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ratzeputz
Gast
„Ich muss erst etwas kosten, bevor ich sagen kann, ob es mir schmeckt“
Das ist grundsätzlich mein Leitsatz, wenn es darum geht neue Dinge auszuprobieren.
Sicher gibt’s auch genug Speisen, die ich nicht mal kosten möchte, wie Hirn oder Haggis u.s.w.
In der digitalen Welt muss ich jedoch nicht meine Geschmacksknospen foltern, um einen Eindruck von etwas zu bekommen, sondern im schlimmsten Fall nur meine Geldbörse.
Unter dem Aspekt dachte ich nun daran, vor allem weil mich aufgrund der immer mehr aufkommenden Reviews zu dieser Thematik die Technologie reizt, Cloud Gaming auszuprobieren.
Dies geht ja recht einfach mit Shadow. Der letzte Eintrag auf Computerbase entfachte dieses Interesse nun erneut.
Mit einem Gutschein kommt mir 1 Monat Shadow Cloud grade mal auf 20€ ... nicht zu viel Ausgabe um es, natürlich aus rein subjektiver, aber dennoch für mich persönlich nun entscheidender Sicht zu testen.
Die 20€ wäre ich an einem schönen Wochenende ohnehin mit der Motorradgruppe „verfahren“ ... nachdem es geregnet hat, investiere ich es also in Shadow.
Vorweg muss ich meinen Gamertyp beschreiben, da wie ich finde, dies sehr stark davon abhängt, ob man mit Shadow zufrieden sein wird oder nicht.
Ich bin eher ein ruhiger Casual Gamer, der jedoch sehr wohl höhere Anforderungen (vor allem an das Spiel selbst) hat. Bei weitem versuche ich mich gar nicht mit den Überprofis in CS:GO oder PUBG zu messen ... Streamer bin ich sowieso keiner, aber jemand, der 1 Mal im Monat für 2 Stunden zur Konsole greift bin ich auch nicht.
Ich besitze PS4,XBone und auch einen Windows PC, der nur fürs Spielen da ist. Ich zocke auch, zumindest das, was technisch möglich ist, auf meinem 2017er 5K iMac. Dieser ist dank Radeon 580 auch nicht SO schlecht aufgestellt.
Mein Gamer-PC ist schon etwas in die Jahre gekommen. Er hat einen auf 4GHz getrimmten 2600k drin, wird von 16GB RAM unterstützt und fürs grafische kommt eine GTX 980 zum Einsatz.
Wenn möglich preferiere ich natürlich den PC, komm aber auch gut mit der Konsole zurecht. Ich pflanze mich gerne auf die Couch und zocke gemütlich mit dem Gamepad. Mein Gamer-PC steht im Keller und im Wohnzimmer steht eine NVIDIA Shield. Dank GameStream also perfekt möglich, lautlos zu zocken. Manche Spiele lassen sich damit aber einfach nicht mit dem GamePad spielen, also setze ich mich vor den iMac und streame im LAN via Steam In-Home Streaming oder mit Parsec (sofern das Spiel partout nicht mit Steam IHS laufen will) vom Gamer-PC auf meinen iMac. Dort dann mit Maus und Tastatur.
Ich stehe persönlich nun an einem Punkt, wo ich natürlich merke, dass die immer höher werdenden Anforderungen in Punkto „Spielen am PC“ meinen Gaming-PC langsam aber sicher zu schwach werden lassen. Das darf er aber mit seiner Lebensdauer auch. Wenn ich denke, dass ich dieses System 2011 zusammengestellt, und nur 3 Mal die Grafikkarte getauscht habe (von 580GTX auf 680GTX auf 770GTX auf 980GTX) war die Investition in Summe und über die Jahre gesehen nicht mal SO groß.
Natürlich kostet eine erste Anschaffung immer wesentlich mehr ... und so eben Mal 1.500€ und mehr für eine wirklich sehr gute Gaming Kiste muss man erst Mal haben respektive auch ausgeben wollen.
Also habe ich, wenn ich weiter in sehr hoher Qualität am PC spielen möchte nur wenige Möglichkeiten.
A) In einen komplett neuen PC investieren (zumindest einige Trümmer aus dem alten kann man ja mitnehmen)
B) Das Spielen am PC sein lassen (möchte ich ja nicht ... verständlicherweise)
C) Damit leben, dass man nur wenige Spiele am iMac zocken kann, und dort in eine eGPU investieren (Ich will bedenkenlos alles Spielen können ... ohne dieses grausame Folterding namens Bootcamp). Man holt nicht das letzte aus der GPU, aber mehr Leistung als die interne 580 wäre vorhanden
D) Cloud Gaming (musste ich eben erst versuchen)
Da B und C definitiv wegfallen und A erst Mal als Plan B (Mensch mit Buchstaben um sich schmeißen macht Laune höhö) hinten ansteht, investiere ich also 1 Monat in Shadow und nutze meinen Urlaub um mich intensiv damit zu beschäftigen.
Gerne möchte ich euch nun meine Eindrücke mitteilen und vielleicht helfen diese ein wenig, für sich selbst eine Entscheidung zu treffen, da man ebenfalls an dem Punkt steht, wo man mit sich noch hadert, ob man denn Cloud Gaming als Alternative sieht.
Ich habe bei mir 2 Internetanschlüsse. Ein VDSL (100/15 MBit) und ein LTE (150/50 Mbit). Jedes Spiel habe ich mit beiden Leitungen getestet. Für meinen kleinen Testparcours (der rein nur subjektiv läuft und keine „Profitools“ benutzt) habe ich 2 Systeme verwendet.
1.) Einen 2017er 5K iMac
2.) Einen passiven Mini-ITX PC (mit i3 4130T, 16GB RAM), der früher als mein Büroknecht diente (man kann auf dem Ding sogar mit Visual Studio entwickeln ) und Linux Ubuntu. Eigentlich läuft auf dem Ding Fedora, aber da Shadow einen eigenen Ubuntu Client anbietet, hab ich mich dazu überwunden, das noch dazu zu installieren.
Das Testen mit einem Windows Client habe ich gelassen, da ich davon ausgehe, dass das genau so funktionieren wird.
Ich wollte auch noch einen Raspberry Pi mit Parsec dazu nehmen, doch leider konnte ich mit Parsec keine Verbindung zum Cloud PC herstellen (ja natürlich war die Parsec Serversoftware dort installiert) ... ich denke es scheitert an irgendwelchen Firewall Restriktionen seitens Shadow selbst. Die Kombination RaspPi mit Parsec wäre auch zu fein gewesen -> und sicher auch die günstigste.
Da ich eine NVIDIA Shield besitze und es auch eine App dafür gibt, wollte ich diese ebenfalls benutzen. Es gelang mir jedoch nicht, mich zu Shadow zu verbinden. Nachdem minutenlang nur ein kleiner Text „Verbinde zum Windowy Proxy“ (ja dieser Schreibfehler ist wirklich in der App ) steht, bricht die App dann mit „Windows Proxy ist nicht erreichbar ... bitte prüfe dein Internet und versuche es erneut“ ab.
Internetrecherche brachte den Hinweis, dass man zuvor wohl den Cloud PC herunterfahren muss, damit die Shield App eine Verbindung aufbauen kann, doch auch das blieb erfolglos.
Nachfragen beim Support brachte bisher kein Ergebnis (4 Tage seit Eröffnung des Support Tickets).
Ich habe folgende Spiele in meinem Testparcours verwendet, um quasi alle Spieltypen (langsam, normal, competitive) und Eingabetypen (Maus/Tastatur, Controller) abzudecken.
Ich weiß schon, dass man Competitive eigentlich dahingehend auslegt, dass dies nur CS.GO oder allgemein E-Sportsmässige Titel sind. Mir ging es in meiner Aufstellung jedoch um die Verdeutlichung des Spieltempos in Relation zum definitiv vorhandenen Input-Lag
Ich habe immer stets alles was in dem Spiel an Settings einstellbar war auf Max gestellt und als Auflösung immer 2560x1440 gewählt. 4K ist zwar möglich, doch ist auch die in der Cloud verbaute Hardware zu schwach und die Frames sinken rapide ... war auch klar
Ich spare mir auch nebensächliches wie die Usability des Clients oder so denn im Endeffekt interessiert den geneigten Cloud-Spieler nur eines. Wie gut läuft Shadow
Langsam:
.) The Walking Dead (TellTale Games) (Controller)
.) Civilization 5 (Maus/Tastatur)
.) Two Point Hospital (Maus/Tastatur)
Normal:
.) WoW (Maus/Tastatur)
.) The Elder Scrolls – Skyrim (Maus/Tastatur und Controller)
.) Dirt Rally (Controller)
.) GTA 5 (Maus/Tastatur und Controller)
Competitive:
.) Destiny 2 (Maus/Tastatur)
.) PUBG (Maus/Tastatur)
.) Rocket League (Maus/Tastatur und Controller)
Für alle Spiele hab ich jeweils eine halbe Stunde bis Stunde (oder 1 Match wie z.B bei PUBG) für jeweils beide genannten Eingabegeräte, sowie auch mit beiden Internetleitungen aufgewandt. Natürlich ist das kein Vergleich zu einem Langzeittest, doch reicht es meiner Meinung nach durchaus aus, um sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen, ob das nun gut läuft oder nicht.
Langsame Spiele:
Allgemein sollte man nun denken, dass für gemütliche Spiele und für den Casual Gamer Cloud Gaming absolut ausreichend ist. Diese Erfahrung kann ich leider absolut nicht bestätigen. Wohingegen TWD mit Controller durchaus noch sehr gut spielbar und mit fast nicht spürbaren Input-Lag auch wirklich Spaß macht (wahrscheinlich ist man als Konsolero diesen schon ohnehin gewohnt und stellt sich gedanklich leichter darauf ein) sind z.B. Strategiespiele wie Civ5 oder Wi-Sims wie TPH echt nicht spaßig. Der Grund ist hierfür das extrem spürbare Input-Lag mit der Maus. Wo man wie erwähnt mit dem Controller einfach schon eine höhere Reizschwelle hat, ist das mit der Maus nicht der Fall. Das genaue anklicken seiner Einheiten in Civ5 oder das Ziehen eines Raumes in TPH ist mit dem Lag schon wirklich mühsam und macht einfach keinen Spaß. Man merkt das bereits am Desktop seines Cloud PCs, wenn man einfach nur ein Fenster hin und herschiebt. Der Input-Lag ist extrem spürbar.
Besonderen Unterschied konnte ich bei der Verwendung von LTE feststellen. Da hier technologisch bedingt der Ping noch um ein vielfaches höher ist (Laut Speedtest bei mir mit VDSL 10ms, mit LTE 40ms) wird das nochmal verstärkt. Man fühlt sich bei der Bedienung mit der Maus, als spiele man das Spiel auf einen Toaster der jede Mausbewegung stundenlang berechnen muss.
Fazit für diese Variante. Mit Controller sehr gut, weil genauso „schlimm“ wie nativ auf einer Konsole, Mit Maus/Tastatur zu stark spürender Input-Lag der keinen Spaß macht.
Normale Spiele:
Auch hier deckte sich mein Eindruck mit jenen der zuvor getesteten Spiele. Allen voran GTA 5 ist mit Maus und Keyboard quasi unspielbar ... vor allem mit einer LTE Verbindung. Hier kommt auch noch ein extremer Lag beim Keyboard dazu. Ob dies damit zusammenhängt, dass die Engine nicht so top ist, kann ich nicht sagen. Wohl hing es mit den Anforderungen zusammen, die ich an die Hardware von Shadow gestellt habe, denn ich habe wirklich ALLES auf Max gestellt (mit Ausnahme von AA, welches ich dank 2560x1440 Auflösung auf Aus ließ). Es fühlte sich beim Reduzieren der Settings ein wenig flüssiger an, aber immer noch quasi unspielbar. Das Fahren mit einem Auto endete jedes Mal in schweren Unfällen mit Menschenopfern, weil die Eingaben einfach viel zu verzögert ankamen. Besonders bei GTA5 merkte ich auch immer wieder Aussetzer des Streams. Damit war das Spiel nicht vernünftig spielbar. Auch das Spielen mit Controller brachte hierbei keine Besserung. Der Input-Lag ist einfach viel zu hoch und die permanenten Aussetzer von teilweise bis zu einer Sekunde bringen keinen Spaß. Auch, dass ich die Einstellungen reduzieren muss, um noch ein bisschen runder (Betonung auf runder, nicht flüssiger) widerspricht doch dem Sinn von Shadow -> nämlich, dass ich dort einen High-End PC benutzen kann.
Skyrim hingegen funktionierte mit beiden Eingabegeräten perfekt. Ein kleiner Input-Lag bei der Maus ist zu spüren, aber der „verfliegt“ nach einigen Minuten und man gewöhnt sich sehr schnell. Wieder Mal hat das Spiel seine enorm gut programmierte Grundlage bewiesen. Das Installieren von dutzenden Mods war ebenfalls kein Problem und mit all seiner Pracht macht es auch mit Shadow richtig Laune.
In WoW widerrum klappt das normale Questen hervorragend. Man merkt eigentlich nichts vom Input-Lag. Ein wenig diffiziler wird es beim Gruppenplay oder bei Raids. Da ist man doch ein wenig mehr in Bewegung und muss seine Rota der Skills besser einhalten, damit alles so klappt wies soll. Hier spürte ich wiederrum den Input-Lag mit der Maus deutlicher, da man nicht einfach so nebenbei sondern hochkonzentrierter an der Sache dran ist. Gott sei Dank waren es eh nur Randomgruppen ... da ist man aus WoW eh gewohnt, dass man immer beschimpft wird, weil man ja so ein Kackboon sei
Besonders schlimm war Dirt Rally. Das ist quasi in der Cloud unspielbar, denn durch die sehr präzise Fahrphysik verzeiht es eben nicht den kleinsten Fehler ... ein bisschen zu spät auf der Bremse oder nicht rechtzeitig ein entsprechendes Lenkmanöver eingesetzt und man fliegt unweigerlich in den Graben. Ist das Steuern mit dem Gamepad bei diesem Spiel ohnehin schon sehr schwierig, ist es mit der Cloud nochmal um eine Ecke schwieriger. ZU schwierig für mich (trotzdem ich ein ehemaliger Motorsportler bin) und leider habe ich keine Lenkrad-Combo ... gerne hätte ich auch dieses Eingabegerät noch getestet aber naja ... man kann nicht alles haben
Auch bei Dirt Rally hatte ich immer wieder Aussetzer des Streams von teilweise bis zu einer Sekunde ... wie bei GTA 5. Also unspielbar.
Competitive:
Vorweg muss ich nochmal betonen, dass ich kein eSportler bin. Ich bin auch kein Hardcore „Ich muss jedes FPS nutzen und jede ms an Eingabegerät optimieren“ Spieler, der Schreikrämpfe kriegt, wenn er nicht gewinnt. Ich spiele PUBG auch nur im Duo mit meinem Buddy. Manchmal gewinnen wir ... manchmal werden wir nur 40er ... Hauptsache es macht Spaß.
Weil wir gerade bei PUBG sind ... mit Shadow ist es kein Spaß. Der Input-Lag wird hier extrem spürbar. Man visiert einen Feind auf mehrere 100m an, der sich natürlich bewegt. Nun ist man es gewohnt, dass man entsprechend seiner Bewegung mitgeht und vorhaltet, damit der Schuss auch sitzt. Während des Spielens mit Shadow konnte ich nicht einen einzigen Treffer landen und DAS lag sicher nicht am mangelnden Skill
Kaum bewegt man die Maus ein paar mm, damit man entsprechend anvisiert, spürt man richtig wie die Bewegung im Spiel „nachzieht“. Instinktiv will man „gegensteuern“ und natürlich zieht auch da die Maus nach und im Endeffekt bekommt man den Gegner nie wirklich ins Visier. In Nahkampfsituationen ist es noch schlimmer. Ein Gegner lief vor mir von Links nach Rechts und als ich seiner Bewegung folgen wollte, war ich auch schon Tod, weil die schnelle Bewegung mit der Maus einfach nicht schnell genug nachkam und ich nie wirklich auf den Gegner selbst, sondern immer ein wenig nach hinten gezielt hatte. Auch der Moment wo ich abdrücke und wo es wirklich zum Schuss kommt ist so stark verzögert, dass ein echtes competitives Spielen unmöglich ist. Gerade mit LTE ist dies erst recht zum vergessen. Muss man schnell ins Auto springen oder in ein Haus flüchten, um Beschuss zu entgehen, wird man garantiert sterben denn die Eingaben brauchen eine Ewigkeit, bis sie ankommen und in der Zwischenzeit ist man schon längst den virtuellen Tod gestorben.
Dasselbe merkte ich noch schlimmer bei Destiny 2. Allgemein spielt sich dieses Spiel ja wesentlich schneller als PUBG und dort trifft man gefühlt gar nichts. Einfach in die Meute reinlaufen und währenddessen Sperrfeuer geben ist da noch die beste Taktik. Man trifft nicht gezielt sondern kann nur hoffen, dass die Streuung der Waffe irgendwas trifft.
Auch Rocket League ist viel zu schnell für das Input-Lag. Sowohl mit Controller, als auch mit Maus/Tastatur kommt man nicht dazu, so zu spielen wie man es gewohnt ist. Oft hat man nur wenige Bruchteile einer Skunde, um zu entscheiden und seine Entscheidung umzusetzen. Durch das dort gefühlt extreme Input-Lag dauert dann aber alles zu lange und man ist eigentlich mehr Mitfahrer, als echter wertvoller Mitspieler. Wenn es sich auch mit dem Controller allgemein „besser“ anfühlte.
Hat Shadow auch irgendetwas positives?
Durchaus. Die Anbindung bei Shadow ist natürlich sehr schnell. Bedingt durch den recht geringen Speicherplatz konnte ich natürlich nicht alle Spiele installieren sondern musste immer wieder löschen und neu laden. Das tat aber nicht sonderlich weh, denn auch ein 90GB Spiel wie Destiny 2 war in kurzer Zeit installiert. Fairerweise sollte man aber dazu sagen, dass man währenddessen nicht spielen sollte. Das ist dann wirklich nicht mehr spaßig
Spaß macht jedoch, dass man so gut wie jedes Spiel auf MAX Einstellungen laufen lassen kann, ohne einen FPS Drop zu merken (wenn mans mit der Auflösung nicht übertreibt natürlich)
Flüssig war wirklich jedes Spiel, wobei wirklich wilde Anforderungen an die Hardware eigentlich auch nur von GTA 5 ausgingen. Doch mit Ausnahme der Aussetzer und des deutlich spürbaren Input-Lags lief es super flüssig auf 60FPS.
Mit dem Controller und einer "festen" VDSL Leitung läuft es auch gefühlt runder, und Controllerspiele lassen sich im Allgemeinen gut spielen. Shadow schreibt zwar eine recht geringe Leitung von zumindest 5MBit vor, doch konnte ich hierbei nicht mehr vernünftig mit 60FPS in meiner gewählten Auflösung spielen. Laut meiner pfSense brauchte der Stream immer um die 30Mbit. Für FullHD sollte dies aber auch mit etwas weniger laufen.
Die Bildqualität empfand ich als sehr positiv. Gerade von Parsec und auch von Steam IHS bin ich, TROTZ Gbit LAN, Artefaktbildung gewohnt (vor allem bei schnellen Bewegungen) ... bei Shadow merkte ich diese nur bei Destiny 2 (da war wohl wirklich zu viel Bling Bling auf einmal)
Mein persönliches Fazit:
So interessant Cloud Gaming auch ist. Es ist nach wie vor noch in den Kinderschuhen und weit weg davon, das Spielen damit auch zu genießen. Es mag günstiger sein, als ein 1.500€ PC ... zumindest in der Anschaffung. Denn rechne ich nach, was ich in meinen 8 Jahre alten Gaming PC investiert habe deckt sich das bei weitem nicht mit einer Ausgabe, die mir 8 Jahre Shadow kosten würden. Die gebrauchte Hardware kann ich wieder verkaufen und heutzutage muss man eigentlich nur noch die GPU regelmäßiger auswechseln, wenn man immer alles auf MAX stehen haben will.
Die Einfachheit, die Shadow mitbringt ist wiederrum interessant. Ist man technisch versiert, denkt man nicht darüber nach, ob man die Zeit in Selbstzusammenbau investieren will ... da macht man es einfach. Ist man das nicht und will einfach nur starten und spielen ist Shadow wiederrum toll. Man muss sich um nichts kümmern sondern einfach nur den Client starten und los legen. Sollte das Versprechen eingehalten werden, dass man immer mit der neusten Hardware versorgt wird, ist das ebenfalls ein großer Pluspunkt ... zumindest was den baulichen Aufwand betrifft.
Das ich komplett unabhängig von meiner eigenen verwendeten Hardware bin (und auch vom OS) ist ebenfalls toll. Ich kann lautlos mit einem kleinen passiven System zocken (wenn Parsec funktioniert wohl sogar mit einem RaspPi) und auch wenn ich Apple User bin, soll mich die Phrase „Auf einem Mac kann man nicht zocken“ nicht weiter interessieren.
Das Zocken mit Maus und Keyboard ist durch den natürlich vorhandenen (und da auch deutlich spürbaren) Input-Lag nicht spaßig, teilweise unmöglich aber durchschnittlich gesehen ärgerlich. Mit dem Controller hatte ich ein besseres Spielgefühl, das dem einer Konsole gleich kommt ... aber wenn man das bevorzugt, kann man sich locker um dasselbe Geld, welches Shadow in einem Jahr kostet eine PS4 Pro oder Xbone X holen. Das ich dann halt nicht immer 60 FPS und nicht immer mega tolle Grafik und keine Modmöglichkeit (Skyrim) habe, muss ich dann akzeptieren.
Als eSportler wird man bestimmt einen weiten Bogen um Shadow machen. Dazu ist es noch nicht „fit“ genug ... doch der geneigte „Vollprofi“ in CS:GO hat ohnehin keine Hemmungen beim Zusammenstellen seiner Hardware und investiert das einfach.
Als Casual Gamer, würde ich auch nicht zu Shadow greifen. Zumindest nicht, wenn ich nicht frustfrei im Umgang mit der Maus bin. Mich persönlich hat schon das hantieren am Desktop teilweise wahnsinnig gemacht, weil es sich einfach anfühlt, als wäre meine Maus kaputt oder als wäre Dreck im Mausball (kleiner Exkurs in die Vergangenheit vor der Zeit der Laserabtastung )
Alles in allem war es für mich dennoch ein interessanter Ausflug in die Welt des Cloud Gamings und zumindest weiß ich jetzt, wie dieses Menü schmeckt. Ist wie Burger King im Vergleich zu einem 5* Restaurant
Man kann es essen, wenn man Hunger hat ... will man es aber genießen, geht man lieber doch ins Restaurant, akzeptiert den teureren Preis fürs Menü und das Service und freut sich über ein erstklassisches Steak, das hervorragend schmeckt.
Das ist grundsätzlich mein Leitsatz, wenn es darum geht neue Dinge auszuprobieren.
Sicher gibt’s auch genug Speisen, die ich nicht mal kosten möchte, wie Hirn oder Haggis u.s.w.
In der digitalen Welt muss ich jedoch nicht meine Geschmacksknospen foltern, um einen Eindruck von etwas zu bekommen, sondern im schlimmsten Fall nur meine Geldbörse.
Unter dem Aspekt dachte ich nun daran, vor allem weil mich aufgrund der immer mehr aufkommenden Reviews zu dieser Thematik die Technologie reizt, Cloud Gaming auszuprobieren.
Dies geht ja recht einfach mit Shadow. Der letzte Eintrag auf Computerbase entfachte dieses Interesse nun erneut.
Mit einem Gutschein kommt mir 1 Monat Shadow Cloud grade mal auf 20€ ... nicht zu viel Ausgabe um es, natürlich aus rein subjektiver, aber dennoch für mich persönlich nun entscheidender Sicht zu testen.
Die 20€ wäre ich an einem schönen Wochenende ohnehin mit der Motorradgruppe „verfahren“ ... nachdem es geregnet hat, investiere ich es also in Shadow.
Vorweg muss ich meinen Gamertyp beschreiben, da wie ich finde, dies sehr stark davon abhängt, ob man mit Shadow zufrieden sein wird oder nicht.
Ich bin eher ein ruhiger Casual Gamer, der jedoch sehr wohl höhere Anforderungen (vor allem an das Spiel selbst) hat. Bei weitem versuche ich mich gar nicht mit den Überprofis in CS:GO oder PUBG zu messen ... Streamer bin ich sowieso keiner, aber jemand, der 1 Mal im Monat für 2 Stunden zur Konsole greift bin ich auch nicht.
Ich besitze PS4,XBone und auch einen Windows PC, der nur fürs Spielen da ist. Ich zocke auch, zumindest das, was technisch möglich ist, auf meinem 2017er 5K iMac. Dieser ist dank Radeon 580 auch nicht SO schlecht aufgestellt.
Mein Gamer-PC ist schon etwas in die Jahre gekommen. Er hat einen auf 4GHz getrimmten 2600k drin, wird von 16GB RAM unterstützt und fürs grafische kommt eine GTX 980 zum Einsatz.
Wenn möglich preferiere ich natürlich den PC, komm aber auch gut mit der Konsole zurecht. Ich pflanze mich gerne auf die Couch und zocke gemütlich mit dem Gamepad. Mein Gamer-PC steht im Keller und im Wohnzimmer steht eine NVIDIA Shield. Dank GameStream also perfekt möglich, lautlos zu zocken. Manche Spiele lassen sich damit aber einfach nicht mit dem GamePad spielen, also setze ich mich vor den iMac und streame im LAN via Steam In-Home Streaming oder mit Parsec (sofern das Spiel partout nicht mit Steam IHS laufen will) vom Gamer-PC auf meinen iMac. Dort dann mit Maus und Tastatur.
Ich stehe persönlich nun an einem Punkt, wo ich natürlich merke, dass die immer höher werdenden Anforderungen in Punkto „Spielen am PC“ meinen Gaming-PC langsam aber sicher zu schwach werden lassen. Das darf er aber mit seiner Lebensdauer auch. Wenn ich denke, dass ich dieses System 2011 zusammengestellt, und nur 3 Mal die Grafikkarte getauscht habe (von 580GTX auf 680GTX auf 770GTX auf 980GTX) war die Investition in Summe und über die Jahre gesehen nicht mal SO groß.
Natürlich kostet eine erste Anschaffung immer wesentlich mehr ... und so eben Mal 1.500€ und mehr für eine wirklich sehr gute Gaming Kiste muss man erst Mal haben respektive auch ausgeben wollen.
Also habe ich, wenn ich weiter in sehr hoher Qualität am PC spielen möchte nur wenige Möglichkeiten.
A) In einen komplett neuen PC investieren (zumindest einige Trümmer aus dem alten kann man ja mitnehmen)
B) Das Spielen am PC sein lassen (möchte ich ja nicht ... verständlicherweise)
C) Damit leben, dass man nur wenige Spiele am iMac zocken kann, und dort in eine eGPU investieren (Ich will bedenkenlos alles Spielen können ... ohne dieses grausame Folterding namens Bootcamp). Man holt nicht das letzte aus der GPU, aber mehr Leistung als die interne 580 wäre vorhanden
D) Cloud Gaming (musste ich eben erst versuchen)
Da B und C definitiv wegfallen und A erst Mal als Plan B (Mensch mit Buchstaben um sich schmeißen macht Laune höhö) hinten ansteht, investiere ich also 1 Monat in Shadow und nutze meinen Urlaub um mich intensiv damit zu beschäftigen.
Gerne möchte ich euch nun meine Eindrücke mitteilen und vielleicht helfen diese ein wenig, für sich selbst eine Entscheidung zu treffen, da man ebenfalls an dem Punkt steht, wo man mit sich noch hadert, ob man denn Cloud Gaming als Alternative sieht.
Ich habe bei mir 2 Internetanschlüsse. Ein VDSL (100/15 MBit) und ein LTE (150/50 Mbit). Jedes Spiel habe ich mit beiden Leitungen getestet. Für meinen kleinen Testparcours (der rein nur subjektiv läuft und keine „Profitools“ benutzt) habe ich 2 Systeme verwendet.
1.) Einen 2017er 5K iMac
2.) Einen passiven Mini-ITX PC (mit i3 4130T, 16GB RAM), der früher als mein Büroknecht diente (man kann auf dem Ding sogar mit Visual Studio entwickeln ) und Linux Ubuntu. Eigentlich läuft auf dem Ding Fedora, aber da Shadow einen eigenen Ubuntu Client anbietet, hab ich mich dazu überwunden, das noch dazu zu installieren.
Das Testen mit einem Windows Client habe ich gelassen, da ich davon ausgehe, dass das genau so funktionieren wird.
Ich wollte auch noch einen Raspberry Pi mit Parsec dazu nehmen, doch leider konnte ich mit Parsec keine Verbindung zum Cloud PC herstellen (ja natürlich war die Parsec Serversoftware dort installiert) ... ich denke es scheitert an irgendwelchen Firewall Restriktionen seitens Shadow selbst. Die Kombination RaspPi mit Parsec wäre auch zu fein gewesen -> und sicher auch die günstigste.
Da ich eine NVIDIA Shield besitze und es auch eine App dafür gibt, wollte ich diese ebenfalls benutzen. Es gelang mir jedoch nicht, mich zu Shadow zu verbinden. Nachdem minutenlang nur ein kleiner Text „Verbinde zum Windowy Proxy“ (ja dieser Schreibfehler ist wirklich in der App ) steht, bricht die App dann mit „Windows Proxy ist nicht erreichbar ... bitte prüfe dein Internet und versuche es erneut“ ab.
Internetrecherche brachte den Hinweis, dass man zuvor wohl den Cloud PC herunterfahren muss, damit die Shield App eine Verbindung aufbauen kann, doch auch das blieb erfolglos.
Nachfragen beim Support brachte bisher kein Ergebnis (4 Tage seit Eröffnung des Support Tickets).
Ich habe folgende Spiele in meinem Testparcours verwendet, um quasi alle Spieltypen (langsam, normal, competitive) und Eingabetypen (Maus/Tastatur, Controller) abzudecken.
Ich weiß schon, dass man Competitive eigentlich dahingehend auslegt, dass dies nur CS.GO oder allgemein E-Sportsmässige Titel sind. Mir ging es in meiner Aufstellung jedoch um die Verdeutlichung des Spieltempos in Relation zum definitiv vorhandenen Input-Lag
Ich habe immer stets alles was in dem Spiel an Settings einstellbar war auf Max gestellt und als Auflösung immer 2560x1440 gewählt. 4K ist zwar möglich, doch ist auch die in der Cloud verbaute Hardware zu schwach und die Frames sinken rapide ... war auch klar
Ich spare mir auch nebensächliches wie die Usability des Clients oder so denn im Endeffekt interessiert den geneigten Cloud-Spieler nur eines. Wie gut läuft Shadow
Langsam:
.) The Walking Dead (TellTale Games) (Controller)
.) Civilization 5 (Maus/Tastatur)
.) Two Point Hospital (Maus/Tastatur)
Normal:
.) WoW (Maus/Tastatur)
.) The Elder Scrolls – Skyrim (Maus/Tastatur und Controller)
.) Dirt Rally (Controller)
.) GTA 5 (Maus/Tastatur und Controller)
Competitive:
.) Destiny 2 (Maus/Tastatur)
.) PUBG (Maus/Tastatur)
.) Rocket League (Maus/Tastatur und Controller)
Für alle Spiele hab ich jeweils eine halbe Stunde bis Stunde (oder 1 Match wie z.B bei PUBG) für jeweils beide genannten Eingabegeräte, sowie auch mit beiden Internetleitungen aufgewandt. Natürlich ist das kein Vergleich zu einem Langzeittest, doch reicht es meiner Meinung nach durchaus aus, um sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen, ob das nun gut läuft oder nicht.
Langsame Spiele:
Allgemein sollte man nun denken, dass für gemütliche Spiele und für den Casual Gamer Cloud Gaming absolut ausreichend ist. Diese Erfahrung kann ich leider absolut nicht bestätigen. Wohingegen TWD mit Controller durchaus noch sehr gut spielbar und mit fast nicht spürbaren Input-Lag auch wirklich Spaß macht (wahrscheinlich ist man als Konsolero diesen schon ohnehin gewohnt und stellt sich gedanklich leichter darauf ein) sind z.B. Strategiespiele wie Civ5 oder Wi-Sims wie TPH echt nicht spaßig. Der Grund ist hierfür das extrem spürbare Input-Lag mit der Maus. Wo man wie erwähnt mit dem Controller einfach schon eine höhere Reizschwelle hat, ist das mit der Maus nicht der Fall. Das genaue anklicken seiner Einheiten in Civ5 oder das Ziehen eines Raumes in TPH ist mit dem Lag schon wirklich mühsam und macht einfach keinen Spaß. Man merkt das bereits am Desktop seines Cloud PCs, wenn man einfach nur ein Fenster hin und herschiebt. Der Input-Lag ist extrem spürbar.
Besonderen Unterschied konnte ich bei der Verwendung von LTE feststellen. Da hier technologisch bedingt der Ping noch um ein vielfaches höher ist (Laut Speedtest bei mir mit VDSL 10ms, mit LTE 40ms) wird das nochmal verstärkt. Man fühlt sich bei der Bedienung mit der Maus, als spiele man das Spiel auf einen Toaster der jede Mausbewegung stundenlang berechnen muss.
Fazit für diese Variante. Mit Controller sehr gut, weil genauso „schlimm“ wie nativ auf einer Konsole, Mit Maus/Tastatur zu stark spürender Input-Lag der keinen Spaß macht.
Normale Spiele:
Auch hier deckte sich mein Eindruck mit jenen der zuvor getesteten Spiele. Allen voran GTA 5 ist mit Maus und Keyboard quasi unspielbar ... vor allem mit einer LTE Verbindung. Hier kommt auch noch ein extremer Lag beim Keyboard dazu. Ob dies damit zusammenhängt, dass die Engine nicht so top ist, kann ich nicht sagen. Wohl hing es mit den Anforderungen zusammen, die ich an die Hardware von Shadow gestellt habe, denn ich habe wirklich ALLES auf Max gestellt (mit Ausnahme von AA, welches ich dank 2560x1440 Auflösung auf Aus ließ). Es fühlte sich beim Reduzieren der Settings ein wenig flüssiger an, aber immer noch quasi unspielbar. Das Fahren mit einem Auto endete jedes Mal in schweren Unfällen mit Menschenopfern, weil die Eingaben einfach viel zu verzögert ankamen. Besonders bei GTA5 merkte ich auch immer wieder Aussetzer des Streams. Damit war das Spiel nicht vernünftig spielbar. Auch das Spielen mit Controller brachte hierbei keine Besserung. Der Input-Lag ist einfach viel zu hoch und die permanenten Aussetzer von teilweise bis zu einer Sekunde bringen keinen Spaß. Auch, dass ich die Einstellungen reduzieren muss, um noch ein bisschen runder (Betonung auf runder, nicht flüssiger) widerspricht doch dem Sinn von Shadow -> nämlich, dass ich dort einen High-End PC benutzen kann.
Skyrim hingegen funktionierte mit beiden Eingabegeräten perfekt. Ein kleiner Input-Lag bei der Maus ist zu spüren, aber der „verfliegt“ nach einigen Minuten und man gewöhnt sich sehr schnell. Wieder Mal hat das Spiel seine enorm gut programmierte Grundlage bewiesen. Das Installieren von dutzenden Mods war ebenfalls kein Problem und mit all seiner Pracht macht es auch mit Shadow richtig Laune.
In WoW widerrum klappt das normale Questen hervorragend. Man merkt eigentlich nichts vom Input-Lag. Ein wenig diffiziler wird es beim Gruppenplay oder bei Raids. Da ist man doch ein wenig mehr in Bewegung und muss seine Rota der Skills besser einhalten, damit alles so klappt wies soll. Hier spürte ich wiederrum den Input-Lag mit der Maus deutlicher, da man nicht einfach so nebenbei sondern hochkonzentrierter an der Sache dran ist. Gott sei Dank waren es eh nur Randomgruppen ... da ist man aus WoW eh gewohnt, dass man immer beschimpft wird, weil man ja so ein Kackboon sei
Besonders schlimm war Dirt Rally. Das ist quasi in der Cloud unspielbar, denn durch die sehr präzise Fahrphysik verzeiht es eben nicht den kleinsten Fehler ... ein bisschen zu spät auf der Bremse oder nicht rechtzeitig ein entsprechendes Lenkmanöver eingesetzt und man fliegt unweigerlich in den Graben. Ist das Steuern mit dem Gamepad bei diesem Spiel ohnehin schon sehr schwierig, ist es mit der Cloud nochmal um eine Ecke schwieriger. ZU schwierig für mich (trotzdem ich ein ehemaliger Motorsportler bin) und leider habe ich keine Lenkrad-Combo ... gerne hätte ich auch dieses Eingabegerät noch getestet aber naja ... man kann nicht alles haben
Auch bei Dirt Rally hatte ich immer wieder Aussetzer des Streams von teilweise bis zu einer Sekunde ... wie bei GTA 5. Also unspielbar.
Competitive:
Vorweg muss ich nochmal betonen, dass ich kein eSportler bin. Ich bin auch kein Hardcore „Ich muss jedes FPS nutzen und jede ms an Eingabegerät optimieren“ Spieler, der Schreikrämpfe kriegt, wenn er nicht gewinnt. Ich spiele PUBG auch nur im Duo mit meinem Buddy. Manchmal gewinnen wir ... manchmal werden wir nur 40er ... Hauptsache es macht Spaß.
Weil wir gerade bei PUBG sind ... mit Shadow ist es kein Spaß. Der Input-Lag wird hier extrem spürbar. Man visiert einen Feind auf mehrere 100m an, der sich natürlich bewegt. Nun ist man es gewohnt, dass man entsprechend seiner Bewegung mitgeht und vorhaltet, damit der Schuss auch sitzt. Während des Spielens mit Shadow konnte ich nicht einen einzigen Treffer landen und DAS lag sicher nicht am mangelnden Skill
Kaum bewegt man die Maus ein paar mm, damit man entsprechend anvisiert, spürt man richtig wie die Bewegung im Spiel „nachzieht“. Instinktiv will man „gegensteuern“ und natürlich zieht auch da die Maus nach und im Endeffekt bekommt man den Gegner nie wirklich ins Visier. In Nahkampfsituationen ist es noch schlimmer. Ein Gegner lief vor mir von Links nach Rechts und als ich seiner Bewegung folgen wollte, war ich auch schon Tod, weil die schnelle Bewegung mit der Maus einfach nicht schnell genug nachkam und ich nie wirklich auf den Gegner selbst, sondern immer ein wenig nach hinten gezielt hatte. Auch der Moment wo ich abdrücke und wo es wirklich zum Schuss kommt ist so stark verzögert, dass ein echtes competitives Spielen unmöglich ist. Gerade mit LTE ist dies erst recht zum vergessen. Muss man schnell ins Auto springen oder in ein Haus flüchten, um Beschuss zu entgehen, wird man garantiert sterben denn die Eingaben brauchen eine Ewigkeit, bis sie ankommen und in der Zwischenzeit ist man schon längst den virtuellen Tod gestorben.
Dasselbe merkte ich noch schlimmer bei Destiny 2. Allgemein spielt sich dieses Spiel ja wesentlich schneller als PUBG und dort trifft man gefühlt gar nichts. Einfach in die Meute reinlaufen und währenddessen Sperrfeuer geben ist da noch die beste Taktik. Man trifft nicht gezielt sondern kann nur hoffen, dass die Streuung der Waffe irgendwas trifft.
Auch Rocket League ist viel zu schnell für das Input-Lag. Sowohl mit Controller, als auch mit Maus/Tastatur kommt man nicht dazu, so zu spielen wie man es gewohnt ist. Oft hat man nur wenige Bruchteile einer Skunde, um zu entscheiden und seine Entscheidung umzusetzen. Durch das dort gefühlt extreme Input-Lag dauert dann aber alles zu lange und man ist eigentlich mehr Mitfahrer, als echter wertvoller Mitspieler. Wenn es sich auch mit dem Controller allgemein „besser“ anfühlte.
Hat Shadow auch irgendetwas positives?
Durchaus. Die Anbindung bei Shadow ist natürlich sehr schnell. Bedingt durch den recht geringen Speicherplatz konnte ich natürlich nicht alle Spiele installieren sondern musste immer wieder löschen und neu laden. Das tat aber nicht sonderlich weh, denn auch ein 90GB Spiel wie Destiny 2 war in kurzer Zeit installiert. Fairerweise sollte man aber dazu sagen, dass man währenddessen nicht spielen sollte. Das ist dann wirklich nicht mehr spaßig
Spaß macht jedoch, dass man so gut wie jedes Spiel auf MAX Einstellungen laufen lassen kann, ohne einen FPS Drop zu merken (wenn mans mit der Auflösung nicht übertreibt natürlich)
Flüssig war wirklich jedes Spiel, wobei wirklich wilde Anforderungen an die Hardware eigentlich auch nur von GTA 5 ausgingen. Doch mit Ausnahme der Aussetzer und des deutlich spürbaren Input-Lags lief es super flüssig auf 60FPS.
Mit dem Controller und einer "festen" VDSL Leitung läuft es auch gefühlt runder, und Controllerspiele lassen sich im Allgemeinen gut spielen. Shadow schreibt zwar eine recht geringe Leitung von zumindest 5MBit vor, doch konnte ich hierbei nicht mehr vernünftig mit 60FPS in meiner gewählten Auflösung spielen. Laut meiner pfSense brauchte der Stream immer um die 30Mbit. Für FullHD sollte dies aber auch mit etwas weniger laufen.
Die Bildqualität empfand ich als sehr positiv. Gerade von Parsec und auch von Steam IHS bin ich, TROTZ Gbit LAN, Artefaktbildung gewohnt (vor allem bei schnellen Bewegungen) ... bei Shadow merkte ich diese nur bei Destiny 2 (da war wohl wirklich zu viel Bling Bling auf einmal)
Mein persönliches Fazit:
So interessant Cloud Gaming auch ist. Es ist nach wie vor noch in den Kinderschuhen und weit weg davon, das Spielen damit auch zu genießen. Es mag günstiger sein, als ein 1.500€ PC ... zumindest in der Anschaffung. Denn rechne ich nach, was ich in meinen 8 Jahre alten Gaming PC investiert habe deckt sich das bei weitem nicht mit einer Ausgabe, die mir 8 Jahre Shadow kosten würden. Die gebrauchte Hardware kann ich wieder verkaufen und heutzutage muss man eigentlich nur noch die GPU regelmäßiger auswechseln, wenn man immer alles auf MAX stehen haben will.
Die Einfachheit, die Shadow mitbringt ist wiederrum interessant. Ist man technisch versiert, denkt man nicht darüber nach, ob man die Zeit in Selbstzusammenbau investieren will ... da macht man es einfach. Ist man das nicht und will einfach nur starten und spielen ist Shadow wiederrum toll. Man muss sich um nichts kümmern sondern einfach nur den Client starten und los legen. Sollte das Versprechen eingehalten werden, dass man immer mit der neusten Hardware versorgt wird, ist das ebenfalls ein großer Pluspunkt ... zumindest was den baulichen Aufwand betrifft.
Das ich komplett unabhängig von meiner eigenen verwendeten Hardware bin (und auch vom OS) ist ebenfalls toll. Ich kann lautlos mit einem kleinen passiven System zocken (wenn Parsec funktioniert wohl sogar mit einem RaspPi) und auch wenn ich Apple User bin, soll mich die Phrase „Auf einem Mac kann man nicht zocken“ nicht weiter interessieren.
Das Zocken mit Maus und Keyboard ist durch den natürlich vorhandenen (und da auch deutlich spürbaren) Input-Lag nicht spaßig, teilweise unmöglich aber durchschnittlich gesehen ärgerlich. Mit dem Controller hatte ich ein besseres Spielgefühl, das dem einer Konsole gleich kommt ... aber wenn man das bevorzugt, kann man sich locker um dasselbe Geld, welches Shadow in einem Jahr kostet eine PS4 Pro oder Xbone X holen. Das ich dann halt nicht immer 60 FPS und nicht immer mega tolle Grafik und keine Modmöglichkeit (Skyrim) habe, muss ich dann akzeptieren.
Als eSportler wird man bestimmt einen weiten Bogen um Shadow machen. Dazu ist es noch nicht „fit“ genug ... doch der geneigte „Vollprofi“ in CS:GO hat ohnehin keine Hemmungen beim Zusammenstellen seiner Hardware und investiert das einfach.
Als Casual Gamer, würde ich auch nicht zu Shadow greifen. Zumindest nicht, wenn ich nicht frustfrei im Umgang mit der Maus bin. Mich persönlich hat schon das hantieren am Desktop teilweise wahnsinnig gemacht, weil es sich einfach anfühlt, als wäre meine Maus kaputt oder als wäre Dreck im Mausball (kleiner Exkurs in die Vergangenheit vor der Zeit der Laserabtastung )
Alles in allem war es für mich dennoch ein interessanter Ausflug in die Welt des Cloud Gamings und zumindest weiß ich jetzt, wie dieses Menü schmeckt. Ist wie Burger King im Vergleich zu einem 5* Restaurant
Man kann es essen, wenn man Hunger hat ... will man es aber genießen, geht man lieber doch ins Restaurant, akzeptiert den teureren Preis fürs Menü und das Service und freut sich über ein erstklassisches Steak, das hervorragend schmeckt.
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