Marvolo
Lt. Commander
- Registriert
- Nov. 2007
- Beiträge
- 1.879
Lasst uns teilhaben in einem kollektiven Moment der (technischen) Nostalgie und einer Zeit, wo die Welt um einen herum einfach noch in Ordnung schien - soweit, wie es jedem einzelnen eben zurückdenkt.
Ich fange mal mit ein paar Stationen an, die mir immer wieder in den Sinn kommen:
Grundschulalter - Ende der 90er:
ich komme nachmittags von der Schule nach Hause, beeile mich, denn Punkt 14:00 Uhr läuft auf RTL.2 immer Pokemon. Danach schnell Hausaufgaben machen und sich dann mit dem besten Kumpel zuhause treffen. Die haben als eine der wenigen Familien einen Home-Computer, Windows 95 läuft drauf und irgendein Spiel mit einer Biene (wie es heißt, weiß ich leider nicht mehr).
Handys hatten wir noch keine - man sollte halt abends zum Abendessen wieder zuhause sein. Zur Not gab es im Ort ja auch die typischen, gelben Telefonzellen von der Telekom, wo man mit ein paar Pfennigen auch schnell daheim anrufen konnte.
Kurz vor der Jahrtausendwende kommt bei uns nun auch endlich ein Heimcomputer (Medion, gab's im ALDI, samt Drucker, Lautsprecher und 17-Zoll-Röhrenbildschirm/VGA-Anschluss) ins Haus. Windows 98. Als erstes "Spiel" wurde von meinen Eltern die ADDY Lernsoftware installiert, wo man Unterricht nehmen konnte in Mathe, Deutsch oder Englisch.
Weiterführende Schule - Anfang der 00er bis Ende der 00er Jahre:
"A-Ouuh" - Der Sound, wenn eine Nachricht über ICQ reinkam. Sowie das laute Nebelhorn, wenn man sich bei ICQ anmeldete. "Incoming File Transfer", tönte die männliche Stimme immer, wenn man etwas geschickt bekam.
Meine ICQ-Nummer kann ich heute noch auswendig. Mein Konto existiert noch, ich kann mich heute noch dort anmelden, auch wenn die Software mittlerweile in russischem Besitz ist und die UI komplett anders ist zu damals. Meine Kontakte (permanent offline) sind aber alle noch in der Liste.
TeamSpeak 1.6 - da hat man sich manchmal in "Channels" getroffen, um miteinander zu reden - ein frühes "Skype" sozusagen. Blöd nur, dass die Räume öffentlich zugänglich waren und man Gefahr lief, dass auch andere den Räumen beitraten und dann mithören konnten.
Da in meinem Dorf erst 2007 DSL eingeführt wurde, konnte ich täglich nur für max. 1h online sein - sonst wurde die Telefonrechnung zu teuer und das Telefon war gleichzeitig ja auch besetzt - es konnte in der Zeit also niemand anrufen oder raustelefonieren. Internetgeschwindigkeit: 56k-Einwahlmodem über AOL.
Erste selbstgebrannte CDs & MP3-Player:
Anfang der 00er Jahre wurden die tragbaren, kassettenbasierten Walkmans langsam out und durch tragbare CD-Spieler (mit Anti-Shock-Funktion, sodass der Laser beim Herumtragen des Players nicht aus dem Takt kam) ersetzt. Zur gleichen Zeit bekam ich zu Weihnachten einen CD-Brenner geschenkt, über den ich mich wie Oskar freute: Endlich eigene CDs erstellen, eigene Playlisten in eigener Reihenfolge und das Ganze auf CD!!
Viele hatten solche mit Reisverschluss verschließbaren CD-Stofftaschen, wo man CDs drin lagern konnte und dabei umblättern wie ein Fotoalbum.
Kurz danach kamen dann auch die ersten MP3-Player auf den Markt: SD-Karten mit einer Speichergröße von 64 oder 128 MB wurden hinten in den Player gesteckt, vorher natürlich erst noch die MP3s draufgeladen.
MP3s hat man entweder von CDs gerippt, oder damals illegal über so Programme wie Kazaa Lite runtergeladen. Internetstreaming a la Spotify oder Amazon Music - undenkbar.
Erste Erfahrung mit "dauerhaft online" als DSL kam:
2007 war es bei uns im Dorf endlich soweit: DSL konnte gebucht werden. Nach über 10 Jahren 56k-Modem hatten wir direkt auf DSL 16.000 gewechselt mit einer Downloadrate von knapp 1,6 MB/s. Das war schon ein Flash. Gruselig nur, wie schnell man sich an diese Geschwindigkeit gewöhnt hatte und sie für selbstverständlich nahm.
Kein Auf-die-Uhr-mehr-schauen, wegen einer zu teuren Internetrechnung, Dauer-Online hatte Vor-, aber auch Nachteile. Immer erreichbar, mehr und mehr verlagerte sich das Leben ins Digitale, weniger Bolzplatz nach der Schule und mehr "Kommste nachher on?"
Erste Erfahrungen mit Social Media á la SchülerVZ, MySpace, Skype und gegen Ende der 00er Jahre dann auch langsam Facebook, was hierzulande aber noch kaum Fuß gefasst hatte. CDs-Brennen war fast schon wieder out - mittlerweile hatte fast jeder einen MP3-Player und als gegen Ende der 00er Jahre die ersten touch-Smartphones auf den Markt kamen, hatte man die Songs spätestens dann auch auf dem Smartphone.
Blicke ich heute in diese Zeit zurück, fällt es manchmal schwer zu glauben, wie man damals so ganz ohne Internet, Computer oder Smartphone klarkam oder selbst dann bloß mit 56k-Modem-Internet oder gar DSL 16.000 (heute habe ich hier einen 100 mbit-Anschluss). Gleichzeitig aber sehne ich mich manchmal wieder in diese Zeit zurück, auch WENN sie im Vergleich zu heute technologisch vielleicht etwas rückschrittlicher und entbehrungsreicher sein mochte. Aber irgendwie habe ich so das Gefühl, war damals einfach noch alles in Ordnung, die Leute weniger gestresst, weniger Probleme und Chaos in der Welt...
Ich fange mal mit ein paar Stationen an, die mir immer wieder in den Sinn kommen:
Grundschulalter - Ende der 90er:
ich komme nachmittags von der Schule nach Hause, beeile mich, denn Punkt 14:00 Uhr läuft auf RTL.2 immer Pokemon. Danach schnell Hausaufgaben machen und sich dann mit dem besten Kumpel zuhause treffen. Die haben als eine der wenigen Familien einen Home-Computer, Windows 95 läuft drauf und irgendein Spiel mit einer Biene (wie es heißt, weiß ich leider nicht mehr).
Handys hatten wir noch keine - man sollte halt abends zum Abendessen wieder zuhause sein. Zur Not gab es im Ort ja auch die typischen, gelben Telefonzellen von der Telekom, wo man mit ein paar Pfennigen auch schnell daheim anrufen konnte.
Kurz vor der Jahrtausendwende kommt bei uns nun auch endlich ein Heimcomputer (Medion, gab's im ALDI, samt Drucker, Lautsprecher und 17-Zoll-Röhrenbildschirm/VGA-Anschluss) ins Haus. Windows 98. Als erstes "Spiel" wurde von meinen Eltern die ADDY Lernsoftware installiert, wo man Unterricht nehmen konnte in Mathe, Deutsch oder Englisch.
Weiterführende Schule - Anfang der 00er bis Ende der 00er Jahre:
"A-Ouuh" - Der Sound, wenn eine Nachricht über ICQ reinkam. Sowie das laute Nebelhorn, wenn man sich bei ICQ anmeldete. "Incoming File Transfer", tönte die männliche Stimme immer, wenn man etwas geschickt bekam.
Meine ICQ-Nummer kann ich heute noch auswendig. Mein Konto existiert noch, ich kann mich heute noch dort anmelden, auch wenn die Software mittlerweile in russischem Besitz ist und die UI komplett anders ist zu damals. Meine Kontakte (permanent offline) sind aber alle noch in der Liste.
TeamSpeak 1.6 - da hat man sich manchmal in "Channels" getroffen, um miteinander zu reden - ein frühes "Skype" sozusagen. Blöd nur, dass die Räume öffentlich zugänglich waren und man Gefahr lief, dass auch andere den Räumen beitraten und dann mithören konnten.
Da in meinem Dorf erst 2007 DSL eingeführt wurde, konnte ich täglich nur für max. 1h online sein - sonst wurde die Telefonrechnung zu teuer und das Telefon war gleichzeitig ja auch besetzt - es konnte in der Zeit also niemand anrufen oder raustelefonieren. Internetgeschwindigkeit: 56k-Einwahlmodem über AOL.
Erste selbstgebrannte CDs & MP3-Player:
Anfang der 00er Jahre wurden die tragbaren, kassettenbasierten Walkmans langsam out und durch tragbare CD-Spieler (mit Anti-Shock-Funktion, sodass der Laser beim Herumtragen des Players nicht aus dem Takt kam) ersetzt. Zur gleichen Zeit bekam ich zu Weihnachten einen CD-Brenner geschenkt, über den ich mich wie Oskar freute: Endlich eigene CDs erstellen, eigene Playlisten in eigener Reihenfolge und das Ganze auf CD!!
Viele hatten solche mit Reisverschluss verschließbaren CD-Stofftaschen, wo man CDs drin lagern konnte und dabei umblättern wie ein Fotoalbum.
Kurz danach kamen dann auch die ersten MP3-Player auf den Markt: SD-Karten mit einer Speichergröße von 64 oder 128 MB wurden hinten in den Player gesteckt, vorher natürlich erst noch die MP3s draufgeladen.
MP3s hat man entweder von CDs gerippt, oder damals illegal über so Programme wie Kazaa Lite runtergeladen. Internetstreaming a la Spotify oder Amazon Music - undenkbar.
Erste Erfahrung mit "dauerhaft online" als DSL kam:
2007 war es bei uns im Dorf endlich soweit: DSL konnte gebucht werden. Nach über 10 Jahren 56k-Modem hatten wir direkt auf DSL 16.000 gewechselt mit einer Downloadrate von knapp 1,6 MB/s. Das war schon ein Flash. Gruselig nur, wie schnell man sich an diese Geschwindigkeit gewöhnt hatte und sie für selbstverständlich nahm.
Kein Auf-die-Uhr-mehr-schauen, wegen einer zu teuren Internetrechnung, Dauer-Online hatte Vor-, aber auch Nachteile. Immer erreichbar, mehr und mehr verlagerte sich das Leben ins Digitale, weniger Bolzplatz nach der Schule und mehr "Kommste nachher on?"
Erste Erfahrungen mit Social Media á la SchülerVZ, MySpace, Skype und gegen Ende der 00er Jahre dann auch langsam Facebook, was hierzulande aber noch kaum Fuß gefasst hatte. CDs-Brennen war fast schon wieder out - mittlerweile hatte fast jeder einen MP3-Player und als gegen Ende der 00er Jahre die ersten touch-Smartphones auf den Markt kamen, hatte man die Songs spätestens dann auch auf dem Smartphone.
Blicke ich heute in diese Zeit zurück, fällt es manchmal schwer zu glauben, wie man damals so ganz ohne Internet, Computer oder Smartphone klarkam oder selbst dann bloß mit 56k-Modem-Internet oder gar DSL 16.000 (heute habe ich hier einen 100 mbit-Anschluss). Gleichzeitig aber sehne ich mich manchmal wieder in diese Zeit zurück, auch WENN sie im Vergleich zu heute technologisch vielleicht etwas rückschrittlicher und entbehrungsreicher sein mochte. Aber irgendwie habe ich so das Gefühl, war damals einfach noch alles in Ordnung, die Leute weniger gestresst, weniger Probleme und Chaos in der Welt...
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