann diese Bedenken gut nachvollziehen und fand es ungeheuerlich, dass man ursprünglich auch die Rücklagen für die Altersvorsorge auslösen musste. Später wurde dann zugebilligt, dass man pro Lebensjahr einen bestimmten Betrag an Kapital für das Alter haben darf – nur ist der leider viel zu niedrig angesetzt.

Andererseits gilt der Grundsatz der Bedürftigkeit, wenn man staatliche Hilfen in Anspruch nehmen will. Das ALG I wird ja noch anstandslos bezahlt, weil man dafür Versicherungsbeiträge entrichtet hat. Bei ALG II ist allein die Bedürftigkeit entscheidend. Und da kann man es den Leuten nicht vermitteln, dass jemand noch ein Auto hat und eine überteuerte Wohnung, die er sich bisher leisten konnte, vielleicht auch Aktienvermögen usw. Die Frage lautet, ob jemand in der Lage ist, aus eigener Kraft und mit eigenen Mitteln sein Leben zu bestreiten oder ob Hilfe zum Lebensunterhalt gezahlt werden muss. Das bringt vielen Menschen eine ungewohnte und sehr unbequeme Selbstverantwortung zurück, weil der Staat nur dann unterstützend eingreift, wenn es unvermeidbar ist. Sonst wäre das auch alles nicht mehr finanzierbar, ist es ja jetzt schon nicht mehr.

Relict schrieb:
Zunehmende Armut wirkt sich nunmal auf alle Bereiche aus. Die Kosten sinken allerdings leider nicht proportional zu den Einkommen. Und bei den wenigen Kosten die gesenkt wurden, sinkt meist auch die Qualität/ Leistung.

Und da sollen wir ernsthaft noch mehr Kinder in die Welt setzen?

Der Witz ist ja gerade der, dass nicht die Akademikerfrauen die Kinder in die Welt setzen (40 % Kinderlose), sondern dass die kinderreichen Familien überproportional häufig in der Unterschicht zu finden sind (nicht zu vergessen die zahlreichen Ausnahmen). Am Geld kann es also nicht liegen, schließlich haben die Paare in ein 60er-Jahren auch Kinder bekommen, obwohl der Lebensstandard deutlich niedriger war als heute. Aber hier liegt auch das Problem: Früher kamen Kinder an erster Stelle, danach schielte man nach der eigenen 50-qm-Wohnung, dann nach dem Kurzurlaub in Deutschland und vielleicht noch nach dem Kleinwagen. Heute sind die Prioritäten eher umgekehrt.

Und was den Aspekt angeht, dass sich Armut auf alle Bereiche auswirkt: Das ist leider allzu wahr. Häufige Gesellen in diesem Umfeld sind z. B. geringere Bildung, hohe Arbeitslosigkeit (bedingt sich oft gegenseitig mit Armut) und all die anderen Probleme, die wir aus den sozialen Brennpunkten kennen.
 
Nochmals meine Frage: Wie will man Mindestlohn Jobs, mal abgesehen von denen an den Ostgrenzen ins Ausland verlagern?
Und Mindestlohn Jobs an den Ostgrenzen existieren eh schon nicht mehr, und das seit langem.

Denn Mindestlohn Jobs in der Industire existieren ja nicht, schon alleine aufgrund der Tarife und das sind nun mal die jobs, die verlagert werden können.

Also bitte, wie sollen jobs durch Mindestlöhne verschwinden?
(durch eine kollektive Preiserhöhung?)
 
Beispiel Industrie: Wenn ein Industrieunternehmen vergleichsweise viele Menschen mit niedriger Vergütung beschäftigt und es plötzlich zu erheblichen Lohnkostensteigerungen durch einen gesetzlichen Mindestlohn kommt, wird die Unternehmensleitung darüber nachdenken, die gesamte Produktion zu verlagern.

Beispiel Gebäudereinigung: Wenn Mindestlöhne die Kosten für die Gebäudereinigung um 10 % erhöhen, wird eben 10 % weniger geputzt. Theoretisch könnten bis zu 10 % der Stellen wegfallen.

Jedes Unternehmen, das für den Export arbeitet, konkurriert mit oft günstigeren ausländischen Anbietern, sofern nicht eine hervorragende Technologie den Absatz der Produkte sichert. Wenn in solchen Unternehmen - in welchem Bereich auch immer - Mindestlöhne verbindlich werden, steigen die Kosten, was dazu führen könnte, dass die Produkte nicht mehr in den Maße abgesetzt werden können wie zuvor.

Ein weiterer Aspekt: Wenn der polnische "Gastarbeiter" erfährt, dass er in Deutschland nicht nur 4-5 Euro pro Stunde verdienen kann, sondern vielleicht 7-8 Euro, wird der Andrang auf den deutschen Arbeitsmarkt noch größer. Auch das gefährdet wiederum Arbeitsplätze für diejenigen, die in Deutschland leben.
 
@ keshkau

Für viele Polen ist DE soweiso nicht mehr interessant genug. Wir sind denen schon zu arm, da wird lieber nach Irland zu arbeiten gefahren.

Neulich stand bei uns in der Zeitung, dass zur Spargelernte keine Polen mehr kommen; die arbeiten jetzt in Spanien! Dort ist das Wetter besser und die Saison länger! Bei uns kommt nach dem Spargel nur die Erdbeeren und dei Kirschen - aber mit Übergangspausen - in Spanien sind die Fruchtfolgen dichter - also weniger Ausfallzeit - grösserer Verdienst in kürzerer Zeit, da Akkortlohn!

Und auf unseren Baustellen arbeiten auch nur sehr wenige Ausländer mehr - die fetten Jahre siind vorbei; in anderen Ländern wird einfach mehr bezahlt!
 
@Keshkau@
Ein weiterer Aspekt: Wenn der polnische "Gastarbeiter" erfährt, dass er in Deutschland nicht nur 4-5 Euro pro Stunde verdienen kann, sondern vielleicht 7-8 Euro, wird der Andrang auf den deutschen Arbeitsmarkt noch größer. Auch das gefährdet wiederum Arbeitsplätze für diejenigen, die in Deutschland leben.

Andersrum, wenn der polnische Gastarbeiter in Deutschland für 4-5 EUR die Stunde arbeiten darf/kann, verursacht er dadurch, durch sein Lohndumping, das Hunderttausende von Deutschen Arbeitnehmern kein existenssicherndes Einkommen erwirtschaften können. Und diese Menschen sind für ewig vom Staat abhängig , oder anders: wir die Steuerzahler dies mit unseren Steuern finanzieren.
Und das kann es auch nicht sein.
Rücksichtsnahme sollte doch eher auf den Deutschen Arbeitnehmer gelegt werden, zumindest hat der Gastarbeiter aus anderen Ländern keine negativen Folgen zu befürchten.

Und: höhere Einkommen stärken den Konsum und unser Inlandswirtschaftswachstum. Deutschland ist immerhin noch zu 60% des BIP auf das Inlandswachstum angewiesen, da unser Exportzuwachs überproportional seit Jahren ausfällt, merkt dies keiner. Wehe, wenn der Exportboom zuende geht, dann gute Nacht.

Hier noch ein Bericht aus der TAZ

http://www.taz.de/dx/2007/05/04/a0056.1/text
 
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@addl1970
Dein Einwand stimmt und ist u. a. hier nachzulesen: http://www2.abendblatt.de/daten/2007/04/18/725706.html

@Alphamenpower61
Dem Gastarbeiter ist es nicht nur egal, dass er jemandem im Gastland einen (schlecht bezahlten) Job wegnimmt, er spekuliert ja gerade darauf, weil er weiß, dass sein Niedriglohn ihm überhaupt erst den Zugang zu diesem Arbeitsmarkt ermöglicht.

Die Überlegung, mit Mindestlöhnen einem "Lohndumping" entgegenzuwirken und damit den in Deutschland lebenden Arbeitnehmern unter die Arme zu greifen, kann nach hinten losgehen. Denn der Mindestlohn liegt immer über dem derzeitig gezahlen Niedriglohn. Das wiederum führt zu einer Lohnsteigerung und macht den deutschen Arbeitsmarkt wieder interessanter für Arbeitnehmer aus anderen EU-Ländern, die zu Hause weniger verdienen.

Da der Unternehmer aber nach Einführung von Mindestlöhnen den "ausländischen" Arbeitnehmern ebenso viel zahlen muss wie den in Deutschland lebenden, wird er vielleicht trotzdem diejenigen aus den anderen EU-Staaten nehmen, denn die sprechen vermutlich schlechter Deutsch, sind seltener gewerkschaftlich organisiert, stellen weniger häufig Fragen zum Unfallschutz und dürften aus Arbeitgebersicht rundherum pflegeleichter sein, sofern das Beherrschen der deutschen Sprache für den Job nicht so wichtig ist.
 
Klar muss ein Mindestlohn her. Was anderes habt ihr sicherlich nicht von mir erwartet, oder lieber Dedalus ? :D

Nein im Ernst. Meine Partei hat ja schon vor über einem Jahr mit ihrer Mindestlohncampane einen Mindestlohn von 8+ Euro begonnen. Die SPD zieht hier nun um nicht weitere Wähler an uns zu verlieren mit 7,50 Euro nach.

Natürlich ist ein Mindestlohn absolut notewendig gerade hier in Deutschland weil gerade Arbeitnehmer in sogenannten MC Jobs (wegen MC Donald's ;) ) davon profitieren würden. Das Gerede von dann folgenden Arbeitsplatzabbau ist doch bloß Panikmache der Neoliberalen die um den Profit der Kapitalbesitzer fürchten. Mc Donals z.B. könnte bei den Umsätzen die die in ihren Läden machen solche Löhne dicke finanzieren und es währen gerade deren Arbeitnehmer die davon profitieren würden. Außerdem kann man einen MC Donalds Verkäufer einen Wachmann im Wachdienst oder aber den Raumpfleger kaum ins Ausland verlagern.

Die Wirtschaftsmarionette Profalla von der CDU hat sich aber, gelenkt von seinen Gehaltsgebern im Hintergrund, die unbedingte verhinderung des Mindestlohn auf seine Fahnen geschriebe und die CDU hier auf Linie gebracht. Leider gibt es nur noch wenig Aufrechte wie z.B. Hainer Geißler in der CDU. Aber eigentlich braucht man die CDU auch garnicht.

Theoretisch bestände ja eine Mehrheit im Parlament aus SPD, Grünen und der Linkspartei für einen Mindestlohn. Leider entpuppt sich jedoch die SPD Kampane nur als Augenwischerei wie man vor einigen Wochen im Bundestag sehen konnte. Die Linkspartei hat auf der Grundlage der SPD Kampane zum Mindestlohn von 7,50 Euro einen Gesetzentwurf eingebracht, der jedoch mit den Stimmen der SPD abgelehnt wurde. Noch Fragen ?
 
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Ich finde DEN Mindestlohn genauso sinnvoll wie die Planwirtschaft .. ist total gut an Nachfrage und Angebot angepasst ;)

Wie bei so vielem, was aktuell in Diskussion ist, gibt es auch hier schließlich bereits Gesetze gegen Lohndumping, nur sollte man die mal effektiver durchsetzen oder sie bekannt machen. Liegt doch irgendwo bei 5,68€ oder? Ist also noch verträglich für Betriebe die grad ne schlechte Zeit durchmachen und mal 3-4 Monate einsparen müssen.
Man kann nicht einfach jede Branche mit jeder vergleichen, in einer kann grad Aufschwung sein, eine andere tief in der Krise. Und ebenso gibt es strukturschwache Regionen ohne sonderliche Nachfrage und da kann auch nur am Minimum bezahlt werden um sich bspw. gegen Schwarzarbeit zu behaupten die dort meist auch ihr Unwesen treibt. Dabei geht es nicht um Ost/West, sondern wirklich nur um Regionen - so exisitiert praktisch in jeder Stadt und jedem Dorf ein anderes Existenzminimum. So gäbe es viele Beispiele da wäre der Mindestlohn immernoch völlig zu tief, in anderen Städten würden man mit vergleichsweise einfacher Arbeit hingegen sehr ausschweifend leben können, weil Mieten und Nahrung dort viel billiger sind.

Darum halte ich hier die Vorschläge der CDU (die ich nun wirklich nicht wählen würde) für sinnvoll, nur Branchen zu regulieren, die ernsthaft und großflächig von Lohndumping betroffen sind, wenn man denn neue Gesetze in Richtung Mindestlohn unbedingt einführen möchte.
 
Ich habe den Zusammenhang in der beigefügten Grafik veranschaulicht. Die Lohnhöhe L1 stellt den sog. Gleichgewichtslohn dar, der sich am Markt bildet und zum Beschäftigungsniveau A1 führt. Steigt nun die Lohnhöhe auf L2 (= Mindestlohn), verringert sich das Beschäftigungsniveau auf A2. Es herrscht ein Angebotsüberhang, der zur Arbeitslosigkeit führt (siehe Grafik).



Praxisnahe Interpretation für Nichtökonomen:
Ein Franchisenehmer von McDonald’s beschäftigt 8 Arbeitnehmer pro Schicht und zahlt jedem von ihnen 7 Euro Stundenlohn. Nach der gesetzlichen Einführung des Mindestlohns entlässt der Unternehmer einen Beschäftigten und zahlt den verbleibenden 7 Leuten nunmehr 8 Euro. Außerdem müssen die Kunden von nun an ihre Coke selbst abfüllen. Nebenbei werden mit Hinweis auf den höheren Mindestlohn die Preise angehoben. Ein super Beschäftigungsprogramm!
 
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@Keshkau@

Dann hätten die anderen Ländern den Mindestlohn, den es schon seit Jahren europaweit in der EU gibt, längst wieder zurückgenommen, wenn dein Szenario eintreffen würde und es mehr negative als positive Effekte hätte. Unsere Regierung kann doch sicher aus der Erfahrung anderer Länder das beste daraus kombinieren.

Z.B. alle Bundesbürger, die unter dem Mindestlohn arbeiten, würden gerne bei Mc Donalds einen Hamburger essen, wenn Sie Geld dafür hätten.
Also, bei einem höheren Einkommen größerer Teile der Bevölkerung hat auch Mc Donalds etwas davon. Also gleicht sich dies wieder aus und nicht nur bei Mc Donalds.

Ausserdem, ist dieses kein Grund, einen mittlererweile immer größeren Teil der Bevölkerung trotz Arbeit in Armut verbringen zu lassen.
Und ein Kombilohn bezahlt im Endeffekt der Steuerzahler, dazu noch die Kosten der Verwaltung dieser. Da ist es preiswerter, die fehlende Summe von der Wirtschaft aufbringen zu lassen.
(Steht der dicke Mercedes halt 2 Monate später in der Garage :D )
Vielleicht solltest du mal einen Monat mit Armutslohn deine Erfahrung machen.

Ich habe damals während meiner Schulzeit, und das ist schon ca. 28 Jahre her, bereits umgerechnet im Ferienjob einen Stundenlohn von 5 EUR gehabt., also soll mir keiner erzählen, nach mittlererweile 28 Jahren Kostensteigerungen für die Haushalte sei es nicht möglich, einen Stundenlohn von 7 oder 8 EUR zu bezahlen.

Empfehle dir die Hompage www.nachdenkseiten.de mal.
Wäre auch vielen Bundesbürgern zu empfehlen, da mal reinzuschauen.
Besonders interessante Beiträge und Anmerkungen. Da sieht man mal so, was in Deutschland so abgeht. Auch Artikel über Mindestlohn sind dort zu finden.
 
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Alphamenpower61 schrieb:
Dann hätten die anderen Ländern den Mindestlohn, den es schon seit Jahren europaweit in der EU gibt, längst wieder zurückgenommen …

Die Frage sei erlaubt: Warum gibt es in Deutschland überhaupt Arbeitslosigkeit? Ein Grund ist der technische Fortschritt, bei dem vor allem einfache Tätigkeiten von Maschinen übernommen werden. Ein anderer Grund ist die lange Ausbildungszeit. Es braucht mehrere Jahre, bis jemand für einen speziellen Beruf qualifiziert ist. Deshalb kann ein Arbeitnehmer seine Qualifizierung nicht von heute auf morgen ändern, wenn es der Arbeitsmarkt erfordert. Als dritten und sehr wichtigen Grund muss man die verkrusteten Strukturen des Arbeitsmarktes nennen, die zu mangelnder Flexibilität führt.

So werden durch (zu hohe) Tarifabschlüsse die Lohnkosten auf einem bestimmten Niveau zementiert. Geht es einer Branche schlecht (z. B. Baubranche), bleibt den Arbeitgebern kaum eine Wahl als Leute zu entlassen. Aufweichungen dieses Prinzips (alle verdienen weniger und/oder arbeiten länger, haben dafür aber eine Jobzusage) sind nicht die Regel. Auch übertriebene Kündigungsschutzgesetze schränken die Flexibilität ein: Ein langjähriger Arbeitnehmer wird nicht mehr benötigt, muss aber noch 4-6 Monate bezahlt werden, weil die Fristen so lange sind. Die Konsequenz ist ein Missbrauch der Möglichkeit, befristete Verträge abzuschließen. Oder: Man stellt eine Frau ein, die in der Probezeit schwanger wird. Nun gilt die Probezeit nicht länger für den Arbeitgeber, weil er der Frau nicht mehr kündigen darf (gut gemeintes Gesetz, das dazu führt, Frauen am beten erst gar nicht einzustellen). – Wäre der Arbeitsmarkt flexibler, hätten wir insgesamt weniger Jobsuchende und kürzere Zeiten von Arbeitslosigkeit.

Deshalb muss bei einem Blick ins Ausland, namentlich England, auch geschaut werden, wie die anderen Rahmenbedingungen sind: kein gesetzlicher Kündigungsschutz, keine nennenswerten Gewerkschaften, dafür Mindestlohn.

Zum Mindestlohn: Herr Bsirske gibt zu, dass seine Forderung nach einem Mindestlohn auch daher rührt, dass die Gewerkschaften in bestimmten Bereichen nicht stark genug sind. Tritt aber nun der Staat auf den Plan, der für die Tarifpartner die Festlegung der Mindestbezahlung übernimmt, werden sich die Arbeitnehmer im Niedriglohnbereich erst recht fragen, wozu sie noch die Gewerkschaften brauchen. Damit schwächt man die Gewerkschaften noch mehr und ich frage, ob das ordnungspolitisch sinnvoll ist.

Alphamenpower61 schrieb:
Und ein Kombilohn bezahlt im Endeffekt der Steuerzahler, dazu noch die Kosten der Verwaltung dieser. Da ist es preiswerter, die fehlende Summe von der Wirtschaft aufbringen zu lassen.

Genau das ist die Frage. Ich könnte die Steuern auch so anpassen, dass ich davon die Kombilöhne bezahle. Wie ich schon einmal geschrieben habe, sollten die Unternehmen den effektiven Marktpreis zahlen. Das gilt nicht nur für Maschinen und Werkstoffe, sondern auch für die Arbeitskraft. Den fehlenden Rest schießt der Staat hinzu. – Der Staat wäre mit einer entsprechenden gesetzlichen Anpassung auch in der Lage, etwa bei der Ausschreibung eines Auftrags für die Briefzustellung nur solche Anbieter zu berücksichtigen, die nachweislich einen bestimmten Mindestlohn zahlen.

Alphamenpower61 schrieb:
Vielleicht solltest du mal einen Monat mit Armutslohn deine Erfahrung machen.

Besser nicht!

Alphamenpower61 schrieb:

Diese Seiten werden hier öfter empfohlen. Ich ignoriere sie nicht, ich sehe sie aber auch nicht als Bibel. Es ist doch so: Die Leute beschäftigen sich mit einem neuen Thema zunächst einmal aus einer Sicht (Beispiel: bedingungsloses Grundeinkommen). Da sie von der Materie bisher wenig Ahnung haben, sind sie schnell überzeugt und stehen hinter der Idee. Aber so einfach ist das nicht. Man muss sich auch die Mühe machen, in Ruhe und mit Sorgfalt die Gegenargumente zu studieren. Dann kann es nämlich sein, dass man seine Meinung wieder ändert. Ich bin mir nicht so sicher, ob das alle so handhaben.

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Dein Beispiel mit McDonald’s geht nicht auf. Für 1.000 Arbeitsstunden zahlt der Arbeitgeber nach der Einführung des Mindestlohns nicht mehr 7.000 Euro, sondern 8.000 Euro (ohne Lohnnebenkosten). Dadurch sinkt zunächst einmal der zu versteuernde Gewinn. Bei den Arbeitnehmern steigen das Lohneinkommen und die Steuerlast, allerdings zahlt der Arbeitnehmer – wenn überhaupt – weniger Steuern ein als McDonald’s an Steuern einspart (Steuerprogression und Freibetrag für das Existenzminimum).

Allerdings lastet auf der McDonald’s-Filiale ein höherer Kostendruck. Das kann zu der einen oder anderen Pleite führen und Arbeitsplätze vernichten. Für die Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor ändert sich am Gesamteinkommen aber nichts. Dort wurde zuvor ALG II gezahlt, das nun abschmilzt bzw. wegfällt und durch einen höheren Mindestlohn kompensiert wird.

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Um die Wirkung des Mindestlohns auf das Arbeitsplatzangebot zu verdeutlichen, hilft ein Gedankenexperiment. Man stelle sich ein Vorstandsmitglied vor, das jährlich 2 Mio. Euro verdient. Wenn wir von einem fleißigen Menschen ausgehen, setzen wir eine 70-Stunden-Woche an. Dann komme ich auf einen Stundenlohn von etwa 550 Euro. Die Bundesregierung beschließt dieses Mal statt eines Mindestlohns einen Höchstlohn von 50 Euro/Stunde. Wie lange würde es dauern, bis die Vorstandsetagen in Deutschland gähnend leer wären? Ich gebe zu Bedenken, dass in den Chefetagen der Konzerne ohnehin nur Englisch gesprochen wird. Einer Abwanderung ins Ausland stünde nicht viel entgegen. Fazit: Ähnlich wie sich bei einer Lohnbegrenzung nach oben das Angebot an Arbeitskräften ausdünnen würde, gäbe es einen Rückgang der Niedriglohn-Stellenangebote bei einem Mindestlohn.
 
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Ein Mindestlohn in der Höhe von 6,50 € und höher würde radikal Arbeitslosigkeit produzieren und ich glaube nicht dass die Steruermehreinnahmen aus einem Mindestlohn die daraus resultierenden Mehrausgaben aufwiegen könnte. Die kleinen Betriebe müssten den höheren Lohnaufwand an die Kunden und Konsumenten weiterreichen und würden schlussendlich nicht mit den Preisen der Großen konkurrieren können und früher oder später pleite gehn.
 
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keshkau schrieb:
Ein langjähriger Arbeitnehmer wird nicht mehr benötigt, muss aber noch 4-6 Monate bezahlt werden, weil die Fristen so lange sind. Die Konsequenz ist ein Missbrauch der Möglichkeit, befristete Verträge abzuschließen.

Dann schau Dir mal das aktuelle "Gesetz zur Verbesserung der Beschäftigungschancen älterer Menschen" an.
- über 52-Jährige können künftig ohne Angabe von Sachgründen auch mehrfach in Folge befristet beschäftigt werden.
- Entgeltsicherung: AA zahlt für den älteren AN bis zu 2 Jahre eine Art Kombilohnzuschuss, falls der neue Netto unterhab des alten liegt.
- Eingliederungszuschuss für Unternehmen für bis zu drei Jahre

Klar vieles ist unausgegoren und zweifelhaft, allerdings hätte der ältere AN ganz ohne Regelungen mindestens genausowenig Chancen. Er gilt hierzulande als zu alt, Ausfallrisiken und Konkurrenz sind zu gross.

Bei den Schwangeren ähnlich. Die würden doch auch ohne Regelungen rausfliegen bzw. garnicht erst eingestellt werden. Die wenigsten Unternehmer belasten sich nunmal unnötig mit "Risikokandidaten". So ist die Realität. Die Schwangere hätte also auch ohne kaum Chancen oder mehr Sicherheiten. Genauso Alleinerziehende mit Kleinkindern. Die sind so oder so gear...
Und auch beim Leute entlassen würde sich nichts verbessern, wenns dem Unternehmen schlecht geht oder die Profite nicht langen.

Es liegt genauso auch an der Einstellung der Unternehmen. Warum gelten denn ältere Arbeitnehmer hier als unbrauchbar und abgeschrieben? Warum werden sie denn oftmals durch jüngere, aber unerfahrene ersetzt? Doch nicht nur, weil sie einen zusätzlichen Schutz geniessen. Das wird zudem ja nun gelockert und künstlich schmackhaft gemacht.

Warum haben wir denn eine kinderfeindliche Politik, auch im Arbeitsmarkt. Warum wurden denn einst überhaupt diese Regelungen für Schwangere eingeführt, wo es doch vorher ohne so toll war?
Und deshalb greift nun der Staat erneut ein, weil es eben jahrelang selbst mit den bisherigen Regelungen nicht ging, es im Gegenteil verheerende Auswüchse angenommen hat.
Wir hätten durch eine Liberalisierung nicht wirklich weniger Jobsuchende bzw. Arbeitslose. Es gäbe höchstens mehr Fluktuation zwischen Arbeitslosigkeit und Job. Mehr unterhaltssichernde Arbeitsplätze gäbe es dadurch nicht automatisch. Genau letztere sind ja das Ziel von Mindestlöhnen. Arbeit muss sich lohnen.

Und auf zunehmende Unternehmen, welche ihre Angestellen nichtmal die 7,50 Eur wert sind, können wir auch eher verzichten, die haben noch ganz andere Grundprobleme, als die Bruttolöhne. 50000 Insolvenzen pro Jahr sind sicher nicht überwiegend auf zu hohe Bruttolöhne zurückzuführen.
Weiterfördern durch Nichtreagieren müssen wirs nicht noch.

Es sind auch schon lange nicht mehr nur die niedrig qualifizierten Jobs davon betroffen. Auch höher qualifizierte jeden Alters kann man als Unternehmer inzwischen zum Spottpreis unter 7,50 Eur bekommen. Sei es durch Zeitarbeit, Druck der ARGEN inkl. Quasi-Mindestlohn Hartz-IV, Entsendegesetz oder einfach nur aufgrund des Überangebotes an Arbeitssuchenden.
Und Schwarzarbeit floriert auch jetzt schon. Da machen Mindestlöhne mit Sicherheit nicht mehr den Braten fett.
 
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In meinem Beispiel mit dem langjährigen Arbeitnehmer, der nicht zum alten Eisen gehören muss, ging es mir um den Kündigungsschutz, nicht so sehr um die Wiederbeschäftigung von Arbeitslosen. Aber Du hast Recht und ich finde es auch gut, dass man sich speziell darum bemüht, älteren Arbeitskosen gezielt zu helfen.

Du führst Beispiele dafür an, dass viele Leute ohnehin Probleme haben, egal ob mit oder ohne gesetzliche Regelungen. Und genau darum geht es! Warum mischt sich der Staat mit einem Wust von Bürokratie in Angelegenheiten ein, wenn die von ihm ergriffenen Maßnahmen nur wenig bis keine Wirkung zeigen? Dann soll er sich doch lieber heraushalten und woanders ansetzen. Also nicht per Gesetz die Tarifautonomie aushöhlen und einen Mindestlohn festsetzen, sondern eher auf faire Tarifverträge hinwirken und diese für allgemein verbindlich erklären. Das geht ja jetzt schon und das müssen auch keine bundesweit identischen Verträge sein.

Die Engländer haben in der Vergangenheit andere Konsequenzen gezogen als wir jetzt. Sie haben die wirkungslosen Maßnahmen einfach aufgegeben (z. B. Kündigungsschutz) und dafür eben den Mindestlohn installiert. Man kann aber nicht beides haben, wenn man Vollbeschäftigung erreichen will.

Es stimmt auch, dass wir hierzulande mit Jobs im Niedriglohnsektor eigentlich nicht viel reißen können. Aber wir haben unter den Arbeitslosen nun einmal 40 Prozent Ungelernte. Und solche Leute landen bevorzugt in Jobs, die miserabel bezahlt werden. Ich wüsste auch nicht, wo man sie sonst einsetzen sollte.
 
Relict schrieb:
Und auf zunehmende Unternehmen, welche ihre Angestellen nichtmal die 7,50 Eur wert sind, können wir auch eher verzichten, die haben noch ganz andere Grundprobleme, als die Bruttolöhne.

Genau, scheiß auf die Arbeitsplätze. Zumindest haben die Menschen dort noch einen Job. Sie müssen nicht voll durch die Gemeinschaft getragen werden und haben auch noch eine Beschäftigung. Was hast du bloß für Vorstellungen vom Leben.

Was passiert denn, wenn man Mindestlöhne einführt. Der Friseur wird teurer und die Menschen gehen seltener hin. Bei den Reinigungskräften werden ein paar entlassen und die anderen müssen in der gleichen Zeit noch mehr leisten. Das passiert heute schon beim Versuch sich gegenseitig zu unterbieten.
Es ist wirklich einfach mehr Geld zu fordern aber man muss sich auchmal vor Augen halten, das viele Menschen einfach nicht mehr ausgeben können, auch wenn sie einen Durchschnittsjob haben.
 
Gerade bei den lohnintensiven Jobs wie Büro- oder Gebäudereinigung - und natürlich gehört der Friseur dazu - sehe ich das von fandre beschriebene Problem. Die Unternehmer sind praktisch alle von der Kostensteigerung betroffen und möchten höhere Preise durchsetzen. Die Kunden möchten für die Dienstleistung aber nicht mehr ausgeben. Also werden die Büros innerhalb von zwei Wochen nur noch fünfmal statt sechsmal gereingt. Man verringert einfach die Taktzahl und ein Teil der Jobs löst sich in Luft auf.
 
Die Aufgabe der deutschen Regierung muss sowieso primär sein, viel mehr hochqualifizierte Arbeitskräfte zu produzieren. Im Sektor der niedrig qualifizierten Jobs sind wir einfach nicht konkurrenzfähig mit dem Ausland. Den Preiskampf können wir gar nicht mit unserem Lohnniveau gewinnen. Also investieren wir doch lieber alles in Bildung, Forschung und Technik um unseren Wohlstand zu sichern und diksutieren nicht stundenlang wie wir den Niedriglohnsektor halten können, der für den wohlstandsgeilen Deutschen doch sowieso schon verloren ist.

Ich sehe de facto einfach keine Besserung in Sachen Bildungsförderung für Kinder und Jugendliche. Das kanns nich sein liebe Damen und Herren von der Koalition. Überlegt euch endlich mal zügig eine Reform des SChulsystems (Hauptaugenmerk auf die Hauptschule) anstatt euch ewig an den Diskussionen über Mindestlöhne der Linken zu beteiligen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich sehe das so wie ObServer88. Wenn es um den Produktionsbereich geht, ist Deutschland im Niedriglohnsektor nicht konkurrenzfähig. Andererseits bewegen sich Bäcker und Friseure auch in Zukunft auf einem regionalen Arbeitsmarkt.

Die Regierung muss ihr Hauptaugenmerk zwar auf den Aus- und Weiterbildungsbereich legen. Dennoch möchte sie die ca. 3,5 Mio. Menschen in den Niedriglohnjobs nicht kampflos an die Linkspartei oder an die Partei der Nichtwähler verlieren (36,5 % Wahlbeteiligung bei der letzten Kommunalwahl in Sachsen-Anhalt).
 
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