bertholdb schrieb:
S.Longus schrieb:
(...) Arbeitsleistung wird (...) nicht danach bezahlt, wie wichtig die Arbeit ist, sondern danach, wie viele Leute es gibt, die diese Arbeit machen können.
Das ist (...) absoluter Blödsinn.
Jein, wirklich Unrecht hat er damit nicht, sofern man von einer
abstrakten Betrachtungsweise herangeht.
Innerhalb einer Branche - oder noch spezifischer: in einem Berufsfeld einer Branche oder gar einem Unternehmen - sind selbstredend viele andere Faktoren i.d.R. maßgeblicher für die Entlohnung.
Betrachtet man allerdings verschiedene Berufsgruppen losgelöst von Branchen, sondern
einzig in Anbetracht ihrer Qualifikation sowie der
Komplexität der Aufgabenstellung, so stimmt die These von Longus durchaus. Es gibt eine direkte Korrelation.
Zum einen sind sich Fachkräfte ihrer Kompetenzen gewahr und möchten natürlich höher entlohnt werden, zum anderen sind Fachkompetenzen rar gesät und dadurch ergibt sich ein Qualitätsanspruch. Es können schlichtweg viel weniger Menschen hochkomplexe Tätigkeiten ausführen.
Ein Fleischer, ein Bäcker oder um noch stärker zu trivialisieren/pauschalisieren ein Regalauffüller, eine Reinigungskraft, ein Paketverpacker hat im Vergleich zu vielen anderen Tätigkeiten ein so einfaches Berufsbild, dass die meisten Menschen der Bevölkerung ohne Weiteres oder nur mit
kurzen Umlernzeiten in der Lage wären, diesen Beruf ebenfalls auszuüben.
Dadurch ergibt sich ein
Überangebot an Arbeitskräften und
keine gute Verhandlungsgrundlage (
viel Konkurrenz, wenig Fähigkeiten/Fertigkeiten) auf Seiten des Arbeitnehmers.
Solche Tätigkeiten sowie die darin befindlichen Arbeitskräfte sind relativ einfach ersetzbar.
Hinzu kommt noch, dass wir mittlerweile eine
Wissensgesellschaft sind.
Vor Jahrhunderten war der
primäre Bereich, die
Landwirtschaft & Versorgung der Bevölkerung, die gefragteste und Wichtigste Gruppe.
Mit der Industrialisierung wurde der
sekundäre Bereich,
die produzierenden Gewerbe/Industrie, der wichtigste Wirtschaftszweig.
Anfang des 20. Jahrhunderts verschob sich dies zunehmends in den
tertiären Sektor,
das Dienstleistungsgewerbe.
Nun, im 21. Jahrhundert, ist das Wachstum im
quartären Sektor,
die hochspezialisierten Gewerbe, uneinholbar und dieses Gewerbe
steigt zum wichtigsten Wirtschaftszweig auf.
Damit (wie mit jeder Entwicklung zuvor) werden hier die meisten Umsätze & Gewinne erzielt, diesem Zweig wird die meiste Bedeutung zugemessen und
entsprechende Fachkräfte aus diesen Bereichen sind am gefragtesten.
Für die Masse der Gesellschaft ist das natürlich nicht praktikabel und es wirft große soziale Fragen in unserer Gesellschaft auf, wie man mit dieser Thematik umgeht.
Das ändert aber nichts daran,
dass diese Entwicklung mit jedem Jahr schneller voranschreitet.
Der
quartäre Sektor wird immer größer und stärker, damit werden immer mehr und immer bessere/spezialisiertere Fachkräfte wie etwa Ingenieure, Mathematiker, Informatiker, Physiker, Mediziner, Chemiker, ... benötigt, die sich auf immer komplexere Spezialgebiete vertiefen.
Zeitgleich werden immer mehr
"menschliche" Arbeitsplätze durch Automatisierung und nicht zuletzt in den kommenden Jahrzehnten auch
durch die Robotik ersetzt.
Bei
dieser Entwicklung ist es
folglich ganz normal, dass bisherige, also
"normale" Tätigkeiten immer
schlechter entlohnt werden und besonders der
quartäre Sektor immer
besser.