Vorab, ich betreue privat und auch beruflich einige Privatkunden und deren Netzwerke und habe daher einen groben Einblick wie es um diese aussieht.
Außerdem habe ich ein Bild vom Otto Normalverbraucher.
Wattwanderer schrieb:
Das traurige ist ja, dass es keiner potenten NAS bedarf. Selbst langsame Platten knacken schon locker die 100MB/s Marke. Gepaart mit einer nicht zu langsamen CPU wird GBIT zum Flaschenhals.
Noch sieht man das nicht oft weil das Netzwerk zu sehr bremst aber einige betreiben schon SSDs im NAS, um ein geräuschloses Gerät zu haben.
An den Platten liegt das auch nicht, häufig eher eine zu schwache CPU im NAS, das habe ich in den letzten Jahren des öfteren beobachtet.
Des weiteren:
Ich würde Mal behaupten die Verbreitung von dedizierten NAS bei Privatleuten liegt bei 10-20%. Viele geben sich mit ihrer FritzBox/Speedport und einer externen Platte zufrieden. NAS mit SSD würde ich unter 1% schätzen, bzw. wer das Geld hat sich ein SSD NAS zu bauen kann jetzt auch die 10GBit/s, 5GBit/s und 2,5GBit/s Produkte kaufen.
80% der Endgeräte sind beim Otto Normalverbraucher per WLAN verbunden.
Meistens kommt auch noch ein billig Repeater zum Einsatz, welcher die Bandbreite halbiert.
Der Flaschenhals ist also in den meisten Fällen das WLAN.
Cool Master schrieb:
Ich bin voll im Limit mit 5x5TB WD Red im RAID 6 an meiner DS1515+. Intern packt mein NAS 500+ MB/s. Mein Netzwerk macht aber nur ~110 MB/s mit.
Würdest du dich damit als Otto Normalverbraucher oder eher als die oberen 5% einordnen?
ascer schrieb:
Das ist Quark; wie kann man nur derartig naiv sein?
In vielen Gegenden liegen keine für die Industrie nutzbaren Glasfaserleitungen. Sprich da geht es nicht um einen Ausbau bis zum Verteiler am Straßenende, sondern häufig darum, dass da gar keine ausreichenden Glasfaserkapazitäten überhaupt in der Nähe sind. Den Ausbau werden sich dann - wenn überhaupt - wohl nur enorm große Unternehmen leisten.
Naiv, nein nicht mehr.
Habe 6 Jahre bei einem ISP und Consulting Unternehmen gearbeitet, diverse Geschäfts- und Privatkunden betreut und beraten.
Mein Fazit nach dieser Zeit:
Die Industrie (also wirklich große Unternehmen) haben entweder das Geld sich die Leitungen in diese Gegenden legen zu lassen oder sind schon in Gegenden angesiedelt wo die Infrastruktur gegeben ist.
Btw. wenn "der Verteiler am Straßenende" ausgebaut ist, wird auf dieses Glasfaserkabel (andere Faser) auch ein Geschäftskundenanschluss mit draufgeschaltet bzw. neue Fasern ins vorhandene Leerrohr gezogen.
ascer schrieb:
Es geht hier um Infrastruktur und Standortfaktoren, ist das so schwer zu verstehen?
Gerade in der IT ist beispielsweise die Start-Up-Kultur ein wesentlicher, treibender Motor der Wirtschaft. Warum ist der wohl quasi nicht vorhanden in Deutschland, im Vergleich zu anderen Ländern?
Selbst ein 20 Mann Unternehmen wird i.d.R. nicht mal eben für 6-stellige Beträge sich ordentliche Glasfaserleitungen legen lassen. Und ja, das kostet zum Teil so viel: ein Bekannter ist Geschäftsführer bei einem 30-Mann Betrieb, die wegen Digitalisierung *jetzt* Glasfaser benötigten. Kostenpunkt über Telekom für den Ausbau: etwas über 300.000 Eur.
Es ging mir um die Aussage von wegen "Industriestandort Deutschland... kein Breitband... Armutszeugnis..."
Industrie hat relativ wenig bis gar nichts mit dem Breitbandausbau zu tun wird aber immer im selben Satz genannt.
Start-Ups und andere Länder:
Wo in den USA außer im Silicon Valley?
Die Versorgung in den USA ist außerhalb der Großstädte noch schlechter als bei uns.
Also fassen wir zusammen:
Der Betrieb hat Bedarf, will aber nicht einen angemessenen Preis bezahlen?
Dann kann der Bedarf nicht so groß sein.
Tiefbau ist nicht billig.
Was du hier indirekt "verlangst" ist das dem Betrieb quasi der Anschluss von wem auch immer bezahlt werden soll.
Gegenbeispiel: Wenn der Betrieb jetzt auf einmal einen extrem hohen Energiebedarf hätte, welchen das vorhanden Stromnetz nicht liefern könnte. Dann würde der Energieversorger bestimmt auch die neuen Leitungen und dessen Verlegung in Rechnung stellen.
ascer schrieb:
Von einer ordentlichen IT-Infrastruktur profitieren alle.
Das streite ich auch gar nicht ab.
Bloß wer soll diese bezahlen?
ascer schrieb:
So, du bist also die entscheidende Instanz, um privaten Haushalten "keinen Bedarf an der Gbit-Gesellschaft" zu attestieren?
...
Erkennst du deinen Fehler? Oder ist der Horizont zu weit entfernt?
Ich habe gesagt es gibt im Heimnetzwerk der deutschen Haushalte aktuell keinen akkuten Bedarf nach schnelleren Verbindungen als 1GBit/s.
Da 1. Die wenigsten Privatleute (10-20%) überhaupt die 1GBit/s auslasten.
2. Geschätzte 80% der Geräte per WLAN verbunden sind.
Aber ich bin gespannt, wie schätzt du das ein?
Wie viel % der Privatleute lasten 1GBit/s regelmäßig über einen längeren Zeitraum (sagen wir Mal 10 Minuten) aus?
Wie viel % der Geräte sind per WLAN verbunden?
In sagen wir Mal 5 Jahren wird das vielleicht anders aussehen, aber dann sind 2,5 und 5GBit/s auch schon günstiger und verbreiteter.
ascer schrieb:
Bei ihrem Standort gab es aber auf jeden Fall nur einen Outdoor-DSLAM, welcher nicht per Glasfaser angeschlossen war. Die hatten da vorher nur 6mbit. Da musste einiges neu verlegt werden, exklusiv für das Unternehmen.
Siehe oben, dementsprechend aufwendig wäre der Tiefbau gewesen, welcher ja auch bezahlt werden muss.