Rostock-Lichtenhagen 15 jahre dananch oder Wie sich die Geschichte wiederholt

smacked2

Commodore
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In den folgenden Tagen jähren sich die ausländerfeindlichen Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen zum 15. Mal

Kurz ein Rückblick was in Rostock geschah:

Im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen kam es im August 1992 zu den massivsten ausländerfeindlichen Ausschreitungen der deutschen Nachkriegsgeschichte, nachdem dort Asylbewerber tagelang ohne Zugang zu sanitären Einrichtungen und Nahrungsmitteln vor der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZAst) zu kampieren gezwungen waren.
In der Nacht des 24. August warfen unter den aufstachelnden „Ausländer raus“-Rufen der umstehenen Schaulustigen mehrere meist jugendliche Täter wiederum Steine und vor dem Haus entzündete Molotowcocktails in das Gebäude, wie eine zufällig daneben positionierte RTL-Videokamera im Detail berichten konnte. Der Eingangsbereich wurde von Rechtsextremisten mit Baseballschlägern gestürmt, die Beleuchtung und die Einrichtung zerschlagen und unter Rufen wie „Wir kriegen Euch alle, jetzt werdet Ihr geröstet“ Benzin ausgeschüttet und angezündet.

Zu den über 100 Eingeschlossenen zählte auch ein Fernsehteam des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF). Der Augenzeuge Thomas Euting, Leiter des ZDF-Landesstudios Sachsen in Leipzig, notierte: „Die Notausgänge zum Nachbarhaus sind allesamt von den deutschen Nachbarn verrammelt und mit Ketten gesichert. Man will verhindern, dass die lästigen Ausländer etwa rüberkommen könnten.“ Euting schrieb in dieser Lage einen Abschiedsbrief an seine Frau.

Den vietnamesischen Familien und dem Fernsehteam gelang es jedoch, auf das Dach des Hauses zu fliehen. Die Feuerwehr konnte auf Grund der Gewaltbereitschaft der Anwesenden nicht zum Löscheinsatz ausrücken. Die Polizei konnte der Feuerwehr keine Hilfe leisten, da sie kräftemäßig den Neonazis unterlegen war. Erst in der nächsten Nacht wurde, unter Hinzuziehen auswärtiger Polizeieinheiten und dem massiven Einsatz von Wasserwerfern, die Situation unter Kontrolle gebracht.

Während der Ausschreitungen konnten sich gewalttätige Rechtsextremisten und Trittbrettfahrer immer wieder in eine Menge von zeitweise bis zu 3.000 schaulustigen, teilweise applaudierenden Anwohnern zurückziehen, deren Rolle bis heute umstritten ist. Von der Presse wurden die Ereignisse auch als Pogrom von Lichtenhagen bezeichnet.

Bis heute gilt die Rolle von Politik und Medien um die Eskalierung der Gewalt als unaufgeklärt.

Quelle: Wikipedia

Bericht und Video zu den damaligen Ereignissen von SPIEGEL TV

Nahezu auf den Tag genau 15 Jahre danach scheint sich die Geschichte zu wiederholen. Ausländer rennen in einer sächsischen Kleinstadt um ihr Leben, verfolgt von einem Mob von über 50 Deutschen.
Politiker zeigen sich Betroffen, Wirtschaftsfunktionäre relativieren um den Ruf des Standorts nicht zu gefährden und bei einigen Bürgern bricht in Fernsehinterviews offen der Neid und der Haß auf Ausländer durch. (O-Ton ZDF Interview: Die Ausländer bekommen alles in den Ar*** geschoben)
Eine Spontandemo der Antifa mit ca. 200-300 Linken in der Kleinstadt schreckt so manchen Bürger vielleicht kurz auf, gerät aber wahrscheinlich schnell wieder in Vergessenheit und wirkt allzu reaktionär.

Und so fragt man sich, ist in den 15 Jahren denn garnichts passiert?
Was wird passieren wenn der Aufschrei der Betroffenen erst wieder verhallt ist? Wird überhaupt etwas passieren oder geht es einfach immer so weiter in dem kleinen sächsichen Städtchen Mügeln.

Ist es so einfach das es einfach ein Strukturproblem ist oder ist es vielmehr ein Symbol für das erstarken des Rechtsextrimismus in Ost und West. Aktuellen Studien zu Folge meinen 38% der Bevölkerung Deutschland sei "überfremdet". Ein zweites NPD-Verbotsverfahren wird weiterhin von der Politik nur zaghaft angebstrebt, wird es eine Entspannung der Lage bringen?

Was muss geschehen um solche Vorfälle zu verhindern? Sicherlich hat keiner eine Patentlösung, dieser Thread soll vielmehr dazu dienen Vorschläge zu sammeln was die Politik wie auch jeder einzelne in diesem Land tun kann.

Ich hoffe gemäß den "Umgangsformen fürs PuG" mit diesem Posting genügend Diskussionsgrundlagen geboten zu haben damit der Thread nicht gleich geschlossen wird. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
"Erklärungen" für Rechtsextremismus gibt's natürlich viele. Meiner Meinung nach bieten die neuen Bundesländer dafür aus vier Gründen einen idealen Nährboden:
1) vergleichsweise niedrige Bildung
2) hohe Arbeitslosigkeit
3) spezielle "DDR-Mentalität"
4) Der vergleichsweise geringe Anteil an "Ausländern", die in den neuen Bundesländern leben

Bevor ich auf die 4 Punkte genauer eingehe, sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass ich in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen bin und in Berlin lebe ;)

1) Pisa mag zwar nicht in allen Punkten immer ganz korrekt sein und ich will auch nicht behaupten, dass "Ossis" dümmer wären als "Wessis", allerdings gibt es starke Indizien dafür, dass die Bildung in Ostdeutschland etwas schlechter ist als in Westdeutschland. Das hängt natürlich wieder direkt mit einer schlechten Wirtschaftslage, hoher Arbeitslosigkeit und niedrigen Steuern zusammen.

Dieser Bildungsmissstand führt meines Erachtens dazu, dass mehr Menschen zu wenig hinterfragen und sich schnell der z.T. sehr oberflächlichen und unbegründeten Meinung Dritter anschließen oder diese zumindest tolerieren. Dieser Effekt wird dann noch zusätzlich durch Punkt 3 ("DDR-Menatiltät") unterstützt.

Dieses Phänomen kann man nicht nur in Sachsen und Brandenburg, sondern auch in Berlin beobachten, wo sich Motive und Überzeugungen z.T. sehr stark unterscheiden. Natürlich tritt dieser Effekt auch in den alten Bundesländern auf, aber für sich allein genommen ist die Wirkung wohl recht klein.

Lösungsansatze:
- wie immer mehr Geld für Bildung
- mehr Schüleraustausche, um das interkulturelle Wissen zu erweitern und Barrieren abzubauen
- gemeinsame Schulen und Bildungsprogramme mit Polen und Tschechien
- eine Millarde weiterer Ansätze, über die sich tausende Kluge Menschen gedanken gemacht haben


2) Durch die hohe Arbeitslosigkeit sind die Einkommen vergleichsweise gering, wodurch mehr Menschen essentielle finanzielle Probleme haben als in den alten Bundesländern. Dafür muss es natürlich einen Sündenbock geben und da man selbst nie an eigenen Problemen Schuld hat, sind es halt Vater Staat und die "Ausländer". Gegen den Staat kann ich kaum etwas unternehmen, also fang ich mit den Ausländern an.

Lösungsansätze:
- Aufbau Ost, Förderung strukturschwacher Regionen, wie immer man es nennen möchte
-> ist natürlich sehr schwierig und es wurden auch viele Fehler gemacht, aber aus Fehlern kann man lernen und es ist ja nicht alles schief gegangen


3) In der DDR hat man 2 Dinge gelernt (extrem vereinfacht, keine realistische Darstellung, würde aber hier zuweit gehen):
- Der Staat sorgt für alles
- Mund aufmachen und Meinung sagen kann gefährlich werden

Das hat in den neuen Bundesländern u.a. dazu geführt, dass man dem Staat z.T. mehr Schuld an der Lebenssituation gibt als in den alten Bundesländern. Gepaart mit dem zweiten Punkt (Gefahr durch Meinung sagen) führt das zu Frust und Verzweiflung, da man sich nur bedingt vorstellen kann etwas in seinem Leben zu verbessern ohne die Hilfe des Staates. Also lässt man den Frust oder Unmut an jemandem aus, z.B. den Russen, Türken oder auch Indern. Ist ja auch viel einfacher, als den Frust am Onkel oder Omi oder den Kindern auszulassen, obwohl auch das vorkommt.

Lösungansätze:
Eltern müssen ihre Kinder zu Mündigkeit und Selbstständigkeit erziehen. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, wenn man selber ganz anders geprägt wurde. Auch Erwachsene können/sollten/müssten erkennen, dass man selbst Dinge ändern kann, auch wenn es nur kleine Dinge sind und es sehr schwer fällt, sowie dass die Äußerung einer Meinung etwas Gutes sein kann und dass es dafür keine rechtlichen (negativen) Konsequenzen gibt.


4) Wie schon erwähnt ist es leichter Frust oder Unglück an Menschen auszulassen, mit denen man nichts zu tun hat. In Berlin z.B. kommt man nicht drum herum zu erkennen, dass der Türke im Dönerladen auch nur ein armer Schlucker ist und genau die gleichen Probleme hat wie jeder "Nicht-Ausländer". In einem kleinen Ort mit wenigen "Ausländern" kann man den Kontakt wunderbar minimieren oder vermeiden, wodurch man ein beliebiges "Feindbild" aufbauen kann, welches nicht zu wiederlegen ist, da man ja mit dem "Feind" nicht spricht.

Lösung:
- vielleicht Zeit, viel Zeit


PS: Entschuldigt die z.T. triefende Ironie :)
 
Zuletzt bearbeitet:
@moros

Du hast ein paar interessante Punkte aufgeführt, die jedoch nicht immer einleuchtend sind.

Du sprichst von einer niedrigeren Bildung im Osten und handfester Indizien dafür. Ist das nur Deine persönliche Erfahrung oder hast wirklich Indizien?

Es gibt natürlich eine Flucht von Ost nach West von qualifizierten Arbeitskräften. Der Arbeitsplatzmangel, den Du angesprochen hast, führt dazu, dass Menschen sich in anderen Regionen Arbeit suchen. Zurück bleiben dann oft nicht die "Einsteins" der Republik.

Dein Punkt zur DDR-Mentalität ist ein beliebtes Argument, um Gründe für den Rechtsextremismus in Ostdeutschland zu suchen.
Naja, einfaches Beispiel: Der Großteil rechtsextremer Straftäter ist nicht unbedingt in der Region 50+ zu suchen.
Oft sind es Leute im Bereich von 16 bis 25 Jahren. Wie alt die bei der Wende waren kannst Du Dir ja ausrechnen. Viel DDR - Einfluss gab es da nicht mehr. ;)

Ich stimme mit Dir überein, dass Unzufriedenheit, Perspektivlosigkeit und eine geringe Bildung zu mehr Gewalt führen. Die Schuld bei anderen zu suchen ist der einfachste Weg, von eigenem Unvermögen abzulenken. Den Effekt kannst Du aber auch in Neukölln beobachten. ;)

@smacked
Ist jeder der denkt, dass Deutschland "überfremdet" sei in Deinen Augen ein Rechtsextremist?

Zur Lösung:
Radikalisierung stellt sich immer dann ein, wenn es den Menschen schlechter geht. Passende Feindbilder liegen bereit und stossen auf offene Ohren.
Aber solche Menschen wird es immer geben.
Die Frage ist nur wie gross diese Gruppe wird.
Daher würde ich nicht dort anpacken, wo eh ideologischer Hopfen und Malz verloren ist.
Entscheidend ist doch die Mittelschicht in Deutschland. Geht es ihr gut, schwimmt sie im politischen Einheitsbrei mit, geht es ihr schlechter vertritt auch sie radikalere Positionen.

Somit sollte da gestärkt werden wo noch eine Chance besteht.
Bildung und Arbeit die zu Wohlstand führen sind in meinen Augen der Schlüssel.

MFG
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei der Bildung hätte ich wahrscheinlich noch mehr ausholen sollen :), aber du hast das ja schon ganz gut erklärt. Meiner Meinung nach ist die Schulbildung nur ein kleiner Teil, der mit PISA bereits mehrfach untersucht wurde:
http://www.mpib-berlin.mpg.de/pisa/PISA_E_Zusammenfassung2.pdf

Dazu kommt aber die massive Abwanderung derer, die Abitur oder auch einen guten Realschulabschluss gemacht haben. In meinem Abijahrgang (2004) z.B. haben etwa 100 von 130 Absolventen sofort die Stadt verlassen und davon wird fast niemand zurückkehren. Das führt zu einem gewissen "Bildungsungleichgewicht" v.a. bei jüngeren Menschen, da sich die Abwanderung der Erwachsenen (30-60) in Grenzen hält. Es fehlt sowas wie ein Gegenpol oder aufklärerisches Element, da die jungen Menschen mit hoher Bildung einfach abwandern, wodurch das durchschnittliche Bildungsniveau der besagten Altersgruppe stark sinkt, und damit steigt dann wiederum die Anfälligkeit für extremes Gedankengut.

Der Effekt der "DRR-Mentalität" ist meiner Ansicht nach eher indirekt. Für die direkte Prägung waren viele, wie du schon erwähnt hast, noch zu jung. Allerdings überträgt sich die Meinung der älteren während der Enkulturationsphase. Wenn sich also Opa und Oma sowie Vater und Mutter über den Staat beschweren und die Kinder keine anderen Ansichten kennen lernen, dann übernehmen sie die Meinung der Älteren, ohne sich dessen immer bewusst sein zu müssen.

Noch eine Anmerkung zum Thema "überfremdet":
Ich glaube, dass eine solche Vereifachung immer die Grundlage für Rechtsextremismus ist. Es gibt einfach nicht "den Ausländer". Wenn man das ganze nämlich differenziert betrachtet, dann stören immer ganz bestimmte Dinge, wie z.B. Kommunikationsschwierigkeiten oder unterschiedliche kulturelle Auffassungen. Mit einer differenzierten Betrachtung habe ich überhaupt kein Problem. Für mich ist es aber ein feiner Unterschied ob man sagt: "Wir haben ein Problem durch viele Einwanderer (bzw. Menschen mit Migrationshintergrund) mit niedriger Bildung und Kommunikationsschwierigkeiten" oder ob man sagt, "Deutschland ist überfremdet".
Das erste verlangt nach einer detaillierten und fallbezogenen Auseinandersetzung mit der Thematik, das zweite erlaubt ein einheitliches "Feindbild".
 
@smacked

Ich weiss, mich interessiert da aber Deine Meinung. :)

@moros

Ok, wenn Du Pisa als Anhaltspunkt nimmst: Zustimmung. Auch, wenn eine bundeslanduebergreifende Statistik, durchgefuehrt auf Basis eines einheitlichen Schulsystems wohl besser geeignet waere. OK, ich traeume.

Bei der Abwanderung sind wir uns ja einig. Mein Cousin, der am Greifswalder Bodden in einem kleinen Ort lebt sagte mal: "Entweder bist du hier Beamter oder arbeitslos."

Etwas ueberspitzt aber nicht so unpassend, wie ich finde.

Die "DDR-Mentalitaet" waere dann auch wieder bei den Wendeverlierern staerker ausgepraegt und wuerde sich in der Erziehung wiederspiegeln. Ok, kann ich nachvollziehen!

Jetzt muessten sich die "Ostalgiesozialisierten" doch eigentlich im linken Spektrum wiederfinden, liegt dies doch naeher am alten System.

Vielleicht ist dieser Einflussfaktor aber doch nicht so gross, wie angenommen.

Das Thema Ueberfremdung hast Du gut beschrieben. Solch undifferenzierte Umfragen sind in meinen Augen nicht wirklich aussagekraeftig.

MFG
 
@eding:

Ich persönlich denke dass Menschen die denken das Deutschland überfremdet sei zumindest offen bzw. offener für rechtes Gedankengut sind als Menschen die dieser Aussage nicht zustimmen. Und genau da setzen die rechtsradikalen Parteien und Organisationen an indem sie Angst und Neid schüren mit Aussagen wie "Die Ausländer nehmen uns unsere Arbeit weg" "Die Juden nehmen uns unser Geld weg" usw.
Menschen die rechtsoffen sind springen da eher drauf an und lassen sich dann im schlimmsten Fall von den Faschisten radikalisieren, werden somit rechtsextrem.

Der erste Schritt zur Bekämpfung dieses Übels ist die Ernstnahme dieser Zahlen: Wir haben ein großes Problem, nicht nur in den Köpfen vieler Menschen. Buckeln nach oben und treten nach unten auf Minderheiten ist die sich immer weiter verbreitendere Verhaltensweise vieler Menschen und der ideale Nährboden für Rassismus und Ausgrenzung.
 
Ich selbst höre bzw. lese heute zum ersten mal von diesen Vorfällen und fand diese Begebenheiten (so wie sie im Wiki Artikel beschrieben sind) doch recht überraschend.
Vor allem die Tatsache, dass die Polizei nur ein dermassen geringes Durchsetzungsvermögen besass finde ich sehr seltsam. Immerhin war die Zahl der Beamten ja nicht gerade klein und bei einer solch akuten Gefährdung von Leben (der Opfer sowie der Beamten) müsste es doch auch rechtlich kein Problem gewesen sein mit angemessenerer Härte durchzugreiffen.

Aber zurück zur Frage, was man tun kann, welche natürlicherweise keine einfache ist, wie der Threadersteller auch bereits geschrieben hat.

Erstens ist es sicher ein absolutes Muss, dass solche Vorfälle restlos aufgeklärt werden und die Täter wenn es irgendwie rechtlich möglich ist auch verurteilt werden.
Bei solchen "Mobs" ist es ja immer ein Problem, dass Täter leicht in die Anonymität abtauchen können und für sie oftmals kein grosses Risiko besteht, zur Rechenschaft gezogen zu werden. Könnte man das ändern, würde das die Hemmschwelle sicher heraufsetzen (und ich glaube die gesetzlichen Grundlagen mit Vermummungsverbot usw. müssten eigentlich da sein).

Aber eben, das würde auch nur gegen 'Ausbrüche' und nicht gegen das Problem an sich helfen.

Die rechtsradikale Ideologie ist hingegen vermutlich noch deutlich schwieriger zu bekämpfen.
Natürlich würde eine Verbesserung der Wirtschaftslage und des Bildungsniveaus vermutlich auch den Zustrom zu den Rechtsradikalen verringern, aber das ist einerseits leichter gesagt als getan und andererseits auch nicht das alleinige Wundermittel.
Ein Grundproblem liegt vermutlich auch darin, dass dieses gesamte Ideenpaket von "Nation", "Volk", "Grenzen" usw. absolut unumstösslich gegeben und unhinterfragbar scheint - und das in praktisch dem gesamten politischen Spektrum. Solange es fast jedermann von rechts bis links als total selbstverständlich annimmt, dass es sowas wie 'Ausländer' überhaupt gibt und dass fixe Grenzen und Nationen das normalste der Welt sind, solange wird auch immer irgendwo noch ein bisschen Rechtsextremismus mitschwimmen.
Logisch kann man nicht hingehen und von heute auf morgen die Nationen auflösen, aber heutzutage ist diese Idee durch Kultur, Medien, Schule usw. ja dermassen omnipräsent, dass man üblicherweise nichtmal auf die Idee kommen könnte, dass es keine Nationen gibt (obwohl es sie ja bekanntlich erst seit kurzer Zeit gibt).
 
@smacked

Danke für die Erklärung.:)

Ok, wenn ich ehrlich bin, wüsste ich nicht, wie ich antworten sollte. Gerade auch deshalb, weil die Frage "Glauben Sie, dass Deutschland überfremdet ist?" einfach nicht spezifisch genug und in zu viele Richtungen auslegbar ist. Daher finde ich es etwas überspitzt zu sagen: "Rechtsextremismus ist DAS Problem Deutschlands." Ein kleiner Blick nach Polen oder Russland hilft. In der Gesamtstatistik von Straftaten in Verbindung mit Körperverletzung spielt Gewalt von Rechts keine herausragende Rolle.
Versteh mich bitte nicht falsch. Ich möchte nicht, dass Mügeln oder Rostock noch einmal passieren. Ich möchte aber auch nicht, dass Polizisten in Berlin von einem "ganzen Stadtteil" verprügelt werden. Wir haben also mehrere Baustellen in diesem Bereich.
Interessanter Weise sind die Ursachen ähnlich. Wenig Bildung, wenig Perspektive usw.

BTW:Ich bin mit einer Chinesin verlobt und hab jetzt nicht unbedingt meinen Schrank voller Wiking Jugend-Aufnahmeformulare. ;)

Ich denke nicht, dass alle 38% dieser Menschen offener für dieses Gedankengut sind. In diesen 38% steckt natürlich auch dieser Anteil aber hier wird einfach nicht differenziert.

Es ist sehr schwer, in Deutschland eine Debatte über dieses Thema zu führen.
Den Kampf gegen Rechts gewinnt man nicht von oben herab. Den Kampf gegen Rechts gewinnt man in dem man sich deren Programmen und Ideen stellt, Alternativen bietet und aufklärt.

Ich stimme mit Dir überein, dass etwas getan werden muss aber dazu gehört eine thematische Auseinandersetzung und keine Verteufelung.


MFG
 
Was geschehen muss, um solche Vorfälle zu verhindern? Zuallerst gehört der gesammte Pöbel, der die Inder durch die Stadt gejagt hat in U-Haft gesteckt, der Prozess gemacht und zur Höchststrafe veruteilt. Identifikation sollte ja kein Problem darstellen, da genug Zeugen und Polizei zugegen waren. Abschreckung und Strafe ist immer noch der beste Weg, um diesem hirnlosen, minderwertigen Pack etwas beizubringen.

Entschuldigung, wenn das etwas drastisch klingt, aber bei solchen Vorfällen brennen bei mir sämtliche Sicherungen durch, zumal ich ja selber nicht unbedingt deutsch aussehe. Ach ja, der Bürgermeister gehört auch weg, geradezu skandalös, wie dieser schon wieder eifrig relativiert.
 
@DaveStar und @SheepShaver

mit dem Wegsperren der aktiv an den Gewalttaten beteiligten Personen ist es leider nicht getan. Dies gilt sowohl für die damaligen Vorkommnisse in Rostock als auch jetzt in Mügeln.

DaveStar schrieb:
...ich glaube die gesetzlichen Grundlagen mit Vermummungsverbot usw. müssten eigentlich da sein.

Das Entsetzliche an diesen Vorfällen ist doch, daß es die Täter nicht nötig hatten, sich zu vermummen oder in sonstiger Weise heimlich vorzugehen. Die offenkundig zur Schau gestellte Sympathie der "guten Bürger" für die Nazis und die Tatsache, daß in Mügeln "niemand etwas gesehen hat", sind das eigentliche Problem. Die aktiven Gewalttäter kann man sicherlich einsperren, die in weiten Kreisen des Bürgertums vorhandene Gesinnung jedoch nicht.

Die von smacked2, Moros und e-ding angestellten Überlegungen zur Überwindung der Anfälligkeit für rechtsgerichtete dumpfe Parolen (ich sage besser: zur Erziehung zur Demokratie) sind die wohl einzigen, auf lange Sicht erfolgversprechenden Maßnahmen.

PS: Ich habe mir mit meinem Beitrag sehr viel Mühe gegeben, meinen seit Rostock empfundenen Ekel vor den johlenden und klatschenden Bürgern im Zaun zu halten und noch einigermaßen sachlich mit diesem Verhalten umzugehen. Nur zur Erinnerung: 1992 hatten Einwohner von Dolgenbrodt Geld gesammelt, um Rechtsradikale mit dem Niederbrennen eines Asylbewerberheims zu beauftragen.:kotz:
 
Es nützt nur leider nichts uns um unsere Rechtsextremen zu kümmern.
Die Linksextreme gruppierung ist genau so gross.

Es braucht ein Ansatz für alle "extreme" nicht nur diese von Rechts.
Das "gute bürgertum" schaut auch zunehmens bei ausschreitungen von Linken weg. Es gibt eine allgemeine "schau weg und nicht hin" mentalität. Doch wieso auch, kaum macht man sich selber stark um in einer Situation zu helfen. Kommt ja schon der Prozess vor Gericht, da wois dann auch jeder deinen namen, es gibt sowas wie tel.search.ch und schon hast DU das problem vor deiner Haustür.

Die Herren beider Lager sind meist minderjährig oder werden zu popel Strafen verdonnert.

Wieso rutschen diese Jungendlichen in dieses Milieu ?
Bildung und Armut sind nur ein kleiner Teil, Erziehung doch schon eher.

Manchmal kann ich nur noch den Kopf schütteln wenn ich seh was bei uns inner "Steine" so abgeht (der Strasse in Basel).

Gruss
Duque
 
TheDuque schrieb:
Wieso rutschen diese Jungendlichen in dieses Milieu ?
Bildung und Armut sind nur ein kleiner Teil, Erziehung doch schon eher.
Schlechte Erziehung und Bildung gehen leider allzu oft mit der Armut einher, also muss man zunächst letztere bekämpfen.
 
Ich sag ja nicht dass die Armut damit nichts zu tun hat.
Doch selbst wer Arm ist, kann eine gute Erziehung bekommen und auf dem richtigen "weg" bleiben
 
Das ist richtig, aber Bildung kostet ja auch nicht unwesentlich Geld. Und dann gibt es auch Untersuchungen, wonach der Ausbruch aus dem armen Elternhaus in eine soziale Besserstellung gerade in Deutschland (und auch Österreich) nur selten gelingt (siehe auch Bildung u. soziale Ungleichheit). Wir haben hier zwar keine Lynchmobs, zumindest nicht dass ich wüsste, aber bei uns sorgt das ungleiche Niveau zwischen Schulen auf dem Land (besser, strengere Noten) und in der Stadt (schlechter, bessere Noten) paradoxerweise dafür dass letztere bessere Aufstiegschancen in höhere Schulen und später Berufe bekommen.

Der Lösungsversuch muss also gleichermaßen bei Linderung der Armut und Bildungssystem ansetzen. Das sind zumindest die Dinge, die die Politik beeinflussen kann, in die Erziehung kann sie leider nur schwer eingreifen. Es sei denn man entreißt massenhaft "Problemkinder" aus ihren Familien.
 
Zuletzt bearbeitet:
TheDuque schrieb:
Es nützt nur leider nichts uns um unsere Rechtsextremen zu kümmern.
Die Linksextreme gruppierung ist genau so gross.

Ah ja okay wenn demnächst ein Mob von 50 Linksextremen 8 Ausländer durch die Stadt hetzt kannst du gerne einen Thread zum Thema Linksextrimismus eröffnen, dieser hier soll jedoch hauptsächlich von Rechtsextrimismus und der Bekämpfung desselbigen handeln. Ich bitte um Verständnis :)

TheDuque schrieb:
Die Herren beider Lager sind meist minderjährig

Falsch. Der Großteil der rechtsextremen Gewalttäter ist schon volljährig.
 
Bitte bitte,
Wie kannst du unser aller rechtsextremissmus problem angehen wollen und dafür eine Lösung suchen.
Wenn du selbiges der linksextremen und kriminellen Ausländer vorne weg lässt.
Ich wollte mit meinen post darauf hinweisen, dass ohne ein gesamt Konzept man ALLES kniggen kann.

Sag ich was von 50 PinkerBlock schnitten jagen 8 Inder.... ne aber wie wärs damit.
Mein Auto ging in Flammen auf, so ein netter "cocktail" flog in die Ferienwohnung meiner Ex, all dies geschah in Davos vor einigen Jahren.

Sag mir also nicht ich wäre föllig falsch mit meiner andeutung. wie gesagt habe ich nirgends auch nur angedeutet das linksradikale, ausländer jagen. (wäre ja nid normal oder).

Zudem sind sehr viele der rechtsextremen jungendliche/minderjährige -> wir reden noch nicht von Gewalttätern.

Wie kann man die "braune sauce" bekämpfen, wenn man kein mittel gegen "tomaten flecken" findet ??

Es wird hier auch grobe pauschalisierung betrieben, denn nicht jeder der einen drang nach "rechts" hat ist gleich ein Neonazi, ist genau gleich wie wenn ich alle "sozi's" zum "pinken block" tun würde.
Tja und dann nervt man sich dass unsere Politiker in Gamern nur "amokläufer" sehen, tja die Herren pauschalisieren halt auch alles zusammen.

Ausserdem ist es doch nor logisch.
Solange es eine Linksextreme szene gibt, solange "deutsche von ausländern ausgenommen werden oder verkloppt" wird es läute geben die einen drang zum rechtsradikalen haben, so einfach.

Was hier vorgeschlagen wird, muss man auf das ganze andwenden.
Sonst betreibt man nix anderes was unsere Politiker auch tun, das problem bekämpfen aber nicht die ursache.

Übrigens, die meisten "gemässigten konservativen" kommen nicht aus armen familien oder haben eine schlechte bildung.

so alle rechtschreibfehler etc könnt ihr behalten ich schreib hier von meinen E61i aus.
Drum verbleibe ich mit freundlichen Grüssen und bis später
Duque
 
Meiner Meinung nach muss die Politik hier auch vielmehr in die Verantwortzung genommen werden und auch mal Gelder lockermachen für Maßnahmen die helfen könnten wie z.B.


  • Aufbau und Stärkung alternativer, nicht-rechter Jugendzentren besonders im Osten. Hier müssen alternative Freizeitgestaltungen angeboten werden für die Jugendlichen/jungen Erwachsenen. Hier darf man das Feld nicht den Rechten überlassen.
  • Stärkung von antifaschistischen Organisationen, antifaschistisches Engagement anerkennen, Jugendprojekte fördern
  • Sofortige Beendigung der staatlichen Bekämpfung antifaschistischer Organisationen und Institutionen ( wie z.B. mit dem §129a)
  • Verbot aller neofaschistischen Organisationen wie etwa die NPD, dies würde dieser Parte den Geldhahn aus Steuermitteln zudrehen und sie bekämen weniger Aufmärsche angemeldet
 
Die Ideen sind schon gut.

Und damit diese Ideen auch fruchten müssen deine Vorschläge auf alle gruppierungen übertragen werden.

Nur eine Frage/Anmerkung. Wieso Jugendzentren ? Ich verstehe schon wieso, die Frage ist nur "ähhhh ??"

Wir hatten damals auch keine Jugendzentren, ich war auch noch nie in einem.
Wir haben mal für eines, eine LAN-Party organisiert mit allem drum und dran. Damit die kids einfach mal nen PC von nahe sahen.

Doch fragte ich mich grade selbst, "sind wir schon so weit, dass unsere Jugend nichtsmehr gscheids weiss mit sich zu tun ?"

Ich bin froh wenn ich mal Freizeit habe. diese endlich nutzen kann, abschalten von der Arbeit. Ich wüsste was ich jede einzelne minute mit meiner Freizeit anstellen würde.

Wie gesagt das Bedürfniss an mehr Jugendzentren ist da und nötig, doch kommt doch dort auch wieder die Aussage einer person aus nem anderen Thread gut rüber
-> Die Eltern selbst sind nicht mehr in der Lage diese rolle zu übernehmen, da meist beide Eltern arbeiten gehen um nur ein bisschen etwas im Leben zu haben.


P.S Bin immernoch auch der Suche nach einer Frau die viel Geld verdient, keine Ahnung von PCs hat und auch darüber nicht mit mir Disskutieren will. Dafür schmeiss ich den ganzen Haushalt, Koche, kümmere mich um die Kinder, Putze.
Nur Bügeln *njed*
ne kleiner scherz.
 
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