Galaxy_Radio schrieb:
Das nicht alles einwandfrei und gut läuft, sollte jedem klar sein, aber sich darüber zu beschweren, dass illegale Seiten gesperrt werden und einem Rechte/Freiheiten dadurch genommen werden, was ist los Leute?! Es ist vollkommen in Ordnung sowas in die Wege zu leiten, wer Filme schauen möchte, muss sich diese entweder kaufen, oder ins Kino, ganz einfach.
Das sehe ich ganz anders.
Es gibt Grenzen dabei, was man tun kann, um ein in Probleme geratenes Geschäftsmodell zu retten und bei Zensur sind die eindeutig überschritten. (Und das Sperren von Websites ist nichts anderes als Zensur, egal wie legitim der Zweck sein mag.)
Ich mein, es sollte ja niemanden überraschen, dass das alte Geschäftsmodell, Musik und Schauspiel in Form von auf Datenträger gebannten "Konservern" quasi als Stückgut (wie Kartoffeln oder Schuhe usw. ) zu vermarkten, im Zeitalter von Digitalisierung von Informationen und weltumspannender Vernetzung nicht mehr ohne Weiteres so funktionieren kann, wie es ca. 100 Jahre lang der Fall war (zwischen der Erfindung von Schallplatten und dem Durchbruch des Internets).
Hier muss man klar trennen, zwischen den Rechten des Urhebers an seinem Werk, die natürlich weiter Bestand haben, und einer Garantie, dass er (oder ein von ihm beauftragter Dritter) sie mit den Methoden seiner Wahl erfolgreich zu Geld machen kann. So eine Garantie gibt es sonst auch für keinen anderen.
So wie ich das sehe, gibt es kein gottgegebenes Anrecht darauf, dass ein bestimmtes Geschäftsmodell in alle Ewigkeiten funktioniert. Besonders, wenn es erst durch bestimmte technische Erungenschaften möglich wurde und dann von weiteren Entwicklungen eben wieder überholt.
Man kann natürlich versuchen, dem mit Gesetzen entgegen zu wirken, aber dabei muss man die verschiedenen (Grund-)Rechte von Urhebern, Verwertern und dem Rest der Menschheit gegeneinander abwägen.
Es mag zunächst eher unproblematisch erscheinen, bestimmte, nur für diesen einen Zweck (Urheberrechtsverletzungen) ausgelegte Websites, per Zensur unzugänglich zu machen. Aber schon z.B. bei sowas wie Tauschbörsen udn Torrent-Websites, die ja auch für den freien Austausch aller möglichen Informationen, einschließlich z.B. Leaks über politische Missstände usw. genutzt werden, ist die Sache nicht mehr so klar. ODer auch beim systematischen Manipulieren der Ergebnisse von Suchmaschinen. Hier ist eindeutig die Informations- und Meinungsfreiheit in Gefahr.
Um das alte "Stückguthandel"-Geschäftsmodell der Musik- und Filmindustrie wirklich zu retten, bräuchte es aber noch viel weiter gehende, extremste Einschnitte in Informations- und Meinungsfreiheit, inklusive Totalüberwachung und allgegenwärtiger Zensur im Internet. Im Prinzip das Ende des freien Informationsaustausches zwischen den Menschen. Meiner Meinung nach ist es das aber eindeutig nicht wert.
Urheber und Rechteverwerter müssten, statt zu versuchen per Gesetz die Welt unter schweren Kollateralschäden so umzuformen, dass ihre alten Geschäftsmodelle weiter funktionieren, ihre Geschäftsmodelle an die veränderten Umstände anpassen. Und da gibt es ja durchaus einige Möglichkeiten. Neben ganz neuen Vermarktungsmethoden, die das Internet für sich nutzen, auch schlicht und einfach die Rückbesinnung auf alte Vermarktungsmethoden, die schon funktioniert haben, bevor man Musik und Schauspiel überhaupt auf Konserven pressen und verkaufen konnte.
Und wenn man ganz ehrlich ist, wurde dieser Schritt ja auch schon teilweise gemacht. Der freie Austausch von Musik, Film und Co. ist kein Horrorszenario für die Zukunft, sondern seit über 10 Jahren Realität und trotzdem ist die Musik- und Filmindustrie immer noch ein boomendes Multi-Milliarden-Geschäft. Teilweise, weil Kopien halt doch nicht bedeuten, dass nicht mehr gekauft wird. (Aktive Filesharer haben gewöhnlich die größen, legal gekauften CD- und DVD-Sammlungen in ihren Schränken. Einfach weil sie Film- und/oder Musikfans sind.) Auch Kinos sind in Zeiten von kinox und Co. nicht weniger gut besucht.
Aber eben auch, weil sich die Urheber und Verwerter sich durchaus schon teilweise umgestellt haben. Viele Musiker verdienen heutzutage wieder zum größten Teil mit Konzerten. Bei Filmen blüht das Geschäft mit "Collectors-Editions" und sonstigem Merchandising, das man eben nicht so einfach kopiieren kann usw.
Das Informationszeitalter ist jedenfalls zu wertvoll, um es zu opfern, nur um einer Branche die Mühe zu ersparen mit der Zeit zu gehen. Wenn diese Realität erstmal akzeptiert wurde, kann man sich endlich daran machen, die eigentlichen Ursachen der Probleme konstruktiv anzugehen, ohne eine Spur der Verwüstung durch das freie Internet zu ziehen.