Özdemir als Parteivorsitzender?

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Tankred

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Hallo zusammen,

Seit kurzem irritiert mich, dass Cem Özdemir wieder verstärkt in den Medien auftritt. Heute wurde dann auch der Grund dafür offenbar. Cem Özdemir möchte wohl den Parteivorsitz von Bündnis 90/Die Grünen übernehmen. Halt hat er offenbar im realpolitischen Flügel der Partei, der den Vorschlag von Renate Künast, einen Volker Ratzmann zu nominieren, offenbar verhindern und den eigenen Kandidaten in eine Kampfabstimmung schicken will.

Özdemir als Vorsitzender der Grünen? Wir erinnern uns:

2002 kam heraus, dass einige Bundestagsabgeordnete verdächtig günstige Privatkredite des PR-Beraters Moritz Hunzinger in Anspruch nahmen. Auch Herr Özdemir hat ein Darlehen in Höhe von 80000,- Euro angenommen. Das zahlte er nach Bekanntwerden zurück, lehnte aber einen Rücktritt ab. Es wurde lediglich bekannt, dass ihn die Sache wohl belaste - der Arme. Als er dann kurze Zeit später wegen des Flugmeilenskandals zurücktrat, Flugmeilen aus dienstlichen Flügen wurden privat genutzt, war ich wie heute stark irritiert. Da nimmt einer quasi Geldgeschenke eines bekannten Lobbyisten an und fühlt sich nur "belastet", denkt aber nicht an Rücktritt. Aber wegen ein paar Flugmeilen wird dann zurückgetreten.

Auf seiner Homepage wird von alledem natürlich nichts erwähnt, auch nicht in seiner Biographie.

Aber schlecht ging's ihm nach dem Rücktritt ja nicht. Er verdingte sich z.B. im Transatlantic Fellows Program des GMF in den USA und erklärte den Amerikanern die Rolle der Türkei in Europa. 2004 kam er über einen sicheren Listenplatz in das Europaparlament und vertrat damit auch die Bevölkerung, die er noch 2002 so betrogen hatte, dass er belasteterweise zurücktreten musste.

Offenbar ist Cem Özdemir recht gut vernetzt, ehrlich ist aber was anderes. Es passt eher zu dem arroganten, hochnäsigen und selbstverliebten Politiker, als den die Ludwigsburger ihn immer wieder erleben durften. Sollte so eine Person eine Partei wie Bündnis 90/Die Grünen führen? Irgendwie habe ich den Eindruck, dass Herr Özdemir den Wähler zum Narren hält. Es gibt ja einen Vergessenheitsrhytmus in der Politik, der besagt, dass der Wähler nach einem Jahr das Meiste wieder vergessen hat. Ich kann mich aber nur gut daran erinnern, was 2002 war und finde es frech, da Cem Özdemir offenbar den Eindruck hat, es sei Gras über die Sache gewachsen.

Was meint ihr dazu? Ist Cem Özdemir für euch ein Grund, B90/Die Grünen zu wählen? Oder eher ein Grund, sie nicht zu wählen? Oder ändert ein möglicher Parteivorsitzender Özdemir nichts an eurer Einstellung?
 
Ich möchte zwischen vier Szenarien unterscheiden:

a) Parteiprogramm gut und Vorsitzender gut -> wird gewählt
b) Parteiprogramm schlecht und Vorsitzender schlecht -> unwählbar
c) Parteiprogramm schlecht und Vorsitzender gut -> immer noch nicht wählbar
d) Parteiprogramm gut und Vorsitzender schlecht -> kommt drauf an
 
Dasselbe kam mir beim lesen der Nachrichten auch in den Sinn.

Nachdem man ihn ja schon damals nicht wirklich fallen ließ und auf einem gut dotierten Ruheposten abgeschoben hat scheint man offenbar der Meinung zu sein der dumme Michel hat nach 5 Jahren eh alles vergessen.
Genauso könnte die SPD Scharping wieder aus dem Hut ziehen. (würde mich bei dem jetzigen Zustand auch nicht mehr wundern)

Er hat sich aber noch das Schlupfloch offen gelassen, sich nur zur Wahl zu stellen wenn er auf breite Zustimmung hoffen kann.

Wenn Özdemir das einige ist was die Realos aufzubieten haben dann haben nun auch die Grünen ein Personalproblem.
 
Obwohl ich mich jetzt an den Skandal von damals erinnere, hat es bei dem Namen Özdemir noch nicht Klick gemacht. Der Mann hat für meinen Geschmack einfach den falschen Hintergrund. Nicht, das man als Sozialpädagoge im Bundestag nichts zu suchen hat - aber in seinen Händen scheint das Netzwerken eine ganz neue Bedeutung zu bekommen. Er ist konsequent darin, die türkisch-deutschen Wähler zu mobilisieren und hat wohl verstanden, dass man mit Charme weiterkommt als durch Integrität. Doch ich wäre mir bei so einem Politiker einfach nicht sicher genug, dass er mehr an seine Wähler als an sich denkt.

Meine Stimme geht nicht an ihn.
 
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