Okay, super ... ... ein Freilos fürs Austoben.
Holt Euch liebe erstmal 'n Kaffee, das kann jetzt etwas dauern ...
1000 Wege ins Gras zu beißen - #734 - #736: "Drei auf einen Streich"
Milan, Fedja und Cheeki-Meeki war langweilig. Der große Raum im Inneren des alten Abwrack-U-Boots bot zwar guten Schutz gegen das Wetter und die Emissionen, er war aber auch so öde, dass man schon mal fuchsteufelswild werden konnte, wenn einem bei der Pediküre ein Nagel abbrach. Das in diesem Raum mal der Antriebsreaktor stand, fiel dem Geigerzähler im Rahmen der Gesamtbelastung der Zone gar nicht auf.
Gelegentliche Spiele waren ihr einziger Zeitvertreib, wenn sie auf das Ende einer Emission warteten. Zunächst hatten sie es mit Stalker-ärgere-dich-nicht versucht. Bei diesen zonentypischen Würfel-Brettspiel für vier Personen musste man die Spielfiguren seiner Fraktion als erster in den Sarkophag in der Mitte des Bretts bringen. Milan, Fedja und Cheeki-Meeki waren zu dritt ... Was nun? ... Fedja schlug vor, den toten Boris ins Boot zu holen und ihn als Dummy und vierten Mitspieler ans Brett zu setzen. Der Plan wurde verworfen. Selbst in den Tiefen des Bootes konnten man Boris noch riechen. Ganz blöde Idee, Fedja. Cheeki-Meeki schlug vor, Skat zu spielen. Doch seine viel jüngeren Kumpane der Digital-Natives-Generation kannten das Traditionsspiel nicht einmal. Ihr Wunsch nach Zeitvertreib harrte weiter einer zündenden Idee.
Cheeki-Meeki, mit bürgerlichem Namen A. Schicklgruber, war ein österreichischer Migrantensöldner. Er selbst wollte Wolf genannt werden, doch dass konnte nun wirklich niemand Ernst nehmen. Erstens gab es schon einen Stalker diesen Namens in der Zone. Und Cheeki-Meeki ein Wolf? Lachhaft! Bisher hatten die Stalker Cheeki-Meeki nur als Meldegänger eingesetzt, zu mehr war der großmäulige Nichtskönner auch nicht zu gebrauchen - nicht mal richtig malen konnte die Knallcharge. Er hatte wirklich alles verbockt, was er auch nur angefasst hatte. Eine Idee für ein lustiges Spiel von Ihm zu erwarten war Zeitverschwendung. Statt dessen konnte man ihm zusehen, wie er den rechten Arm ausstreckte, um sich eine Zecke aus der Achsel zu puhlen. Widerlich!
Milan konnte sich vage an eine durchgeknallte japanische TV-Spielshow namens "Silent Library" erinnern. In einer Folge mussten die Spieler einen Tritt ins Gemächt aushalten ohne einen Mucks von sich zu geben. Wer zuerst muckste, hatte verloren. Milan, Fedja und Cheeki-Meeki hatten ihr Spiel gefunden. Was die drei Hirnakrobaten nicht bedacht hatten, war der angegriffene Gesundheitszustand ihrer strahlenverseuchten Körper. Cheeki-Meeki war besonders benachteiligt: Er hatte nur ein Ei, trug also das doppelte Risiko das Spiel zu verlieren. Das hatte er natürlich niemandem verraten. Schließlich war er ein ganzer Kerl, ein echt wilder Wolf. Sie losten aus, wer den ersten Tritt ausführen und wer ihn empfangen sollte. Der Drittplatzierte hatte wieder den Vorteil dem Erstplatzierten in die Kronjuwelen zu kicken. Er wiederum sollte dann den Tritt des Zweitplatzierten einstecken, sofern der nach dem ersten Tritt überhaupt noch zutreten konnte. Die Auslosung ergab: 1. Fedja, 2. Milan, 3. Cheeki-Meeki, der sichtlich aufatmete.
Das Nachfolgende kann schnell zusammengefasst werden: Milan steckte zur Überraschung der Anderen den Tritt von Fedja weg ohne mit der Wimper zu zucken. Die drei Schlaumeier hatten vergessen die Regeln fürs Bescheißen abzustecken, so dass Milan gar nicht daran dachte, sein Suspensorium auszuziehen. Cheeki-Meeki verfehlte Fedjas Testikel und traf statt dessen seinen Schmierbauch - nicht mal so einen einfache Aufgabe wie das Klötenkicken bekam der aufgeblasene Volltrottel hin! Milan, kaum beeindruckt vom ersten Kick, langte richtig zu und verwandelte Cheeki-Meekis eines Ei in sein ganz persönliches Trümmerfeld. Doch auch Cheeki-Meeki muckste nicht. Zwar quollen ihm seine Augen aus den Höhlen und seine Hand fing wieder an zu zittern, aber mucksen, das tat er nicht.
Schließlich sackten alle drei fast zeitgleich tot zusammen. In Fedjas Bauch war nach dem Tritt von Cheeki-Meeki ein Magengeschwür geplatzt. Er erbrach sich ein letztes Mal und verblutete innerlich. Milans Suspensorium hatte zwar den Tritt abgefangen, aber die russische Version mit Stahlkappe hatte nach jahrelangem Gebrauch den sie umgebenden Stoff durchgescheuert. Fedjas Tritt ließ die Stahlkappe tief ins Milans Fleisch eindringen und durchtrennte lebenswichtige Arterien. Vom Tritt unter Stress gesetzt bemerkte Milan nicht, was da warm sein Bein im Inneren des Stalkeranzugs hinablief. Als er bemerkte, dass es diesmal kein Gelulle war, war es auch schon zu spät: Blutdruckabfall, Sauerstoffunterversorgung des Gehirns (schon wieder), Tod. Cheeki-Meeki verreckte schlicht am Eiersalat, den ihm Milan beschert hatte. Witzigerweise war er gegen sein eigenes Sperma allergisch. Als sich die Spermien aus dem zermatschten Hoden in seinen Körper ergossen, erwischte ihn ein tödlicher anaphylaktischer Schock.