@strempe
Die Erziehung ist ja eigentlich nur der Rahmen. Was das Kind nun daraus macht ist letztlich sowieso nicht kalkulierbar. Das Leben ist keine gerade Linie. Gerade jedoch für Kinder ist die Anfangszeit mit den Eltern enorm wichtig, da deren Handlungen, deren Weltsicht und deren Werte in diesen jungen Jahren von den Kindern als bare Münze genommen werden. Mit erziehen meine ich auch keinen Knüppel in der Hand, sondern fördern und fordern. Da kann das Kind auch mal im jungen Alter anfangen, mit die Hausarbeit zu machen. Kleinigkeiten, später je nach Fähig- und Fertigkeiten etwas mehr. Die anfängliche Erziehung bis zum ca. 3ten Jahr ist auch die Wichtigste. Vorher sein Kind abgeben ist fahrlässig (in meinen Augen). Denn wie soll ein Erzieher, auch wenn er so heißt, 20 Kinder erziehen? Das geht nur zu hause.
Nach diesem Alter geht es zwar mit der Erziehung weiter, dann lernt das Kind aber auch neue Wege kennen. Dass es mehr Kinder gibt (die es bewusst wahrnehmen kann) auf der Welt, dass auch andere Menschen Bedürfnisse haben und und und. Eine Ergänzung durch einen Kindergarten finde ich gut. Dennoch wäre mir eine Kindertagesstätte in dem Alter 3-6 immer noch nicht gut genug, gerade weil die dortigen Personen überfordert wären mit meinem Kind oder ich nicht ausschließen kann, was passiert.
Du schreibst:
Zum Glück leben wir in anderen Zeiten. Es ist heute definitiv anderes als vor 30 Jahren. Heute mal eben fast 500€ monatlich für die Kita abdrücken merkt man in der Brieftasche. Ich jedenfalls. Da wundere ich mich nicht, dass viele auf ein zweites Einkommen angewiesen sind.
Es ist also für dich ein Glück, dass du und deine Frau arbeiten gehen müsst, daher zu hause weniger Zeit habt, und daher das Kind in die Kita schicken müsst, weil die Zeit fehlt? Für mich ist genau DAS ein Rückschritt. DDR-mäßig, beide müssen arbeiten, Kind und Eltern kommen in die Tagesbetreuung. Ich halte da nichts von. Wieso nicht selber um diejenigen kümmern?
Wer erzieht wen? Wer kopiert wen? Und wer geht wessen Weg?
Welchen Weg das Kind geht kann ich beeinflussen, aber nicht voraussagen. Es soll ja nicht meinen Weg gehen oder den Beruf lernen den ich will, lieben, wen ich will. Es soll eigene Wege gehen, aber differenziert die Welt betrachten und abwägen.
Woher weißt du überhaupt wieviel Einfluß deine Erziehungsbemühungen/deine Indoktrinationen haben?
Hm, interessant dass du dich so vor den Kopf gestoßen fühlst. Erziehung bedeutet auch Flexibilität, aber zum größten Teil eine gerade Linie mit klaren Regeln, die aber für ALLE gelten, nicht nur für die Kinder. Indoktrination würde ja bedeuten, dass das Kind von dieser Linie nicht abweichen DARF. Das stimmt nicht, dann muss ein Diskurs gesucht werden, eine Kooperation und Einigung.
Ich wünsche dir ein paar eigene Kinder und dann sehen wir wie oft du deine eigenen Konventionen brechen wirst. Wahrscheinlich öfter als dir lieb ist und unbewusst noch wesentlich öfter.
Mit 11 Jahren wurde ich Bruder, ich habe den mit "erzogen" und aufwachsen sehen. Ihm fehlte ganz klar eine gerade Linie. Heute ist er volljährig und ihm fehlt das immer noch. Einzig und allein, wenn er hier mal zu Besuch ist, oder wenn ich mit ihm zusammen bin, reißt er sich zusammen und das auch zu seinem eigenen Vorteil. Nicht, dass ich so will, wie ich bin. Ich bin ganz anders. Und jedes Kind ist anders. Aber zu erkennen, was das Kind braucht, dafür benötigt man vor allem Lust und Zeit. Ich habe es bei ihm herausgefunden. Unglücklicherweise hat es in dem Fall nichts bewirkt, da meine Eltern anderer Meinung waren. Er selbst tut mir jetzt leid, denn er hat massive Probleme mit dem Leben und seinen Wünschen/Erwartungen ansich. Er saß auch viel vor dem Fernseher, der war ihm aber völlig egal, wenn ich nach hause kam. Da hat sich nämlich jemand mit ihm beschäftigt. Nicht immer nach seinem Willen. Aber scheinbar war ihm sein Wille dann in letzter Instanz weniger wichtig, sonst hätte er ja einfach weiter gucken können oder in sein Zimmer.
Kinder bedeutet Verantwortung. Du schreibst Beispiele mit Verkäuferinnnen oder mit Krankenschwestern im Schichtdienst hierhin. Ja, da meine ich tatsächlich, dass diese Personen die Pflichten und Rechte auf Eltern/ein Elternteil höher stellen sollten, als den persönlichen Wunsch Kinder zu haben, wenn es keinen geregelten Tagesablauf gäbe. Das klingt vielleicht utopisch, aber nehmen wir bei einer Alleinerziehenden den Fall, dass der Chef sagt: "Ne, sie können nicht nach hause, Sie müssen länger machen." "Aber mein Kind...." "Sie werden ja wohl jemanden haben, der darauf aufpasst" "Nein, leider nicht" "Das ist ihr Problem. Entweder Sie machen länger, oder..." Tja, oder. Aber man ist heute etwas austauschbarer als früher. Man kann also nun dem Vorgesetzten in den Hintern kriechen. Oder die Konsequenz daraus ziehen, dass man mit einem Kind eben nicht mehr so flexibel ist wie vorher und auf den Job einfach lapidar schei**en.
Eine 24h Kita ist genau das, was ich meine. Die Arbeit geht vor. Auch wenn man noch so schlecht verdient, aber man identifiziert sich mit der Arbeit, und nicht mit der "Arbeit", die man evtl. zu hause macht. Da ist keiner stolz, zu hause die Wohnung sauber zu halten. Ist ja selbstverständlich. Nen Staubsaugerroboter engagieren. Oder direkt ne Putzfrau. Der Koch sitzt in der Kantine. Und das Kind, die Eltern und der Hund brauchen ne 24h Betreuung.
Jeder muss da die Lösung für sich selbst finden und da geht mir dieses Theoriegeschwurbel und Bällchen zuwerfen so leicht gegen den Strich.
Das verstehe ich. Ist ja auch ein hochkomplexes Thema und da mischt sich dann jemand ohne Kinder ein und meint, alles besser zu wissen.
_killy_ hats gut beschrieben.
Die Eltern bilden das Zentrum der Kindeserziehung - wenn von dort nichts kommt, dann helfen auch die anderen "Stationen" nicht.
@lurid
Vor allen Dingen bekäme deine Frau auch nicht mehr Rente. Da hat man sogar noch mehr Verlust, nämlich die ganze verlorene Zeit, die man mit den Kindern hätte verbringen können. Auch der Haushalt ist so wesentlich einfacher zu regeln. Das letzte Beispiel ist klar ein Extrem. Wie es ja auch ein Extrem ist, dass die Eltern NUR zu hause sind und auch alles richtig machen.
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