NedFlanders schrieb:
Das stimmt, jedoch sehe ich das nicht als eine Gefahr an, vor der andere Menschen geschützt werden müssten. Gerade wenn es um die Meinungsfreiheit geht, sollte man da nicht leichtfertig löschen und zensieren. Da ist nun mal jeder für sich selbst verantwortlich.
Auch der Meinungsfreiheit sind im GG Grenzen gesetzt, und darüber hinaus geschützt, das weiß auch Facebook. Allerdings weiß Facebook seit der Sache mit Myanmar auch, dass sie eben keine reine Plattform für Meinungsaustausch ist, sondern auch für manche Länder de facto das Internet ist, d.h. sie haben tatsächlich gesellschaftliche Verantwortung zu tragen. Auf Facebook werden nebenbei Dinge geteilt wie Inhalte, Beiträge anderer Leute und oft auch Aussagen getätigt, die schon längst keine Meinung mehr sind. Gerade bei Verschwörungserzählungen/-mythen ist es häufig so, dass die enthaltenen Aussagen und Behauptungen als Tatsachen deklariert werden. Hier grenzen sie sich eindeutig von Meinungen ab, da eine Meinung eben voraussetzt, dass sie, ohne dass man sie ändern muss, falsch sein, revidiert, bestätigt oder widerlegt werden kann - sie ist fakten- und realitätsneutral. Es gibt leider genug Menschen, die leider nicht die hellsten Kerzen auf der Torte sind oder ein Zugriff auf ein Korrektiv fehlt, und basierend auf dem Gelesenen agieren, ich habe Myanmar erwähnt, da hatte das brutale Auswirkungen. Dass diese Verschwörungserzählungen auch bei uns zünden, braucht man nur an diversen Attentätern der Vergangenheit sehen, die sich im Internet genau durch solche Dinge radikalisierten. Demzufolge ergibt es Sinn zumindest die Weiterverteilung solcher Inhalte einzuschränken.
Das ist eben die Kritik, die ich an Facebook & Co. generell habe. Sie sind zum großen Teil für verschiedene Verwerfungen in demokratischen Gesellschaften und auch außerhalb mitverantwortlich, und auch an einer extrem negativen Prägung der Diskussionskultur im Internet, vorwiegend im letzten Jahrzehnt. Sobald man gesellschaftliche Verantwortung trägt, ändern sich nun einmal die Parameter zwischen Gesellschaft und Unternehmen, gerade dort, wo Facebook die dominante, wenn nicht die einzige Plattform ist.
NedFlanders schrieb:
Das Internet hat viel verändert in den letzten Jahren und sicherlich auch die Zunahme an VT. Es sollte nur von beiden Seiten immer geprüft werden, könnte da etwas dran sein an einer Theorie oder nicht? Ich stelle fest, dass die Lager immer weiter auseinander driften. Sowohl gibt es Menschen, die wie schon oben erwähnt alles als eine VT sehen und Menschen, die es schon als VT ansehen wenn Beiträge aus Nicht-Mainsteammedien gepostet werden. Da würde ich mir wünschen (ich weiß, wahrscheinlich wird es dabei bleiben), dass beide Parteien aufeinander zugehen, anstatt sich gegeneinander aufhetzten zu lassen.
Vereine wie GWUP gibt es schon seit Jahren, die befassen sich nur mit Sachen. In der Tat befassen sich Skeptiker sehr intensiv mit Verschwörungstheorien, und oft wissen sie mehr Bescheid über diese als mancher, der bereits daran glaubt. Das Internet hat auch ermöglicht, dass man seine alternative Realität im Baustein-System aus verschiedenen Verschwörungserzählungen zusammengesetzt werden können. Da herrscht heute ungeordneter Synkretismus vor. Das mit den Diskussionen zwischen "beiden Seiten" hat man schon oft versucht in den letzten Jahren, das Problem ist, dass man als Außenstehender, der gute Intentionen hat, schnell in Regionen von False Balance gerät. Sprich: man weist beiden Seiten dasselbe Gewicht zu, vor allem auch dann, wenn es sich um bereits widerlegte Behauptungen und Aussagen handelt. Dabei sind manche Dinge wirklich nicht vereinbar und führen auch nach längeren Diskussionen zu keinem sinnvollen Schluss. Das liegt vordergründig daran, dass Ausschlusskriterien schon vorab vorliegen. Wenn die andere Seite nicht einmal im Ansatz Lex Parsimoniae zulässt, so wie es vielfach der Fall ist, dann ist auch der Versuch einer Annäherung bereits gescheitert bevor er begonnen hat. Der Modus Operandi ist einfach nicht derselbe.
NedFlanders schrieb:
Wir haben fast 8 Milliarden Menschen auf unserem Planeten, genauso viele unterschiedliche Realitäten gibt es.
Ja, aber es gibt nur eine empirische Realität, das, was jeder für sich als Realität davon empfindet, ist oft nur ein vertikaler Abriss. Die eigene Umgebung, das Wissen, Erfahrungen und Vorurteile begrenzen die Größe davon. Aber wenn es um wissenschaftliche Dinge geht, muss man darüber hinausgehen und gibt es feste Grenzen. Da ist die Erde offiziell nicht mehr flach, Evolution real, die Mondlandung fand statt und die Welt in konkurrierende Machtblöcke unterteilt und eine Einigung in oft sehr simplen Angelegenheiten oft ein zäher Kampf.