Alliyah schrieb:
Falsche Denkweise.
Es entsteht IMMER Schaden. Auch wenn es "nur" eine Kopie ist. Denn der Schaden entsteht durch den potentiellen Verlust, der möglich ist.
"Potentieller Verlust" ist aber eine verdammt schwammige Sache. Geld, das man
vielleicht verdient hätte, wenn die Welt anders funktionieren würde als sie tut?
Niemand kann diesen "Verlust" auch nur annähernd beziffern. Die Extrem-Rechnungen (jede Kopie ist ein entgangener Kauf), mit denen die Rechteverwertungs-Lobby und ihre Anwählte sich Milliarden- oder sogar Billiarden-Verluste zusammenfantasieren, haben jedenfalls herzlich wenig mit der Realität zu tun. Da wird mit Geld gerechnet, das in unserem Universum gar nicht existiert, bzw. längst für anderes ausgegeben wurde.
So wurden z.B. im Fall der alten Tauschbörse Limewire allein für die US-Musikindustrie 75 Billionen Dollar Schaden ausgerechnet. Ungefähr so viel wie das jährliche Bruttoinlandsprodukt aller Länder der Welt zusammengenommen.
Nach der Logik würde der Rechteverwertungsindustrie schon längst der ganze Planet gehören... hundertfach... Dutzende zukünftige Generationen der Menschheit müssten Tag und Nacht nur noch für die Rechteindustrie arbeiten, um den Schaden abzubezahlen, den eine einzige Generation angeblich angerichtet hat.
Es ist schon ziemlich absurd, dass sowas von Justiz und Politik überhaupt ernst genommen wird. Es soll mal jemand versuchen, z.B. seiner Versicherungsgesellschaft mit "theoretischem Schaden" zu kommen. Die werden einen nur auslachen und harte Zahlen fordern. Man wird keinen Cent mehr sehen, als man eindeutig als
echten Schaden beweisen kann.
Koto schrieb:
Der Verlust spielt doch gar keine Rolle.
Seit wann ist ein Rechtsbruch davon abhängig ob es Verluste irgendwo gibt?
Wobei es die logo gibt egal wie hoch die nun sein mögen.
Der Punkt ist doch man will sich nicht beklauen lassen. Also das andere etwas nutzen wofür Sie die geforderte Leistung nicht erbracht haben.
Marktwirtschaft heißt ja Angebot und Nachfrage und nicht mir passt das Angebot nicht, also eigne ich es mir einfach so an. Offline käme da die meisten auch nicht auf die Idee. Man tut es weil es relativ gefahrlos möglich ist sich zu bedienen.
Würde es beim Klauen in Läden eben nicht Strafen und eine hohe Gefahr geben. Würde die Leute da auch klauen wie die Raben. :-)
Eigentlich sollte ein Rechtsbruch nur davon abhängen, ob
Grundrechte von jemand anderem verletzt werden. So ist z.B. Diebstahl eine klare Verletzung des Grundrechts auf Eigentum (GG Art.14). Man nimmt jemandem sein Eigentum weg. Raub ist darüber hinaus auch eine Verletzung des Grundrechtes auf körperliche Unversehrtheit (GG Art.2). usw.
Wo bei illegalen Kopien digitaler Informationen diese Grundrechtsverletzung sein soll, ist für mich ein großes Fragezeichen. Zumindest das deutsche Urheberrecht dreht sich nur in einem einzigen Punkt um ein Grundrecht, und zwar beim Urheber
persönlichkeitsrecht. (Darin wird z.B. verboten, dass jemand das Werk eines anderen als sein eigenes ausgibt. Die gewöhnliche "Raubkopier"-Problematik hat damit nichts zu tun.) Der Rest sind nur schnöde Regulierungen über die Möglichkeiten der kommerziellen Verwertung von Werken, speziell die beziehungen zwischen Urheber und Verwerter.
Es gibt kein Grundrecht auf Profit. Jedenfalls nicht im deutschen Grundgesetz. Erst recht keines auf Profit mit einem bestimmten Geschäftsmodell seiner Wahl, egal ob es (z.B. aufgrund technologischer Fortschritte) noch zeitgemäß ist oder nicht.
Man kann darüber hinaus natürlich auch Gesetze machen, die nicht auf Grundrechten basieren. Untergeordnete Regulierungsgesetze wie z.B. Dosenpfand oder Ladenschlussgesetz usw. Auf dem Niveau bewegt sich zum größten Teil das Urheberrecht. Es ist eine schnöde Wirtschaftsregulierungsmaßnahme.
Sowas müsste aber selbstverständlich automatisch zurückstehen, wenn es mit Grundrechten kollidiert. Dass z.B. das Grundrecht auf anonyme, unbeobachtete und ungestörte Kommunikation (das Kommunikationsgeheimnis ist eine wichtige Grundlage für eine funktionierende Demokratie) aufgehoben wird, nur um "Raubkopierer" zu jagen, ist ein absolutes Armutszeugnis für unseren Rechtsstaat.
Eigentlich müssten Gesetzgeber und Richter sagen:
"Denkt euch gefälligst Geschäftsmodelle aus, die funktionieren, ohne dass man den Menschen ihre Grundrechte absprechen muss!"
Für mich ist das ein deutliches Beispiel dafür, dass letztlich Geld doch viel mehr zählt, als die Grundrechte der Menschen. Sogar dann, wenn es nur "theoretisches" Geld ist, das nicht in unserer Realität, sondern nur in einem Fanatsieuniverum existiert.