Ich habe versucht, mit dem OEM-Board MS-7502 v1.2 (von MSI hergestellt, aus Medion PC) zu übertakten. Mit G33 Chipsatz und 4 Phasen sowie ISL-Controller prinzipiell recht gut ausgestattet, wie ein Board der unteren Mittelklasse.
Für diesen Test sitzt ein Xeon X5460 im Sockel, nicht ganz ohne Grund, dazu irgendwann mehr - seid gespannt...
Der NH-D15 ist hier bald größer als das Board.
Dezent overkill?
Wie bei OEM-Boards üblich, ist das BIOS sehr übersichtlich und erlaubt quasi keine interessanten Einstellungen...
Es gibt aber eine Möglichkeit, in ein erweitertes BIOS zu gelangen!
Dazu bei Start F11 drücken, bis "Press ESC to continue: " erscheint. Dort
am8888egh eingeben, und Enter drücken. Direkt danach
gleichzeitig Strg + Alt sowie den Power-Button (bzw. die Power Pins) betätigen.
Danach sollte das ganze so aussehen:
Dort gibt es nun erheblich mehr Optionen, auch solche die von einem Retail-Board bekannt sind.
Wirklich ergiebig sind die Optionen hier allerdings ebenfalls nicht, "Frequency/Voltage Control" ermöglicht nur sehr eingeschränkt OC:
OC Optionen doch nicht so üppig wie man es kennt...
"CPU Clock over 3%" ermöglicht hier lediglich OC des FSB um etwa 4-5 %, bei FSB 333 sind das ganze 15 MHz
Wahnsinn.
Leider lässt sich auch die Vcore nicht einstellen. Dies ist eines der größten Probleme, die ich hier in Sachen OC sehe.
Andere Optionen für OC gibt es nicht. Immerhin lässt sich Speedstep sowie C1E abschalten und die Lüftersteuerung anpassen.
Es gibt aber zumindest noch eine andere Möglichkeit, die in gewissen Grenzen OC ermöglicht: setFSB, ein Windows-basiertes Tool, welches seit einigen Jahren als Freeware verfügbar ist und auf bestimmten Chipsätzen sowie dem passenden PLL-Taktgenerator-Chip Softwareseitiges OC via FSB ermöglicht. Grundsätzlich limitiert hier die Chipgüte und die Fähigkeit, bei Stock Vcore möglichst hohen Takt zu erzielen.
FSB 400 geht, zumindest idle, unter Prime95 load crasht der sofort.
Nach einem Neustart sind die eingestellten Werte verloren und müssen neu eingestellt werden. Zudem gibt es noch ein ein anderes Problem, welches bei Benches signifikant ist, dazu gleich mehr...
Bis etwa FSB 380 läuft die hier genutzte CPU (Xeon X5460 Batch 3828A541) unter Prime stabil, darüber hinaus gibt es Fehler. Ab FSB 385-388 gibt es unter Prime Bluescreens.
Software-OC hat unter Windows einen großen Nachteil: das OS erkennt den höheren Takt nicht. Klingt banal, ist es eigentlich auch, würden nicht einige Benchmark-Suites ihren CPU-Takt offenbar nur aus dem OS auslesen anstatt dies eigenständig zu tun, analog zu CPU-Z. Nach dem Soft-OC via setFSB glaubt Windows nach wie vor, eine 3,16 GHz schnelle CPU vor sich zu haben, obwohl diese über 3,7 GHz getaktet ist, was auch von CPU-Z bestätigt wird.
Dies wusste ich aber zuerst nicht, also habe ich nichts böses ahnend Cinebench R23 gestartet. Hier @ stock (FSB 333)
1799 pts, etwas langsamer als auf einem EP45-UD3R mit schnellem RAM (1887 pts), aber immer noch absolut in Ordnung, vor allem für ein OEM-Board aus einem Aldi-Rechner.
1802 pts, trotz 15 % höherem Takt und definitiv verkürzter Benchdauer.
(Man beachte bei beiden Screens die Zeile "Cores x GHz")
Es scheint, als liest Cinebench den angezeigten CPU-Takt lediglich vom OS aus. Eine Bench-eigene Engine zur Taktermittlung (analog CPU-Z) gibt es offenbar
nicht.
Aus dem quasi nicht gestiegenen Score (verbuche ich hier unter Messungenauigkeiten) schlussfolgere ich,
dass der vom OS erhaltene CPU-Takt absolut essentiell für die Ermittlung des endgültig angezeigten Scores ist. Da sich bei Soft-OC der angezeigte Takt unter Windows auf meinem System nicht ändert - auch Ab- und wieder anmelden bringt nichts, und nach Neustart sind die Werte des OC ja wieder zurückgesetzt - erkennt Cinebench folglich auch kein OC und damit keine Geschwindigkeitssteigerung. Ich hätte hier erwartet, dass die benötigte Zeit für das Rendering ein wesentlicher Faktor für den Score ist, aber scheinbar spielt der nur nebensächlich eine Rolle.
WICHTIG: Der Score wird bei Soft-OC trotz anliegender Leistungssteigerung also komplett verfälscht und somit absolut unbrauchbar!
Dass tatsächlich wirklich ein höherer Takt anliegt und die Leistung einigermaßen skaliert, zeigen übrigens die Benches von Prime95 bzw. CPU-Z klar und deutlich:
Xeon X5460 | 3,16 GHz | 3,60 GHz |
CPU-Z Single | 230,7 | 262,0 |
CPU-Z Multi | 917,1 | 1031,7 |
Prime95 8192K 4 Threads | 58,9 ms | 52,1 ms |
Und ich habe wie damals beim
L5420 noch ein Problem bei CoreTemp gefunden, die TjMax für bestimmte 45 nm-Xeons (darunter auch X5460) ist offensichtlich falsch. Siehe auch
Thread bei alcpu forums, zur Erinnerung der
andere Thread zum L5420.
Statt 100 °C TjMax sind es bei X5460 und anderen Xeons in 45 nm nur 85 °C. (
Quelle, pdf) - Was CoreTemp allerdings nicht berücksichtigt, und ersichtlich ist auch, dass scheinbar auch kein Wille seitens des Entwicklers besteht, dieses Problem zeitnah zu fixen.
45nm
Intel®Xeon®Processors 5400 Quad-Core: X5492, X5482, X5472, X5470, X5460, X5450
85°C
Dadurch wurden im Idle (!) bei Stock clock und Voltage satte 55-65 °C (!!) angezeigt. Andere Tools haben korrekte Werte angezeigt (zwischen 30 und 35 °C).
Um korrekte Werte muss ein Offset eingestellt werden: 100 °C - 85 °C = 15 °C
Dann werden realistische Werte angezeigt.
Wichtig: bei CPU-Tausch unbedingt Offset checken und ggf. korrigieren!!!
Wer also LGA771er-Xeons (v.a. Harpertown mit X- und L-Präfix) nutzt und OC fahren will, sollte unbedingt die TjMax für seinen Prozessor ermitteln und den Offset manuell einstellen bzw. weitere Tools zurate ziehen, um realistische Werte zu erhalten!