Ich denke der Tenor ist - wie meiner Meinung nach auch in der Industrie in der Realität gelebt - relativ klar.
Karan S'jet schrieb:
Das traurige: eigentlich ist der Meister Titel mit dem Bachelor gleichgestellt*. Wird aber oft in den Personalabteilungen nicht so gesehen.
So würde ich das absolut aus meiner Erfahrung unterstreichen und das auch vollkommen zurecht. Du
@Karan S'jet musst ja nur mal umgekehrt überlegen: wenn jemand frisch von der Uni kommt und wir mal von jemanden ausgehen, der wirklich gar keine Praxiserfahrung hat (keine Werkstudententätigkeit vorher oder so)...wie lange braucht der, um wirklich einsetzbar zu sein?
Bei mir im KI-Bereich - und da reden wir von Entwicklung die einen
hohen Theorieanteil hat, d.h. die überall gelobte Praxiserfahrung ist da nicht so relevant wie wahrscheinlich bei dir - brauche ich selbst bei den guten Leute so um die 12 Monate, um die so einzuarbeiten, dass die wirklich Output generieren und das auch eigenständig. Im Schnitt sprechen wir gerade bzgl. Eigenständigkeit sicherlich eher von 1-2 Jahren.
Und Praxiserfahrung - man möge es mir verzeihen - ist eher quantitative Erfahrung. Da geht es ja weniger um sehr komplexe, abstrakte Dinge als vielmehr darum, ein breites Repertoire an praktischen Skills zu haben, weil man die Erfahrung einfach durch aktives Arbeiten im Betrieb gesammelt hat.
Theoretisches Wissen erlangt man schwieriger, weil die Natur der Dinge dort nunmal ist, dass es um komplexere, abstraktere Zusammenhänge geht.
Wie kann man dann davon ausgehen, wenn man doch aus der Richtung Theorie => Praxis, also jemand kommt von der Uni und geht in die Industrie, ganz genau weiß wie viel die Leute erstmal lernen müssen, das Leute die nie eine Uni von innen gesehen haben, auch nur den Hauch einer Ahnung von theoretischem Wissen haben und man ihre praktischen Abschlüsse
auch nur ansatzweise vergleichen könnte?
Versteht mich nicht falsch. Praktiker, IHK und alles was da noch so dran hängt sind sehr wichtig und sind ein großer Stützpfeiler unserer Industrie in Deutschland aber die ganze DQR Geschichte und alles was da dran hängt ist für mich ein der größten Fails überhaupt in Deutschland.
Man wirft Dinge in einen Topf, die einfach nichts miteinander gemein haben.
Idon schrieb:
Mal ganz ehrlich: In welcher Realität steht ein geprüfter technischer Betriebswirt einem Master gleich? Das fasst es gut zusammen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Geprüfter_Technischer_Betriebswirt#Qualifikationsniveau
Das sehe ich genauso wie Idon. Ich würde es sogar noch schärfer kritisieren, denn das ein technischer Betriebswirt in Vollzeit nur ca. 4 Monate sind (und ein Master in Vollzeit min. 2 Jahre) zeigt schon überdeutlich, wo die Reise hingeht.
Uniseitig gibt es ja Untersuchungen dazu, wie vergleichbar der Lehrstoff tatsächlich ist...hier aus dem Süden, so rund um München, von den Elite-Schuppen kann ich da aus persönlicher Erfahrung sagen, das mir die Wi-Inf'ler mal gezwitschert haben: im ersten Semester Bachelor macht man mehr, als im ganzen technischen Betriebswirt.
Das es
entgeltlich eine faire Behandlung in Tarifsystemen geben muss, wo
selbstverständlich die Berufserfahrung auch honoriert werden sollte, ist klar. Aber ich denke der DQR war ein falscher Schritt und das man am Ende alle fair bezahlt und auch praktische Erfahrung würdigt hat
nichts damit zu tun, dass man die Abschlüsse irgendwie gleichstellen müsste.
Idon schrieb:
Im Gegenteil:
Es verwirrt international brutal, wenn man sich mit einem Bachelor Professional brüstet, dann aber keinen Bachelor hat.
Das sehe ich auch absolut so. Insbesondere, da ich ebenfalls die Erfahrung gemacht habe, dass gerade im englischsprachigem Umfeld eher auf die Berufserfahrung in einer bestimmten Position geguckt wird.
fishraven schrieb:
Dank IHK Lobby. Absoluter Unsinn. Genauso das Ausbildungen dem Abi gleichgestellt sind. Das eine ist die akademische Laufbahn, das andere nicht.
Jup.
Firstdim schrieb:
Kenne einen Meister der erst bei den dritten Anlauf es "geschafft" hat, normalerweise ist nach zweiten Versuch Schluss.
Das ist denke ich auch ein großes Problem. So was kenne ich auch sehr häufig. Die Praxiserfahrung ist sehr wichtig, aber auf der "Theorieseite" wird in der IHK viel zu viel durchgeschliffen.
Karan S'jet schrieb:
absouluter Unsinn ist es, eine akademische Fachkraft einzustellen, welche für wissenschaftliches Arbeiten ausgebildet ist, wenn es um praktische Dinge geht und eben nicht um wissenschaftliches Arbeiten oder Forschen.
Da bin ich vollkommen bei dir. Ich glaube, dass ist auch eines der häufigsten Probleme: es gibt eben Jobs mit hohem und mit niedrigem Theorieanteil. SysAdmin z.B. ist definitiv eher auf der Praktikerseite. Mein Zeug im KI-Bereich ist sehr theoretisch, selbst hinunter bis zum Software Developer in diesem Feld.
Karan S'jet schrieb:
Jo gleich mit E13 ankommen 😅
Das hat bei uns nur der oberste Chef der IT und den Job will ich sicher nicht haben.
Das hängt aber imho auch sehr stark von der Stelle und dem Umfeld ab. Z.B. in meinem KI-Feld kenne ich gar kein Beispiel unter E12. E13 ist Standard, sehe ich überall und jeder, der da entweder Projektleiter, Softwarearchitekt, ... ist oder mit Doktor umhergeht ist auf E14.
Anders würdest du nach TVL z.B. auch einfach gar niemanden überzeugen in diesem Feld überhaupt nach TVL zu arbeiten, weil zum Einen spezialisiert man sich Ewigkeiten, um in dem Feld überhaupt arbeiten zu können und zum Anderen bezahlt die Industrie selbst im Vergleich zu E14 deutlich besser.